HDR ist da, aber wo bleibt der HDR Gaming-PC?
KonsolenSpielerInnen sind mit XBox One S und PS4 Pro bereits im HDR-Zeitalter angekommen. Vorausgesetzt natürlich, sie können auch einen entsprechenden HDR-TV ihr Eigen nennen. Aber was ist eigentlich mit dem guten, alten PC? Waren es nicht immer wir PC-SpielerInnen, die als erste von neuen Trends und Technologien profitieren durften? Wo bleibt der erste HDR Gaming-PC?
Konsolen stechen PCs aus
In der Theorie klingt das alles erst einmal sehr einfach. PS4 Pro via HDMI 2.0-Kabel an den passenden TV gestöpselt, Pro-Patch zum Spiel meiner Wahl installiert, und los geht’s! ExpertInnen wie KonsumentInnen sind sich darüber einig, dass High Dynamic Range wesentlich mehr zum Spielerlebnis beiträgt, als die höhere Auflösung von UHD gegenüber Full-HD bewirkt. Und dabei ist noch nicht einmal recht viel mehr Rechenleistung nötig, um die höhere Leuchtkraft aus Spielen heraus zu kitzeln. Genaugenommen haben die meisten Spiele-Engines seit Half Life 2 bereits alles, was man braucht, um höhere Kontrastraten zu berechnen.
Softwareseitig bereits gelöst
Dieser Fake-HDR-Effekt wird sichtbar, wenn man beispielsweise einen dunklen Raum verlässt, um einen lichtdurchfluteten Hof zu betreten. Dann simuliert die Engine einen Überstrahl-Effekt, der die verzögerte Kontraktion unserer Pupillen simulieren soll. Dahinter steckt nichts anderes, als HDR. Der Farbraum des Spiels wird bereits mit genaueren Helligkeitsinformationen erzeugt, und dann wieder zu einem SDR-Bild für gängige Monitore zusammengedampft.
Dann wäre es doch supereinfach!
Einfach einen HDR-Monitor gekauft, und der Spaß kann beginnen. Leider steckt der Teufel im Detail. Während KonsolenherstellerInnen ihre Hard- und Software sehr genau aufeinander abstimmen können, müssen PC-EntwicklerInnen eine Vielzahl von Faktoren berücksichtigen. Welche Grafikkarte ist verbaut? Mit welchem Kabel wird das Signal zum Monitor übertragen? Was kann der Monitor hinterm Kabel überhaupt darstellen? Hinter dem Buzzword HDR verstecken sich leider, wie so oft, unzählige verschiedene, und teils inkompatible Standards: Dolby Vision und HDR10 sind nur die wichtigsten beiden. Während der Farbraum in HDR10 einfach mit 10 anstatt der üblichen 8 Bit pro Kanal kodiert wird, sind es bei Dolby Vision sogar 12. Damit lassen sich über 4 Milliarden, statt der gängigen 16 Millionen Farbtöne kodieren.
HDR Gaming-PC in Lauerstellung
Die realistischsten Chancen auf eine rasche Unterstützung von HDR haben meines Erachtens derzeit Gaming-Labtops. Die klobigen Kisten sind zwar weniger beliebt und verbreitet, als ihre stationären Geschwister, aber sie haben einen entscheidenden Vorteil: Grafikkarte, Kabel und Monitor bilden in ihnen eine Einheit, die HerstellerInnen voll und ganz aufeinander abstimmen können. Doch erst, wenn ein marktreifes Produkt zu haben ist, werden die Spiele-EntwicklerInnen ihre Games mit entsprechenden HDR-Patches versehen. Das Henne-Ei-Problem lähmt den PC, und hat den Konsolen einen entscheidenden Vorteil verschafft.
Es bleibt abzuwarten, wie hoch die Adaptionsrate von HDR im Consumer-Bereich ausfallen wird. Labtop-Hersteller wie MSI befinden sich sicher in Lauerstellung, um ihre ersten HDR-Fähigen Geräte auf den Markt zu bringen. Doch vorher sollen die Konsolen einmal die Drecksarbeit erledigen, was bisher immer dem PC vorbehalten blieb!