Yakuza: Like A Dragon Test (Xbox Serie): GTA trifft Dragon Quest
Mit Yakuza: Like A Dragon kommt der neueste Teil der Serie in den Westen. Alles neu soll es machen, sagt SEGA – zur offiziellen Website des Spiels geht es gleich hier.
Microsoft hat uns zum Start der neuen Xbox Serie freundlicherweise eine Xbox Series S samt einem Xbox Game Pass zur Verfügung gestellt. Dies ist auch der Grund, wieso wir euch dieses Spiel in einem Review näherbringen können! Unseren Testbericht zur Xbox Series S könnt ihr hier nachlesen – er beschäftigt sich ausschließlich mit der Hardware. Dass diese aber nur einen Teil des Erlebnisses ausmacht, liegt dabei auf der Hand! Daher geht es nun ohne Umschweife los mit dem Review dieses Spiels.
Der Beginn von Yakuza: Like A Dragon
In Yakuza: Like A Dragon spielt ihr erstmals einen völlig neuen Protagonisten. Vorbei sind die Zeiten des Ex-Yakuza Kazuma Kiryu, ihr erlebt eine komplett neue Story. Der junge Ichiban Kasuga wurde von einem Top-Yakuza gerettet und seither in Tokio ein niedriger Fußsoldat. Nach einer kurzen Karriere schmorte er 18 Jahre seines Lebens im Gefängnis für ein Verbrechen schmoren, das er nicht begangen hat, um so seine Schuld zurückzuzahlen. Tapfer sitzt er seine Zeit im Knast ab und wartet auf den Moment seiner Freilassung, nur um anschließend zu erfahren, dass draußen niemand auf ihn wartet und sein Clan von dem Mann betrogen wurde, den er am meisten respektierte.
Bei den Yakuza geht Ehre über alles, und so zieht Ichiban los, um die Wahrheit hinter dem Verrat an seiner Familie zu enthüllen und sein gewohntes Leben zurückzugewinnen. Nicht nur die Leute, auch die Welt hat sich verändert – plötzlich gibt es Smartphones, GPS und mehr. Dabei versammelt Ichiban eine zusammengewürfelte Truppe von Ausgestoßenen um sich: Adachi, einen abtrünnigen Polizisten, Nanba, einen obdachlosen Ex-Pfleger und Saeko, eine Hostess mit einer Mission. Zusammen geraten sie in einen Konflikt, der sich unter der Oberfläche von Yokohama zusammenbraut, und müssen zu unerwarteten Helden werden.
Wie passt Dragon Quest rein?
Anders als die Yakuza-Serienvorgänger ist Yakuza: Like A Dragon kein Action-Prügelspiel geworden. Dieses Mal erwartet euch nämlich ein komplett ausgefeiltes Rollenspiel mit einem Gruppensystem, Jobs und sehr interessanten Ausrüstungsgegenständen. Auch das Kampfsystem hat eine starke Neuerung erfahren, es ist nun rundenbasiert, es gibt Stufenaufstiege und Restaurants, in denen ihr euch Heilung und temporäre Boosts verschaffen könnt – ganz wie in Final Fantasy 15. Der Seitenhieb auf Dragon Quest kommt nicht von ungefähr, den haben die Jungs und Mädels von SEGA schon selbst in die Hauptstory integriert. Großes Kino für Fans!
Anfangs steuert ihr ausschließlich euren Protagonisten Ichiban Kasuga, der schon immer davon träumte, ein Held wie in Dragon Quest zu sein. Ihr startet allerdings mit Jobs wie Versager oder Obdachloser, und der Weg nach oben gestaltet sich als ein bisschen steinig. Yakuza: Like A Dragon wirft euch nur zu gerne einen Knüppel nach dem anderen zwischen die Beine, und so spielt der Titel seine wahren Stärken lückenlos aus. Eine gute Story für jeden Charakter, tolle Vertonung, gewisse Klischees (ohne es zu übertreiben), unvergessliche Nebenquests und Yakuza-typische Over-the-top-Situationen machen es schwer, das Spiel schnell mal wieder wegzulegen.
Yakuza: Like A Dragon – ideal für Neulinge
SEGA hat stets darauf hingewiesen, dass man keinen der vorigen Teile gespielt haben muss, um sich in Yakuza: Like A Dragon wohlzufühlen. Das kann ich nach dem Test vollinhaltlich bestätigen: Ich habe nur zwei Titel angespielt, kenne mich also in der Unterwelt Japans so gut wie gar nicht aus und habe die Geschichte absolut nicht mitverfolgt. Hat man allerdings alle sieben Hauptspiele der Yakuza-Reihe vorher gespielt, kennt man sich weitaus besser aus, kennt die Clans und Konkurrenten schon von früher und hat auch einen gewissen Überblick über so manche Rivalitäten.
Der Einstieg im Spiel gestaltet sich als ein wenig langatmig, schließlich sollen sich sowohl NeueinsteigerInnen wie auch alte Hasen wohl fühlen. Daher bedient sich Yakuza: Like A Dragon ein paar Erzähltricks, um euch effizient einzuführen und gleichzeitig mit neuen Infos zu versorgen. Das Smartphone ist dann dem Haupthelden doch fremd, und das Handy vibriert jedes Mal mit Zusatznachrichten, wenn ihr etwas Neues macht – Tutorial 2.0 sozusagen! Dabei bleiben die Charaktere aber zu jeder Zeit glaubwürdig, und wenn man sich ein wenig mit der japanischen Kultur beschäftigt (etwa Terrace House auf Netflix schauen, oder so), scheint schnell vieles vertraut zu sein. Trailer gefällig?
Was erwartet euch im Game?
Bislang waren Yakuza-Titel immer actionreich und mit einem GTA zu vergleichen. Während letzteres Spiel aber eine völlig offene Welt bietet und so die Story (wenn ihr das wünscht) sogar in den Hintergrund rutschen lassen kann, lässt dies Yakuza: Like A Dragon absolut nicht zu. Die engmaschige Geschichte sorgt dafür, dass ihr stets auf dem Pfad bleibt, den das Game vorschreibt. Natürlich könnt ihr euch in Gebieten frei bewegen, aber das Spiel geht sogar so weit, euch dabei zu limitieren, was Stadtgrenzen und anderes angeht. Heraus kommt ein cineastischer Mix, der euch zwar schon spielen und kämpfen lässt, aber auch viel Zeit in Zwischensequenzen bietet.
Das ist übrigens nicht übertrieben: Es gibt auch schon mal Sequenzen, die länger als zehn Minuten dauern. Hier bekommt das Spiel seine eindeutigen Wurzeln auf die Story, und diese Mechanik sorgt dafür, dass ihr relativ rasch die einzelnen Charaktere relativ gut kennenlernt. Wer sich aber auf Yakuza: Like A Dragon einlässt und ein wenig Games-Hintergrund genießt, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Das Entwicklerteam Ryu ga Gotoku Studio hat derart viele Anspielungen an andere Titel eingebaut, dass ich mit dem Zählen gar nicht mehr nachkomme. Manchmal ist es nur ein kurzer Gesprächsfetzen, manchmal eine ganze Nebenquest, aber immer großartig!
Das Kampfsystem im Spiel
Wenn ihr auf eine Schlägertruppe trefft, geht der Kampf los – eine Minikarte zeigt euch genau an, wo sich Gegner befinden und wo sie gerade hinschauen, Metal Gear Solid lässt grüßen. Betretet ihr den Sichtbereich, startet ein rundenbasierter Kampf und ihr werdet gebeten, die ersten Wahlen zu treffen. Hier ist zu berücksichtigen, dass die Zeit dennoch weiterläuft, während ihr überlegt! Zwar wird euch kein Gegner mit einer Aktion zuvorkommen, aber Autos fahren herum, und gestürzte Feinde rappeln sich nach wenigen Sekunden wieder auf. Wollt ihr also auf jemanden einschlagen, der am Boden liegt, müsst ihr schnell reagieren – dafür teilt ihr deftigen Extra-Schaden aus.
Dabei zahlt es sich auch manchmal aus, die Umgebung mit einzubeziehen. Wählt ihr beispielsweise die Angriffsaktion, während ein Gegner neben einem Straßenschild steht, kommt es vor, dass euer Charakter hinläuft und plötzlich damit euer Ziel beharkt! Werft ihr gegnerische Raufbolde auf die Straße und ein Auto überrollt sie, könnt ihr ebenso einiges an Zusatzschaden anrichten. Die Positionierung erfolgt allerdings automatisch in Yakuza: Like A Dragon – alle Charaktere sind ständig in Bewegung, und ihr müsst entweder oftmals den richtigen Moment abwarten oder das Potential einfach ignorieren. Habt ihr euch daran gewöhnt, macht es richtig Spaß!
Ein waschechtes Rollenspiel
Wie vorhin schon angesprochen seid ihr nach den ersten acht Spielstunden in einer Gruppe von vier Partymitgliedern unterwegs. Das schreit nach Verwaltung, und so dürft ihr für jeden eurer maximal sieben Charaktere einen eigenen Job (oder eine Charakterklasse) zuweisen. Dies könnt ihr allerdings nur beim Jobservice machen, und den müsst ihr dafür jedes Mal wieder aufsuchen. Generell gilt: Die Laufwege von Yakuza: Like A Dragon sind dabei einer der wenigen Schwachpunkte des Spiels. Es gibt zwar Taxis, die euch das Game aber oftmals zu gerne verbietet, und darüber hinaus kosten sie wertvolle Yen – das kann sich schnell auf einen hohen Betrag anhäufen.
Ebenso erwähnenswert ist, dass ihr grundsätzlich schon mal in Territorien außerhalb eures Levelbereichs aufhalten könnt. Das bemerkt ihr nach den ersten Schlägen, wenn euch Feinde mit einem Hieb das halbe Leben abziehen, solltet ihr die Beine in die Hand nehmen! Verliert ihr einen Kampf in Yakuza: Like A Dragon, so verliert ihr die Hälfte eures Ersparten. Das ist zwar nicht das Ende der Welt, kann aber nervig sein, wenn ihr auf neue Ausrüstung spart oder ganz neue Waffen und Rüstungen basteln möchtet. Bis dahin sei euch einfach geraten, auf Zebrastreifen die Kreuzungen zu queren und Nanba euch auch zwischendurch heilen zu lassen, wenn es nötig ist.
Minispiele, Minispiele überall
Was ihr in Yakuza: Like A Dragon und all seinen Vorgängern absolut nicht verpassen dürft, ist die absurde Anzahl und Qualität seiner Minispiele. Dosen für Kleingeld aufsammeln? Check. Einen Krebs in den Fluss werfen und anschließend wieder finden? Oh ja. Karaoke singen, halbnackte Männer im Kampf zu Hilfe rufen, Hostess-Clubs und Dragon Kart (die Yakuza-Version von Mario Kart) in Anspruch nehmen? All dies und noch mehr ist möglich. Die allermeisten Spiele und Möglichkeiten habt ihr aber erst nach etwa zehn bis zwölf Spielstunden, da lässt sich der Titel durchaus Zeit. Generell müsst ihr hier erst ein wenig investieren, bevor ihr entsprechende Returns bekommt.
Das ist in einem Titel, der euch aber locker an die 70 Stunden Spielzeit bietet, auch nicht unüblich. Es braucht eine Weile, bevor ihr die Grundfunktionen von Yakuza: Like A Dragon überhaupt nutzen könnt. Dazu gehören etwa die Option, euren Job zu wechseln oder Waffen und Rüstungen zu verbessern oder neu zu schmieden. Selbst, bis ihr alle sieben Charaktere beisammen habt, vergeht einiges an Zeit – die ersten zehn Stunden dürft ihr getrost als Tutorial ansehen. Wenn ihr aber das Pacing mögt, dass ihr in etwa genauso lang aktiv spielt wie die gut gemachten Zwischensequenzen anseht, dann habt ihr damit überhaupt keine Probleme – ich hatte es jedenfalls nicht.
Die Steuerung des Spiels
Generell hat mir das ziemlich stressfreie Handling von Yakuza: Like A Dragon sehr gut gefallen. Die Erforschung der Stadt lädt zum gemütlichen Verweilen ein, die Kamera reagiert rasch auf eure Eingaben, Minigames und Quick Time Events in Kämpfen sind verständlich aufgebaut – man kann der Steuerung echt nichts vorwerfen. Sobald ihr euch an eure unterschiedlichen Angriffe gewöhnt habt, kann euch nichts mehr überraschen. Die Soundabteilung des Spiels war ebenso sehr gut gehalten, ich habe mit japanischer Tonfassung und deutschen Untertiteln gespielt. Sämtliche Emotionen und überraschenden Twists kamen punktgenau rüber, genau so sollte es auch sein!
Zur Optik des Titels muss ich sagen, dass die Xbox Serie sehr gut zu Yakuza: Like A Dragon passt. Die Gesichter, die Animationen und selbst Kämpfe gegen eine Vielzahl von Gegnern brachten die Konsole nie ins Schwitzen, flüssig läuft das Geschehen über den Bildschirm, egal, was ihr macht. Zudem gefällt mir die überarbeitete Version von Japan extrem gut, es tut sich an jeder Ecke etwas. Auch die Grafikeffekte können sich sehen lassen, sie überzeugen auf ganzer Linie. Last but not least darf man nicht vergessen, dass auch die verschwindend geringen Ladezeiten lobend zu erwähnen sind. Sie machen viel der Immersion dieses neuen Spiels aus – grandios!
Fazit zu Yakuza: Like A Dragon
Ja, das Spiel startet etwas langatmig, und die ersten zehn Stunden müsst ihr als Tutorial ansehen. Aber wenn ihr nur im Geringsten Fans von Japan und der japanischen Kultur seid, dann erfreut euch so vieles in diesem Titel. Der Sprung zum vollwertigen Rollenspiel tut Yakuza: Like A Dragon meiner Meinung nach wirklich gut, und die tolle technische Grundlage hilft dem Ganzen noch dazu. Kleine Schwachpunkte gibt es, dazu gehören die nervigen Laufwege und eine Passage im Spiel, die euch einfach mal aufhält, bis ihr einen gewissen Betrag an Geld verdient habt. Das alles hätte das Game zwar nicht nötig gehabt, ist aber jetzt nun mal so.
Unter dem Strich bleibt eine sehenswerte, imposante Leistung des Entwicklerstudios Ryu ga Gotoku Studio. Nicht nur, dass sich das Genre von Yakuza von actionreichem Prügel-Open World-Game in Richtung taktischem Rollenspiel verändert hat, es wurde darüber hinaus auch ein völlig neuer Protagonist eingeführt. Ich persönlich habe das teilweise überdrehte und teilweise vorhersehbare Spektakel geliebt, selten fiel es mir so schwer, nach zwei oder drei Stunden Spielzeit nun doch einmal Schluss für den Tag zu machen. Das neue Spektakel rund um Familie, Ehre und sich entwickelnde Persönlichkeiten namens Yakuza: Like A Dragon ist großartig geworden!