Stranded: Alien Dawn im Test: Schöner abstürzen in der Fremde

von Max Hohenwarter 18.03.2023

Stranded: Alien Dawn ist seit 12. Oktober im Early Access via Steam verfügbar. Was die Survival Sim kann und warum sie der feuchtgewordene Traum eines:einer jeden Micromanager:in ist, verrät mein Test.

Stranded:Alien Dawn – Darum gehts:

Da denkst du an nix Schlechtes, krach bumm geht das Raumschiff putt und zack steigst du nach einer Bruchlandung aus deiner Rettungskapsel auf nem unbekannten Planeten und darfst schauen, wo du bleibst. Erstmal irgendwie ungeil, nicht?

So flapsig und unspektakulär wie hier beschrieben gestaltet sich die Story von Stranded: Alien Dawn. Aber mehr braucht es eigentlich auch gar nicht. Die Survival-Sim, die sich spielerisch stark an Rimworld orientiert, entfaltet ihren Reiz nämlich nicht durch eine komplexe Geschichte, sondern durch ihr durchdachtes, kleinteiliges und süchtig machendes Gameplay.

Kompletter Absturz mit drei Freund:innen?

Bevor es mit dem Überleben losgeht, will aber erst einmal euer individuelles Szenario erstellt werden. Ihr wählt ein Szenario, einen Planeten und eine zu Beginn maximal vierköpfige Crew an Bruchpilot:innen aus. Sie alle unterscheiden sich in Vorlieben, Fähigkeiten, Persönlichkeit oder auch sozialen Hintergründen, Verwandtschafts- und Beziehungsverhältnissen. So ergeben sich dann die unterschiedlichsten Events im Laufe eurer Überlebenskarriere

Stranded: Alien Dawn – Die Flora und Fauna auf Sobrius – Screenshot by BeyondPixels.at

Während das Roster letztgenannter im Early-Access bereits sehr umfangreich ist und daher viele unterschiedliche Konstellationen zulässt, war man zu Release noch auf den grünen, erdähnlichen Planeten Sobrius beschränkt. Mittlerweile erschienen aber schon zwei größere Content-Updates.

Die Wüste zähmen

Das Dunes and Moons Update kam im Dezember brachte den Wüstenplaneten Desertum als zweites Biom und eine weitere Überlebende. Die Dame hört auf den Namen Sora Satoh und bietet der Hitze Desertums relativ einfach die Stirn. Im Gegensatz zu Sobrius gibt es auf dem Wüstenplaneten keine vierJahreszeiten sondern eine Trocken und eine Regenperiode, was euch vor neue Herausforderungen stellt.

Die ebenfalls im Update erwähnten Monde Jason, Nyx und Chaos, peppen die Szenarienerstellung weiter auf, indem sie beispielsweise die Überlebensbedingungen, sowie die Häufigkeit von Angriffen der Alien-Fauna beeinflussen.

Ende Jänner wurde außerdem das Tame and Train Update rausgehauen, das es- Nomen est Omen – euren Überlebenden ermöglicht die fremde Tierwelt zu zähmen und zu trainieren.

Da es zum Zeitpunkt dieses Tests immer noch keine Roadmap zu Stranded: Alien Dawn gibt, kann ich derzeit noch keine Aussage darüber treffen, welche weiteren Inhalte bis zum Ende der Early Access Phase noch geplant sind.

Stranded: Alien Dawn – Maslow lässt grüßen

Der Planet Sobrius erscheint zunächst einmal wie ein Garten Eden. Aber ähnlich wie im biblischen Paradies laufen wir nahezu nackt herum, zumindest, was unsere anfänglichen Überlebensoptionen angeht. Wir plündern die ersten Vorräte aus unserer Rettungskapsel und schaffen es so über die ersten Tage.

Stranded: Alien Dawn – Zu Beginn ist euer Lager weit magerer gefüllt – Screenshot by BeyondPixels.at

Aus Schrott bauen wir Notunterkünfte, legen Lager- und Schlafplätze an, entzünden ein erstes Feuer an dem wir die Notrationen kochen und basteln unseren ersten Forschungstisch. Sind erst einmal die Grundbedürfnisse erfüllt, geht es auch schon los mit der Forschung und der Anpassung an die ungewohnte außerirdische Umgebung.

Wissen sichert das Überleben

Das Forschungsmenü bietet euch in 5 Techtrees mannigfaltige Forschungsprojekte. Das beginnt beim Erforschen von grundlegenden Gebäudeteilen, Kleidung und Waffen, erstreckt sich über die Entwicklung von elektrischen Schaltkreisen und damit zusammenhängend neuen Lagermöglichkeiten, wie Kühl- und Gefrierschränken und geht bis zur Synthese von Treibstoff aus Ölen und Fetten oder gar der Zubereitung von veganen Würstchen aus Stroh.

Doch nicht nur an der Forschungsstation sammelt ihr Erkenntnisse, die euer Auskommen sichern. Auch durch Beobachtung von Flora und Fauna von Sobrius oder Desertum gewinnt ihr in Stranded: Alien Dawn die Oberhand über die unwirtliche Umgebung.

Stranded: Alien Dawn – Die Überlebenden gehen ihrem Handwerk nach – Screenshot by BeyondPixels.at

Damit ihr diese Forschung relativ schnell vorantreibt benötigt ihr möglichst eine:n Überlebende:n der hohen Intellekt hat oder der zumindest daran interessiert ist seine grauen Zellen in die Forschung zu investieren. Hat er oder sie eine Faszination für eine Tätigkeit, weist ihr diese Aufgabe auch möglichst dieser Person zu. So macht ihr nicht nur schneller Fortschritte sondern bessert auch die Laune.

Micromanaging und Meltdowns

Generell ist Stranded: Alien Dawn ein Fest für Leute die gerne Abläufe kleinteiligst organisieren, koordinieren und ständig optimieren. Nicht nur könnt ihr in den Menüs die Befindlichkeit eurer Survival-Kandidat:innen prüfen und seht genau, was wen wie sehr freut oder weswegen bei wem gerade der Schuh drückt, sondern ihr habt auch die volle Kontrolle, darüber, wer welche Tätigkeit mit welcher Priorität ausführt und wer wann schläft, arbeitet oder Freizeit hat.

Stranded: Alien Dawn – Ein Überlebender hat einen Meltdown – Screenshot by BeyondPixels.at

Doch Vorsicht: Nehmt ihr keine Rücksicht auf die Plaisierchen eurer Säugetierchen, droht schonmal ein Meltown. Das hat zur Folge, dass die Überlebenden ihren Zorn dann am Interieur abreagieren, sie in einen Fressflash verfallen und die gesamten Vorräte wegessen, panisch in die Wildnis abhauen und dort hoffentlich nicht umkommen oder sie in Fötalstellung irgendwo in einer Ecke kauern.

Schaffe, schaffe, Häusle baue

Der Teil, der mir in Stranded: Alien Dawn am meisten Spaß macht, ist der Basisbau. Das erinnert stark an Die Sims, da ihr euer Traumcamp, sobald erforscht, mit unterschiedlichsten Bauarten, Materialien, Bodenbelägen, Fenstern, mehreren Möbeln etc. genau so gestalten könnt, wie ihr das wollt.

Nach und nach erwächst aus den ersten Wellblechbaracken mit Lagerfeuer eine heimelige Hütte mit E-Herd, Kühl und Gefrierschrank. Apropos E-Herd: Die elektronischen Geräte, wie die bereits beschriebenen, aber bspw. auch Selbstschussanlagen zur Verteidigung wollen natürlich mit Strom versorgt werden.

Stranded: Alien Dawn – Unser Unterschlupf ist mittlerweile winterfest – Screenshot by BeyondPixels.at

Zu diesem Zweck könnt ihr diverse Stromgeneratoren, betrieben durch Diesel oder auch umweltfreundlich erneuerbar mit Windrädern oder Solarpanelen, herstellen. Damit die Energie auch in der Nacht, bei Windstille oder bei Spritmangel nicht ausgeht, baut ihr Speicher, die ihr mit Schaltern dann im Bedarfsfall zu- oder abschaltet. Diese Verschaltungen verschiedener Stromkreisläufe gestalten sich aber etwas komplex und manchmal war für mich nicht ganz ersichtlich, weswegen die automatische Notversorgung nun doch nicht auf die vollen Energiespeicher wechselt.

Stranded: Alien Dawn - Das Early Access Fazit:

Bereits jetzt bietet Stranded: Alien Dawn einen sehr spaßigen Gameplay-Loop, der wie erwähnt einiges an kleinteiligem Management von euch erfordert. Das macht schon sehr viel Spaß, jedoch sollte Haemimont Games durchaus noch mehr an Endgame Aktivitäten einplanen, denn wenn der Laden auf dem fremden Planeten mal läuft, alle Überlebenden koordiniert, die Bleibe gebaut, mit Strom versorgt und gegen Angriffe abgesichert ist, stellt sich etwas Langeweile ein.

Die Expeditionen, auf die ihr eure Siedler mittels Ballon schickt laufen auch nur im Idle-Game-Verfahren ab und somit sind die einzelnen Szenarien auf den bisher zwei Planeten auch nach spätestens 20 Stunden alle durch. Da muss noch mehr Content her! Auch die KI, die sich oftmals Partout weigert, gewisse Aufgaben zu übernehmen oder manchmal sehr verhaltenskreativ beim Abarbeiten der Aufträge ist, benötigt noch Feinschliff .

Bei der Präsentation klotzt Stranded: Alien Dawn wiederum großteils. Die Welten sind sehr lebendig und hübsch anzusehen. Spieler:innen, denen der direkte Mitbewerber Rimworld graphisch zu anspruchslos war, dürften sich auf Sobrius und Desertum sehr wohl fühlen. Doch auch hier muss sich besonders bei der Musik noch etwas tun, denn die ständig loopenden, immergleichen 3 oder 4 Musikstücke gehen mir am Ende meiner intensiven Testphase schon gehörig auf die Nerven.

Summa summarum ist Stranded: Alien Dawn zum jetzigen Zeitpunkt definitiv schon spielenswert. Das sehen auch die Steam-Nutzer:innen so, weswegen die Reviews derzeit sehr positiv sind. Die 30 Euro, mit denen die Early Access Version derzeit auf Steam zu Buche schlägt, ist das Spiel durchaus wert, aber damit aus einer guten, eine überragende Survival Sim wird, muss sich noch etwas tun.

Wertung: 8.2 Pixel

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