Minecraft: Story Mode Episode 1 – 5 (PS4) im Test

von David Kolb-Zgaga 07.04.2016

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Sowohl Minecraft, als auch Telltale Titel durften sich in den letzten Jahren großer Beliebtheit erfreuen. Millionen von Spielen konnten verkauft werden und die eine oder andere Game-of-the-Year-Auszeichnung durfte gefeiert werden. Warum mich jedoch Minecraft: Story Mode nicht gänzlich überzeugen konnte, erfahrt ihr im Test.

Kennste eines, kennste alle!

Wer die letzten vier Jahre nicht unter einem Stein gelebt hat, der dürfte mitbekommen haben, dass Telltales mehrteilige Graphic Novels aus Quicktime Events, gut geschriebenen Charakteren, einer großartigen Synchronisation und vielen bedeutungsschwangeren Entscheidungen bestehen. Vorne weg, wem so ein interaktiver Film bis jetzt nicht gefallen hat, wird auch mit Minecraft: Story Mode keine Freude haben. Mir hingegen haben die interaktiven Abenteuer immer sehr viel Spaß gemacht, weshalb ich mich trotz fehlender Minecraft Begeisterung auf Minecraft: Story Mode schon gefreut habe.

Auch in Minecraft gibt es Zombies

Es ist schon paradox, Minecraft will keine eigene Geschichte erzählen, Telltale macht in deren Spielen kaum etwas anderes. Hinzu kommt die Altersfreigabe ab sechs Jahren, was an sich noch kein Problem ist, denn z.B. Pixar schafft es regelmäßig lustige und spannende Filme für Jung und Alt zu produzieren. Zudem würde man Minecraft als Vorlage nur wenig Beachtung schenken, wenn während der Geschichte ständig Gruppenmitglieder auf brutalste Weise aus dem Spiel genommen werden. Ein großes Kontra sehe ich dann aber doch, denn das ist die metaphorische Fallhöhe, die bei Minecraft: Story Mode nicht mit anderen Telltale Titeln mithalten kann. Zwar gibt es auch im Klötzchen-Universum weitreichende Entscheidungen zu treffen, die Spannung bei potenziell eher unwichtigen Auswahlmöglichkeiten geht dadurch aber in den Keller.

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Wie Tag und Nacht

Das beste Beispiel ist die Frage, ob man ein errichtetes Lager bei Tag oder bei Nacht verlassen möchte. Zufälligerweise muss diese Frage sowohl in Minecraft: Story Mode, als auch in der ersten Season von The Walking Dead von den jeweiligen Hauptcharakteren beantwortet werden. In  Robert Kirkmans Zombie-Apokalypse verspüre ich in jeder Situation einen Hauch von paranoider Angst, die mich alle Vor- und Nachteile mehrmals abwiegen lässt, um auch ja die richtige Entscheidung zu treffen. In Minecraft gibt es zwar auch Zombies, mir wird aber aufgrund der Art der Erzählung und des Universums sehr schnell klar, dass ich hier kein Gruppenmitglied an einen gefräßigen Untoten verlieren werde. Übrigens, in beiden Spielen macht es kaum einen Unterschied, ob ich mich für Tag oder Nacht entscheide. Die Spannung ist durch die möglichen Gefahren bei The Walking Dead aber viel größer. Diese Gegenüberstellung soll jedoch nicht heißen, dass es in Minecraft: Story Mode keine interessanten Entscheidungen zu treffen gibt. Gerade bei fortgeschrittener Spieldauer wirken sich schon längst vergangene, von mir getroffene Entschlüsse aus und später werden die Fragestellungen um einiges kniffliger.

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Der Witherstorm geht um

Da diese Metadiskussion nun abgehakt ist, kommen wir nun endlich zur eigentlichen Story. In Minecraft: Story Mode spiele ich Jesse, Teil einer bis dato erfolglosen Erbauergruppe. Jesse – und das ist neu für Telltale Spiele – ist je nach Wahl männlich oder weiblich. Die Geschichte verändert sich dadurch aber nicht, denn es gilt in jedem Fall erstmal die Endercon, den größten Bauwettbewerb in Jesses näherer Umgebung, zu gewinnen. Dabei trifft die Gang auf Gabriel, der Teil der sagenumwobenen Gruppe „Order of the Stone“ angehört. Doch die Freude über das Kennenlernen dieses Helden währt nur kurz, da ein „Witherstorm“ (quasi ein mutierter Wither) die ganze Welt zu zerstören droht. Da kann natürlich nur der Order of the Stone helfen, dessen restliche MitgliederInnen aber erst gefunden werden müssen.

Denkt doch an die Kinder!

Gerade in den ersten zwei Episoden beschäftigt sich Minecraft: Story Mode sehr mit den Beziehungen zwischen den Figuren und den Dynamiken als wachsende Gruppe. In einigen Fällen war mir die Ausführung dieser Themen aber dann doch zu lang oder zu plump. Gerade in der zweiten Hälfte zieht das Erzähltempo stark an und es kommt zu spannenden und auch dramatischeren Begegnungen und Konflikten. Ich muss aber doch gestehen, dass mir einige Themen zu kindlich präsentiert wurden, was aufgrund der Zielgruppe absolut in Ordnung ist. Und wenn schon jemand (nämlich Telltale) mal an die Kinder denkt, dann muss allerdings auch erwähnt werden, dass die Synchronisation zwar absolut gelungen und authentisch ist, jedoch nur auf Englisch verfügbar ist. Deutsche Untertitel gibt es zwar, die dürften aber gerade für jüngere Kinder schwierig mitzulesen sein.

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1,25 Seasons

Seit Einführung von Telltales episodischen Titeln, gab es (fast) immer fünf Episoden pro Spiel, die eine abgeschlossene Geschichte beinhalten. Nicht so bei Minecraft: Story Mode! Hier endet die Story um den Witherstorm und den Order of the Stone bereits nach der vierten Episode. Der fünfte Teil enthält ein gänzlich neues Abenteuer, das so auch nicht abgeschlossen wird, sondern in den Episoden 6-8 (die selbst ernannten Post-Season Episoden) weiter erzählt wird. Einerseits finde ich es schön, dass ich mit der fünften Episode schon mal in die neue Storyline reinschnuppern durfte, andererseits ist es schon dreist mit Episode 1-5 ein nicht abgeschlossenes Spiel, inklusive großem Cliffhanger  zu verkaufen. Gerade weil mit der letzten Episode sehr deutlich für den Extracontent geworben wird.

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Fazit

Minecraft: Story Mode hat einige Höhen und Tiefen für mich parat. Positiv ist der hervorragend umgesetzte Minecraft-Look, der die Welt perfekt einfängt. Das einzige Detail, das hier verändert wurde, sind die Köpfe der Charaktere, um diesen mehr Ausdruck zu verleihen und verschiedene Mimiken zu ermöglichen. Wobei auf mich die Mimik von einem Quadrat-Pixel-Schädel noch immer ein wenig eingeschränkt wirkt. Wie ich schon geschrieben habe, funktioniert für mich die Story gerade zu Beginn nicht so gut, da sie zu oberflächlich, zu kindlich ausfällt und oftmals Szenen nur dahinplätschern. Ichgehöre aber auch nicht zur Zielgruppe dieses Spiels! Das sind nämlich die etwas jüngeren und junggebliebenen Minecraft-Fans, die eine gerade zum Ende hin unterhaltsame Geschichte erleben können und vor allem auch mitgestalten wollen.

Wertung: 7 Pixel

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