Fair vor Flair: Fairphone 2 im Test

von Mandi 26.12.2016

Die Mission des Unternehmens Fairphone ist klar. Ethik und Modularität sollen beim Fairphone 2 klar im Vordergrund stehen, keine Leute sollen ausgenutzt werden. Auch der Planet wird so wenig wie möglich belastet. Können über 111.000 KundInnen irren? Lest hier das Review!

Über das Unternehmen Fairphone

Das Ziel von Fairphone ist es, den Markt für faire Produkte zu öffnen. So sollen ethische Werte an erster Stelle stehen und ein Bewusstsein dafür geschafft werden. Das Unternehmen Fairphone bekam den Blauen Engel aufgrund der geringen elektromagnetischen Strahlung, der Langlebigkeit des Produkts sowie seiner Recycling-Programme.

Da passt die jüngst erfolgte Auszeichnung mit dem Blauen Engel wie die Faust aufs Auge. Weiters wird bei Herstellung eines Fairphone 2 besonders auf Fairness geachtet. Es sollen in Zukunft keine ArbeiterInnen geprellt oder dem Planeten geschadet werden. Auf der offiziellen Website könnt ihr mehr über das Unternehmen erfahren!

Die technischen Daten des Fairphone 2

Preis: 525 Euro
Gewicht: 168 Gramm
Maße: 143 x 73 x 11 mm
Anzeigegröße: 5 Zoll
Auflösung: Full HD (1920 x 1080 Pixel), 446 ppi
Glas: Gorilla Glas 3 (0,7 mm dick)
Display-Typ: LCD TFT/IPS
Digitalkamera: 8 Megapixel mit LED-Blitz
Betriebssystem: Android 5.1 Lollipop
Prozessor: Vierkernprozessor @2,26 GHz (Qualcomm Krait 400), 2 GB RAM
Grafikprozessor: Qualcomm Adreno 330 GPU @578 MHz
Interner Speicher: 32 GB, erweiterbar um bis zu 64 GB
Anschlüsse: Audio 3,5 mm, Micro-B USB 2.0
Akku: Lithium-Ionen-Akku 9,2 Wh (2420 mAh), wechselbar

Das Fairphone 2 hat ein wechselbares Rück-Cover spendiert bekommen. Das gibt euch die Möglichkeit, den Look eures Smartphones jederzeit anzupassen. Vier Farben werden erhältlich sein: Indigo, Türkis, Korallrot und Weiß. Andere Geräte können schwer oder gar nicht von euch repariert werden, das Fairphone 2 hingegen schon. Darauf hat das Unternehmen Wert gelegt, und man merkt dies auch.

Weitere Komponenten-Upgrades, die durch die modulare Bauweise des Fairphone 2 ermöglicht werden, stehen als nächstes auf Fairphones Agenda. Beginnen wollen die NiederländerInnen mit dem Kameramodul. Kann es also sein, dass Fairphone jenes Unternehmen wird, das Googles eingestellten Traum von Project Ara tatsächlich erfüllen wird? Die Zeit wird es zeigen, und wir sollten es auf jeden Fall im Auge behalten.

Quelle: Fairphone

Der erste Eindruck

Das Fairphone 2 kam mit einem korallroten Back-Cover zu uns. Nach dem ersten Zusammenbau und der Inbetriebnahme begrüßte uns sogleich der gewohnte Android-Einrichtungs-Manager. So weit, so gut – man merkt sofort, dass hier tatsächlich vieles modular aufgebaut ist. Der Akku ist tauschbar, die Backcover – das wirkt ganz gut. Schnell den Rahmen von vorne und den Deckel von hinten aufgesteckt, und das Fairphone 2 ist einsatzbereit.

Hardwareseitig habt ihr die üblichen Verdächtigen an den üblichen Stellen. Die Oberkante ist von der 3,5 mm-Klinkenbuchse und einem Noise-Cancelling-Mikrofon dominiert. Linkerhand findet ihr die Lautstärkeregelung, unten den Micro-USB-Connector. An der rechten Kante gibt es die Standbytaste sowie einen eigenen Kameraknopf. Hinten findet ihr dann noch die 8 Megapixel-Kamera, einen Fingerabdrucksensor gibt es nicht.

Das Fairphone 2 gibt sich kantig und gleichzeitig weicher als gedacht. Mit seinen 11 Millimetern Dicke gehört das Gerät bestimmt nicht zur Kategorie Dünnphone. Fasst ihr das Smartphone allerdings etwas harscher oder fester an, bemerkt ihr an manchen Stellen ein Nachgeben. Das ist der Nachteil an Modularität, ihr könnt nicht erwarten, dass es keinerlei Spaltmaße oder Spielraum gibt.

Die Software und der Skin

Vorinstalliert ist Android 5.1 Lollipop. Dieses Betriebssystem ist mittlerweile über zwei Jahre alt, doch das Fairphone 2 reiht sich nahtlos in die Android-Riege ein. Mit 5. Dezember 2016 war die Verbreitung von Android 5.x ganze 34 % aller Android-Geräte. Mittlerweile ist Android 7.1.1 Nougat erhältlich, allerdings nur für ausgewählte Hardware…

UserInnen können sich hier aber nur schwer ein Bild der Sache machen. Fairphone vertreibt nämlich ein eigenes Fairphone OS mit der Versionsnummer 1.10.1 (zum 24.12.2016). Ein wenig Recherche in den Einstellungen des Fairphone 2 offenbart dann die Sicherheitspatch-Ebene zum 5.12.2016 – brav! Wir dürfen gespannt bleiben, ob das auch so bleibt, derzeit deuten alle Zeichen darauf hin.

Quelle: developer.android.com

Der Skin ist dahingehend optimiert, dass ihr alles ein wenig leichter lesen könnt. Die Menüpunkte und die Schriften werden etwas größer als gewöhnlich angezeigt, und auch sonst spielt es Usability pur. Wenn ihr neue Apps installiert, gibt es beispielsweise einen eigenen Privatsphären-Checker. Er klopft die App auf sinnvoll vergebene Berechtigungen ab und informiert euch bei Auffälligkeiten.

Das Fairphone 2 ist gut

Im Alltagsbetrieb gibt sich das Fairphone 2 keine Blöße. Wischt ihr einmal nach rechts, zeigt euch das Smartphone eure zuletzt verwendet und am häufigsten benutzten Kontakte an. Wischt ihr einmal nach links, könnt ihr die zuletzt und meistverwendeten Apps rasch öffnen. Aber auch der gewohnte Punkt „Alle Apps“ wartet dort auf euch, ihr kommt also schnell da hin, wo ihr wollt.

Die Vibration ist kurz und satt, der Ton laut und klar, und der Screen ist klasse. Die Helligkeit adaptiert sich gut zur Umgebung, und die Schärfe und Farbtreue sind ebenfalls außergewöhnlich hoch. Mit Gorilla Glass 3 sollten auch Stürze dem Screen keinen Abbruch tun – in meiner Normalnutzung richtete ich beim Fairphone 2 keinen Schaden an.

Abgesehen von grafisch fordernden Spielen wie etwa Flick Kick 17 gab es nichts, was das Gerät ins Schwitzen brachte. Die Akkulaufzeit ist ebenfalls schwer in Ordnung, zwischen einen und eineinhalb Tagen hielt das Smartphone immer durch. Die Kamera muss wegen der „nur“ acht Megapixel etwas Kritik einstecken – bei nicht optimalen Bildverhältnissen entsteht rasch Körnung.

Quelle: Fairphone

Dual-SIM und andere Goodies

Ein großes Feature des Fairphone 2 ist die Dual-SIM-Funktion. Mit einem Dual-Standbymodul (DSDS) könnt ihr so unter zwei Nummern zur gleichen Zeit erreichbar sein. Wenn ihr allerdings gerade mit einer Nummer telefoniert, wird die andere als besetzt gewertet . Zumindest habt ihr dann einen Anruf in Abwesenheit auf eurem Smartphone.

Ebenfalls mit von der Partie ist die Möglichkeit, eine microSD-Karte einzusetzen. Mit SDHC/SDXC/UHS-Support könnt ihr den Speicherplatz mühelos erweitern. Bis zu 64 GB zusätzlich könnt ihr so gewinnen, das ist wie immer ein kostengünstiger Weg. Was die Performance angeht, hängt es von eurer Karte ab. Ihr müsst halt nur, so wie damals, euer Gerät kurz zerlegen und die Karte physisch einsetzen.

Neben den bereits angesprochenen Sicherheitsfeatures (regelmäßige Updates und den Berechtigungschecker) hat das Fairphone mehr zu bieten. Dies schlägt sich in vorinstallierten Apps nieder, eine eigene Benachrichtigungs-App bietet beispielsweise einen raschen Überblick. Die Amaze-App gibt euch Zugriff auf das Dateisystem, und die iFixit-App hilft euch bei Reparaturen. Keine Bloatware, sondern tatsächliche Hilfe – so sollte es immer sein!

Quelle: Fairphone

Fazit: Fair und gut genug

Aus Performance-Sicht kann man nur den Hut vor dem Fairphone 2 ziehen. Die Alltagsfeatures funktionieren flüssig und einwandfrei, Ladezeiten treten kaum auf und das Teil tut seine Arbeit schnell. Einzig unter Volllast bei manchen Spielen treten Mikroruckler auf, was aber nur die Hardcore-GamerInnen stört. Nutzt ihr solche Apps, wird der Bereich zwischen Kamera und Fairphone-Logo auf der Rückseite unangenehm warm.

Ein wenig gibt das Fairphone 2 nach, das liegt an der Modularität. Alles ist austauschbar, und daher ist nichts ganz fest verbaut. Die Fotos sind bei ausreichender Belichtung in Ordnung, und all die üblichen Checkboxen werden mühelos abgehakt. Die Akkulaufzeit ist gut, der Speicher ist erweiterbar und ihr könnt zwei SIM-Karten parallel verwenden. Das Display ist klasse und der Klang ist lautstark. Doch dies sind nicht die Gründe, warum ihr euch für ein Fairphone 2 entscheidet.

Für 530 Euro kann das Fairphone 2 euch gehören. Die Geräte werden laut Website ab 31. Mai 2017 geliefert. Wollt ihr nicht so lange warten, könnt ihr euch bei T-Mobile (Österreich), 1&1, Greenstars, Vireo und Mobilcom (Deutschland) eines vorher besorgen. Ihr könnt euch sogar Ersatzteile für dieses Smartphone bestellen, wenn etwas in die Binsen gehen sollte. Damit nicht genug, ihr tut unserer Umwelt und der Branche auch etwas Gutes! Wenn ihr also ein starkes moralisches Gewissen habt, könnt ihr hier bedenkenlos zugreifen. Es ist das einzige faire Smartphone seiner Art, und sogar ein ziemlich gutes!

Wertung: 8.5 Pixel

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[…] können andere Hersteller wie beispielsweise Fairphone besser. Klar, sie bieten ihre Geräte auch zu einem völlig anderen Preispunkt an – das ist […]