Mega Man 6 (Wii U) im Test!
Wir schreiben das Jahr 1994, und Mega Man 6 betritt die Bühne. Ihr seid zwischen voller Action, einem hohen Schwierigkeitsgrad und purer Retrografik gefangen, also nichts wie ran an den Blaster!
Mega Man, der Protagonist in Blau, hat sich in den ersten Jahren seines Heldendaseins nicht wirklich gewandelt. Auch in Ableger Nummer sechs hat Mega Man noch nicht allzu viele Aktionen drauf, und so müsst ihr die erste Stage mit nichts als eurem Blaster bestreiten. Dass mit Mega Man 6 wohl eines der kniffligsten Jump ’n’ Runs auf euch wartet, wird nirgends betont, aber ihr kommt schnell von selbst darauf.
Ihr dürft euch eine von acht Stages aussuchen, die ihr in Angriff nehmt. Mega Man kann laufen, springen und kurz in eine Richtung rutschen, mehr hat der blecherne Held nicht drauf. Auch der Anfangsblaster ist etwas lasch, so könnt ihr entweder in ziemlich rascher Folge kleine Kugeln abfeuern oder durch das Gedrückthalten der Schusstaste einen großen Schuss abgeben, der etwa dreimal so viel Schaden anrichtet wie ein Schnellschuss.
Die Bosse wurden bezeichnend gestaltet und bekamen auch die passenden Namen verpasst. So erwarten euch der Flame Man, der Blizzard Man, der Plant Man, der Tomahawk Man, der Yamato Man, der Knight Man, der Centaur Man und der Wind Man, bevor ihr euch dem fiesen Mr. X stellen könnt, der euch von Anfang an an der Nase herumführt. Doch bis ihr dem Fiesling zeigen dürft, wo der Hammer hängt, vergeht viel Zeit und ihr werdet oft das Zeitliche segnen. Sehr oft.
Tödliche Präzision
Gleich vorweg: Wenn ihr euch die falsche Stage zum falschen Zeitpunkt aussucht, habt ihr so gut wie keine Chance, diese siegreich zu bestehen. Nicht nur die Bossgegner, sondern auch die Levels an sich sind knüppelhart und verzeihen keine Fehler. Gut, dass in Mega Man 6 das Passwortsystem ein Wiedersehen feiert, dank dessen ihr nach jedem geschafften (oder verlorenen) Kampf in gewisser Weise speichern könnt. Ja, ihr müsst euch tatsächlich das Passwort mit Zettel und Stift notieren.
Grafisch sowie soundtechnisch ist Mega Man 6 bestimmt nicht gut gealtert, doch deswegen spielt auch niemand einen Retro-Arcade-Titel. Worauf es wirklich ankommt, sind blitzschnelle Reflexe, der absolute Willen, nur noch eine Stage zu meistern, und die Geduld, jeden einzelnen Gegner eingehend zu studieren. Hier ist es von Vorteil, dass es in Mega Man 6 anders als bei etwa Super Mario-Titeln kein Zeitlimit gibt, ihr könnt euch also viel Zeit beim Versuch-und-Irrtum-Spiel lassen.
Es dauert eine Weile, bis ihr euch an das Spiel gewöhnt habt, und wer erwartet, hier einfach mal ein paar Minuten verbringen zu können, ohne im Minutentakt geröstet, durchbohrt oder gesprengt zu werden, ist schief gewickelt. Mega Man 6 verlangt auch den geschicktesten SpielerInnen alles ab und treibt GelegenheitspielerInnen binnen kurzer Zeit garantiert zur Weißglut. Mega Man 6 ist nämlich nicht immer ganz fair zu euch, und dafür gibt es ein paar Gründe.
Hart, härter, Mega Man 6
Werdet ihr getroffen, blinkt Mega Man kurz (die klassische Unverwundbarkeit nach dem Schlag), aber nur wirklich kurz. Passt ihr nicht auf, treibt euch ein einzelner Gegner so geschickt in die Ecke, dass ihr gerade noch mit halbem Leben aus dem Fight kommt, wenn überhaupt. Auch die Aufladung eures Blasters ist dahin, sobald ihr einen Treffer einstecken müsst; das war in den Vorgängern weitestgehend anders und ein wenig freundlicher gehalten.
Doch wenn ihr erst einmal eine Stage geschafft habt, oh, die Freude! Ihr prügelt nicht nur den Bossgegner platt, sondern erhaltet auch noch dessen Waffe, deren Spezialangriff ihr fortan einsetzen könnt. Wie vorhin angesprochen ist Mega Man 6 ziemlich linear gehalten, und wenn ihr nicht die richtige Reihenfolge erwischt, habt ihr nur wenig Chance, das Ende oder zumindest das Endlevel von Mega Man 6 zu sehen. Daher erlaube ich mir, euch hier eine kleine Hilfestellung zu geben.
Walkthrough gefällig?
Beginnt am besten mit Flame Man. Dessen Untergebene sind leicht durchschaubar und stellen spätestens nach dem dritten Durchgang keine Herausforderung mehr dar. Auch die Sprünge sind fair gesetzt, und mit Geschick schafft ihr sogar ein oder zwei Leben auf die Habenseite. Flame Man selbst ist etwas schwieriger zu besiegen, da er verschiedene Angriffe besitzt und seine Reichweite stark variieren kann. Sobald ihr ihn gelegt habt, bekommt ihr seinen Flame Blast. Endlich.
Damit geht ihr klarerweise zum Blizzard Man, der euren Flammenangriffen nur wenig entgegenzusetzen hat. Mit der Blizzard Attack friert ihr den Plant Man ein, dessen Plant Barrier perfekt gegen die Angriffe des Tomahawk Man schützt. Habt ihr dessen Silver Tomahawks an euch gerissen, geht ihr damit dem Yamato Man (oder Möchtegern-Samurai) auf den Keks. Er ist schnell, aber ihr seid hoffentlich schneller und auch ein kleines bisschen glücklicher. Der Yamato Spear ist die Belohnung.
Dessen Stärke und Reichweite bringen euch einen Vorteil gegenüber dem Centaur Man, den ihr gnadenlos einsetzt. Mit dessen Knight-Crush-Attacke könnt ihr dem Wind Man die Luft zum Atmen rauben, und dann heißt es ab in die Endstage. Diese neunte Stufe verdient das Prädikat „besonders höllisch“, aber mehr ist dazu nicht zu sagen. Falls ihr euch auf der Suche nach einer Herausforderung befindet: In Mega Man 6 habt ihr bestimmt etwas zu knacken, das euch stundenlang an den Bildschirm fesselt!
Fazit: Harte Schale, harter Kern
Mega Man 6 ist technisch bestimmt nicht gut gealtert und sieht sogar auf dem GamePad schon sehr altbacken aus. Die Sprungmechanismen sind aber nach wie vor klasse, und für einen Ausflug in die Geschichte von Jump ’n’ Runs mit Shooter-Einlagen ist Mega Man 6 richtig stark. Wenn ihr aber spaßige Sprung-Action für zwischendurch sucht, ist von diesem Titel stark abzuraten, denn so wie ein Dark Souls II für die aktuellen Konsolen Nerven zieht, so tat es Mega Man 6 damals und kann es auch heute noch.