Day of the Tentacle Remastered (PC) im Test

von Marianne Kräuter 27.03.2016

Day of the Tentacle galt, als es 1993 erschien, zu Recht als eines der besten Point-and-Click-Adventures und genießt bis heute bei vielen Genre-LiebhaberInnen Kultstatus. Ich habe die seit ein paar Tagen erhältliche Remastered-Version getestet und verrate euch, ob das Spiel auch nach 23 Jahren ohne rosarote Nostalgiebrille betrachtet, etwas taugt.

Mutierter Tentakel erobert die Welt

Einer der beiden Tentakel, die sich der verrückte Wissenschaftler Dr. Fred als Haustiere erschaffen hat, trinkt aus dem giftigen Abwasserfluss, der aus Dr. Freds Labor kommt, woraufhin ihm zwei Ärmchen wachsen. Durch diese Mutation größenwahnsinnig geworden, will Purpur-Tentakel die Weltherrschaft an sich reißen. Grün-Tentakel wendet sich verzweifelt an seine FreundInnen, den Physik-Geek Bernard, den Heavy-Metal-Roady Hoagie und die abgedrehte Medizinstudentin Laverne, die ihm sogleich zur Hilfe eilen. Die drei machen sich auf zum Haus des verrückten Wissenschaftlers und sollen mit der Zeitmaschine des Doktors 24 Stunden in die Vergangenheit reisen, um die Mutation von Purpur-Tentakel zu verhindern. Leider funktioniert die bis dahin ungetestete Maschine nicht nach Plan und die drei FreundInnen werden getrennt. Bernard bleibt bei Dr. Fred in der Gegenwart, Hoagie landet 200 Jahre in der Vergangenheit, wo er unter anderem Benjamin Franklin und George Washington begegnet, und Laverne wird 200 Jahre in die Zukunft befördert, in der Tentakel die Weltherrschaft übernommen haben und Menschen in Zwingern gehalten werden. Ziel ist es, alle Charaktere wieder in die Gegenwart zu bringen und den ursprünglichen Auftrag auszuführen.

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Teils logisch, teils absurd

Um dieses Ziel zu erreichen, wechselt man zwischen den drei Charakteren hin und her und löst jeweils in deren Zeit Rätsel, sodass sie nützliche Gegenstände erhalten oder Geschehnisse in der Zukunft verändern. Dies funktioniert in gewohnter Point-and-Click-Manier: wir bewegen unseren Charakter dorthin, wo wir mit der linken Maustaste klicken und mit der rechten Maustaste öffnen wir das Interaktionsmenü. Zusätzlich gibt es für jeden Charakter ein Inventar, in dem Gegenstände verwahrt und kombiniert werden können. So skurril wie die Handlung sind auch manche Rätsel, wodurch man einiges an Geduld für dieses Spiel mitbringen sollte, möchte man alles alleine schaffen, und keinen Lösungsguide zu Rate ziehen. Ein in der Idee sehr guter, aber umständlich umgesetzter Spielmechanismus ist, dass sich die Charaktere durch die zur Zeitmaschine umfunktionierten Dixi-Klos kleinere Gegenstände zuschicken können. Durch die absurd erscheinende Lösung mancher Rätsel, schickt man öfters wahllos Gegenstände zwischen den Charakteren hin und her und probiert alle möglichen und unmöglichen Lösungsansätze. Dabei nervt etwas, dass man nur einen Gegenstand auf einmal schicken kann. Das bedeutet: Gegenstand ins Klo spülen, Charakter wechseln, Gegenstand nehmen, Charakter wechseln, nächsten Gegenstand schicken, usw.

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Witze ohne Bärte

Völlig ohne Tadel hingegen ist das spritzige Writing: Aus den oberen Absätzen kann man schon heraus lesen, dass eines der wichtigsten Merkmale von Day of the Tentacle die humorvolle Handlung ist. Die aberwitzige Geschichte wird noch durch allerlei Situationskomik, Slapstick-Einlagen und Wortwitzen gewürzt, über die man öfter herzlich lachen kann. Auch der schräge Comicstil, die detailreichen Hintergründe und die liebevollen Charakteranimationen tragen zum lockeren, lustigen Gefühl des Spiels bei.

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In neuen Kleidern

An Handlung und Inhalt des Spiels hat sich im Vergleich zum Original kaum etwas geändert. Lediglich eine Konzeptentwürfe-Galerie und ein Audiokommentar der EntwicklerInnen ist hinzugekommen. Neu hingegen erstrahlt die Grafik, die Frame für Frame neu gezeichnet wurde und nun in schönem HD vorliegt, wodurch der schräge Comicstil voll zur Geltung kommt. Auch der Soundtrack und die vertonten Dialoge sind erstmals in nicht komprimierter Form zu hören. Sehr gut ist die englische Fassung, die nicht nur schauspielerisch stimmig vorgetragen wird, sondern in der auch unterschiedliche Akzente den Figuren zusätzlichen Charakter verleihen. Es gibt auch eine deutsche Sprachausgabe, in der die meisten Charaktere allerdings sehr gelangweilt klingen. Hardcorefans können, falls gewünscht, das Spiel auch in der Originalfassung mit Grafik und Interface von 1993 durchspielen.

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Fazit

Abgesehen von kleinen Extras und der verbesserten Grafik hebt sich Day of the Tentacle Remastered nicht vom Original ab, was es aber auch gar nicht nötig hat, schließlich wirken Geschichte, Dialoge und Witze kein bisschen altbacken. Wer wie ich zu jung ist, um das Original gespielt zu haben, und genügend Geduld für schräge Knobelein mitbringt oder diesen Klassiker der Videospielgeschichte in schönerer Optik und mit besserem Klang nochmal erleben möchte, greift zu.

Wertung: 8.5 Pixel

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