Payday 2: Crimewave Edition (PS4) im Test
Mit über drei Millionen Mitgliedern in der Steam-Community ist Overkill Softwares Payday 2 eines der beliebtesten Spiele auf Valves Online-Verkaufsplattform. Nun veröffentlicht Publisher 505 Games die Verbechertouren mit Payday 2: Crimewave Edition auch für PS4 und Xbox One. Wie sich der Port auf den Next-Gen-Konsolen schlägt, erfahrt ihr in meinem Test.
Verbrecheralltag
Wie schon erwähnt, feierte die zu Beginn noch recht kleine und unbekannte Payday-Serie viele Erfolge am PC. Durch den zweiten Teil konnte sich die Serie zu einem sehr angesehenen Koop-Multiplayer-Spiel mausern, welches durch das relativ unverbrauchte Bankräuber-Szenario, viele Spielerinnen und Spieler beeindrucken konnte. Das 2013 veröffentlichte Payday 2 hat sich seit seiner Erscheinung stark weiterentwickelt. Aus diesem Grund erhält man mit Payday 2: Crimewave Edition nicht nur eine aufpolierte Version des Hauptspiels, sondern bekommt eine quasi „Game-of-the-Year“-Edition, mit vielen Updates und DLCs, die Raubzüge, Waffen und andere Hilfsmittel enthalten. Bevor ich jedoch auf die einzelnen Zusatzinhalte wie z.B. The Big Bank Heist oder Clover eingehen kann, sollte zuerst einmal geklärt werden: Was macht man in Payday 2: Crimewave Edition eigentlich?
Raubüberfälle
Wer von euch hat nicht schon mal mit dem Gedanken gespielt, wie es wäre eine Bank oder ein ähnlich, lukratives Etablissement zu überfallen? Payday 2 verfügt zwar über keine durchgehende Handlung, spielt aber mit diesem Gedanken sehr geschickt, wodurch eine packende Atmosphäre aufgebaut wird. Zu Beginn jeder Mission kann dank eines neuen Features, der Payday 2: Crimewave Edition, der Einsatz rudimentär vorausgeplant werden. Durch den großen Skilltree, der in sechs Teilbereiche aufgeteilt ist, kann die Vorgehensweise stark variieren, weshalb das Schmieden eines Plans am Beginn eine gute Idee ist. Geht man durch den Vordereingang und sprengt sich seinen Weg bis hin zum Tresorraum oder schleicht man sich in das Gebäude hinein und entzieht sich dabei Kameras und Alarmanlagen – alles ist möglich! Damit ihr ein besseres Bild davon bekommt, wie so ein Einsatz abläuft, seht ihr hier einen Banküberfall:
Bitte nur online
Besonders die Koordination mit den drei MitspielerInnen ist enorm wichtig. Dabei sei an dieser Stelle gleich noch erwähnt, dass es in Payday 2: Crimewave Edition keine Singleplayer-Kampagne gibt. Man kann zwar alle Missionen auch offline mit KI-KollegInnen spielen, diese sind aber strohdumm und dienen nur als Kanonenfutter für die heranstürmenden Cops. Deshalb kommen wir ganz schnell zurück zur zwischenmenschlichen Koordination, denn das Spiel mit den KIs taugt meiner Ansicht nach höchstens für ein paar Probe-Missionen. Im Herzen ist die Payday 2: Crimewave Edition nämlich ein reinrassiges Koop-Spiel. Während der bzw. die KollegeIn noch den Bohrer im Auge behält, der dafür sorgt, dass schon bald die Panzertür aus den Angeln fällt, versuchen die anderen drei ihm bzw. ihr den Rücken frei zu halten. Besonders herausfordernd wird dies bei den letzten zwei Schwierigkeitsgraden.
Schleichen, Ballern, Sprengen?
Mit einem „sehr hohen Level“ ist ungefähr die Stufe 50 gemeint. Um dieses Level erstmal erreichen zu können, muss sehr viel gespielt werden. Denn einzig und allein nach dem erfolgreichen Abschluss einer Mission erhält man Erfahrungspunkte und wie sich das für so einen Heist gehört selbstverständlich auch Geld. Mit den Erfahrungspunkten füttert man dann die verschiedenen Bereiche des Fähigkeitenbaums, die aber jederzeit zurückgesetzt werden können, und so zum Experimentieren einladen. So können zum Beispiel die Waffen, die man mit sich trägt, eine einschüchtendere Wirkung bekommen, wenn man diese bedrohlich auf Zivilisten richtet. Dadurch können diese leichter zu Geiseln gemacht werden, was wiederum taktische Vorteile bringt.
Setz die Maske auf!
Überhaupt baut die Payday 2: Crimewave Edition mit geschickten Kniffen eine packende Heist-Atmosphäre auf. Das beginnt schon damit, dass mit dem Start des Überfalls alle Mitglieder beinahe zeremoniell ihre Clowns-Masken (andere Masken freischaltbar) aufsetzen. Dann fallen wir zu viert in Räume ein, sichern die Beute, nehmen Geiseln oder schleichen behutsam und unerkannt über das Dach einer Bank. Das alles ist aufregend und mit einem großen Nervenkitzel verbunden, der durch die selbst auswählbaren Songs noch verstärkt wird. Und dann passiert es, ein falscher Schritt, eine auffällige Bewegung und es ertönt der Alarm. Dann strömen Scharen von Polizisten zum Ort des Verbrechens, die nach und nach, mit immer besserer Ausrüstung (z. B. Sniper am Dach, Helikopter in der Luft), vorrücken. Dann beginnt die Atmosphäre von Payday 2: Crimewave Edition aber leider etwas zu bröckeln. Die KI ist stellenweise so unglaublich doof, dass die Cops alle den gleichen Weg von vorne auf uns zu wählen und so problemlos einer nach dem anderen ausgeschaltet werden kann. Durch die schiere Masse und besonders stark gepanzerte Spezialeinheiten entsteht zwar trotzdem eine spannende Stresssituation, mit der Taktik und dem ausgeklügelten Vorgehen ist es dann aber vorbei. Sogar die Geiseln werden von den Einsatzkräften teilweise ignoriert und über den Haufen geballert. Das ist nicht nur verstörend (und ungewollt), sondern zerstört die bis dato aufgebaute Spannung. Fairerweise muss allerdings erwähnt werden, dass dies von Mission zu Mission stark schwanken kann.
Noch viel zu tun
Zumindest aber für Langzeitmotivation ist gesorgt, denn das Aufleveln des Charakters und Kaufen neuer Ausrüstung ist umfangreich und hält für jeden Bankräuber bzw. jede Bankräuberin etwas in petto. Seien es bessere Waffen, hübsch verzierte Schlagstöcke oder eine Kettensäge, der Fortschritt des eigenen Charakters ist deutlich sichtbar und wirkt sich spürbar auf dessen verbesserte Vorgehensweise aus. Zudem bieten die verschiedenen Heists einen hohen Wiederspielwert, da der Ablauf sehr variabel wählbar ist und oftmals als Bonusziel eine Schleichmission vorgeben wird. Durch die neuen DLCs, Waffen und Ausrüstungsgegenstände, die man mit Payday 2: Crimewave Edition erhält, bekommt man als SpielerIn noch viel mehr zu tun. Damit diese Spirale an Level und Gegenständen nicht irgendwann abreißt, versprechen die Entwickler von Overkill Software, die Next-Gen Konsolen bis zumindest 2017 mit neuen Inhalten zu versorgen.
Fazit
Alles in allem ist der Port auf PS4 und Xbox One gelungen. Auch wenn Payday 2: Crimewave Edition keine Grafikpracht abliefert, schafft es die neue Engine die Gangster detaillierter und flüssiger über den Bildschirm huschen zu lassen, als beispielsweise der PS3 oder der Xbox 360. Zudem dürfte man mit den zusätzlichen Inhalten für etliche Stunden gut versorgt sein. Ansonsten bin ich hin und hergerissen! Online mit drei FreundInnen entstehen fantastische Momente, in denen man adrenalingesteuert versucht, ungeschoren den nächsten Coup über die Bühne zubringen. Vor allem die Erfolgserlebnisse auf den höheren Schwierigkeitsgraden sind großartig. Im nächsten Moment kann es aber schon passieren, dass die dumme KI die Szenerie völlig unglaubwürdig macht und zerstört. Dadurch geht leider viel Spannung als auch Taktik verloren. Was für mich teilweise sogar noch schlimmer ist – es existiert kein Splitscreen-Modus. Die Missionen sind für höchstens vier SpielerInnen ausgelegt, weshalb ich es nicht nachvollziehen kann und es unglaublich schade finde, dass es keinen Couch-Koop gibt. Wer ein paar FreundInnen mit geeigneter Konsole hat, sollte der Payday 2: Crimewave Edition aber trotzdem eine Chance geben, denn das Setting der Raubüberfälle ist frisch und bietet im Großen und Ganzen knackige Koop-Heists.