Fairphone 5 Test: Handy mit acht Jahren Software-Support? Ja bitte!
Wer bislang beim Thema Nachhaltigkeit schludrig war, den könnte das aktuelle Fairphone 5 umstimmen. Lest unseren Test!
Mit dem Fairphone 5 5G verspricht der niederländische Hersteller einen großen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit. Denn zu den Highlights auf der offiziellen Website des Produkts gehört gleich schon mal das Versprechen, bis zum Jahr 2031 Software-Updates zu garantieren. Apropos Garantie, auf das Gerät selbst wird ebenfalls eine Garantielaufzeit von fünf Jahren gegeben. Acht Jahre Unterstützung sind übrigens bei diesem Unternehmen keine Utopie! Zudem wird das Smartphone aus mehr als 70 % recycelten und fairen Focus-Materialien wie Gold, Kobalt, Lithium, Kunststoff und mehr gefertigt. Auch bei der Reparierbarkeit will das Produkt eine hohe Messlatte setzen – nichts ist verklebt, und man soll es einfach selbst reparieren können. Die Technik soll darunter nicht leiden, mit einem OLED-Bildschirm, 50 MP-Kameras und in drei Farben entspricht das Handy den gängigen Standards.
Der erste Eindruck
Unser Testgerät, das uns freundlicherweise von Magenta (zur Website) zur Verfügung gestellt wurde, kam in der Farbe Sky Blue zu uns. Die Kanten sind dabei ziemlich clean: Rechts erwartet ihr zu Recht die Lautstärkeregelung und den Standby-Knopf inklusive Fingerabdruckscanner, und sowohl oben wie auch links gibt es nur ein Mikrofon zu sehen. Die linke Kante bietet zudem noch eine kleine Einkerbung, die euch problemlos den Rücken des Fairphone 5 5G entfernen lässt. An der Unterkante gibt es die Standard-USB-C-Buchse, einen Lautsprecher und ein Mikrofon. Die Rückseite bietet euch eine dreieckige Kamera-Insel, auf der zwei Sensoren sowie der LED-Blitz untergebracht sind.
Von der Verarbeitungsqualität her kann man dem Gerät schon mal nichts vorwerfen. Denn der verwendete Aluminiumrahmen sorgt für massive Stabilität, und das, obwohl es einen abnehmbaren Rücken gibt. Vorbei sind die Zeiten, wo das Smartphone beim Runterfallen sich in seine Einzelteile aufteilt – beim Fairphone 5 5G hält alles gut zusammen! Der OLED-Bildschirm des Geräts misst 6,46 Zoll in der Diagonale, das ist in Ordnung, und dank seiner HD+ Auflösung sieht alles auch ganz ordentlich aus. Damit nicht genug, das Smartphone kann in den Einstellungen auch eine Bildrate von 90 Hertz darstellen. Dank dieser Option wird die Verwendung des Produkts flüssiger und macht einfach mehr Spaß!
Der Alltag mit dem Fairphone 5 5G
Natürlich gehört es für einen ordentlichen Testbericht dazu, das getestete Smartphone eine Weile als daily driver, also als Haupt-Smartphone zu nutzen und darauf zu achten, wie das Gerät mit den eigenen Anforderungen zurecht kommt. Als Büroangestellter bei Tag und Technik-Redakteur in der Nacht kommt alles andere als ein Dual-SIM-Gerät nicht ins Haus, und das Fairphone 5 5G erfüllt diese (mittlerweile irgendwie zum Standard gewordene) Anforderung zur Gänze. Das funktioniert einwandfrei, und es liegt auf der Hand, dass die gebotene Performance für alltägliche Dinge wie Telefonie, WhatsApp, Mail und Kalender klarerweise vollkommen ausreicht. Zudem gefiel mir die Haptik des Smartphones sehr, sehr gut.
Denn durch seine angenehm gerundeten Kanten – erinnern irgendwo an die iPhone 11-Generation – könnt ihr das Produkt auch problemlos längere Zeit in der Hand halten. Auch das Gewicht des Geräts ist in Ordnung, für die Größe empfinde ich das Fairphone 5 5G sogar als relativ leicht! Selbst bei Office-Vielnutzung kam das Handy stets durch einen ganzen Arbeitstag durch, und weder die Wärmeentwicklung noch sonstige Themen wurden irgendwie auffällig. Als reines Office-Gerät scheint das Smartphone überdimensioniert, tut aber seine Dienste perfekt. Und als Unternehmen kann man sich schon mal für Handys entscheiden, die mit fünf Jahren Garantie und acht Jahren Software-Support geliefert werden – das zahlt sich mehrfach aus!
Kann das Fairphone 5 5G Spiele?
Abgesehen von seiner Langlebigkeit und Nachhaltigkeit muss sich das Fairphone 5 5G auch der Frage stellen, wie es um den Spaß steht. Und was soll ich sagen? Das Handy hat immerhin die Stärke eines Top-Modells aus dem Jahr 2020, dementsprechend könnt ihr auch mit älteren Spielen ganz locker die Zeit vertreiben. Dank dem 90 Hz-Bildschirm gestaltet sich alles durchwegs flüssig, nur bei topaktuellen oder fordernden 3D-Spielen gesellt sich der eine oder andere Ruckler dazu. Das passt zur Technik: Der QCM 6490-Prozessor im Gerät entspricht einem Snapdragon 888 bei der CPU und einem Snapdragon 865 bei der Grafik. Aber im Prinzip reicht der Stand, so, wie sich das Smartphone so gibt, für Gelegenheitsspiele vollkommen aus.
Gamer:innen mit Ansprüchen wollen am Mobiltelefon allerdings andere Saiten aufziehen, da denkt man an Genshin Impact, Diablo Immortal, Honkai: Star Rail und auch Alto’s Odyssey mit möglichst vielen Bildern pro Sekunde. Hier werden dann die Grenzen des Smartphones aufgezeigt, und zwar in Form von weniger fps und auch schon mal erhöhter Wärmeentwicklung. Abgesehen von wiederholten Benchmarks bereitet dem Fairphone 5 5G nichts Probleme in dieser Hinsicht, aber wer sich (hoffentlich nur einmalig) viel mit Benchmarks beschäftigt, merkt, dass das Chassis heiß werden kann. Der Vollständigkeit halber: Die Punktzahlen in Geekbench 6: 1133 (single), 3004 (multi) und 2943 (GPU) – im Android-Vergleich reicht das für das obere Mittel.
Die Fotos des Smartphones
Mit drei Mal 50 Megapixel wirbt man beim Fairphone 5 5G, zwei Sensoren sind da auf der Rückseite verbaut und ein Objektiv an der Front. Das klingt zweifelsohne nach einem Riesending, aber bei Handys ist das immer so eine Sache. Auflösung ist nun mal nicht alles, da spielen eine Menge Faktoren mit rein – wie groß ist der Sensor, wie lichtstark ist das Objektiv, und wie steht es um die Beleuchtung beim Fotografieren? Man mag also ob der Zahl beeindruckt sein, und auch, wenn ihr mit dem Gerät tatsächlich 8K-Fotos mit 6144 x 8192 Bildpunkten schießen könnt, so empfiehlt sich das nur bei besten Lichtverhältnissen. Standardmäßig wird hier aber klugerdings auf 12,5 Megapixel runtergerechnet, vier Pixel werden zu einem – das spart Platz.
An der Schärfe der Fotos gibt es jedenfalls nichts auszusetzen, das gilt so lange, wie ihr bei guten Lichtverhältnissen operiert. Je schwächer das Licht wird, umso mehr Rauschen kommt in den Bildern vor, und hier merkt man schon den Unterschied zu aktuellen Flaggschiff-Geräten. Nicht weiter verwunderlich, da sich in den letzten zwei bis drei Jahren die Verbesserungen ausschließlich bei schlechten Lichtverhältnissen abgespielt haben. Da kommt dem Fairphone 5 5G der Nachtmodus zugute, der im Gegensatz zu Standard-Schnappschüssen noch einiges an Details in der Nacht herausholen kann. Aber, so ehrlich muss man sein, die Konkurrenz in einer ähnlichen Preisklasse ist da schon noch ein Stück weiter vorne – nicht mehr und nicht weniger.
Was so aufgefallen ist
Das Fairphone 5 5G spielt mit seiner Reparierbarkeit, seinem Fokus auf Nachhaltigkeit und dem für die Android-Welt völlig atypisch langen Versprechen von Software-Updates in einer ganz eigenen Liga. Einen Direktvergleich mit seiner Konkurrenz darf man schon alleine deswegen nicht unbedingt ziehen, also sollten wir das Gerät aufgrund dessen bewerten, was es für sich selbst mitbringt. Die wichtigen Smartphone-Dinge wie Display, Leistungslevel und Kameras wurden bereits abgehandelt, also gehen wir hier noch ein wenig auf die Details ein. Dass die Reparierbarkeit nicht nur möglich, sondern auch ziemlich einfach ist, dafür bin ich der lebende Beweis: Mit einem passenden Schraubenzieher kommt ihr auch mit zwei linken Händen an alles.
Besonders passend ist der Öko-Modus beim Laden: Er optimiert die Langlebigkeit des Akkus – die minimale Ladung schont die Chemie und lässt ihn weniger schnell altern. Was euch hingegen schneller altern lässt, ist der verbaute Stereo-Lautsprecher im Fairphone 5 5G. Wenn ihr euch regelmäßig Videos, Reels, Stories und dergleichen im Querformat anseht, stellt ihr schnell fest, dass hier etwas nicht ganz zusammenstimmt. Es scheint, dass die Lautstärke zwischen den beiden Speakern etwas ungleich verteilt ist, und irgendwie ist eine Seite (die mit dem Speaker im Rahmen) stets lauter als die andere. Auch die Qualität an sich ist nicht so gelungen, wie man es von einem Smartphone mit einem Zentimeter Tiefe erwarten dürfte. Eine Kleinigkeit, aber doch!
Fairphone 5 5G: Die Technik
Das Fairphone 5 5G wird von einem Qualcomm QCM 6490 angetrieben, er ist vergleichbar mit einem Snapdragon 888 (CPU) und Snapdragon 865 (GPU). Allerdings wird er vom Hersteller Qualcomm länger mit Updates versorgt, und das kommt dem Gerät natürlich entgegen. Dem Prozessor stehen 8 GB Arbeitsspeicher zur Seite, und 256 GB Speicher (etwa 220 GB nutzbar, um bis zu 2 TB via microSD erweiterbar) sind drin. Der OLED-Bildschirm des Smartphones misst 6,46 Zoll in der Diagonale, löst mit 1224×2700 Pixel auf, wird bis zu 880 nits hell und kann bis zu 90 Hz darstellen. Damit das Gerät auch durch jeden Arbeitstag kommt, fasst der Akku 4.200 mAh – er kann mit einem 30 Watt-Ladegerät (halbwegs) schnell wieder aufgeladen werden.
Was gibt es sonst noch zu sagen? Die Kameras (Weitwinkel, Ultraweitwinkel und Selfie-Cam) lösen alle mit 50 MP auf, und die Hauptkamera wird sowohl optisch als auch elektronisch stabilisiert. Als Sicherheitsmethoden stehen euch entweder die Google-typische Gesichtserkennung oder auch der Fingerabdrucksensor im Einschaltknopf zur Verfügung. Bei der Konnektivität sieht es gut aus, denn es sind Wi-Fi 6E und Bluetooth 5.2 verfügbar. Das sollte für fünf große Android-Updates und bis zu acht Jahren Software-Support reichen. Das Gerät ist nach IP55 staub- und wassergeschützt, und zu guter Letzt noch die Abmessungen des Fairphone 5 5G: Sie betragen 161,6 x 75,83 x 9,6 mm bei einem Eigengewicht von 212 Gramm.
Will man es acht Jahre nutzen?
Jetzt hat man sich schon so viel beschäftigt mit der Frage „kann man das Fairphone 5 5G so lange nutzen?“ – ich stelle dazu eine weitere: Will man das Gerät überhaupt so lange nutzen? Von den wichtigsten Punkten her gibt es dazu ein klares Ja: Sowohl die Verarbeitungsqualität wie auch der Speicherplatz bekommen die beste Wertung, auch der OLED-Bildschirm macht seine Sache gut und bietet mit 90 Hz immerhin mehr als den langjährigen de facto-Standard von 60 Hz. Der Prozessor ist von der reinen CPU-Leistung her auf dem Top-Standard des Jahres 2021, bei der Grafikeinheit hinkt er ein wenig hinterher. Für fordernde Spiele ist das Gerät jetzt schon etwas unterdimensioniert, das wird in den kommenden Jahren nicht besser werden.
Die Kameras schießen bei guten und mittleren Lichtverhältnissen gute Fotos, das ist auch eine gute Sache, und der Akku ist so wie fast alles andere sehr leicht zu tauschen. Das Software-Versprechen mit bis zu acht Jahren Unterstützung ist äußerst löblich und hebt das Gerät von seinen Artgenossen ab. Fragwürdig wird es dann schon eher beim Lautsprecher, der irgendwie die Schwachstelle des Smartphones darstellt. Wenn ihr ihn aber nicht braucht, weil ihr Kopfhörer nutzt, werdet ihr das nie spüren. Letzten Endes muss man noch über den Staub- und Spritzwasserschutz nach IP55-Standard sprechen: Untergehen darf das Smartphone nirgends. Das geht natürlich wesentlich besser, ist aber der hohen Reparierbarkeit geschuldet!
Das Fairphone 5: Gut und fair zugleich
Alles in allem stellt dieses Smartphone einen äußerst guten Kompromiss dar, wie ich finde! Denn in Wahrheit gibt es nur zwei wirkliche Dinge, die man dem Gerät zu seinem Release im Jahre 2023 ankreiden kann: Der Lautsprecher ist im Vergleich zum Mitbewerb nicht sehr qualitativ geraten, und der IP55-Schutz ist zwar für Regengüsse in Ordnung, aber untergehen darf euer Fairphone 5 5G niemals. Das ist aber auch klar, immerhin könnt ihr ganz leicht mit einem einfachen Schraubenzieher an alle wichtigen Komponenten dran. Als Smartphone kann das Produkt durchaus überzeugen, und die Leistung passt auch für Gelegenheitsspieler:innen – was will man mehr?
Beim Preis-Leistungs-Verhältnis gilt es zu rechnen. Ja, 699,- Euro kostet das Gerät, aber für den Mega-Support bis 2031 ist das mehr als bloß angemessen. Wie bereits erwähnt ist es unfair, hier einfach nur Geräte zu vergleichen: Andere Hersteller unterstützen ihre Smartphones vielleicht zwei oder drei Jahre lang, Fairphone verspricht (!) ganze fünf Android-Versionssprünge (!!) und Software-Unterstützung für acht Jahre (!!!). Das gibt es nirgendwo sonst, und dafür kann man schon mal Geld springen lassen. Rechnet man auch noch die extrem hohe Reparierbarkeit von nahezu sämtlichen Bauteilen hinzu, wird der Deal mehr als nur fair. Sowohl die Idee wie auch das Smartphone an sich sind gut genug, also bekommt das Fairphone 5 5G eine Empfehlung!