Arcade Spirits Test (PC): Herziger Romanzen-Simulator mit Plot
Arcade Spirits verpasst euch einen Schuss Romantik gepaart mit einer packenden Story. Während das Spiel eher gemächlich beginnt, könnt ihr nach knapp einer Stunde fast nicht mehr aufhören! Was mich persönlich an Arcade Spirits überzeugt hat, lest ihr hier in diesem Review!
So fängt alles an
Arcade Spirits kommt nur langsam in die Gänge. Ihr erstellt einen Charakter, dürft einen Vornamen, einen Nachnamen und sogar ein Geschlecht (he/she/they) wählen und verpasst der Figur das ideale Aussehen. Ihr spielt einen Pechvogel, und Arcade Spirits beginnt damit, dass eure Hauptfigur den letzten Job verliert. Juniper, die quirlige beste Freundin seit Kindheitstagen und WG-Bewohnerin, hilft euch aber weiter. Ihr könnt Iris, die Künstliche Intelligenz, auf euer Smartphone downloaden – diese App verspricht, das Leben des Benutzers besser zu machen. Iris hilft bei der Jobjagd, bei der Suche nach der wahren Liebe und schreibt ganz nebenbei noch mit, was eine Person so einzigartig macht. Klingt toll, oder?
So kommt eure Hauptfigur relativ rasch zu einem neuen Job im Funplex. Das ist eine alte Arcade-Bude, die sich mehr schlecht als recht über Wasser hält und gegen die große Konkurrenz kaum Land sieht. Nach und nach kennt ihr die Belegschaft des Funplex kennen, da gibt es die süße Technikerin Naomi, den kühlen Buchhalter Gavin und die alte Eigentümerin Francine. Dann gibt es noch die immer wiederkehrenden KundInnen wie Percy, der einen Highscore knacken will, oder die ehrgeizige E-Sportlerin QueenBee. Alle in Arcade Spirits vorkommenden Charaktere haben ihre ganz eigene Hintergrundstory, und die Art, wie sich alles ergibt, hängt dabei direkt oder indirekt von euren Entscheidungen ab. Hier spielt eure KI Iris eine tragende Rolle. Trailer gefällig?
Die Quasi-Hauptrolle in Arcade Spirits: Iris
Die App zeichnet all eure Entscheidungen auf und vergibt so Punkte. Ihr könnt euch in verschiedenen Ranglisten Punkte verdienen, je nachdem, wie ihr antwortet. Es gibt mitfühlende Gesprächsoptionen, es gibt mutige Antworten, aber auch kalkulierend oder nerdig dürft ihr sein. Je öfter ihr euch für eine Option entscheidet, umso höher wird euer Punktestand in dieser jeweiligen Eigenschaft. Während dies in anderen Spielen so hingenommen wird, fügt Arcade Spirits hier einen entscheidenden Punkt hinzu: Bei manchen Situationen könnt ihr euch nur zwischen den Antworten entscheiden, die zu eurer Hauptfigur passen. Das heißt, dass dann eine mutige, klare Ansage gar nicht ausgewählt werden kann, wenn ihr die ganze Zeit nur lieb wart.
Doch nicht nur als trockenes Stück Programm, sondern auch als Figur hat Iris ganz schön viel drauf. Sie hilft euch aus der Klemme, gibt euch Ratschläge, was als Nächstes zu tun ist, und ist generell ein guter Gesprächspartner. Auch, wenn Arcade Spirits im Jahre 20XX spielt, Iris könnt ihr allerdings nicht daten – dafür steht euch der sonstige Cast mit Ausnahme von der alten Francine für jede Romanze offen. Dieser Titel macht es übrigens so wie Dream Daddy Simulator sehr richtig, dass Dating nicht zwingend schockierend oder peinlich sein muss. Hier wird mit viel Feingefühl und Humor an die Sache herangegangen, und Geschlechterrollen werden augenzwinkernd über Bord geworfen. Es hängt alles davon ab, wie ihr euch entscheidet.
Ihr spielt, und spielt, und spielt
Arcade Spirits hat eine Spieldauer von etwa drei Stunden, es ist also grade recht für einen oder zwei Abende. Doch was dieser Titel so gut macht, ist die Geschichte des Spiels. Es geht darum, dass ihr eine kleine Arcade-Spielhalle zu großem Glanz verhelfen möchtet. Das funktioniert auch größtenteils ganz gut, und der Plot teilt sich die Spielzeit mit den Romanzen etwa gleichauf. Diese Balance ist sehr gut und ausgewogen, doch die Story wartet noch mit zwei, drei großen Wendungen auf. Sie betreffen nicht nur einzelne Charaktere, sondern bisweilen auch alle zusammen – und hier ist Arcade Spirits ein ganz großer Wurf gelungen. Es macht einfach Laune, mit diesen Figuren zu spielen, und man möchte nicht eher aufhören, bevor das Ende erreicht ist.
Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, das Spiel erneut zu starten. Eventuell möchtet ihr sogar die Steam-Errungenschaften sammeln – sehr fordernd ist dies nicht, wie gesagt, ihr müsst euch dann nur an den richtigen Stellen anders entscheiden. Das zeichnet Arcade Spirits ebenso aus, ihr braucht keine geschickten Hände oder sonstige Fähigkeiten. Wenn ihr lesen könnt, könnt ihr diesen Titel spielen. Auch, wenn ich eine Pause machte, in Wahrheit wollte ich sofort wissen, wie es weiter geht. Wenn ihr euch also ZockerIn nennt und nur ein bisschen Emotion für alte Arcade-Geräte aufbringt, so müsst ihr Arcade Spirits fast gespielt haben. Dieses Spiel verbindet Romantik-Simulation und eine packende Story derart mühelos, dass es Spaß macht.
Die Technik von Arcade Spirits
Von der Steuerung her ist hier nicht viel zu sagen. Ihr habt keinerlei Zeitdruck, und ihr könnt mit Maus und Keyboard das gesamte Spiel bedienen. Es gilt nur, alle Optionen durchzulesen, bevor ihr euch entscheidet. Richtig witzig wird es dann, wenn ihr Arcade Spirits so spielt, wie es Iris vorschlägt: Spontan und ohne daran zu denken, welche Werte sich durch welche Antworten erhöhen. Auf Wunsch könnt ihr diese Indikatoren verbergen, und das kann ich nur empfehlen. Manchmal wird die KI euch trotzdem Tipps geben, etwa welche Spielfigur besser zu eurer passt und warum dies so ist. Arcade Spirits wird auch durch die liebevoll gestalteten Artworks richtig gut, da gibt es für jeden etwas zu sehen. Dennoch bleibt alles jugendfrei, keine Sorge!
Der Sound ist etwas, bei dem noch ein bisschen Luft nach oben ist. Manche Passagen sind voll vertont, was ich super finde – andere wiederum werden nur von kurzen Effekten wie „Aha“ oder „Awwww“ untermalt. Ein wenig mehr Konsistenz hätte ich mir hier schon gewünscht, aber ein Dealbreaker ist das beileibe nicht. Ganz wie in Detroit: Become Human (okay, vielleicht nicht ganz so ausführlich) nimmt auch die Story in Arcade Spirits die eine oder andere Wendung. Je nachdem, wie ihr euch entscheidet, könnt ihr zu verschiedenen Enden gelangen. Das sorgt in gewisser Weise schon für einen Wiederspielwert, den ich anfangs nicht erwartet hätte. Man merkt tatsächlich zu jeder Zeit, dass Arcade Spirits mit viel Passion kreiert wurde.
Fazit zu Arcade Spirits: Eine echte Überraschung
Viel wollte ich ja nicht erwarten, als ich Arcade Spirits via Steam heruntergeladen hatte. Gerade, wenn man in einer Romance-Sim alles und jeden daten kann, bin ich immer skeptisch, was die Qualität angeht. Doch dieser Titel schafft es mühelos, die ProtagonistInnen geschmackvoll und zu jeder Zeit glaubwürdig zu porträtieren. Nicht nur das, auch die Geschichte rund um die Charaktere ist so gut geschrieben, dass man eigentlich immer wissen will, wie es weiter geht. Vieles ist vorhersehbar, doch manchmal trügt auch der erste Schein – die Balance ist extrem gut getroffen. Was vielleicht gegen Arcade Spirits spricht, ist die mit knapp drei Stunden etwas kurze Spieldauer. Dafür steht der Wiederspielwert, den ich so nicht auf dem Radar hatte.
Wenn ihr nun geschmacklose und deftige Flirtereien erwartet, muss ich euch enttäuschen. Arcade Spirits schafft es vor allem anderen, die Gefühle sämtlicher TeilnehmerInnen so zugänglich und nachvollziehbar wie nur möglich zu machen. Ob es nun Verliebtheit, Depression, ein Morgen nach einer durchzechten Nacht oder einfach nur die Angst vor einem wichtigen Gespräch ist: Arcade Spirits fühlt sich an, als wäre es nahezu real. Wenn ihr diesen Titel nur wegen den Romanzen spielen möchtet, kann ich ihn euch empfehlen. Spielt ihr allerdings mit dem Gedanken, euch Arcade Spirits wegen der Story und einiger nerdiger Referenzen zuzulegen, dann bleibt es nicht nur bei einer Empfehlung – dann muss ich es euch wärmstens ans Herz legen!