HUAWEI FreeClip Test: Freiheit für eure Ohren mit Kompromissen
Etwas exotischer, aber dafür umso angenehmer: Die HUAWEI FreeClip lassen eure Ohren atmen. Was können die Kirschen-Ohrhörer?
Über die HUAWEI FreeClip
Der Hersteller beschreibt auf der offiziellen Website genau, worum es sich bei den HUAWEI FreeClip handelt. Hier werden einige Dinge, wie etwa das völlig neue C-bridge-Design sowie das branchenweit erste Open-Ear-Audioprodukt mit Smart Wear Detection-Technologie und langer Akkulaufzeit vereint. Das Produkt selbst sieht ein wenig aus wie eine Kirsche, denn der Aufbau ist so gestaltet, dass ihr die beiden Ohrhörer an euer Ohr steckt. Die Clips bestehen aus drei Hauptmerkmalen: ein bohnenförmiges Element, das kugelförmige Akustikelement und das C-bridge Design als Verbindung. Das bohnenförmige Element sorgt für Halt und passt sich an die Krümmungen und unterschiedlichen Formen des menschlichen Ohrs an.
Dieses C-bridge-Design dient sowohl als Clip als auch als Anschluss für die Ohrhörer, um den Tragekomfort in allen Bereichen zu verbessern. Zusammen sorgen die Elemente für einen sicheren, ergonomischen Sitz, der auch beim Tragen über mehrere Stunden ein angenehmes Gefühl gewährleistet. Damit nicht genug, ein Dual-Magnet-Treiber soll für umfassenden Klang sorgen und bei Anrufen durch Hintergrundgeräusch-Reduzierung die eigene Stimme klarer hervorheben. Am besten ist dieses neue Produkt für all jene geeignet, die die technischen Stärken und das Hörerlebnis von modernen True-Wireless-Ohrhörern mit einem Open-Ear Design und einer besseren Umgebungswahrnehmung vereinen möchten. Diesen Aspekten widmen wir uns im Test – packen wir die HUAWEI FreeClip doch erst einmal aus!
Der erste Eindruck
Viel gibt es nicht zu sehen: Das Ladecase hat seinen obligatorischen Knopf zum Bluetooth-Pairing, und nach dem Öffnen habt ihr beide Clips in den Händen. Was nun? Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich beim Auspacken einen Schnellstart-Guide gesucht habe. Denn wenn man diese Ohrhörer noch nie in Aktion gesehen hat: Wie setzt man sie überhaupt auf oder ein? Dabei hilft natürlich auch die HUAWEI AI Life-App, die für die Konfiguration der HUAWEI FreeClip zuständig ist. Auch, wenn die Ohrhörer etwas fremdartig wirken, nach etwa vier bis fünf Anläufen schafft ihr den Prozess sogar einhändig. Dabei gilt es, das kugelförmige Akustikelement in Richtung eures Gehörgangs zu bugsieren und dann das bohnenförmige Element als Befestigung am Ohr direkt zu verwenden. Die C-Bridge hilft dabei, das Ohr dann im Alltag zu entlasten.
Wenn ihr die beiden Hörer dann an den Ohren habt, ist das Gefühl beim allerersten Mal seltsam. Das vernachlässigbare Gewicht ähnelt größeren Ohrringen, und je nach Passung sehen die HUAWEI FreeClip dann auch so aus. Befestigt ihr sie aber nicht unten beim Ohrläppchen, sondern eher mittig oder gar oben, bekommen die Ohrhörer optisch dann einen Touch eines Piercings oder Hörgeräts. Während das für Umstehende auffällig aussehen kann, ändert das nichts am Tragegefühl: Sehr dezent und mit überraschend gutem Sitz haften die Buds dann genau dort, wo ihr sie hinhaben wolltet. Selbst bei einem Training im Fitnesscenter oder Laufsport können sie ihren Platz gut halten – das Einzige, worauf es beim Tragen zu verzichten gilt, sind klarerweise Aktivitäten mit Impacts wie etwa Kopfbällen oder Kontaktsportarten. Wie steht es um die Konfiguration der Geräte?
Über die HUAWEI AI Life-App
Gleich vorweg: Notwendig ist diese App nicht, aber sie wird aus gutem Grund empfohlen. Denn einerseits könnt ihr damit ein Tutorial ansehen, wie ihr die HUAWEI FreeClip richtig auf- und einsetzt. Andererseits dürft ihr mit der HUAWEI AI Life-App auch ein paar Dinge einstellen, ohne großen Zeitaufwand. Also schnell die App installiert und losgelegt, dank QR-Code in der Schnellanleitung funktioniert dies ohne große Suche oder Ähnlichem. Nach der Installation fegt ihr dann auch schon durch die Optionen, die euch die Software bietet. Dazu gehören die typischen Smart Device-Dinge wie das Aktualisieren der Firmware (im Februar 2024 war HarmonyOS 4.0.0.146 aktuell), das Einsehen des derzeitigen Akkustands und unter Android auch das Verbindungscenter.
Neben einem bevorzugten Gerät zur Verbindung gibt es aber auch einen Equalizer. Anders als bei anderen Produkten gibt es hier allerdings nur vier Voreinstellungen (Standard, Erhöhen, Höhenverstärker und Stimmen) ohne jegliche Möglichkeit zum Selber-Kreativ-Werden. Dafür dürft ihr die Gesten anpassen, was passiert, wenn ihr die Earbuds doppelt oder dreifach antippt. Neben Wiedergabe/Pause stehen euch dann auch die Optionen Nächster Titel, Vorheriger Titel, Sprachassistenten aktivieren (nur beim Doppeltipp) oder Keine Aktion zur Verfügung. Mittels Gerät finden könnt ihr die HUAWEI FreeClip piepsen lassen, und in den Einstellungen lässt sich auch ein Niedrige Audiolatenz-Modus fürs Gaming aktivieren. Klasse!
So klingen die HUAWEI FreeClip
Viel mehr gibt es zur Konfiguration und Einstellungsmöglichkeit dieser Ohrhörer nicht zu sagen, also wenden wir uns nun dem Erlebnis bezüglich des Sounds zu. Hier muss aber ein großes Sternchen gesetzt werden: Das hängt nämlich vollkommen davon ab, wie ihr dieses Produkt an euren Ohren befestigt. Allgemein betrachtet kann man festhalten, dass die HUAWEI FreeClip durch ihre offene Bauweise perfekt für eine Art „Transparenzmodus“ geeignet sind. Damit meine ich die Möglichkeit, eurem Alltag einen Soundtrack in niedriger Lautstärke hinzuzufügen, ohne dass ihr Gefahr lauft, etwas in der Umgebung zu überhören. Da die Earbuds auch zum Telefonieren verwendet werden können, geht das alles Hand in Hand. Je nach Ohrform gibt es einige Möglichkeiten, wie ihr die Buds befestigt, und die Klangqualität hängt vollkommen davon ab.
Bei mir ist es etwa so, dass ich die Ohrhörer entweder unten über dem Ohrläppchen oder relativ mittig befestigen kann. Ersteres sorgt für volleren Klang und einen geringeren Transparenz-Effekt, Zweiteres war gerade im Bürosetting, wo ich mich oft mit anderen auszutauschen habe, wesentlich zielführender. Ihr dürft also kein Klangwunder erwarten, da je nach Befestigung mal mehr und mal weniger Details zu hören sind. Hier wäre ein Testsample in der HUAWEI AI Life-App echt cool, der würde vor allem Neulingen auf der Suche nach dem passenden Fit enorm weiterhelfen. So oder so, der Equalizer in der App ist eher homöopathisch zu sehen – selbst mit für Musikgenuss optimaler Befestigung waren die Unterschiede nur in ganz speziell dafür zugeschnittenen Titeln in ruhiger Umgebung zu bemerken. Gerade mit Umgebungsgeräuschen verliert sich das augenblicklich.
Das Tragen im Alltag
Wir haben also nun festgestellt, dass der Klang nicht mit Earbuds und schon gar nicht mit abdichtenden In-Ear-Buds (möglicherweise mit ANC, also der Umgebungsgeräuschunterdrückung) mithalten kann. Das ist der offenen Bauweise geschuldet, ganz klar, und kann für manch Interessierte einen Nachteil darstellen. Zudem ist die Steuerung mit Dreifachtippen unter „hit and miss“ zu verbuchen: Im Testzeitraum habe ich es nicht verlässlich geschafft, einen Titel zurückzuspringen. Dazu müsste ich nämlich zwei Mal hintereinander einen Dreifachtipp hinbekommen – der erste bringt euch zum Anfang des aktuellen Titels, der zweite einen Titel zurück -, und das war mir selbst mit Übung nicht immer möglich. Aber keine Sorge, dafür bringen die HUAWEI FreeClip ganz andere Vorteile mit, und auf diese gehe ich jetzt ein. Der erste Punkt, der Tragekomfort, ist geradezu überwältigend.
Denn während man in einem Büro sich zwischen den Übeln „abdichtendes In-Ear-Produkt“ oder „möglicherweise drückender Bügel am Kopf“ entscheiden muss, lassen sich die HUAWEI FreeClip mühelos so lange tragen, bis sie leer sind. Man denkt gar nicht darüber nach, ob man sie jetzt trägt, weil sie nach wenigen Minuten gefühlt am Ohr verschwinden, so gering ist ihr Gewicht. Dazu kommt, dass die Umgebung selbst bei 60 % der Lautstärke nichts oder nur ganz wenig von eurer Musik oder euren Gesprächen mitbekommt, das grenzt auch fast an Voodoo. Dazu kommt die überragende Ausdauer der Ohrhörer, pro Akkuladung könnt ihr mit bis zu acht Stunden Musikwiedergabe rechnen. Selbst im Office-Setting mit Telefonaten waren fünf bis sechs Stunden Laufzeit jederzeit drin, und zudem gibt es den Niedrige Audiolatenz-Modus für Spiele. Das ist einfach wunderbar!
Die Technik der HUAWEI FreeClip
Ein Blick auf das offizielle Datenblatt verrät, dass es sich bei diesen Ohrhörern um absolute Stromspar-Weltmeister handelt. Die Vermutung liegt aufgrund der Bauweise und der angesprochenen Akkulaufzeit nahe, aber die Daten lügen nicht: Gerade mal 55 mAh fasst so ein Kopfhörer, und das Ladecase fasst etwa 510 mAh. Dieses wird mittels USB-C-Kabel mit Strom versorgt, aber auch kabelloses Aufladen via Qi wird unterstützt. Zwei Watt ist dabei die Höchstgrenze, das reicht vollkommen für diese Earbuds aus. In etwa zwei Stunden ist alles voll geladen, gesetzt dem Fall, dass ihr leere Earbuds und ein leeres Case vor euch habt. Danach ist das Ladecase für über drei volle Ladungen gut, hier kommt ihr also eine Weile auch ganz ohne Steckdose oder Powerbank aus.
Die Staub- und Wasserbeständigkeit wird mit IP54-Zertifizierung angegeben, das bedeutet, ihr könnt die Ohrhörer auch im Regen verwenden. Untertauchen solltet ihr sie aber tunlichst nicht, und das Ladecase hat absolut keine Chance bei Wasser. Wie vorhin angesprochen gibt es Touch-sensitive Oberflächen bei den HUAWEI FreeClip, diese sind dafür verantwortlich, dass ihr die Steuerung mittels Doppel- und Dreifachtipp vornehmen könnt. Eine Lautstärkeregelung gibt es dabei aber nicht: Dazu müsst ihr zu eurem Smartphone greifen. Auch interessant zu wissen ist, dass es keine festgelegte Links-Rechts-Zuordnung gibt. Smart Wear Detection sorgt dafür, dass ihr jeden Ohrhörer beliebig links oder rechts einsetzen könnt – die getragene Seite wird automatisch erkannt. Die Abmessungen eines Ohrhörers betragen 26,77 x 22 x 25,3 mm, die des Ladecase 59,77 x 52,95 x 27,35 mm.
Das Fazit: Andersartig, aber bemerkenswert
Ich persönlich habe mich auf die HUAWEI FreeClip gefreut, da ich im Büro gerne Gerätschaften besitze, die mir das Leben angenehmer machen. Der extrem hohe Tragekomfort ist ein Punkt, der durchaus für eine Anschaffung spricht. Denn hier drückt nichts und steckt nichts im Ohr, und so vergisst man schon mal, dass man die Ohrhörer am Ohr trägt. Dazu kommt, dass eure Umgebung selbst bei höheren Lautstärken wenig bis gar nichts vom Gehörten mitbekommt. Das war nämlich meine Befürchtung Nummer eins, und diese Sorgen sind wie weggeblasen. Neben der hohen Ausdauer ist dann auch noch der Niedrige Audiolatenz-Modus fürs Gaming hervorzuheben, eine äußerst willkommene Ergänzung bei den Modi. Ihr seht, es spricht schon einiges für dieses neuartige Produkt, aber natürlich hat es als Peripherie-Gerät der ersten Generation auch seine Schattenseiten.
Während das Weglassen einer Lautstärkeregelung an den Hörern selbst bestenfalls verwunderlich ist, so ist die unzuverlässige Steuerung via Dreifachtippen ein No-Go. Dazu gesellt sich, dass die Soundqualität extrem abhängig davon ist, wie ihr die Ohrhörer gerade tragt – ob das so massentauglich ist? Damit einher geht, dass der Equalizer in der App eigentlich sinnfrei ist: Er bietet vier Auswahlen, die sich auf Höhen konzentrieren und sich kaum voneinander unterscheiden. Das mag zwar Augenauswischerei sein, aber die verbaute Technik ist es nicht. Denn man darf nicht vergessen, dass die HUAWEI FreeClip die erste Generation der Open-Ear-Audiotechnologie darstellen. Das wird in Zukunft nur noch besser werden! Stand heute ist es aber so, dass das Aussehen dieser Ohrhörer fremdartig ist und es Vor- und Nachteile gibt. Ob euch dieses Experiment 199,- Euro wert ist?