HUMANITY (PS5) Test: Abwechslungsreicher Mix zwischen Knobeln und Plattformer

von Mandi 15.05.2023

Mit HUMANITY erwartet uns das neueste Werk der Rez Infinite– und Tetris Effect-Macher. Wie sich das Game schlägt, lest ihr im Test!

Über HUMANITY

Auf der offiziellen PlayStation-Website des Spiels wird der Titel wie folgt beschrieben: HUMANITY ist ein innovativer Mix aus Puzzle und Action-Plattformer – das Schicksal der Menschheit liegt in euren Händen beziehungsweise Pfoten. Denn wurde schon erwähnt, dass ihr als Hund spielt? Als Shiba Inu helft ihr riesigen Menschenmengen, sicher ans Ziel zu kommen, indem ihr ihnen verschiedene Befehle erteilt. So dürft ihr die Anweisung geben zu springen, die Marschrichtung zu ändern, Objekte zu verschieben, zu schweben, zu schießen und zu klettern. Lotst die Massen durch eine Story -Kampagne aus über 90 Levels voller Hindernisse, Gegner, Rätsel, freischaltbarer Fähigkeiten und spannender Bosskämpfe.

Zudem könnt ihr außerdem eine vielfältige Auswahl an Nutzerlevels spielen (oder eure eigenen bauen!), die sich mit dem supereinfach zu bedienenden Leveleditor erstellen lassen. Erlebt auf eurem Bildschirm oder im optionalen VR-Modus, wie gewaltige Menschenströme euren Befehlen bis hin zum Ausgang folgen. HUMANITY verdankt seinen minimalistischen, unverwechselbaren Stil dem Regisseur und gefeierten Designer Yugo Nakamura und dem berühmten Spielerfinder Tetsuya Mizuguchi (Rez Infinite, Tetris Effect: Connected). Das klingt schon nach einer ganz ordentlichen Einleitung, findet ihr nicht? Ich persönlich bin ein Fan von Puzzles und kann auch Plattformer wie etwa Sackboy ganz gut leiden, daher war ich gespannt auf das Game. So sieht der Titel in Action aus:

So wird gespielt

Das Grundprinzip des Spiels ist irgendwie klassisch gehalten, denn ähnlich wie in Lemmings müsst ihr eine Menge an Menschen sicher an ihr Ziel geleiten. Dazu gilt es, an verschiedenen Orten verschiedene Befehle zu positionieren, damit sich die Menschenmenge daran orientiert. Tut ihr dies nicht, laufen die Figuren einfach der Nase nach, ohne nachzudenken und ohne jeden Überlebensinstinkt. Fallen sie da von einer Kante, dann ist es so, und auch die zig nachfolgenden Figuren fallen munter in ihren virtuellen Tod. HUMANITY spielt sich aber glücklicherweise in einer alternativen Realität ab, in der dieser Tod nur von kurzer Dauer ist, denn schon bald laufen sie wieder aus der leuchtenden Tür – dem Einfallspunkt in den Level, den es zu lösen gilt.

Als leuchtender Shiba Inu lauft ihr in der Umgebung völlig frei herum und springt fast schon gravitationsverachtend hoch. Das ist auch bitter nötig, da ihr der Masse eine Nasenlänge voraus sein solltet, um die entsprechenden Befehle wie Drehen, Sprung (auf Wunsch auch hoch oder weit), Klettern, Schießen, Schweben und mehr zu setzen. Diese Logik-Partie trifft dabei nach dem Prolog und dem ersten Kapitel auch auf ein ordentliches Stück Plattforming, denn ihr müsst in den schwindelerregenden Stufen erst einmal als Hund dorthin kommen, wo ihr müsst. Da hat das Team hinter HUMANITY aber gut mitgedacht, denn ihr schaltet schon früh im Laufe des Spiels gewisse Features frei, die euch das weitere Spielen schwer erleichtern.

HUMANITY: Äußerst zugängliche Knobelei

Denn während ihr euch durch jede Stage knobelt, könnt ihr neben dem natürlichen Fortschritt im Spiel auch optionale Goodies einheimsen. 150 Goldys gibt es insgesamt zu sammeln, sie sind Figuren, die ihr mit eurer gelenkten Menschenmasse abholen und sicher ins Ziel bringen müsst. So dürft ihr dann nämlich Belohnungen einstreifen, wie etwa einen Schnellvorlauf, eine freie Kamera und mehr. HUMANITY ist schließlich ein Titel aus dem Jahre 2023, und dazu gibt es auch clevere Features, die ich gerne auch in anderen Rätselspielen sehen möchte. Dazu zählt etwa die simple Option, den Level neu zu starten, allerdings behaltet ihr dabei die bereits gesetzten Befehle bei.

Zusätzlich gibt es keine Strafe dafür, wenn euch eine Vielzahl an Menschen in den Tod fällt, und ihr könnt das Geschehen auch jederzeit anhalten. Zusätzlich mit der freien Kamera könnt ihr auch jede Stage nach Herzenslust erkunden, bis ihr entweder die versteckten Goldys gefunden habt oder auf die Lösung, wie ihr nun ans Ziel kommt, gestoßen seid. Das Ganze gestaltet sich insgesamt als ein wenig zeitaufwändig, vor allem, weil ihr naturgemäß nun mal eine Weile braucht, bis ihr die Rätsel überblickt und auch durchschaut habt. Hier gibt euch das Spiel aber den früh freigeschalteten Schnellvorlauf an die Hand, was den Prozess zwischen Versuch und Irrturm erheblich abkürzt.

Für zwischendurch und sowieso

HUMANITY wirkt anfänglich von der Aufmachung her wie ein Detroit: Become Human. Hauptverantwortlich dafür ist die sehr cleane Optik sowie die Schriftart, sie scheint exakt die selbe zu sein wie im Werk von Quantic Dream. Sehr cool finde ich auch, dass ihr stets etwas Neues zu tun habt, so wird es in diesem Spiel einfach nicht langweilig. Kaum habt ihr euch an eine frische Methodik gewöhnt, erscheint schon die nächste, die alles auf den Kopf stellt. Wasserpools sind gut geeignet, um hohe Stürze abzufedern, und habt ihr diese durchschaut, kommt der nächste Twist. Dass es auch Bosskämpfe im Spiel gibt, setzt dem Ganzen nur die Krone auf und sorgt für jede Menge Abwechslung.

Plötzlich habt ihr Schleichpassagen zu bewältigen, tödliche Feinde oder Goldy-stehlende Andersgesinnte tauchen auf, und ein andermal ist die Anzahl der Befehle begrenzt, die ihr erteilen könnt. Es wird einfach nicht langweilig, und im Laufe der 90 Levels lernt ihr immer neue Mechaniken, Puzzles und Herausforderungen kennen. Dank des Stage Creator-Editors in HUMANITY könnt ihr aber jederzeit selbst eine Kreation erschaffen, ob es nun ein Puzzle, ein Level voller Action oder doch etwas Kunstvolles ist. Klar ist auch, dass das Team hinter dem Spiel einen Browser für von Spieler:innen erstellten Levels spendiert hat, der regelmäßig mit neuen Inhalten gefüllt wird und euch stets frische Listen voller Community-Herausforderungen präsentiert.

Die Technik von HUMANITY

Das Look and Feel des Spiels wechselt sich gelungen ab. Wie es sich für ein Rätselspiel gebührt, lenken die Umgebungen nicht wirklich ab und lassen euch voll auf die Lösung konzentriert sein. Die einzelnen Menschen in HUMANITY sind im Low-Poly-Look gehalten, und die Engine schafft es mühelos, eine Vielzahl solcher Figuren gleichzeitig flüssig darzustellen. Das ist auch bitter notwendig, wenn da schon Hunderte Zweibeiner in den teils großen Levels herumstolpern und ihr erst einmal eine Nachdenkpause braucht, wie ihr nun weiter vorgeht. Der leuchtende Hund als Hauptfigur fällt dabei stets auf und sticht überall hervor, der Shiba Inu ist halt nicht so süß, wie er hätte sein können. Sei’s drum, dem Rätselspiel tut dies keinen Abbruch.

Gleichzeitig ist auch die musikalische Untermalung des Titels sehr gelungen. Zwischen minimalistisch und entspannend kann man auch hier sagen, dass sich nichts hervortut und euch beim Knobeln größtenteils in Ruhe lässt. Bei actionreicheren Passagen gibt es natürlich auf die Ohren, das liegt aber in der Natur der Sache – HUMANITY schafft es aber jederzeit, euch die passende Soundstage zu liefern. Was die Steuerung des Spiels angeht, so ist sie frustfrei gehalten. Manche Sprünge hätte ich gefühlt geschafft, was aber der Hund partout nicht hinbekommen hat, es gibt aber immer andere Wege ans Ziel. Manchmal muss man einfach geduldig sein beim Spielen dieses Spiels, aber die Zugänglichkeit und das an sich simple Gameplay ist für alle Spieler:innen gleichermaßen geeignet.

HUMANITY: Versuch und Irrtum in Reinkultur

Wie sieht ein modernes Rätselspiel im Jahre 2023 aus? Das Team hinter HUMANITY hat jedenfalls seine Antwort geliefert, und ich muss sagen, das Gesamtpaket vermag durchaus zu gefallen. Wer hier einen reinen Puzzler erwartet, muss sich auf viel Jump’n’Run einstellen, und wenn ihr Routine liebt, passt gut auf. Denn hier wird durch die Vielzahl an abwechslungsreichen Herausforderungen jede Runde anders als die vorherige, und sehr oft werdet ihr möglicherweise etwas mehr gefordert, als euch lieb ist. Gerade die Action- und Schleichpassagen können reine Rätsel-Fans anfangs überwältigen, und auch die Natur der Sache, zuerst mit dem Hund alles abzulaufen und die Befehle zu setzen, kann gewöhnungsbedürftig sein.

So oder so, das Spiel hat aber seine Reize. Denn inklusive der Nebenmissionen und der 150 optional zu sammelnden Goldy-Figuren gibt es eigentlich mehr als genug zu tun, mehr, als man einem reinen Puzzle-Spiel zutrauen würde. Zudem gibt es intelligente Funktionen, die den Spielspaß beträchtlich erhöhen, und auch – ich sage es erneut – jede Menge Abwechslung, die man vorher gar nicht für möglich halten würde. Es ist nicht gelogen, wenn ich sage, dass HUMANITY alles in allem nicht gerade das Spiel war, für das ich es anfangs gehalten hätte. Der Einstieg ist langsam und behutsam, und gegen Mitte des Durchlaufs zieht das Tempo ordentlich an. Ob dies für jedermann geeignet ist, kann man nicht wirklich sagen. Aber dieser Titel mit all seinen Wendungen, um grade mal 30 Euro, hat das Zeug zu einem Klassiker!

Wertung: 8.5 Pixel

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