Valco VMK25 Test: Überzeugt auch der lang erwartete Big Brother?
Nachdem ich mit Begeisterung vor rund zwei Jahren den Valco VMK20 getestet und für sehr gut befunden hatte (9,2 Pixel) war ich gespannt, ob man an dem Hörer noch etwas verbessern kann. Sein neuer großer Bruder ist nun bei uns gelandet und ich verrate euch in meinem Valco VMK25 Test, was das gute Stück zu bieten hat.
Valco?!
Viele von euch fragen sich jetzt vielleicht: “Valco? Noch nie gehört!” – Und das ist eine Bildungslücke gleich in zwei Dimensionen. Zum Einen finde ich das finnische Unternehmen im Hinblick auf die Außenwirkung äußerst sympathisch. Eine Kommunikationsstrategie mit 0% Bullshit und einer ordentlichen Prise Witz (zb. 100% veganes Kunstleder oder “Greenwashed” – dazu später mehr) sucht man am Markt vergebens. Und zum Anderen sollte man das Hörerlebnis eines Valco-Kopfhörers unbedingt mal erleben. In diesem Preissegment sucht man eine solche Musikqualität meiner Meinung nach sehr lange (dazu auch später mehr). Mehr zur Firma erfahrt ihr auf der offiziellen Webseite.
Lieferumfang
Beginnen wir mit dem Offensichtlichsten: dem Lieferumfang.
- Valco VMK25 Kopfhörer
- Stabiles Hardcase
- USB-C-Ladekabel
- Klinke-zu-Klinke-Kabel
- Flugzeugadapter
Unboxing und erster Eindruck
Anstatt nochmals die Hartschalen-Transportbox in einem Karton zu verpacken, der im Versandpaket auf die Reise geschickt wird, spart hier Valco zumindest eine Verpackungslage ein. Auch verzichtet das Unternehmen auf einen Karton, der nochmals alle Features mit typischen Marketingphrasen hervorstreicht. Vielmehr kam das Hardcase in einem gepolsterten Kuvert an, das lediglich mit einem Klebestreiben mit der Aufschrift Valco versehen war. Das ist mehr als ausreichend meiner Meinung. Unnötiges Verpackungsmaterial einsparen und zum Anderen auch weniger Müll, der wieder zu entsorgen ist. Daumen hoch * 2.
Kommen wir nun zur Verarbeitung und hier fällt im Gegensatz um Vorgängermodell eine Veränderung auf – die Hörermuschelabdeckung kann nun abgenommen werden. Zwar gibt es aktuell nur das schwarze Cover, aber Valco lädt hier alle ein, selbst Hand anzulegen. Mittels Open-Source-Anleitung für einen 3D-Drucker könnt ihr die Seitenteile eurer Wahl drucken (hier geht’s zum Download der Druckvorlage). Das nenne ich mal user-freundlich. Während sich hier andere Hersteller beispielsweise farbige Plastikcover schön bezahlen lassen, stellt Valco die “Blaupause” allen kostenlos zur Verfügung. Kreativen Geistern steht somit komplett frei, wie sie die Covers gestalten wollen.
Während der Bezug beim Vorgängermodell noch feuchtigkeits-, schmutz- und verschleißfest war, ist das Cover nun abnehm- und waschbar. Aber keine Sorge, das Innenleben des Hörers ist weiterhin perfekt geschützt, weil noch eine Plastikschichte dazwischen ist. Weil ich gerade bei den Hörmuscheln bin. Dieses sind – wie auch beim Vorgänger – mit “veganem” Kunsleder überzeugen (wieder so eine Anspielung auf das sinnbefreite Marketinggeschwätz anderer Konzerne). An der Unterseite des Hörer befinden sich der USB-C-Anschluss, ein Klinkenanschluss sowie ein paar Buttons (ANC, POWER ON/OFF und Lautstärkenregler). Die zwei LED-Kontrollleuchten, die euch beim VMK20 beispielsweise anzeigten, ob das ANC aktiviert ist, wurden entfern bzw. um genauer zu sein, in das Innere der Hörermuscheln verlegt. Wenn ihr den Hörer abnehmt, könnt ihr nun den jeweiligen Status sehen. Ob man dieses Feature jetzt braucht, sei mal dahingestellt, weil man durch einen einfachen Klick auf den ANC-Button eine Ansage bekommt, welcher Modus gerade aktiviert ist. Aber sei es drum. Apropos ANC: Großes Lob an Valco. Entgegen der eigenen Überzeugungen hat der Hersteller das Feedback und den Wunsch nach einer Durchhörfunktion angenommen und dem VMK25 eine solche spendiert.
Zurück zu den Hörermuscheln. Diese selbst lassen sich der Kopfform anpassen (vertikal und horizontal) und sogar um 90° zur Seite zu drehen. Dank letztgenannten Feature könnt ihr den Hörer – wenn ihr die ~300Gramm nicht auf dem Kopf tragen wollt – auch bequem um den Hals tragen und die Hörermuscheln einfach zur Seite klappen. Einziges Manko ist hier, dass man den Hörer abnehmen und drehen muss, um die Innenseite des Hörers an die Brust klappen zu können. Wenn wir sie nur zur Seite klappen, ohne den Hörer zu drehen, schaut die Innenseite vom Körper weg, womit das Innenleben ungeschützt ist. Damit verbunden möchte ich noch ein mögliches neues Feature für einen weiteren VMK-Hörer ins Spiel bringen. Ich würde mir wünschen, wenn ich die Hörer abnehme und die Muscheln zur Seite drehe, dass die Kopfhörer automatisch ausgeschaltet werden – so wie es beispielsweise auch der mittlerweile in die Jahre gekommene Sennheiser PXC 550 (hier geht’s zu meinem Test) macht.
Copyright: BeyondPixels (eigene Abbildung)
Pairing und Bedienung
Für mich persönlich ist eine leichte Inbetriebnahme eines neuen Gerätes sehr wichtig. Ich will nicht extra zur Bedienungsanleitung greifen müssen, um die Kopplung oder Erstinstallation durchzuführen. Im Idealfall muss ich nicht einmal nachdenken, wenn ich ein Gerät in Betrieb nehme. Und genau das war beim Valco VMK20 der Fall. In Windeseile war das Pairing sowohl am PC als auch am Smartphone (vivo X90 Pro – hier geht’s zu unserem Test) abgeschlossen.
Bei der Bedienung verlässt man sich auf ein paar wenige Buttons, die an den Hörermuscheln zu sehen sind. Es gibt einen Lautstärkenregler, den ANC- sowie einen Aus- und Einschaltknopf. Ich habe mir das Feedback bei meinem VMK20 Test zu Herzen genommen und dieses Mal die Bedienungsanleitung aufmerksam gelesen. Ich empfehle allen Käufer:innen das ebenfalls zu tun. Nicht weil, ihr es müsst, damit ihr den Hörer verwenden könnt, sondern viel mehr weil sie sehr valco-typisch verfasst ist. Zurzück zum Punkt: Ihr könnt – auch wenn es etwas unintuitiv ist, mit den vorhanden Knöpfen auch einen Song überspringen oder mal einen Song pausieren.
Der Soundcheck und ANC
Einer der wohl ebenfalls wichtigsten Kriterien bei einem Kopfhörer ist ganz klar der Sound und so habe ich den Valco VMK20 mit verschiedenen Genres bespielt und ich bin vom Sound hellauf begeistert. Hier hat sich offenbar die Arbeit mit dem finnischen Mastering-Studio Kesthouse voll ausgezahlt. Ganz egal, welcher Musikgeschmack euch zusagt (Techno, Klassik, Pop oder sonst was), der VMK20 kommt sehr gut damit zurecht. Die aktivierte Rauschunterdrückung habe ich an einer befahrenen Straße, im öffentlichen Verkehr und outdoor bei starkem Wind getestet. Das nervige Hintergrundrauschen wird gut gefiltert, aber gefühlsmäßig beim Musikhören automatisch deaktiviert. Das war zumindest mein Eindruck.
Weniger gut eignet sich der Hörer meiner Meinung nach fürs Telefonieren. Die Sprache der GesprächsteilnehmerInnen klingt irgendwie dumpf und auch auf der Gegenseite scheint meine Stimme auch genau so wahrgenommen zu werden. Das ist aber auch nicht der Anspruch des Hörers – der Fokus liegt hier ganz klar auf Musikgenuss.
Weil ich gerade beim Soundcheck bin – hier ein Video in dem Sound-Guru Jasse “Jazmanaut” Kesti den Hörer vorstellt und ein paar Worte zum Klangprofil verliert.
Und sie sind absolut „greenwashed“!
Und hier schließt sich der Kreis – könnt ihr euch noch an den zweiten Absatz von meinem Test erinnern? Ich sprach von einer unheimlich erfrischenden Art und Weise eines humoristischen Marketings. Hier der Originaltext zum Thema “Greenwashing-Kampagne” von der Valco-Webseite:
“Kaufe unsere Kopfhörer, pflanze einen Baum, und die Welt wird gerettet!
Valco möchte wie ein Held aussehen und viele Kopfhörer verkaufen. Weil es viele andere gibt, die so etwas tun, wollten wir auf den Umweltzug aufspringen. Natürlich ist es immer Greenwashing, wenn ein Unternehmen so etwas macht. Wir werden es nicht leugnen, seien wir ehrlich. Alles in allem ist dies eine großartige Sache, denn es ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern bringt uns auch Geld ein.
Unser Ziel ist es, für jeden verkauften Kopfhörer einen Baum zu pflanzen – auch für die bereits verkauften. Wir pflanzen sie nicht nach und nach, sondern in größeren Sträußen (wie man es beim Pflanzen von Bäumen macht).
Im Gegensatz zu diesen anderen Greenwashing-Kampagnen gehen wir jedoch tatsächlich in den Wald und pflanzen (fast) alle Setzlinge mit unseren eigenen kleinen Händen. Wir können es uns nicht leisten, einen Haufen Pfadfinderinnen anzuheuern, um sie zu pflanzen. Stattdessen setzen wir unsere Kinder und Familienmitglieder als kostenlose und nur mäßig gezwungene Arbeitskräfte ein.” (Quelle: Valco Webseite)
Valco VMK25 Test-Fazit: Top Preis-Leistung
Einige Tage begleitete mich nun der Valco VMK25 Over-Ear-ANC-Kopfhörer im Alltag – im Büro, beim Weg in die Arbeit, beim Kochen zu Hause oder beim Disc-Golfen im Wiener Prater. Bei allen Anwendungsfällen überzeugte vor allem die Musikqualität, die ganz klar alle Erwartungen an einen Hörer in diesem Preissegment übertrifft. Und das ganz ohne Begleitapp, in der von anderen Herstellern die Verantwortung für das perfekte Hörerlebnis an die KundInnen abwälzt. Zusätzlich stechen für mich die einfache und intuitive Inbetriebnahme sowie die Akkuleistung von bis zu 45 Stunden bei eingeschaltetem ANC (samt USB-C-Ladeoption) positiv hervor.
Weniger gut gefallen hat mir, die Soundqualität beim Telefonieren und ich verstehe noch immer nicht, warum man die Hörer nicht einfach gleich vom Kopf um den Hals hängen kann und dann die Innenseite zur Brust zeigt. Warum muss ich die Hörer dafür extra abnehmen und umdrehen, um das Innenleben der Ohrmuscheln zu schützen?
Dennoch muss ich ganz klar sagen, dass sich der Valco VMK25 sehr gut vom VMK20 weiterentwickelt hat und eines er besten Preis-Leistungsverhältnisse zu bieten hat. Die Soundqualität sucht ihresgleichen, womit vor allem Audiophile, ohne mit der Wimper zu zucken zugreifen können. Es muss nicht immer ein Platzhirsch wie Sony oder Bose sein, wenn man einen guten Sound will. Zudem finde ich das 0%-Marketingbullshit herrlich erfrischend.
Ich bin schon gespannt, ob mit dem nächsten Modell vielleicht noch der eine oder andere Makel noch ausgebessert wird, der nun beim Sprung vom VMK20 zum VMK25 noch nicht mit dabei waren. Ich wünsche es mir jedenfalls!