Gravity Rush Remastered (PS4) im Test

von David Kolb-Zgaga 17.02.2016

Gravity Rush erschien bereits 2012 für die PS Vita und gilt bis heute als eines der kreativsten Spiele auf Sonys Handheld. Vier Jahre später portiert Japan Studio das Action-Adventure auf die PS4. Dass dieser Schritt auch seine Tücken haben kann, zeigt mein Test zu Gravity Rush Remastered.

Das Spielen mit der Schwerkraft

Ist es ein Vogel? Ist es ein Flugzeug? Nein, es ist Kat, die Protagonistin von Gravity Rush Remastered! Doch Fliegen ist viel zu Mainstream, Gravitationsveränderung ist angesagt und das ist bereits die interessanteste Fähigkeit von Kat, einem Mädchen, das ihr Gedächtnis verloren hat und aus dem Himmel auf die fliegende Stadt Hekseville geplumpst ist. Per Knopfdruck schwebt Kat in der Luft, mit einem weiteren richtet man die Schwerkraft neu aus, wodurch man mit der Protagonistin rasant durch die offene Welt fliegt. Zu jeder Zeit gelangt man so in sekundenschnelle auf die höchsten Türme und entlegensten Winkel der Stadt. Die Steuerung ist in engen Passagen zwar etwas fummelig ausgefallen, im Großen und Ganzen wird aber ein schönes Gefühl von Freiheit vermittelt. Das sieht dann so aus:

Nicht ganz neu: Amnesie beim Hauptcharakter

Doch was macht man eigentlich den lieben langen Tag, wenn man die Schwerkraft verändern kann? Ganz einfach, es werden Nevi bekämpft, die geleeartigen, schwarzen Monster, die Hekseville heimsuchen. Gerade am Anfang macht Gravity Rush Remastered großen Gebrauch von Kats Amnesie. Wer sind die Nevi, wer ist Kat selbst, warum hat sie diese Fähigkeiten und verflixt nochmal, was mache ich auf dieser schwebenden Stadt eigentlich? Fragen über Fragen, die nach und nach in Ingame-Zwischensequenzen oder über schicke Comic-Panels aufgedeckt werden. Allerdings gibt es keine richtigen Gespräche, denn die Bewohner von Hekseville sprechen, wenn sie überhaupt vertont werden, eine Fantasiesprache. Wie man das aus klassischen JRPGs kennt, werden deshalb zwei Charakterbildchen nebeneinandergestellt, die dann miteinander kommunizieren.

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Und wo wir gerade bei JRPGs sind, die Story funktioniert einigermaßen und besonders das Finale ist spannend vorgetragen – ABER manche Dialoge sind inhaltlich so dermaßen hanebüchen und schlecht, dass ich das Spiel am liebsten nie mehr angefasst hätte. Da werden z.B. ganz offensichtliche Plottwists abgefeiert oder auch schlimmste Klischees benutzt, die mich zum Fremdschämen einladen. Gerade die ersten Stunden musste ich mich durchkämpfen, dann nimmt die Geschichte aber Fahrt auf und rettet den absolut schwachen Beginn.

Von PS-Vita zur PS4 gerusht

Inhaltlich hat sich bei Gravity Rush Remastered nichts getan, die DLCs von der Vita (sechs Nebenmissionen, sechs Herausforderungen und drei weitere Kostüme) sind nun von Anfang an mit dabei, verändern das Spielgeschehen aber kaum. Gerade die Flugeinlagen und Kampfanimationen sind butterweich und profitieren von den 60 FPS und der HD-Auflösung. Durch den größeren Bildschirm erhält man zusätzlich noch eine bessere Sichtweite und der Comic-Look kaschiert die eine oder andere Grafikschwäche geschickt. Schade ist nur, dass ich trotzdem nicht den Eindruck loswerde, einen „größeren“ Vita-Titel zu spielen. Gerade das Kampfsystem ist mir viel zu simpel, Ausweichen, Tritt, Flugtritt, Spezialmanöver – das war’s auch schon im Prinzip. Wenn man sich Titel wie Devil May Cry, Bayonetta, ja sogar ein neueres Assassin’s Creed anschaut, wäre viel mehr möglich gewesen. Die Bosskämpfe bieten dabei ein wenig Abwechslung und die überdimensional großen Nevi sehen cool aus. Aber auch bei den Bossfights merkt man, dass die damaligen technischen Limitierungen, der PS Vita zum Tragen kommen. Selbstverständlich muss es nicht immer ein bombastisches Action-Feuerwerk à la Bayonetta sein, bei Gravity Rush Remastered hätte man aber inszenatorisch problemlos noch eine Schippe drauflegen können.

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Fazit

Versteht mich nicht falsch, Gravity Rush Remastered ist ein sehr innovatives Spiel und die Grundmechaniken funktionieren tadellos. An vielen Stellen wird aber klar, dass ich es hier mit einem PS-Vita-Titel zu tun habe, der auf meiner PS4 etwas simpel wirkt. Die spaßigsten Momente erlebe ich, wenn ich mit Kat durch die Stadt fliege, Feinde aus der Luft besiege und Kristalle sammle, um Kats Fähigkeiten zu verbessern. Hekseville lädt mich aber zu wenig zum Erkunden ein. Bis auf die genannten Kristalle und ein paar zweizeilige Dialoge kann ich nur mehr Herausforderungen oder Nebenmissionen erledigen, die rar gesät und noch dazu repetitiv sind.

Dass das in kürzeren Sessions auf einem Handheld gut funktioniert, kann ich sehr wohl nachvollziehen, ich teste hier aber ein PS4-Spiel und dabei fallen mir gewisse Mechaniken zu simpel aus. Zum Glück enthält Gravity Rush Remastered seine namensgebende, sehr innovative Mechanik, die Schwerkraft zu manipulieren. Die lässt mich weitermachen und später wird auch die Story interessanter, wodurch man auch an ein paar sehr schöne Schauplätze gelangt. Trotzdem konnte mich Gravity Rush Remastered nie ganz überzeugen, zu oft trüben mir die immer gleichen Abläufe den Spielspaß.

Wertung: 7.2 Pixel

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