Abenteuer in der Wüste: Ever Oasis im Test

von Marianne Kräuter 22.06.2017

Einst wohnten alle Sprösslinge der Wüste in Furcht vor dem „Chaos“, das nach Leben trachtet und Seelen verschlingt. Doch dann verbündete sich ein besonderer Sprössling mit einem Wassergeist, um eine blühende Oase zu erschaffen, die das Chaos fernhielt. In Ever Oasis gründen auch wir unsere Oase, um das Böse zu vertreiben.

ever oasis im test

Im Kampf gegen das Chaos

Wir beginnen unsere Reise in der Oase unseres Bruders, dem wir mit kleinen Botengängen zur Hand gehen. Eines Tages werden wir Häuptling unserer eigenen Oase sein, verspricht er uns. Doch auch er kann nicht ahnen, wie bald schon sich dieses Versprechen erfüllen soll: Das Chaos dringt in die Oase ein und vernichtet sie. Im letzten Moment schickt uns unser Bruder mit einem Windstoß fort, ehe er von den dunklen Mächten überwältigt wird. Als wir erwachen, finden wir uns neben einem kleinen Teich wieder, der einen Wassergeist beherbergt. Zeit, unsere eigene Oase zu gründen!

Unsere eigene Oase

Die Oase besteht neben dem Teich samt Wassergeist und unserer Schlafstätte hauptsächlich aus einer großen Straße an der wir Läden bauen können. Je mehr Leute unsere Oase besuchen und sich bei uns niederlassen, desto größer wird der Ort. Mehr Geschäfte locken mehr Reisende an und die Oase kann weiter wachsen. Natürlich geschieht das nicht von allein: BesucherInnen haben Bitten, die es zu erfüllen gilt, ehe sie sich bei uns niederlassen wollen. Und auch die bestehenden Läden müssen jeden Tag mit frischen Waren versorgt werden, damit die BewohnerInnen glücklich sind und Reisende alles kaufen können, was ihr Herz begehrt. Dafür werfen die Geschäfte Geld ab, mit dem wir noch mehr Dinge bauen, pflanzen und erschaffen können.

Alles Egal

Schade ist, das mir die meisten der BewohnerInnen relativ egal waren: Keiner der Nebencharaktere hat genügend Persönlichkeit, um mir etwas zu bedeuten. Und mit Charakteren, die sich im Laufe des Spiels nicht in unserer Oase niederlassen, sondern nur auf der Durchreise sind, kann man überhaupt nicht kommunizieren. Sie alle sind Vögel, die eine für uns unverständliche Sprache sprechen. Während meine Oase recht bald von zehn dieser Durchreisenden pro Tag besucht wurde, habe ich außerdem nie einen von ihnen außerhalb der Oase getroffen.

Doch es gibt gröbere Ungereimtheiten: Zehn Minuten nach Spielbeginn verlieren wir unseren Bruder, unser Zuhause und alle Leute, die wir jemals gekannt haben und scheinen keine Sekunde lang darüber traurig zu sein. Für ein Wesen, das sich so sehr um das Wohlergehen seiner Oasenbewohner kümmert, wirkt das äußerst unglaubwürdig. Auch die (mangelnde) Reaktion meines Gefolges und der Reisenden auf Unglücke und Bedrohungen in meiner Oase nagte an der Glaubwürdigkeit der hier entworfenen Welt.

Auf in die Wüste

Aber treten wir aus unserer Oase hinaus und sehen uns an, was in der großen, wilden Wüste auf uns wartet: Diese fungiert als eine Art Oberwelt, auf der sich allerlei Monster tummeln und über die man in Dungeons, Höhlen und neue Orte gelangt. Viele Aufgaben verschlagen uns nach draußen, um bestimmte Monster zu besiegen, Leute zu finden oder Gegenstände einzusammeln. Leider werden die Quests, die fast immer aus Hol-Mir-Dies oder Such-Mir-Das bestehen, schnell langweilig. Hier hätte ich mir mehr Abwechslung gewünscht.

Auch die Kämpfe sind eher simpel gestrickt: Neben einem leichten und einem schweren Angriff kann man sich mit einer Ausweichrolle in Sicherheit bringen und mit der linken Schultertaste den Gegner anvisieren, was jedoch nur zuverlässig funktioniert, wenn man fast genau in dessen Richtung blickt. Da sich die Kamera nicht frei steuern lässt, war dies manchmal etwas mühsam. Fast alle Kämpfe lassen sich problemlos gewinnen, indem man den Gegner anvisiert, ihn umkreist, um nicht direkt vor ihm und somit in seiner Angriffslinie zu stehen, und ihn mit einem schweren Angriff nach dem anderen in die Knie zwingt. Mehr unterschiedliche Angriffsmuster und hin und wieder kniffligere Kämpfe wären hier willkommen gewesen.

ever oasis im test

Ein Lichtblick: Die Dungeons

Der meiner Meinung nach beste Teil des Spiels sind die weitläufigen Dungeons, die mit jeder Menge kleinen Umgebungs- und Schalterrätseln gespickt sind. Dabei sind unterschiedliche Talente der Gruppenmitglieder gefragt. So können wir Sanddünen mithilfe unserer Windmagie verwehen, andere wiederum können sich durch kleine Öffnungen rollen oder mit besonderen Waffen spezielle Schalter betätigen.

Dieser neugiererweckende Erkundungsaspekt fehlt im restlichen Spiel leider komplett. Das Ziel der aktuellen Mission wird auf der Landkarte am unteren Bildschirms des 3DS stets punktgenau angezeigt, wodurch man stupide dem Questmarker hinterher läuft, anstatt Charakteren zuzuhören oder Aufgabentexte sorgfältig zu lesen.

Stilsicher

Optisch gibt es hingegen nichts zu meckern: Der detaillierte, niedliche Grafikstil passt mit seiner orientalischen Anmutung hervorragend zum Wüstensetting. Der Soundtrack plätschert meist sanft im Hintergrund vor sich hin, ohne zu nerven, und erinnert in seinen besten Momenten an spätere Final Fantasy-Teile.

Mein Fazit zu Ever Oasis

Das grafisch charmante und stilsichere Ever Oasis hat viele nette Ideen, von denen fast alle leider nur sehr oberflächlich umgesetzt wurden. Weder die simplen Quests, noch die einfachen Kämpfe sowie der rudimentäre Aufbaumechanismus der Oase besitzen für sich genommen genügend Tiefe, um länger zu unterhalten. Es dauerte nicht lange, ehe sich das Erfüllen der Aufgaben mehr nach dem Abarbeiten einer Checkliste als nach Spielspaß anfühlte. Am lustigsten war das Erkunden der Dungeons und das Lösen der kleinen Rätsel in ihnen.

Jüngere SpielerInnen, die noch nie ein Abenteuerspiel, wie The Legend of Zelda gespielt haben, kann man mit Ever Oasis durchaus in dieses Genre einführen. Wobei, warum dann nicht gleich mit The Legend of Zelda beginnen?

Wertung: 6.8 Pixel

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