Raumfeld Multi-Room-System im Langzeit-Test
Ich hatte die Gelegenheit einen Langzeit-Test Teufels drahtloser Raumfeld WLAN Speaker durchzuführen. Das Set, bestehend aus der Center-Box One M, sowie den Satelliten One S und zwei Stereo-Cubes durfte über 3 Monate meine 4-Zimmer Wohnung beschallen. Ob sich das matt-weiße Klangwunder in mein Herz und meinen täglichen Audio-Genuss spielen konnte, erfahrt ihr in meiner Review.
Setup
Das völlig modular zusammenstell- und erweiterbare Set an Audiokomponenten kommt in stilvollen weißen Kartons daher. In den Kartons befinden sich die ebenso puristisch weißen Boxen, die möglichst breitflächig über die zu beschallende Wohnfläche verteilt werden. Jeder der WLAN-Speaker benötigt einen eigenen Stromanschluss, lediglich die Stereo-Cubes können sich einen gemeinsamen Steckplatz teilen. Wer von einem gänzlich kabellosen Setup geträumt hat, erfährt spätestens jetzt den ersten Dämpfer. Die schwarzen Stromkabel sind relativ kurz, dick, und kaum mit der Flexibilität von Audio-Kabeln vergleichbar. Ihr einziger Vorteil besteht darin, dass sie überall angeschlossen werden können, wo es Steckdosen gibt.
Hat man sich einmal damit abgefunden, dass die Raumfeld Boxen sich als permanente Abnehmer am heimischen Stromzähler gütig tun, und pro Raum eine wertvolle Steckdose in Anspruch nehmen, geht es mit der Einrichtung weiter. Hierzu wird die Raumfeld App benötigt. Diese Smartphone App kann für iOS und Android aus den respektiven App-Stores gratis heruntergeladen werden.
Beim ersten Start schlägt die App postwendend vor, Raumfeld-Komponenten ins heimische Netzwerk zu integrieren. Das funktioniert unter iOS problemlos, und setzt lediglich pro Komponente das WLAN-Passwort des Heimnetzwerkes voraus. Offensichtlich kann iOS in-App zwischen dem Heimnetz und den zur Einrichtung nötigen temporären WLAN-Netzen der Raumfeld-Komponenten wechseln. Nicht so Android.
Hier wird man mitten im Einrichtungsprozess aufgefordert in die System-Settings zu gehen, und manuell ins temporäre Raumfeld-WLAN zu wechseln. Das ist sehr umständlich gelöst, und funktioniert auch erst beim zweiten oder dritten Mal zuverlässig. Auf diese Weise ein ganzes Speaker-Array einzurichten, artet in einen unerträglich komplizierten Prozess aus. Auch wenn ich das sonst nicht machen würde, empfehle ich für die Einrichtung des Raumfeld Setups tatsächlich iOS-Geräte zu verwenden.
https://www.youtube.com/watch?v=fE504Obv3wo&1
Alternativ lassen sich die Komponenten auch über ein Ethernet-Kabel mit dem Netzwerk-Router verbinden. Spätestens dann hat man das „Kabellos“-Prinzip jedoch restlos ad Absurdum geführt.
Verarbeitung
Herzstück des Gespannes ist wohl das One M. Dabei handelt es sich um einen kompakten weißen Center-Speaker aus mattem Polykarbonat. Unter den vier Standfüßen des Speakers ist ein kräftiger Tieftöner verbaut, der für satte Bässe sorgt. Hinter der schwarzen Stoffbespannung an der rautenförmigen Front verbergen sich zwei weitere Lautsprecher für Höhen und Mitten. An der Hinterseite befinden sich diverse Anschlussmöglichkeiten, auf die ich im Folgenden näher eingehen werde. Beim One S und den Stereo Cubes handelt es sich eher im klassische quadratische Ausführungen, die in ihrer kontrastreichen Schwarz-Weiß-Optik dem Center-Speaker um nichts nachstehen.
Verbindung mit Audioquellen
Sind alle Speaker ins Heimnetzwerk eingewählt, kann es auch schon mit dem Audiogenuss losgehen. Dazu bietet die Mutterbox One M beispielsweise einen USB-Port und zwei Audio-Klinken Eingänge. Auch auf den Satelliten sind USB-Eingänge etwas versteckt an den Rückseiten zu finden. Damit lassen sich beispielsweise Wechsellaufwerke und Mediaspeicher an die Raumfeld-Anlage anschließen.
Ihr Potenzial entfalten Raumfeld Speaker flächendeckend über die Wohnfläche verteilt
Der üblichere Weg ist aber die Anbindung von Musikquellen auf kabellosem Wege. Zum Beispiel über Google Cast. Alle Apps, die das Cast-Format eingebunden haben, können fortan ihre Audioinformationen über das Raumfeld-Array abspielen. Apple-UserInnen greifen ihrerseits auf das bestens integrierte AirPlay-Protokoll zu. Aber auch herstellerspezifische Plattformen wie Spotify Connect werden unterstützt. Was das drahtlose Streaming-Angebot anbelangt lässt Raumfeld wirklich keine Wünsche offen.
Klangqualität
Ihr volles Potenzial entfalten die Raumfeld Speaker, wenn man sie flächendeckend über die gesamte Wohnfläche verteilt. Wenn ich nach Hause komme, kann ich mit einem Tastendruck die Musik von meinem Kopfhörer ins Wohnzimmer umleiten. Oder gleich die ganze Wohnung beschallen! Es ist wahrlich ein ganz neues Audio-Erlebnis, wenn man sich von Zimmer zu Zimmer bewegt, und überall das gleiche Liedchen mitsummen kann.
Wahlweise kann man die verteilten Speaker auch zu Klang-Einheiten bündeln. So habe ich im Wohnzimmer beispielsweise einen Front- und Rear-Speaker zu einem Stereo-Array zusammengefasst. Diese Speaker-Arrays können gemeinsam, oder auch getrennt von verschiedenen Audio-Quellen angesprochen werden. So kann ich im Wohnzimmer meiner 90er Eurodance Playliste frönen, während mein Sohn im Kinderzimmer Adel Tawil überstrapaziert.
Natürlich hat so viel Flexibilität und Kabellosigkeit auch ihren Preis. Klanglich bleibt selbst ein mehrere Lautsprecher umfassendes Raumfeld-Array deutlich hinter klassischen kabelgebundenen Boxen zurück. Das macht sich vor allem in den etwas blechernen Höhen bemerkbar. Diese versucht Raumfeld mit satt ausgelegten Bässen aus der One M Basisstation zu kompensieren. Die Kernkompetenz liegt hier definitiv auf dem Multiroom-Feature. Eine audiophile Kampfansage an die etablierte HiFi-Anlage erhofft man vergebens.
Shared Playlists
Die Integration diverser Audio-Streaming Anbieter über eine Vielzahl von Protokollen hat Raumfeld bravourös gelöst. Eine so unkomplizierte und offene Herangehensweise würde ich mir beispielsweise auch von D&M oder Bang & Olufsen wünschen. Doch wie schaut es mit gemeinsamer Playlist Verwaltung aus? Oft würde man sich beispielsweise wünschen, dass mehrere Personen über ihr jeweiliges Smartphone zu einer gemeinsamen Playlist beitragen könnten. Leider nimmt die eingangs erwähnte Raumfeld-App im täglichen Betrieb keine allzu große Rolle mehr ein. Ein Shared-Playlist Feature für Partygäste oder audiophile Familien, wie sie beispielsweise Sonos zu bieten hat, sucht man hier leider vergebens.
Fazit
Die Integration diverser Audio-Streaming Protokolle hat Raumfeld bravourös gelöst
Während der vergangenen Monate konnte mir Raumfeld seine Idee des kabellosen Multiroom-Streamings überzeugend verkaufen. Heimkommen, Cast-Knopf drücken, und Tenaceous D können mir nahtlos weiter volles Rohr Tribut zollen. Im Bad, im Wohn- und im Arbeitszimmer. Die ganze Familie kann wahlweise getrennt oder gemeinsam Musik genießen, egal in welchem Teil der Wohnung.
Auch die tadellose Implementierung unzähliger Cast-Standards, darunter AirPlay, Google Cast und Spotify Connect lässt keine Wünsche offen. Mit dem „Genuss“ ist das halt noch so eine Sache. Will ich mich wirklich in den Nuancen eines Gitarren-Solos oder den Klängen eines Streichorchesters verlieren, reicht sie Klangqualität nicht an eine kabelgebundene Lösung heran. Für die kompromisslose Audiophilie empfehle ich daher weiterhin den Griff zum Goldkabel, oder guten Kopfhörern. Wenn der Anspruch bei Internetradio und seichter Hintergrundbeschallung endet, verrichtet Raumfeld seinen Dienst als Multiroom-Beschallungsalternative aber mehr als nur passabel!
“Will ich mich wirklich in den Nuancen eines Gitarren-Solos oder den Klängen eines Streichorchesters verlieren, reicht sie Klangqualität nicht an eine kabelgebundene Lösung heran.”
Zu erwähnen wären hier die Stereo L, welche in einer anderen Liga spielen als die hier getesteten kleineren Kollegen. Diese kommen definitiv an eine kabelgebundene Lösung heran. Für die Preisklasse einfach top! Habe ich selbst bei mir Zuhause stehen.