Short Peace – Ranko Tsukigime’s Longest Day (PS3) im Test

von Stefan Hohenwarter 04.05.2014

Short Peace – Ranko Tsukigime’s Longest Day ist seit Kurzem exklusiv für die PlayStation 3 erhältlich. Warum ich mir wünsche, dass meine Arbeitstage so lange wie Rankos Tsukigimes längster Tag sind, erfahrt ihr im folgenden Test.

Ranko wer?

Im PS3-Spiel schlüpft ihr in die Rolle von Ranko Tsukigime, die noch zur Schule geht. Sie würde ein ganz normales Leben führen, wäre da nicht der Wunsch, ihren eigenen Vater, der Big Boss der Parkplatzvermietungsfirma Tsukigime Enterprise ist, zu töten. Sie trägt eine Augenbinde über ihrem rechten Auge und wohnt in einem gigantischen Parkhaus. Ihre Wohnung ist ein Frachtcontainer, der sich auf wundersame Weise nach ihren Wünschen mitten zwischen Tausenden Autos bewegen kann. Sie lebt allein und würde wohl wahnsinnig werden, wenn sie nicht dieses eine Ziel hätte.

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Ihr längster Tag

Steht etwa eine Klausur an, wurde sie zur Geisel genommen, um Lösegeld von ihrem Vater zu erzwingen – oder warum sonst heißt der Titel Ranko Tsukigime’s Longest Day?

Das Spiel beginnt mit einem ganz normalen Schultag. Auf dem Heimweg will eine Freundin Ranko noch zu einer Runde Karaoke überreden. Ohne Erfolg. Ranko geht nach Hause, springt in ihrer Wohnung grazil von einem Containerraum zum nächsten. Sie surft kurz im Netz, zieht sich um – und auf einmal geht das Abenteuer los. Ohne Erklärung findet ihr euch in einem 2D-Highspeed-Sidescroller wieder. Wer sich jetzt ein Action- oder Effektspektakel erwartet, darf sich zumindest teilweise freuen, denn Letzteres wird meiner Meinung nach sogar überstrapaziert.

Ihr rennt, springt oder gleitet in klassischer Sidescroll-Manier von links nach rechts, um den jeweiligen Levelausgang zu erreichen. Auf dem Weg dorthin gilt es, Abgründe und Mauern zu überwinden sowie FeindInnen zu besiegen. Mit einem einfache Tastendruck zückt Ranko ihr Kurzschwert – ich habe keine Ahnung, warum, beziehungsweise woher sie es hat – und verwandelt die FeindInnen mit sauberen Schwerthieben in knallig bunte Effektfeuerwerke, die auch andere feindlich Gesinnte in der Umgebung ins Nirvana befördern. Aber Vorsicht! Ihr habt nicht unendlich Zeit, denn euch verfolgt eine Armee von gruseligen Geistern. Um diese abzuwehren, müsst ihr vorher genügend GegnerInnen töten. Dann habt ihr offenbar genügend Seelenmagie oder Ähnliches – das wird nicht näher erläutert – gesammelt, damit ihr statt dem Kurzschwert eine magische Geisterabwehrkanone aus dem knappen Kostüm zaubern könnt. Habt ihr schon genug? Wenn nicht, habe ich noch etwas für euch: die Spieldauer. Um die Credits über den Bildschirm laufen zu sehen, benötigte ich nur rund eine Stunde, wovon die Hälfte der Zeit wegen des teilweisen unfairen Leveldesigns und der unpräzisen Steuerung, vor allem beim Springen, draufging.

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Rankos längster Tag dauert also rund 30 bis 60 Minuten? Einen solchen Arbeitstag würde wohl nicht nur ich mir wünschen. Es gibt auch keinen anderen Schwierigkeitsgrad, versteckte Level oder sonstige Spielstreckungen. Einzig freischaltbares Zeug und die Jagd nach einem immer besseren Highscore könnten den ein oder anderen antreiben, das Spiel nach dem Abspann nochmals in Laufwerk zu legen.

Short Peace, die Rettung!

Schaltet man im Dashboard der PlayStation3 auf die Videosektion, offenbart sich die wahre Stärke des „Spiels“, die den Titel Short Peace trägt. Dahinter verbergen sich vier Animekurzfilme, wovon mit Combustible einer sogar von Katsuhiro Otomo, dem Schöpfer des Anime-Meilensteins Akira, stammt. Zur Abrundung gibt es die Kurzfilme Gambo, A Farewell to Weapons und Possessions. Die klassischen Kurzfilme bilden verschiedene Zeitepochen ab und gewähren den ZuseherInnen viel Interpretationsspielraum. Da keiner die Gegenwart zeigt, wurde Ranko Tsukigime’s Longest Day als Ergänzung auf die Disc gepresst. Als Abrundung des Animekunstprojekts ist der 2D-Highspeed-Sidescroller, bei dem unter anderem Suda 51 mitgewirkt hat, ganz in Ordnung, aber auch nicht mehr. Das Highlight bleiben die Kurzfilme, die gut und gern auch ohne Ranko Tsukigime’s Longest Day ausgekommen wären.

Zusammenfassung

Ich bin zwigespalten. Zum einen bin ich als Anime-Fan von den Shortmovies mit japanischen O-Ton begeistert, aber auf der anderen Seite ärgere ich mich über die Einordnung im Vollpreissegment, die wohl mit dem halbherzigen und kurzweiligen Arcade-Game Ranko Tsukigime’s Longest Day zu rechtfertigen versucht wird. Hätte man die Kurzfilme, die qualitativ wirklich hochwertig sind, als Short Peace Blu-ray und Ranko Tsukugime’s Longest Day als Download-Spiel veröffentlicht, wäre das absolut ok gewesen. Alle wären glücklich gewesen, denn die Suda 51 Fans hätten sich den 2D-Highspeed-Sidescroller runtergeladen und die Kurzfilm-Enthusisasten hätten zur Blu-ray gegriffen. Ranko Tsukigime’s Longest Day profitiert zwar von den vier Anime-Kurzfilmen, der Preis von rund 60 Euro ist jedoch ein Witz. Müsste ich nur Short Peace bewerten würde ich wohl 9.0 Pixel vergeben, während Ranko Tsukigime’s Longest Day wohl maximals 3.0 Pixel bekommen würde. Insofern bekommt das Gesamtpaket von mir mittelprächtige 6.0 Pixel.

Wertung: 6 Pixel

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