Game Tycoon 2 (PC) im Test

von Marianne Kräuter 15.05.2016

Eine eigene Videospielfirma gründen, mit der man Spiele entwickelt, die man sich selbst immer gewünscht hat und damit auch noch reich und erfolgreich werden – Welche/r Zocker/in kommt bei diesem Gedanken nicht ins Schwärmen? Nun soll die neue Wirtschaftssimulation Game Tycoon 2 dafür sorgen, dass sich dieser Traum zumindest virtuell erfüllen lässt.

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Arbeitstrott statt Traumjob

Leider bekommt man beim Spielen schnell das Gefühl, Sunlight Games wären in der Kampagne ihres eigenen Spiels nicht weit gekommen. Das liegt nicht nur an der langweiligen Präsentation, sondern auch am eintönigen Gameplay. Zunächst werdet ihr in einem fünfteiligen Tutorial in die Spielmechaniken eingeführt, wobei ihr euch durch Textboxen klickt, die euch trocken alle Funktionen erklären. Danach könnt ihr entweder mit der Kampagne beginnen, in der ihr gewisse Missionsziele der Reihe nach erfüllt (z. B. ein Spiel mit einer gewissen Wertung entwickeln), oder ihr beginnt gleich mit dem Endlosmodus, in dem ihr eure eigene Firma gründet und versucht, euch im Videospielbusiness zu behaupten. Das Spielprinzip ist dabei stets dasselbe: Ihr erkundigt euch am Kiosk der Universität, welche Spielgenres gerade angesagt sind, heuert MitarbeiterInnen an, plant das neue Spiel und setzt dabei am Besten neu erforschte Technologien. Habt ihr die Entwicklungsphase hinter euch, könnt ihr in einer Betaphase noch Bugs ausmerzen, ehe es in die Produktionshalle geht, wo das Spiel hergestellt und schließlich ausgeliefert werden will.

Heillos überfordert

Neben dem Büro, in dem ihr euch um Ausbildung sowie Arbeitsbedingungen der MitarbeiterInnen kümmert und neue Spiele plant, gibt es ein Forschungslabor, in dem ihr neue Technologien entwickelt. Zudem gibt es ein Entwicklungsbüro, in dem ihr die MitarbeiterInnen den Projekten zuweist, eine Bank, in der ihr gegebenfalls Kredite aufnehmt oder an der Börse spekulieren könnt. Weiter geht es mit der Universität, an der ihr MitarbeiterInnen anheuern und euch über aktuelle Spieletrends informieren könnt. Eine Werbeagentur, ein Anwaltsbüro, euer eigenes Zuhause, ein Einkaufscenter sowie die Produktionshalle in der Spielverpackungen, Preise, Produktion und Vertrieb geregelt werden, kommen ebenfalls hinzu. Na, fühlt ihr euch schon überwältigt? Ich war es jedenfalls und musste das Tutorial dreimal über mich ergehen lassen, ehe ich mir alle Spielmechaniken gemerkt hatte.

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Quantität statt Qualität

Game Tycoon 2 will wirklich jeden Bereich eines Spielentwicklers mit einer Fülle an Funktionen abdecken, wodurch leider die Qualität auf der Strecke bleibt. Die umständliche Menüführung und die überwältigende Flut an Optionen, von denen viele unnötig wirken, rauben den Spielspaß. Zwischen einzelnen Standorten navigiert man über eine Stadtkarte hin und her und gelangt in den Gebäuden in Zimmer, die eigene Menüs bilden oder in denen man über Flipcharts, Computerbildschirme, Zeitschriften und Ordner weitere Optionen aufrufen kann. Eine simples Listenmenü hätte das Spiel übersichtlicher und die Standortnavigation unkomplizierter gemacht. Einige Sinnfehler reißen einen zusätzlich aus dem Simulationsgefühl, das manche mühsamen Spielmechaniken vielleicht noch gerechtfertigt hätte. So werden zum Beispiel auch im Jahr 1980 hergestellte Spiele in € verkauft und für dessen Entwicklung wird ein Musiker benötigt, auch wenn gar keine klangliche Komponente für das Spiel gewählt wurde (Auch wenn Zweiteres zugegebenermaßen nur im Tutorial auftritt).

Auf’s Auge und auf’s Ohr

Auch die Präsentation des Spiels ist sehr unvorteilhaft. Die groben Polygone und matten Texturen sehen überhaupt nicht zeitgemäß aus. Eine charmante Retrografik á la Game Dev Tycoon wäre eindeutig die bessere Wahl gewesen. Auch die Musikuntermalung ist leider nicht spannender als in einem Kaufhausfahrstuhl und geht einem schnell auf die Nerven.

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Fazit

Ich werde das Gefühl nicht los, dass sich hier ein kleines Entwicklerstudio übernommen hat. Mit simplerer Grafik, einem abwechslungsreicheren Soundtrack und einem allmählichem, nicht so überfordernden Spieleinstieg, wäre bei wahrscheinlich gleichem oder geringerem Entwicklungsaufwand ein lustigeres Spiel herausgekommen. So kann ich Game Tycoon 2 leider überhaupt nicht empfehlen. Wer am PC gerne in das Spielentwicklerdasein hinein schnuppern möchte, ist mit Game Dev Tycoon des amerikanischen Entwicklungsstudios Greenheart Games eindeutig besser beraten.

Wertung: 4.5 Pixel

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