So war das Guns n’ Roses-Konzert in Wien
Nicht in diesem Leben! So lautete die Antwort von Frontmann Axl Rose auf die Frage, ob es jemals eine Reunion der 25 Jahre lang zerstrittenen Originalbesetzung von Guns n’ Roses geben werde. Nicht in diesem Leben (Not in this Lifetime) lautet nun auch der selbstironische Titel eben dieser Zusammenkunft. Axl, Slash, Duff und Dizzy wollen es noch einmal wissen, und Touren mit Guns n’ Roses quer durch Europa. Am 10. Juli haben die Alt-Rocker auch in Wien Halt gemacht, und das Happel-Oval in ein lebendiges Bravo-Poster der 90er verwandelt.
Alterserscheinungen und ewige Jugend
Natürlich gehen 25 Jahre nicht einfach Spurlos vorüber. Außer an Slash vielleicht. Der Gitarren-Virtuose sieht weitestgehend unverändert aus, und entlockt seiner Gibson Les Paul immer noch die aberwitzigsten Riffs der Rockgeschichte. Frontmann Axl hingegen sieht und merkt man sein exzessives Rockerleben deutlich an. Seine marathon-artigen Bühnen-Work-outs von einst sind gediegenem Geschunkel und einem gefühlten Duzend Outfit-Wechsel gewichen. In Würde gealtert ist Duff McKagan, der wie eine Mischung aus Sting und David Bovie aussieht, und weiterhin für die tiefen Töne und Background-Vokals zuständig ist.
Anfangs pfui, später hui
Was anfangs noch im dumpfen Einheitsbrei und einer schwachen Soundstage zu verkommen drohte, wurde gegen Mitte des Konzertes zu dem, worauf Fans seit einer gefühlten Ewigkeit gewartet hatten. Ein stimmlich voll präsenter Axl Rose konnte in der zweiten Hälfte des Konzertes seine Fans überzeugen, als die Tontechniker die richtigen Schieberegler endlich gefunden haben dürften.
Greatest Hits von Use your Illusion bis Chinese Democracy
Zwischen Hits wie Sweet Child O’ Mine und November Rain fügten sich Interpretationen von Soundgardens Black Hole Sun, und Pink Floyds Wish You Were Here geschmeidig ein. Spätestens bei Knocking on Heavens Door war die Masse aus Neu-Hipstern und Alt-Rockern im Happel-Stadion dann endlich auf Hard-Rock Temperatur gekommen, und das trotz des teilweise strömenden Regens. Slash hielt die Menge während der gesamten Dauer des Konzertes mit meisterhaften Soli bei Laune, und wechselte lediglich seine Gitarren durch. Axl Rose hingegen verdrückte sich zwischenzeitlich immer wieder von der Bühne, um dann mit frischem Hut und T-Shirt wieder zu erscheinen.
Fazit zum Guns n’ Roses-Konzert in Wien
Als die drei Stunden mit Paradise City und Patience dann ihren krönenden Abschluss fanden, hatte ich gemischte Gefühle in mir. Einerseits Enttäuschung darüber, dass die erste Hälfte des Konzertes getrost als verpatzt bezeichnet werden konnte. Andererseits Begeisterung darüber, am Ende doch noch einmal die echten Guns n’ Roses live erlebt zu haben. Die Tage, in denen Axl, Slash und Co. ein actiongeladenes Gesamtkunstwerk aus Schweiß und harten Klängen formten, mögen vorbei sein. Eine würdige Reminiszenz an die 90er vermochten Guns n’ Roses aber dennoch abzuliefern.