The Big Short (Blu-ray) im Test
Noch heute spüren wir die Auswirkungen der Finanzkrise 2008. Dieses einschneidende Erlebnis beleuchtet The Big Short und wurde dafür mit einen Oscar ausgezeichnet. Meine Meinung: Es hätten mehr sein können.
Facts
- Genre: Biografie, Komödie, Drama
- Publisher: Paramount Pictures
- Regie: Adam McKay
- Freigabe: ab 6 Jahren
“Nicht das, was wir wissen, bringt uns zu Fall, sondern das, was wir fälschlicherweise zu wissen glauben.” Mit diesem Zitat von Mark Twain beginnt The Big Short. Im Anschluss erklärt ein gewisser Jared Vennett wie langweilig das Bankenwesen nicht vor wenigen Jahrzehnten noch war. Bis schließlich ein gewisser Lewis Ranieri auftaucht und hypothekenbesicherte Wertpapiere (Mortgage-backed securities) einführt. Ein Finanzprodukt, dass unser aller Leben nachhaltig verändern sollte.
Der “Big Short”
New York im Jahr 2005: Der Dollar ist stark, die Wirtschaft boomt. An der Wall Street werden jeden Tag millardenschwere Börsen- und Wertpapiergeschäfte abgewickelt. Mit hochkomplexen Immobilienprodukten, glänzenden Renditen und vermeintlich minimalem Risiko werden selbst Arbeitslose zu VillenbesitzerInnen und den Finanzeliten winkt das schnelle Geld.
Doch nicht ohne Folgen, denn was MaklerInnen, Medien und Politik nicht erkennen, durchschaut der Hedgefonds-Manager Michael Burry. Er prognostiziert das baldige Platzen der amerikanischen Immobilienblase und den daraus resultierenden Zusammenbruch der Weltwirtschaft. Natürlich bleiben seine Unkenrufe zunächst ungehört. Daraufhin entwickelt Burry einen perfiden Plan: den “Big Short”. Durch sogenannte “Shortings”, Leerverkäufe von Aktien großer Investmentbanken, wettet er neben einigen wenigen risikofreudigen Spekulanten gegen das Finanzsystem. Der Rest ist Geschichte.
Starensemble
Hochkarätiger mag man einen Film kaum besetzten. In The Big Short tummeln sich DarstellerInnen wie Brad Pitt, Ryan Gosling, Christian Bale, Steve Carell oder Marisa Tomei auf dem Finanzparkett. Und diese Auswahl trägt entsprechend zur Qualität des Films bei. Unterstützt von ebenso grandiosen NebendarstellerInnen. Vor allen anderen gefallen Christian Bale als verschrobener Michael Burry und Steve Carell als moralischer Mark Baum. Doch auch einige prominente Kurzauftritte sorgen für unterhaltsame Aufklärungsarbeit. So erklärt etwa Fernsehkoch Anthony Bourdain den Begriff CDO (Collateralized Debt Obligation).
Und das zeichnet nicht zuletzt The Big Short aus. Der Film will nicht nur einen Blickwinkel der Finanzkrise darstellen, sondern diese auch erklären. Eine schwieriges Unterfangen, das aber bravorös gelingt. Schlimmstenfalls nach einer zweiten Sichtung sorgen die FilmemacherInnen dafür, dass man mit Finanzkrise-Basiswissen ausgestattet ist. Dabei bleibt aber auch die Emotion nicht auf der Strecke. Denn wenn man beobachtet, wie die BankerInnen nicht nut am sozialen Abstieg der Bevölkerung beteiligt sind, sondern auch noch daran verdienen. Dann erwächst ein einem durchaus begründet die Wut auf die Finanzbranche im Allgemeinen und skrupellose MaklerInnen im Speziellen. Und diese Wut bleibt auch nach dem Ende des Films, denn dann beginnt das eigentliche Drama der Finanzkrise.
Fazit
The Big Short ist eine der besten filmischen Abhandlungen der Finanzkrise beziehungsweise der Finanzbranche im Ganzen. Anders als beispielsweise bei Wolf of Wall Street werden die Protagonisten nicht als Helden hochstilisiert. Der Film bewahrt sich stets eine gewisse Distanz zu den Hauptfiguren. Und das offene Ende, das den Beginn der Finanzkrise bezeichnet, war ebenfalls ein Glücksgriff. Da so die aufgebauten Emotionen auch nach The Big Short nachwirken. “Truth is like poetry. And most people fucking hate poetry.”