Archos Diamond Alpha im Test: Selfie-Spezialist
Mit dem Archos Diamond Alpha will der französische Hersteller mit einem guten Mittelklasse-Gerät Weihnachten erobern. Das Datenblatt liest sich ausgezeichnet – doch kann auch die Software mithalten? Lest hier das Review! Hier geht es zur offiziellen Website.
Der erste Eindruck
Beim Auspacken des Archos Diamond Alpha fiel mir das wertige Chassis sofort auf. Da auf dem Postweg im November eine gewisse Kälte herrscht, fühlte sich auch das Metallgehäuse sehr kühl an. Nach wenigen Minuten in einem normal beheizten Raum fühlte sich auch das Smartphone deutlich besser an. Die Größe des Archos Diamond Alpha fühlt sich ebenso passend an, so sind die Abmessungen gemeinsam mit dem Gewicht schwer in Ordnung.
Auf der rechten Seite des Geräts sind die Lautstärkeregelung sowie der Standby-Knopf angebracht. Eine 3,5 mm-Klinke ist auf der Oberkante, und ein USB-C-Port ist auf der Unterkante verbaut. Abgesehen davon glänzt das Archos Diamond Alpha durch Simplizität: Einzig auf der Rückseite ist noch etwas los. Die Dual-Kamera benötigt ihren Platz, ein Blitz ist mit von der Partie und der Fingerabdrucksensor prangt mittig auf der Rückseite des Smartphones.
Beim ersten Einschalten werdet ihr mit den üblichen Android-Einstellungen vertraut gemacht. Google-Konto aktivieren, WLAN suchen – hier erwartet Smartphone-Geübte wahrlich nichts Neues. Habt ihr die Einrichtung vorgenommen, wird empfohlen, noch ein paar Minuten zu warten, bis auch der erste Index geschrieben ist – in der Regel könnt ihr aber schon sofort mit der Nutzung loslegen. Was euch im Archos Diamond Alpha erwartet, zeigt die Hardware!
Das Datenblatt
Das Archos Diamond Alpha hakt alle Hardware-Anforderungen mit Bravour ab. Da wäre zunächst ein Bildschirm, der mit Full HD-Auflösung (1920×1080) aufwartet und 5,2 Zoll (13,21 cm) Bildschirmdiagonale misst. Weiters steht dem Android-Gerät ein Achtkernprozessor, ein Snapdragon 652, zur Verfügung. Eine Dual-Kamera auf der Rückseite mit jeweils 13 Megapixeln Auflösung ist ebenso mit von der Partie. Eine Linse nimmt die Schwarz-Weiß-Information auf, die andere die Farbe.
Selfies hingegen werden wunderprächtig, denn mit einem 16 Megapixel-Sensor bleiben hier keine Wünsche offen. 4 GB Arbeitsspeicher sorgen für einen reibungslosen Programmablauf, und ein Fingerabdruck-Sensor ist auf der Rückseite verbaut worden. Ihr seht also schon: Obwohl das Archos Diamond Alpha bereits um 400 Euro zu haben ist, spielt es von den Daten her in der Oberliga mit. Allerdings heißt es hier aufpassen:
Im Oktober 2017 hat Archos eine verbesserte Version des Diamond Alpha nachgelegt, namentlich das Diamond Alpha+. Während das Gehäuse gleich geblieben ist, wurden am Prozessor (Snapdragon 653), Arbeitsspeicher (6 GB) sowie an der Rückkamera (ebenso 13 Megapixel Auflösung, aber verbesserter Sensor) gefeilt. Beide Geräte werden von einem Akku am Leben gehalten, der knapp 3.000 mAh fasst. Dieses Gerät, das hier getestet wird, ist allerdings das originale Diamond Alpha!
In der Praxis
Archos hat sich für dieses Gerät mit Nubia (ehemals eine Marke von ZTE) zusammengetan. Das bedeutet, dass nicht nur die Hardware, sondern auch das Betriebssystem von Nubia bereitgestellt wurde. Die Oberfläche ist nicht überall wirklich bedienerfreundlich, manchmal muss man schon ein wenig suchen. Zudem wirkt die visuelle Gestaltung etwas knallig – Google wollte davon mit dem eigenen Design eher weg. Für expressive Typen mag der Untertitel „be yourself“ geschaffen sein, Gewöhnungssache ist es allemal.
Bei alltäglichen Aufgaben schlägt sich das Archos Diamond Alpha hervorragend, das darf man aber auch von einem Mittelklasse-Smartphone im Jahre 2017 auch erwarten. Der Fingerabdrucksensor verrichtet seine Aufgabe problemlos und ohne Verzögerung – da kommt Freude beim Entsperren auf! Spannender wird das Ganze allerdings beim Spielen oder sonstigen rechenintensiven Anwendungen. Das Gehäuse erwärmt sich relativ rasch, und zwar genau auf der Höhe des Fingerabdrucksensors. Ob das lange gut geht?
Darüber hinaus ist bei Spielen bemerkenswert, dass der Ton nicht immer klar rüberkommt. Es scheint, als wären die Lautsprecher etwas auf der blechernen Seite – und das bei gerade mal halber Lautstärke. Direktvergleiche mit anderen Smartphones zeigten, dass der Ton teilweise verzerrt wirkt. Ebenfalls erwähnenswert ist die LED am unteren Ende des Bildschirms. Wer sich mit dem roten Auge so gar nicht anfreunden kann, wird hier Pech haben. Zum Glück ist sie nur im aktiven Zustand eingeschaltet, um so den Home-Button anzuzeigen.
Mehr Licht, bitte!
Archos positioniert das Diamond Alpha als gelungene Alternative zu den höherpreisigen Geräten, so viel ist klar. Beim Kamera-Test kann das Smartphone bei Selfies sogar richtig vorlegen, denn die schiere Menge an Megapixeln (16 an der Zahl!) erreicht kein anderes Gerät. Somit empfiehlt sich das Archos Diamond Alpha klarerweise an die Generation, die nur allzu gerne Selfies verschickt.
Bei der Rückkamera hingegen muss ich vermelden, dass die Bildqualität ordentlich leidet. Hier scheint es egal, wie beleuchtet oder auch nicht die Motive sind – die Qualität hat mich teils bitter enttäuscht. Zwar passt die Anzahl der Megapixel, doch irgendetwas verfälscht die Bilder enorm. Gerade bei Bildern mit vielen Farben (denkt an etwas Selbstgestricktes mit Muster) lässt das Archos Diamond Alpha einige Punkte liegen.
Heraus kommen verwaschene Fotos, die weder dem Dual-Kamera-System noch den versprochenen 13 Megapixeln gerecht werden. Ob dies nun an den Sensoren selbst oder aber an der Software im Hintergrund liegt, lässt sich ohne Weiteres nicht sagen. Ich persönlich finde es schade, dass sogar ein iPhone 6 (mittlerweile auch schon dreieinhalb Jahre alt) weitaus bessere und farbgetreuere Bilder schießt.
Was sonst noch auffällt
Bei den Filtern der Kamera-App hat sich Archos gemeinsam mit Nubia richtig ausgetobt. Da gibt es einen Langzeitbelichtungsmodus, die Option, zwei Fotos übereinander zu legen, Zeitlupen, Panorama, Makro-Kamera und noch vieles mehr. Schade jedoch, dass die Ergebnisse zumeist bestenfalls im Durchschnitt liegen. Ebenfalls durchschnittlich ist der verbaute Vibrationsmotor, der sich so anfühlt, als hätte man ein Smartphone aus dem Jahre 2014 in der Hand. Genauso retro ist der Klang, der beim ersten Einschalten ertönt. Muss ein vier Sekunden langer Ton wirklich sein?
Die Android-Version ist im Dezember 2017 auf 6.0.1 festgelegt. Das ist echt bitter, wenn man bedenkt, dass Archos eigentlich Zugriff auf viel aktuellere Versionen hätte. So entschied sich der französische Hersteller für ein zwei Jahre altes Betriebssystem. Dass es dann für ein Update auf Android 7 oder 8 sehr schlecht aussieht, kann sich an dieser Stelle wohl jeder denken. Das ist nicht nur schade, sondern unverantwortlich, zudem die Sicherheitspatch-Ebene ebenfalls seit Juli 2017 nicht mehr angerührt wurde.
Mit 64 GB verbautem Speicher ist genügend Platz für Apps und Medien vorhanden. Der Speicher reagiert rasch und kann auch große Installationen ohne Probleme rasch abschließen. Die Akkulaufzeit im Standby ist beim Archos Diamond Alpha sehr gut gelungen. Ihr kommt nicht nur problemlos durch den Tag, die Software unterscheidet auch zwischen Hardware- und Software-Stromverbrauch. Wenig überraschend ist es aber stets die Hardware, die etwa drei Viertel des Gesamtbedarfs ausmacht.
Archos Diamond Alpha: Ein Fall für Selfie-Leute
Es hätte so schön werden können: Das Datenblatt des Smartphones zeigt, was Fans wollen. Als echter Handschmeichler angepriesen kann das Diamond Alpha tatsächlich durch seine Haptik überzeugen. Auch die Akkulaufzeit vermag zu überraschend, da im Standby das Gerät kaum an Akkulaufzeit verliert. Die Nubia 4.0-Nutzeroberfläche ist zwar Geschmackssache, versucht aber einige Probleme zu lösen und schafft das teilweise sogar auch. Ganz unkompliziert ist die Bedienung jedoch nicht.
Im Alltag schlägt sich das Diamond Alpha ziemlich gut – tägliche Aufgaben werden problemlos erledigt. Bei fordernden Spielen oder Anwendungen werden die Grenzen des Smartphones aufgezeigt, was aber dem Prozessor geschuldet ist. Gleichzeitig kann die Rückkamera den hohen Erwartungen, die vom Datenblatt herrühren, nicht entsprechen. Zu verwaschen sind die Bilder, und manch ein Endergebnis in wichtigen Augenblicken kann sogar frustrieren. Da täuscht leider auch ein hochwertiges Gehäuse nicht darüber hinweg.
Alles in allem kann man das Diamond Alpha Hardcore-Fans empfehlen und Leuten, die mehr Selfies schießen als reguläre Fotografien. Durch die 16 Megapixel-Kamera an der Front lässt das Smartphone hier keine Wünsche offen. Das IPS-Display erfüllt seinen Zweck und liefert jederzeit ein amsehnliches Bild. Wenn ihr nicht allzu hohe Erwartungen in Sachen Aktualität der Software habt und auf Selfies steht, könnte das Diamond Alpha durchaus etwas für euch sein! Alle anderen sehen sich um eine Alternative in der selben Preisklasse um die 400 Euro um.