Qbo Touch Erfahrungsbericht – Smartes Einsteigermodell ohne wirklichen Benefit
Die Qbo Touch – eine smarte Kapsel-Kaffeemaschine von Tchibo – ist der Neuzugang in unserem Smart-Home Setup. Was ich persönlich vom Gerät halte, lest ihr hier.
Qbo Touch – Packungsinhalt, Look and Feel
Im Karton ist eigentlich nur das Nötigste enthalten. Die Teilzerlegte Qbo Touch, eine Auffangschale und ein Handbuch und Garantiehinweis.
Die Qbo Touch selbst überzeugt mit schlichtem passend zum Namen würfelförmigen Design mit abgerundeten Ecken. Sie ist in mattschwarz- firmenintern als Onyx Black bezeichnet – gehalten und hält sich somit elegant im Hintergrund.
Links vorne befindet sich der Wassertank, rechts daneben erfolgt die Ausgabe des gewünschten Kaffees. Darüber auf der Oberseite der Qbo Touch finden sich die namensgebenden berührungssensiblen “Knöpfe”. Mir persönlich wären hier tatsächliche Knöpfe mit haptischem Feedback lieber gewesen. Einmal ist es mir sogar aus Versehen passiert, dass ich durch leichtes Anstreifen die falsche Tassengröße gewählt habe und so aus meinem Espresso ein Verlängerter wurde. Hier sollte Tchibo nachbessern.
Qbo Touch – Die Technik und Smart-Features
Die Qbo Touch arbeitet mit 19 bar Pumpendruck, also genau so viel wie bspw. die Maschinen vom Mitbewerber. Ein Unterschied zu den Konkurrenten ist allerdings die sogenannte PressBrew-Technologie. Hierbei wird der Kaffee-Kubus vor dem Brühen zusammengequetscht. Das soll angeblich den selben Effekt haben, wie wenn ein/e Barista das Kaffeemehl im Siebträger festdrückt.
Der Kaffeekenner nennt das Tamping. Es sorgt dafür, dass das Wasser, das mit sehr hohem Druck durch das Pulver gedrückt wird, gleichmäßig und eben das gesamte Aroma im Kaffeesatz extrahiert. Der/Die Barista beugt so dem so genannten Channeling vor. Dieser Effekt tritt auf, wenn das Wasser auf eine ungleichmäßig verteilte und unebene Menge Kaffeemehl trifft, denn wie wir aus dem Physikunterricht wissen, sucht sich Wasser immer den Weg des geringsten Widerstands.
Aber zurück zur Press-Brew-Technologie. Ob diese tatsächlich den selben Effekt hat, wage ich zu bezweifeln, aber so funktioniert eben Marketing. Einen Effekt hat diese PressBrew-Technologie allerdings, nämlich einen schlechten auf die Nachhaltigkeit. Gibt es für viele andere Kapselmaschinen mittlerweile bekanntlich wiederbefüll- und verwendbare Kapseln, ist das bei der Qbo Touch, die die Kapseln zerdrückt natürlich nicht möglich.
Nun noch zu den Smartfeatures. Die Qbo Touch besitzt ein WLAN Modul. Somit ist es möglich, die Maschine nicht nur per App, sondern auch mittels Alexa zu steuern. Zuerst zur Alexa-Integration. Nun: es ist zwar cool, dass ich meiner smarten Assistentin einfach nur zurufen brauche, sie möge mir einen Kaffee, einen Espresso oder ähnliches zubereiten, allerdings ist es schon fraglich, was für einen Benefit das hat, wenn ich ohnehin zuvor sicherstellen muss, dass a) eine Qbo Kapsel eingelegt und b) eine Tasse unter dem Ausguss steht. Dieses Feature fällt definitiv unter die Kategorie nice-to-have, ist aber eigentlich nutzlos. Sinn macht dies nur, wenn ich mich morgens von Kaffeeduft wecken lassen möchte und am Vorabend entsprechende Vorkehrungen getroffen habe.
Ähnlich fällt mein Urteil über die Qbo-App aus. Auch mit dieser kann ich die Qbo Touch fernsteuern, aber nachdem ich ohnehin vorher genannte Vorbereitungen zu erledigen habe, kann ich auch gleich auf den entsprechenden Knopf auf der Maschine drücken.
Einen Vorteil hat die Verwendung der App aber, denn mit ihr kann ich ganz individuell die Wassermenge bestimmen und auch personalisiert in eigenen Kaffeekreationen abspeichern. Das ist definitiv besser als nur die Wahl zwischen den drei Voreinstellungen der Maschine zu haben. Weiters kann man über den integrierten Shop Kapseln nachbestellen.
Qbo Touch – Geschmack und Nachhaltigkeit
Aber was bei einer Kaffeemaschine natürlich am Wichtigsten ist – wie schmeckt der Kaffee, bzw. wie nachhaltig und teuer ist er? Nun: Die Qbo-Kapseln selbst schlagen mit einem Durchschnittspreis von 0,36€ pro Portion zu Buche. Beim direkten Konkurrenten mit den Alukapseln sind es durchschnittlich 0,44€ pro Kaffee.
Nach Adam Riese sind die Kapseln also nicht unerheblich günstiger als beim Konkurrenten. Dennoch steht der Kilopreis im Vergleich zu regulären Bohnen natürlich in keinem Verhältnis.
Geschmacklich muss ich sagen, dass mir die Nespressos besser schmeckten, als die Qbos. Besonders die Verlängerten/regulären Kaffees sind einfach zu schwach. Insofern ist es wie gesagt gut, dass es die per App einstellbare Wassermenge gibt, denn ich trinke gerne kräftigen Kaffee und kein braunes Wasser. Aber das kann jede/r für sich selbst entscheiden.
Jetzt zum Elefanten im Raum – der Nachhaltigkeit. Die ist – eigentlich wie bei eh jeder Kapselmaschine – ein absolutes Desaster. Tchibo spricht zwar davon, dass sie kein Aluminium, sondern recyceltes Plastik verwenden und außerdem soziale Projekte in den Anbaugebieten unterstützen.
Zudem gibt es die Möglichkeit, die benutzen Qbos in Sammel-Sackerln in den Filialen abzugeben, aber das ist meiner persönlichen Meinung Augenwischerei. Eine Kapselmaschine kauft man sich vornehmlich aus Bequemlichkeit und um bei der Kaffeezubereitung keine Sauerei machen zu müssen.
Wenn ich nach den persönlichen Erfahrungen im Freundes- und Bekanntenkreis ausgehe, bin ich davon überzeugt, dass ein Großteil der Kapseln im Haushalt landet und nicht in der Filiale abgegeben wird. Tchibo selbst spricht aber davon, dass diese Möglichkeit des Recyclings bei den KundInnen allerdings sehr großen Anklang findet. Wieviele der Sammel-Sackerl in den Filialen abgegeben werden, wird nicht offiziell kommuniziert. Subjektiv kann ich das nur schwer glauben, denn man muss ja dank der In-App-Kaffeebestellung nicht mal dort hin, um neue Kaffeekapseln zu bestellen.
Abschließende Gedanken – Wer braucht die Qbo Touch?
Sagen wir es so krass, wie es ist: Keiner BRAUCHT diese Maschine. Kann man sie trotzdem guten Gewissens empfehlen? Auch eher nein, denn wie gesagt: Nachhaltigkeit ist kein Thema, preislich ist der Kaffee – vor allem für VieltrinkerInnen und Koffeinjunkies – auch nicht interessant und die Smart-Features sind eine nette Dreingabe zur Qbo Touch, aber großteils irrelevant.
Für wen ist die Qbo Touch dann meiner Meinung nach gedacht? Die Zielgruppe, die Freude mit dieser Maschine haben wird, besteht aus zumindest, was die Maschine angeht, preisbewussten Gadgeteers, die ab und an mal eine gute, wenngleich nicht großartige Tasse Espresso oder Ristretto trinken wollen und im Großraumbüro auf ihrem Bürowürfel-Schreibtisch gerne eine formähnliche, smarte und per App oder Alexa bedienbare Kaffeemaschine stehen haben möchten.