Challenge accepted: Wer baut das erste HDR-Smartphone?
Apple nennt ihr neues iPhone-Display „Retina HD“. Mit 25% mehr Helligkeit und einem breiteren Farbspektrum sehen Bilder darauf deutlich besser aus, als noch auf den Vorgängermodellen. Man geht sogar so weit das gezeigte als Kino-Standard zu bezeichnen. Ein Marketing-Begriff, der so wohl nirgends sonst verwendet wird. Doch was bedeutet das? Ist das iPhone 7 ein HDR-Smartphone?
Wide-Gamut-RGB
Der Wide-Gamut-RGB-Farbraum geht auf eine Initiative der Bildbearbeitungs-GigantIn Adobe hervor. Er datiert zurück auf das Jahr 1998, und beschreibt einen Geräte-, und Technologie-unabhängigen Farbraum, der seither als Gold-Standard der farbechten Wiedergabe digitaler Bilder gilt. Sündhaft teure Grafik-Monitore legen seit jeher höchsten Wert darauf größtmögliche Bereiche dieses Spektrums abzubilden. Langsam aber sicher dringt diese Technologie auch in den Consumer-Bereich vor. Moderne IPS-Panels kommen dank zusätzlicher Schichten und technischer Verfahren (IZGO, QLED) mittlerweile sehr nah an den Gold-Standard ran. Das iPhone 7 nutzt vermutlich IZGO, um diese neuerliche Steigerung in Helligkeit und Farbtiefe zu erzielen.
Schon wieder was Neues
Nits misst die Leuchtdichte einer bestimmten Lichtquelle
Doch nun steht schon wieder eine neue Technologie vor der Haustüre: High Dynamic Range (HDR). Dieser von Dolby initiierte Standard führt neben dem eigentlichen Farbwert pro Pixel auch einen Helligkeitswert ein, der in Nits gemessen wird. Dieser Begriff stammt vom lateinischen Wort nitere (scheinen) ab, und misst die Leuchtdichte einer bestimmten Lichtquelle. Schon bei klassischen Bildschirmen gibt die Leuchtkraft an, welcher mögliche Kontrastwert zwischen einem ganz schwarzen, und einem komplett erleuchteten Bildpunkt gemessen wird.
Bei LCD-Panels werden höhere Kontraste durch partielles Abdunkeln der Hintergrundbeleuchtung erzielt. OLED-Panels brauchen diese Beleuchtung nicht, da ihre kleinsten Bildeinheiten selbst zum Leuchten gebracht werden. Daher können OLED-Bildschirme deutlich höhere Kontrastwerte erzielen, als LCD-Panels.
Hoher Kontrast ≠ HDR
helle Glühbirne, oder lediglich eine weiße Wand?
Soweit so gut, doch das ist alles nur Fassade ohne die entsprechende Bildinformation. Datenträger wie Blu-Ray, Streaming-Dienste oder das Broadcast-Format DVB liefern aber immer noch ganz normale RGB-Bilder. Diese geben dem Wiedergabegerät keinen Aufschluss darüber, ob es sich beim gezeigten um eine helle Glühbirne, oder lediglich um eine weiße Wand handelt – Es fehlt die Leuchtkraft-Information!
Deshalb können selbst Wiedergabegeräte mit extrem hohen Kontrastwerten nur mutmaßen, welche Bereiche des Bildes stark zu beleuchten sind, und welche nicht. Das Ergebnis: Weniger detaillierte Farb-Abstufungen in besonders hellen oder ganz dunklen Bereichen eines Bildes.
Bei HDR müssen alle Komponenten zusammenspielen
Diesem Umstand kann HDR Abhilfe schaffen. Dabei handelt es sich um eine zusätzliche Informationsschicht, die bei jedem Bild mitgespeichert ist. Ein HDR-fähiges Display kann diese Light-Map interpretieren, und die einzelnen Bereiche eines Bildes viel präziser ausleuchten. Statt also einfach großflächig alles Helle Weiß und alles Dunkle Schwarz zu zeichnen, gibt es bei HDR-Bilder eine Unterscheidung zwischen Weiß und Hell. Das Ergebnis sind deutlich lebensechtere und naturgetreuere Bilder.
Neue Geräte bringen HDR auf Schiene
Warum ich euch das eigentlich erzähle? Weil die XBox One S und die Playstation 4 Pro HDR-Standards unterstützen. Alte PS4-Games können nachträglich mit diesem zusätzlichen Bild-Informations-Layer bestückt werden. Auch Netflix, Youtube und andere Streaming-Anbieter rüsten sukzessive auf HDR-Bildsignale um.
Doch nicht nur Bildquellen wie Konsolen oder Kameras müssen HDR-tauglich sein, auch die Wiedergabegeräte müssen entsprechende Hardware verbaut haben. Das schönste HDR-Signal nutzt nix, wenn es der Fernseher oder das Smartphone nicht interpretieren kann. Und auch der kontrastreichste Bildschirm muss resignieren, wenn das eingehende Signal keine Helligkeits-Infos liefert.
Wer wagt den ersten Schritt zu HDR-Smartphone?
Nun hat ein Smartphone einen entscheidenden Vorteil gegenüber klassischen Bildübertragungs-Technologien: Es vereint in sich die Aufnahme-, Verarbeitungs- und die Wiedergabe-Komponenten dieses Kreislaufes. Es müssten also die Kamera, das Display und die Software eines Smartphones mit der entsprechenden Technologie ausgestattet werden, um HDR endlich im Consumer-Bereich ankommen zu lassen.
Soviel vorweg: das iPhone 7 ist nicht diese HDR-Smartphone. Doch wer wird die VorreiterIn? Und welche HerstellerIn bringt und das erste HDR-Smartphone? Damit wir künftige Produkt-Präsentationen wie die zu Sonys PS4 Pro endlich so genießen können, wie es die Technologie vorsähe. Möge das Rennen beginnen!
[…] oder HD-DVD? Erst unlängst kam 4K, bald schon wird 8K ein Thema sein. Dazwischen aber bitte noch HDR und Dolby Atmos. Alles natürlich mit hohen Anschaffungskosten verbunden. All diese schönen Dinge […]
4K Displays gibt es ja schon auf Handys. Gut, nicht beim iPhone. Aber diese Hürde ist bereits genommen. Dolby Atmos zu unterstützen ist wohl das geringste Problem, es auf einem Handy wiederzugeben bedarf dann aber eher externen Wiedergabegeräten.
Dann brauchen wir aber auch Dolby Atmos auf den Smartphones und 4K-Displays! Da der Smartphone-Markt aber langsam seine Sättigung erreicht, denke ich, dass solche Trends nicht mehr wirklich von einem Handy ausgehen 🙂
… FANBOI! 😀
Hey Mandi, Warum bei Smartphones damit anfangen? Weil, wie gesagt, das Smartphone alle Komponenten des HDR-Zyklus in sich vereint. Wenn nicht ein Smartphone damit anfängt, werden die Medien ein zaches Stück Arbeit haben HDR massentauglich zu machen. Und wegen True-Tone: Ist ausgebessert ;-D
Fast: Der True Tone-Name kommt beim Blitz des iPhone 7 zum Einsatz. Das Display heißt einfach Retina Display (HD). Das einzige Display mit True Tone im Namen hat das iPad Pro – und das passt den Weißpunkt an die Umgebung an, ob es diesen kälter oder wärmer gestaltet. Meiner Meinung nach reicht der P3-Standard völlig aus, da muss die Konkurrenz erst mal nachziehen. Wie du schon schreibst: Ohne HDR-Signale gibt es auch kein HDR-Bild. Wenn wir es noch nicht mal bei den großen Medien hinkriegen, warum bei Smartphones damit anfangen? Wäre wohl nur ein weiteres Marketing-Hakerl wie bei “4K auf… Read more »