Townsmen VR (PS VR2) Test: Ein Review aus Götterperspektive
Der absolute Göttermodus: Mit Townsmen VR könnt ihr mit nahezu unbegrenzter Macht über eine Siedlung regieren. Macht das Spaß?
Über Townsmen VR
Auf der offiziellen PlayStation-Website des Spiels wird Townsmen VR wie folgt beschrieben: Es braucht 1,3 GB Speicherplatz, kombiniert Elemente von Göttersimulationen mit denen klassischer Aufbauspiele und erweitert diese Erfahrungen zusätzlich um die innovative PlayStation VR2-Steuerung sowie eine komplett vertonte Kampagne. Im Spiel dürft ihr eure eigene mittelalterliche Siedlung mit über 20 einzigartigen und verbesserbaren Gebäuden gründen. Es gilt, über 13 Inseln und Archipele zu erkunden, indem ihr Materialien sammelt und euren Dörflern entweder helft oder sie zur Arbeit „ermutigt“, indem ihr ihnen einen Fisch ins Gesicht klatscht. Zudem dürft ihr Bauernhöfe bauen und diese mit Tieren füllen, Getreide ernten und Brot für eure Dorfbewohner:innen backen.
Weiters habt ihr Eindringliche und Piratenüberfälle abzuwehren. Das könnt ihr erledigen, indem ihr Soldaten rekrutiert und schweres Geschütz bereitstellt, das sich natürlich auch von euch steuern lässt. Eure Siedlung in Townsmen VR könnt ihr entweder aus der Luft oder auch durch die Augen eines Dörflers erkunden. Zudem dürft ihr jederzeit Dinge wie Dorfbewohner, Hühner und mehr packen und damit interagieren – hier wird Nostalgie in der Geschmacksrichtung Black & White von Lionhead Studios wach! Stellt ihr Dörfler in der Nähe eines Baums ab, werden sie zu Holzfällern – dieses dynamische Jobsystem hat es in dieses Spiel geschafft. Alles wird dem Ziel unterworfen, eure Insel vor den Lakaien des Schwarzen Ritters zu beschützen. Klingt gut? Dann legen wir los!
Euer erster Eindruck
Während ihr König Richard bei seiner Aufgabe, die Inseln zu vereinen und die Krone wiederzuerlangen, zur Seite steht, werdet ihr Schritt für Schritt an das Spiel herangeführt. Dafür bekommt ihr Unterstützung vom Anführer Sir Clunkalot, der euch von Anfang an bei der Hand nimmt und die ersten Aufgaben mit euch bespricht. Zu tun gibt es übrigens mehr als genug, denn 15 Level umfasst die Kampagne alleine, und in jeder Stufe gibt es so viel zu entdecken. Schnell kommt ein richtiges Die Siedler-Feeling der alten Schule auf, denn eure kleinen Bewohner tragen ganz selbständig Material von einem Ort zum anderen, klopfen an Baugerüsten herum, bauen Erzadern ab, schmelzen Eisen und Gold, kochen mit Herzblut, schießen Wild, züchten Vieh und verprügeln Eindringlinge.
Wie vorhin bereits erwähnt: Townsmen VR verbindet Die Siedler und das kongeniale Black & White mühelos und steckt euch in die Hauptrolle. Ob ihr nun Bewohner:innen, Holz oder Tiere durch die Gegend werft (also, natürlich sanft an ihrem Bestimmungsort absetzt), alles fühlt sich wunderbar an und macht von Anfang an Spaß. Mit der Triggertaste könnt ihr jederzeit agieren und so gut wie alles greifen – ob Material, Mensch oder Tier, ist dabei egal. Baustellen werden da schnell von euch mit dem notwendigen Material versorgt, und die Siedler kommen dann und stellen alles fertig. Werft ihr Personen, passiert ihnen nichts, sondern ist eine Art und Weise, wie ihr eure Leutchen effizienter durch das Dorf bugsiert.
Gott sein in Townsmen VR
Mühelos navigiert ihr euch durch das Game, und das liegt natürlich an der tollen Umsetzung, wie ihr das Handling via PS VR2 Sense-Controllern vornehmt. Ein Baumenü ermöglicht es euch, Bauwerke einfach via Drag & Drop zu erstellen. Ob das nun ein Brunnen, eine Holzfällerhütte, eine Taverne oder eine Schmiede ist, ihr zieht die Blaupause auf eine passende Stelle. Dann marschieren eure Bewohner los und machen sich dran, die Baustelle fertigzustellen. Das geht ganz ohne euer Zutun, ihr könnt allerdings auch tatkräftig mithelfen, indem ihr wie bereits erwähnt Dörfler oder Materialien an den Ort des Geschehens verfrachtet. Townsmen VR überlässt euch die volle Kontrolle darüber, wie ihr das Spiel bestreitet. Auch bei der Ansicht habt ihr das Sagen: Ob von weiter Ferne oder mittendrin statt nur dabei, das stellt ihr intuitiv in Sekundenschnelle ein.
Während das alles nach einem Mix von Die Siedler und Black & White klingt, kann ich bestätigen, dass dem tatsächlich so ist. Ebenso einfach ist nämlich die Job-Zuteilung einzelner Figuren: Wenn ihr einen Arbeiter am Schopf packt und ihn auf eine Holzfällerhütte setzt, wird er kurzerhand zum Holzfäller. Zieht ihr ihn aber auf eine unfertige Baustelle, wird er zum Bauarbeiter und holt sich seine Ressourcen. Dabei müsst ihr nur wenig selbst rausfinden, das Tutorial des Spiels funktioniert einwandfrei. Stück für Stück wird euch in der bestimmt 20-25 Stunden dauernden Kampagne alles erklärt. Wenn ihr aber gerne einfach in der Sandbox herumspielt oder euren Dorfbewohnern beim Arbeiten zuseht, könnt ihr diese Zeit mühelos überschreiten. Für Langzeitmotivation ist jedenfalls gesorgt, das macht Townsmen VR richtig gut!
Die Kampagne des Spiels
Wie ihr gelesen habt: Der Einstieg ins Spiel gestaltet sich als äußerst einfach. Schritt für Schritt werdet ihr an eure Tätigkeiten herangeführt, und die Lernkurve beginnt angenehm flach. Doch täuscht euch nicht: Die Aufgaben werden von Karte zu Karte komplexer. War erst noch eine Taverne mit Kochstelle nötig, und alles lief gemütlich ab, wird es wenig später schon etwas kriegerischer. So werdet ihr dann Soldaten und Bogenschützen anheuern, damit ihr euch gegen diverse Bedrohungen verteidigen könnt. Ganz, wie es sich für ein ordentliches Aufbauspiel gehört, müsst ihr aber eure Schmiede, Armee und generell das Dorf versorgen. Plötzlich seht ihr euch mit einer Vielzahl von Notwendigkeiten konfrontiert, und ihr jongliert die Bedürfnisse nach Brot, Tieren und Waffen.
Auch die Anzahl der Bauten, die ihr bauen lassen könnt, nimmt mit fortschreitender Spieldauer stetig zu. Während ihr zu Beginn noch sehr simple Dörfer managt, wird es gegen Mitte der Kampagne richtig interessant. Erweiterungen wie Schlachthäuser, Kräutergärten und eine Bibliothek könnt ihr dann an bestehende Gebäude anbauen, die euch wiederum mehr ermöglichen. Ob das nun Forschung, Heilung oder einfach nur mehr Essen ist, wird euch natürlich in Townsmen VR klar ersichtlich gemacht. Forschen ist wichtig, um neue Stufen von bestehenden Häusern freizuschalten – ja, auch Upgrades gibt es bei Gebäuden! Beim Bauen gilt übrigens die alte Weisheit von Aufbau-Strategie-Spielen: Gebaut kann nur auf flachen Untergründen werden, Grundstücke mit Hanglage gelten als tabu. Das gilt es dann bei der Planung eures perfekten Dorfes zu berücksichtigen.
Die Technik von Townsmen VR
Ob ihr nun Belagerungswaffen einsetzt, selbst Dinge durch die Gegend werft oder einfach nur den Dörflern bei der Arbeit zuseht: Townsmen VR macht seine Sache richtig gut. Das Team von Handy Games hat ordentlich für Stimmung gesorgt, und der Detailgrad ist extrem hoch. So gut wie alles, mit dem ihr interagiert, sieht super aus, ob das nun der Boden ist oder die Animationen eurer Siedler:innen. Natürlich sieht man auf Screenshots nur Momentaufnahmen, doch die Magie des Spiels entfaltet sich erst in der Bewegung. Wenn ihr mittendrin seid, und so gut wie alles auf eure Aktionen reagiert, entsteht rasch das Gefühl, dass euer Dorf und somit auch die Dörfler so richtig lebendig wirken. Das macht Laune und hält euch bei der Stange, selbst, wenn ihr bis dato nicht viel mit Aufbau-Spielen anfangen konntet.
Diese Immersion, die PS VR2 ausmacht, geht natürlich auch in andere Bereiche über. Wolken lassen sich von euch entweder fortwischen, oder aber zu einem Sturm zusammenbrauen. So vieles könnt ihr spielerisch entdecken, dass es einen Freude ist, und die Steuerung ist dabei als makellos zu bezeichnen. Alles reagiert auf euer Tun, und ihr habt wirklich das Gefühl, den Bewohner:innen eine Hilfe sein zu können. Ihr solltet Townsmen VR so spielen, wie es gedacht ist, nämlich gemütlich. Gehört ihr zu den Hardcore-Strategen und möchtet alles möglichst effizient halten, dann kann es schon mal vorkommen, dass sich die Dörfler nicht so verhalten wie gewünscht. Aber das hält sich in Grenzen, und wenn ihr euch erst mal an die Fortbewegung via Greifen gewöhnt habt, geht hier die Post ab!
Das Fazit: Gemütlich und stimmungsvoll
Ja, Townsmen VR ist ein Aufbau-Strategiespiel und daher für eine VR-Umgebung wie gemacht. Denn anders als in anderen Titeln seid ihr hier auf Wunsch mitten im Geschehen anstatt nur davor, und das macht einen beeindruckenden Unterschied. Es hilft zudem, dass man sich die richtigen Anleihen bei Die Siedler und Black & White geholt hat, das erfreut nicht nur Fans der mittlerweile etwas älteren PC-Spiele. So könnt ihr selbst entscheiden, ob ihr eure Siedlerfiguren einfach selbst machen lassen wollt oder ob ihr ihnen unter die Arme greift. Zudem reagiert so gut wie alles auf eure Eingaben, und manchmal kommt es zu überraschenden und teils auch witzigen Interaktionen. Das ist schön, wenn der eigene Erkundungstrieb derart belohnt wird und sorgt für Langzeitmotivation.
Die Kampagne bietet euch 15 Level, und diese könnt ihr auch in einem freien Spiel nach Lust und Laune erkunden. Während es auch kleinere Unschärfen gibt, die mit der Bewegung zusammenhängen beziehungsweise eurer Dörfler, die nicht immer ganz clever agieren, trübt das den Spielspaß keineswegs. Mal schnell eben für zwischendurch ist das Game jedenfalls nicht wirklich geeignet, denn man neigt rasch dazu, mehr Zeit ins Spiel zu versenken, als man ursprünglich geplant hatte. Ich finde, dass Townsmen VR den Spagat zwischen entspannendem Aufbau und etwas packenderen Kampfsituationen sehr gut meistert und bekommt somit eine Empfehlung von mir an alle, die sich sowohl an virtueller Realität als auch am Genre der Aufbau-Strategie erfreuen!