Back in the Days: Gabriel Knight: Sins of the Fathers im Test

von Marianne Kräuter 31.10.2016

gabriel knight: sins of the fathers titlescreen

Passend zu Samhain schauen wir uns heute mit Gabriel Knight: Sins of the Fathers ein Adventure-Spiel an, wie es gruseliger kaum sein könnte. Und damit meine ich nicht nur die teilweise verbuggten Animationen der Charaktere und die angestaubte Grafik, sondern in erster Linie die düstere Handlung.

Zwei Spiele auf einen Streich

Einen Back-in-the-Days-Test zu diesem Spiel zu machen, ist halb gemogelt. Habe ich doch die 20th Anniversary Edition zu Gabriel Knight: Sins of the Fathers von 2014 gespielt, anstatt der Original-Version aus dem Hause Sierra, die 1993 erschien. (Im gleichen Jahr wie Day of the Tentacle also, zu dessen Remake wir übrigens ebenfalls einen Test parat haben.)

Wir werden mit billigen 3D-Animationen abgespeist, die in mir Bilder von Wimmelbild-Flashgames heraufbeschwören.

Da bei der Geburtstagsedition neben ein paar neuen Rätseln, veränderter Grafik und neu aufgenommener Musik nichts Wesentliches geändert wurde, kann dieser Artikel mit einem zugedrückten Auge wohl für beide Versionen sprechen. Dass ich „veränderte“ statt „verbesserte Grafik“ schreibe, liegt daran, dass diese für die 2014er Version extrem verschlimmbessert wurde! Gerade jetzt, da alle auf Pixelart á la Fez, Terraria oder Undertale abfahren, hätte man die Grafik meiner Meinung nach ruhig nahe beim Original belassen können, die sich auf Augenhöhe mit der dem neueren, sehr gelobten Heroine’s Quest befindet. Stattdessen werden wir mit billigen 3D-Animationen abgespeist, die in mir Bilder von miesen Wimmelbild-Flashgames heraufbeschwören. Schade.

gabriel knight 1993

So sah das Original aus…

gabriel knight 2014

… so das Remake

Vodoo in New Orleans

Das Adventure lebt davon, dass man sich von der langsam aufbauenden Spannung mitreißen lässt.

Doch genug genörgelt. Kommen wir zum Herz- und Glanzstück von Gabriel Knight: Sins of the Fathers: Der Handlung. Hier werde ich nicht allzu viel verraten, denn das Adventure lebt davon, dass man in die Handlung eintaucht und sich von der langsam aufbauenden Spannung mitreißen sowie überraschen lässt.

Ihr spielt den erfolglosen Schriftsteller und erfolgreichen Womanizer Gabriel Knight, der sich mit dem Antiquitätengeschäft „St. George’s Books“ mehr schlecht als recht über Wasser hält. Zu Beginn des Spiels erwacht ihr unausgeruht, nachdem Gabriel bereits sieben Nächte in Folge vom selben Albtraum geplagt wird. Ob das an den Recherchen für das Buch über Vodoomorde in New Orleans liegt, mit dem sich Gabriel beschäftigt? Oder steckt eine böse Vorahnung dahinter? Nach dem kurzen Einstieg verbringt ihr viel Zeit damit, verschiedene Orte in New Orleans zu besuchen,  Leute zu befragen und Gegenstände zu untersuchen. Das alles dient dem Zweck, die grausamen Ritualmorde aufzuklären. Dabei verstrickt sich Gabriel immer weiter in dem gefährlichen Fall, ein glückliches Ende scheint unwahrscheinlich.

gabriel knight

Die Charaktere, denen ihr begegnet, sind authentisch und haben viel zu erzählen. Um die Geschichte gut nachvollziehen zu können, solltet ihr also einiges an Geduld mitbringen, denn Dialoge und gefundene Schriftstücke vermitteln jede Menge Information.

Trial and Error

Weitere Pluspunkte gibt es für die detailverliebten Screens, in denen es stets viel zu entdecken gibt. In den zehn Tagen, über die sich die Handlung erstreckt, kehrt man oft zu bereits besuchten Orten zurück. Wie im echten Leben verändern sich diese Orte: Man trifft auf neue Personen, es ergeben sich neue Rätsel und Möglichkeiten.

Wie so oft bei Adventures, kommt man manchmal nur mit viel Geduld und durch Ausprobieren zur Lösung.

Apropos Rätsel, über diese sollten wir auch noch sprechen. Hier macht Gabriel Knight: Sins of the Fathers leider nicht immer eine gute Figur. Wie so oft bei Adventures, kommt man manchmal nur mit viel Geduld und durch Ausprobieren aller Optionen zur Lösung. So wollte zum Beispiel an einer Stelle der Tag einfach nicht enden, obwohl ich partout keine Idee hatte, was denn noch zu tun sei. Stellte sich heraus, dass man ohne ersichtlichen Grund bei einem Voodo-Händler eine Krokodilsmaske kaufen sollte. Der ständig pleite Gabriel kratzte dafür also irgendwie 120$ zusammen. Als dann einige Tage später abends ein geheimes Voodo-Ritual stattfand, zu dem er sich einschleusen wollte, hatten wir natürlich “zufällig” bereits die richtige Maske parat.

Auch die unterschiedlichen Interaktionsmöglichkeiten haben mich anfangs verwirrt. Ich bin ein Fan des minimalistischen Auge-Hand-Mund-Prinzips, das Lucas Arts perfektioniert haben. In Sins of the Fathers gibt es einerseits Zahnräder für „Benutzen“ aber auch eine Hand für „Angreifen“ oder „Mitnehmen“, ein Auge für „Ansehen“ sowie auch eine Lupe für „genaueres Betrachten“. Weiters gibt es eine Sprechblase und ein Feld mit dem gewählten Gegenstand aus dem Inventar. Ich finde, dass man das leicht auf drei oder vier Optionen hätte vereinfachen und somit Konfusion vermeiden hätte können.

gabriel knight inventar

Optik des Grauens

Ich weiß, eigentlich habe ich mich schon zu Beginn über die optische Gestaltung dieses Spiels ausgelassen, aber die grauenhaften Animationen haben noch eine extra Erwähnung verdient: Während den Dialogen sehen wir in Nahaufnahme die wachspuppenartigen Köpfe der sprechenden Protagonisten, die ihre Gesichtsmuskeln zu Bewegungen zwingen, die tief in Uncanny Valley stecken. Darüber hinaus sorgen kleinere Bugs für häufige Fehler der animierten Bewegungen. So steht ein sitzender Charakter zweimal hintereinander auf oder – besonders schreckenerregend – dreht seinen Kopf auf dem Hals mehrmals schnell im Kreis.

gabriel knight: sins of the fathers dialogfenster

Bevor wir schließlich zum Fazit kommen, noch einen kleinen Tipp: Wer Gabriel Knight auf Englisch spielt, kommt nicht nur in den Genuss von Stimmen renommierter Schauspieler, wie Mark Hamill (Nein, er hat keinen Cameo-Auftritt als Joker), sondern kann sich auch über schlecht artikulierte deutschen Textstellen belustigen.

Fazit

Gabriel Knight: Sins of the Fathers punktet mit seiner spannenden Handlung und interessanten Charakteren. Manche Point-and-Click-Adventure-typische Krankheiten wie teils schwer nachvollziehbare Rätsel und ein umständliches Menü schlagen jedoch auch hier zu. Schade, denn ohne diese Schwächen, hätte ich tiefer in die Geschichte und das Setting eintauchen können, anstatt mich über das Gameplay zu ärgern.

Wertung: 7 Pixel

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