Der Pandemie Simulator 2020? The Division 2: Warlords of New York im Test
Dass mit Warlords of New York, ein neues Expansion Pack für The Division 2 inmitten der aktuellen Corona Pandemie erscheint, kann man jetzt wie eine zynische Faust aufs Auge wahrnehmen. Oder man freut sich einfach nur über die neuen Inhalte, so wie ich. Welche genau das sind und ob ein Kauf neue und alte Division AgentInnen gleichermaßen ins Boot holt, lest ihr in meinem Test.
The Division 2: Warlords of New York – darum gehts:
Für alle, die kurz einen Wrap-up brauchen: Ein diabolischer Bio-Chemiker namens Dr. Gordon Amherst verbreitete im ersten Teil von The Division am Black Friday mittels kontaminierten Geldscheinen in New York einen Virus, der schon bald die Welt in den Abgrund stürzte.
Die Regierung brach zusammen, doch bevor das passierte wurde noch kurz Direktive 51 initiiert. Dadurch aktivierte der Präsident die erste Welle an Schläfer-AgentInnen der Strategic Homeland Division – kurz: The Division – die gemeinsam mit dem JTF einer Task Force aus Militär, Polizei und anderen Exekutivorganen den Karren aus der Kacke ziehen sollten.
Doch nicht nur das Virus wütete unkontrolliert. Kriminielle aus Riker’s Island fluteten infolge eines Massenausbruchs die Straßen des Big Apple und zogen marodierend und plündernd umher. Zu diesen gesellten sich dann auch noch fanatische Feuerwehrmänner und -frauen. Diese selbsternannten Cleaners glaubten wortwörtlich sich mit Feuer gegen die Dollar-Grippe zur Wehr setzen zu können und alles verbrennen zu müssen, was nur in Ansätzen mit dem grünen Gift in Kontakt gekommen war.
Das JTF war mit dieser Lage völlig überfordert, gab den Kampf bald auf und überließ nicht nur Manhattan sondern auch die erste Welle der Division sich selbst, woraufhin die meisten der AgentInnen abtrünnig wurden und selbst daran arbeiteten, die JTF und die Regierung der USA für den Verrat an Ihnen büßen zu lassen.
Einer von diesen verratenen AgentInnen der First Wave war Aaron Keener. Wie sich im Verlauf des Year 1 Contents von The Division 2 herausstellte, übergab Keener den gekidnappten russischen Virologen Vitaly Tchernenko, einen Bekannten von Dr. Gordon Amherst und daher wichtigsten Mann im Kampf gegen das Green Poison an die ominöse Söldnerorganisation Black Tusk. Bevor er das tat, zwang er Tchernenko allerdings noch, eine mutierte Variante des Dollar-Grippevirus herzustellen.
Außerdem scharte Keener zu dieser Zeit vier weitere abtrünnige Division AgentInnen um sich, die ihm halfen, Lower Manhattan, die Rikers und die Cleaners unter seine Kontrolle zu bringen. Nun, da Keener seine Dominosteine sorgfältig in Reih und Glied positioniert hat, steht er kurz davor, seinen Masterplan aufgehen zu lassen.
Davon sollt ihr als 2nd Wave Division-AgentInnen ihn natürlich abhalten, doch um euch an Fersen von Head Honcho Keener haften zu können, gilt es zuerst, seine vier Warlords in New York zu jagen und so die Welt vor einer weiteren Viruspandemie zu bewahren.
Gebt der Community, was sie will!
The Division 2 war bei Release wohl eines der Vorzeigeprojekte in Sachen Service-Games. Da Massive Entertainment auf die Kritik der Fans hinsichtlich Teil 1 hörte, gelang dem post-pandemischen Loot Shooter ein sehr erfolgreicher Start und es war durchaus viel geboten. Dies änderte sich jedoch über die Monate.
Trotz der mit dem Year 1 Pass nach und nach hereintröpfelnden Story-Episoden, die SpielerInnen zuerst in den Manning National Zoo, auf Expeditionen ins Kenly College, in die DARPA Labors und Anlagen des Pentagon und zuletzt in den Vergnügungspark nach Coney Island führten, verloren die AgentInnen das Interesse, den Kampf gegen das Green Poison fortzusetzen.
Der PvP Modus Conflict konnte nie als lange motivierender Modus zünden, der Raid am Washingtoner Flughafen bot keine lange Endgame-Motivation und das Loot System war sehr undurchsichtig und teils ermüdend in seiner Funktionsweise.
Sogar Massives Content Manager musste zugeben, dass er verstehen könne, wenn die Leute eine Pause bei The Division 2 einlegen würden, riet sogar dazu, denn er musste eingestehen, dass das Studio die Inhalte nicht so schnell produzieren könne, wie die Leute sie konsumierten.
Aus diesem Grund wiederholten die SchwedInnen im September vergangenen Jahres ein Event, das sich schon bei The Division 1 als sehr Früchte tragend herausstellte: Man holte die Community ins Studio und erarbeitete mit Ihnen Verbesserungen, die das Spiel zu dem machen sollten, das sich die SpielerInnen wünschten.
Redundante Schein-Freiheit
Das Expansion Pack Warlords of New York soll es nun richten und die SpielerInnen wieder ins Spiel holen. Aber was bekommen die AgentInnen geboten? Nun zu allererst einmal neue Story Missionen. In Summe bietet Warlords of New York mit seinen fünf Haupt- und acht Nebenmissionen eine Spielzeit von knapp sechs bis acht Stunden.
Wie die Menschenjagd auf Aaron Keener dabei angegangen wird, sprich welchen der Warlords man wann ins Visier nimmt, das ist den SpielerInnen selbst überlassen. Erwähnen möchte ich hierbei aber, dass dieses System eher aufgesetzt wirkt und eher eine Art vorgegaukelte Freiheit ist.
Es macht nämlich spielerisch keinen Unterschied. Weder kommt man Keener schneller auf die Schliche, wenn man diesen oder jenen Rogue Agent zuerst angeht, noch bietet die Jagd auf die einzelnen Abtrünnigen irgendeine andere Vorgehensweise. Alle laufen nach dem selben Prinzip ab: 1.) Geh zur ersten Spur und stelle fest, dass der entsprechende Unterboss schon wieder weg ist. 2.) Frag danach im Safehouse des jeweiligen Bezirks nach einer Spur. 3.) Ballere dich durch einen Levelschlauch mit Feindwellen 4.) Leg den Boss.
Fairerweise muss man sagen, dass die Bossfights in Warlords of New York allerdings sehr gelungen sind. Gewisse Mechaniken, die die Fights anspruchsvoller machen, wie beispielsweise sich wechselnd aktivierende Miniguns, die ihr gegen James Dragov und seine zwei schwergepanzerten Leibwächter einsetzen müsst, bringen Abwechslung in die Bossfights.
Zudem setzen alle Warlords, die ja auch SHD AgentInnen jeweils einen Skill gegen euch ein, die ihr im Anschluss natürlich in euer Repertoire übernehmen könnt. Der Hacker Theo Parnell versucht euch beispielsweise mit Aggro-ziehenden Holo-Attrappen zu verwirren und Javier Kajika schmeißt euch andauernd elektrische Schock-Fallen in den Weg.
In Summe ist die Kampagne nett inszeniert und bietet zum Schluss einen kleinen Twist, bleibt aber großteils erneut eher durchschnittlich in seiner Erzählweise
The Division 2: Warlords of New York – die Spielwelt:
Die neue Spielumgebung kann hingegen ziemlich punkten. Lower Manhattan ist im Vergleich zu Washington D.C. mit seinen Wolkenkratzern nicht nur architektonisch anders, sondern hat auch noch andere Eigenheiten zu bieten. Beispielsweise verwandelte sich der Battery Park dank einer Flut in eine sumpfige Landschaft und in Two Bridges kenterte ein riesengroßer Öltanker, der nun den Cleaners als neue Basis dient. Insgesamt vier Bezirke bietet der untere Zipfel von Manhattan
Trotz dieser erfrischenden Ruinenromantik New Yorks hat sich aber in Sachen Aktivitäten nichts getan. Immer noch befreit ihr Geiseln, übernehmt feindliche Radiotürme, verhindert Hinrichtungen und so weiter. Hier hätte Massive Warlords of New York wenigstens eine oder zwei neue Open-World-Aktivitäten spendieren können.
Title Update 8 – Lernen von Diablo 3:
Mit Warlords of New York hält auch das Title Update 8 Einzug in The Division 2. Dies erhöht nicht nur das Level Cap auf 40 sondern sorgt auch nach Erreichen desselben für weiteres Leveln. Ähnlich wie die Paragon Stufen in Diablo 3, bietet euch The Division 2 ab Level Cap die Möglichkeit, Werte wie Genauigkeit, Rüstung, Widerstände oder Ähnliches mit jedem weiteren Levelaufstieg leicht zu steigern. In insgesamt vier Kategorien mit je vier Unterkategorien dürft ihr die Punkte verteilen.
Das Herzstück des Title-Update 8 stellt aber das Loot-System 2.0 dar. Hier hat Massive wirklich tolle Arbeit geleistet. Nicht nur wird das Looten viel übersichtlicher sondern auch der Rekalibrierungs-Vorgang, indem ihr einen Stat eines Items auf ein anderes übertragt wurde vereinfacht. Zerlegt ihr nämlich an der Rekalibrierungs-Station jetzt ein Ausrüstungsteil, wandert der extrahierte Wert in eine Library. Von dort aus könnt ihr einmal eingelesene Werte auf x-beliebig viele Items übertragen.
Das Looten wurde generell effektiver gestaltet, da alle Aufgaben und Missionen mittlerweile Angaben über sogenanntes Targeted Loot. Sprich, wenn ihr einen Rucksack eines bestimmten Herstellers oder eine bestimmte Waffe sucht um euren Build zu perfektionieren, könnt ihr einfach die Karte nach der entsprechenden Aktivität durchsuchen. Apropos „Prefektionieren“: Loot 2.0 zeigt euch auch sehr übersichtlich an, wie ein Gegenstand gerollt ist. Warlords of New York verführt damit zur extrem motivierenden Jagd auf God-Rolls.
Auch Seasons gibt es nun. Hier könnt ihr in zeitlich begrenzten Events bis zu 100 Levels aufsteigen, mit denen ihr immer wieder Belohnungen wie Cosmetics, benannte Waffen oder Ähnliches freischaltet. Hier führt Massive allerdings auch eine Zweiklassen-Gesellschaft ein, denn es gibt einen Free-Track und einen kostenpflichtigen Premium-Track, sprich zahlende AgentInnen erhalten die doppelte Anzahl an Rewards.
The Divison 2: Warlords of New York hat also einige Features des Title Update 8 bei Diablo 3 abgekupfert. Das macht aber nichts, denn warum sollte man ein gutes System nicht einfach kopieren?
Division 2: Warlords of New York - Das Fazit:
„It’s up to you New York, New York“, sang Frank Sinatra einst. Im Bezug auf das Expansion Pack Warlords of New York für The Division 2 sollte er damit recht behalten. Massive hat erneut gezeigt, wie alle davon profitieren, wenn man bei der Spieleentwicklung auf die ZockerInnen hört und ihnen das gibt, was sie verlangen. Außerdem kann es auch nicht schaden, sich gute Ideen beim Mitbewerb abzuschauen.
Die Story-Kampagne um den abtrünnigen Aaron Keener ist zwar nicht unbedingt sehr lange oder gar unheimlich aufregend erzählt, aber sie beschert zumindest ein paar Stunden Kurzweil. Klar gibt es Sachen, die Massive bei Warlords of New York noch besser hätte machen können, aber alles in allem lohnt sich die Erweiterung, für die Ubisoft gerne 30 Euro hätte. Features wie beispielsweise das erhöhte Level-Cap, die SHD Levels oder die neue Spielwelt sind wirklich ein Grund zu The Division 2 zurückzukehren. Abschließend nochmal ein Zitat von Frank Sinatra, denn es fasst meine kommenden Wochen in The Division 2 sehr gut zusammen: „I wanna to wake up, in a city that doesn’t sleep, and find I’m king of the hill, top of the heap.“