Not a Hero (PC) im Test
Bandenkriege, unzählige Gegner, ein actiongeladenes, flüssiges Gameplay, knallbunter Pixellook und ein Hase als Bürgermeister – all das macht Not a Hero aus. Ob der 2D-Deckungsshooter von Indie-Publisher Devolver Digital und Entwickler roll7 eine Perle wie z. B. OlliOlli ist, verrate ich euch in meinem Test.
Aggressiver Wahlkampf
Not a Hero ist ein kleines, gemeines, ungeheuer schnelles und lustiges Spiel. Als Einzelgänger Steve arbeitet man im Auftrag eines Bürgermeisterkandidaten – der, nebenbei bemerkt, ein violettes Häschen ist, das Bunny Lord heißt. Damit Bunny Lord endlich an die Macht gelangen kann, muss Steve fünf Districts von Verbrechen freihalten. Um dort für die nötige Ruhe und Ordnung zu sorgen, muss Steve die jeweiligen Bandenbosse zur Strecke bringen. In humorvollen, zufällig generierten Zwischensequenzen erfahren die SpielerInnen, um was sich Not a Hero dreht: Gegenstände sammeln, Feinde eliminieren – und Dinge in die Luft sprengen! Dass die Story dabei nicht exzellent inszeniert ist, dürfte wohl allen klar sein. Durch die wahnwitzigen Charaktere und die skurrilen Situationen bleibt der Spaßfaktor dennoch hoch.
2D-Deckungsshooter
Zudem tut die minimalistische Handlung dem Spiel sehr gut, denn so steht sie dem rasanten Gameplay von Not a Hero nicht im Weg. Der Stil und das Spielgefühl erinnern frappierend an Hotline Miami: Not a Hero ist dermaßen gut gelungen, dass es sich vor dem großen Indie-Vorbild nicht verstecken muss. Das Gameplay ist jedoch nur vom Feeling ähnlich, im Kern ist Not a Hero ein 2D-Deckungsshooter mit vielen verschiedenen Möglichkeiten. Damit der Plan des etwas wahnsinnig wirkenden Bunny Lords auch aufgeht, muss Steve sich mit einigen Tricks gegen die Verbrecher durchsetzen. Das Wichtigste ist das In-Deckung-Gehen hinter Gegenständen. Das mag für ein 2D-Spiel seltsam klingen, funktioniert aber ausgezeichnet und geht sofort in Fleisch und Blut über. Auf Knopfdruck verschwindet Steve im Hintergrund und ist so für die Kugeln seiner Feinde unerreichbar; allerdings können diese auch in Deckung gehen. Der Protagonist kann sich aber nicht nur verstecken, sondern auch mit einem gekonnten Slide bis zur nächsten Deckungsmöglichkeit rutschen und dabei alle Gangster umwerfen, die ihm dabei im Weg sind.
Schießen und Sliden
Die Movesets von Steve sind sehr mächtig, bei der großen Anzahl an Gegnern ist er aber meist klar im Nachteil. Außerdem kennen seine Kontrahenten Steves größte Schwachstelle: Er trägt zwar insgesamt unendlich viel Munition mit sich, bekommt aber nur sieben Kugeln in das Magazin seiner Pistole. Sobald der Held des Spiels nachlädt, hören seine Gegner das und sprinten auf ihn zu. Dann hält der Protagonist nur vier Treffer aus, bis er blutend zusammenbricht. Nach einer kurzen Verschnaufpause regeneriert er aber wieder seine vier Leben. Aus diesem Grund muss man geschickt mit Leben und Munition taktieren und genau getimt von Deckung zu Deckung rutschen. Das bewirkt die weiter oben gelobte Geschwindigkeit des Spiels.
Da hilft nur Auswendiglernen
Die Levels bestehen meistens aus mehrstöckigen Gebäudekomplexen, die mit Treppen verbunden sind. Als SpielerIn sieht man die Gegner daher sofort, Steve wird aber von den Feinden erst erkannt, wenn er sich auf der gleichen Etage befindet. Im Kopf entsteht so schnell ein Schlachtplan, den man mit Steve verfolgen möchte. Not a Hero ist daher ein sehr forderndes Spiel, das kaum Platz für Fehler lässt und so an die momentan großen Skill-Spiele wie Dark Souls, Bloodbourne, Titan Souls oder eben auch Hotline Miami anknüpft. In höheren Levels schickt euch Not a Hero an speziellen Knotenpunkten sogar Feindverstärkung, die Steve dann von mehreren Seiten aus in die Zange nimmt. Im dritten Abschnitt muss sich Steve schließlich gegen Samurais und Ninjas durchsetzen – und genau an dieser Stelle steigt leider auch der Frustfaktor enorm. Wenn der pixelige Wahlhelfer das Zeitliche segnet, muss das gesamte Level nochmals durchgespielt und damit immer wieder dieselben Passagen wiederholt werden. Dabei entstehen dann Situationen, in denen nicht mehr der Skill wichtig ist, sondern „nur“ das mühsame Auswendiglernen verschiedener Abschnitte. Ab diesen Parts geht die Balance des Spiels verloren, und es kann, da dadurch der bisher aufgebaute Flow und die Geschwindigkeit von Not a Hero ein wenig verloren geht, enorm frustig werden.
Fazit
Not a Hero hat eine Retro-Pixelgrafik, die enorm stilsicher, aber auch blutig ist. Das Spiel ist abgedreht, flott und macht vor allem in den ersten Spielstunden sehr viel Spaß. Es ist ein typischer Indie-Titel, der mit einfachem, aber sehr gut eingesetztem Gameplay auftrumpfen kann und über viel Charme und gute Spielbarkeit verfügt. Not a Hero ist zudem eine große Herausforderung, und das ist sowohl Fluch als auch Segen: Einerseits freue ich mich auf die kniffligen Manöver, mit denen ich alle Feinde eines Hauses aus dem Weg räume, andererseits muss ich zu oft Passagen wiederholen, die ich schon x-mal geschafft habe. Der Indie-Titel schöpft zwar nicht sein komplettes Potenzial aus, wer aber Pixelgrafik, flottes Gameplay, flüssige Animationen sowie einen gut gewählten Soundtrack mag und ein hohes Frustpotenzial mit sich bringt, sollte Not a Hero trotzdem eine Chance geben.