LISA (PC) im Test: Düstere Zukunft

von Mandi 14.01.2018

Fans beschreiben LISA als besseres Undertale, Kritiker sehen überhaupt keinen Zusammenhang. Zeit, sich den Indie-Titel LISA mal näher anzusehen. Lest hier das Review!

Die Welt von LISA

Seltsam ist so ziemlich das erste Wort, das einem einfällt, wenn es um LISA geht. Es präsentiert sich als ziemlich nihilistisch und staubtrocken – die Atmosphäre wird schnell klar. Immerhin ist das Ende der Welt gekommen, und dementsprechend düster zeichnet sich das Szenario aus. Männer sind in der Überzahl, und dementsprechend testosterongeladen gilt es zu überleben.

Die unwirtliche Wüstenlandschaft ist dominiert von trockenem Boden und toten Bäumen. Hier und da seht ihr mal eine Kiste oder ein Fass, wenig vertrauenserweckende Gebäude und notdürftige Zelte runden den traurigen Anblick ab. Während ein Earthbound beispielsweise grundsätzlich an das Gute glaubt und Hoffnung versprüht, ist LISA des Lebens müde und trostlos.

Ihr übernehmt in dieser postapokalyptischen Welt den Protagonisten Brad Armstrong. Als ehemaliger Karate-Lehrer kommt er gut über die Runden, wenn er nicht drogensüchtig wäre. Die Droge Joy – also Glücksgefühl – ist ein rares Gut in der Welt von LISA, und dementsprechend schwierig kommt ihr an sie ran. Ohne die Droge bekommt Brad fiese Statusveränderungen, aber Abhängigkeit ist auch keine Lösung…

 

Verquer, anders, niedergeschlagen

Das Spiel präsentiert sich nicht anders als seine Charaktere. Ziemlich gnadenlos wird euch nähergebracht, dass das Ende der Welt gekommen ist. Die Menschheit ist aus einem bestimmten Grund vom Aussterben bedroht, und zwar, weil es keine Frauen mehr gibt. Brad findet ein Baby und bemerkt, dass es weiblich ist. Mit seinen Freunden entschließt er sich kurzerhand, es großzuziehen und so die Welt zu retten.

Doch schon in den ersten Spielminuten wird klar, dass die männerdominierte Welt kein freundlicher Ort ist. Seine Freunde werden getötet und die nunmehr junge Frau Buddy entführt. Eure Mission ist klar: Rettet die Dame, bevor sie gegen ihren Willen zur Wiederherstellung der Weltpopulation verwendet wird! So startet ihr in LISA und das Setting ist ein sehr, sehr eigenes. An jeder Ecke kann der Tod lauern, und es geht verflucht schnell.

Grundsätzlich wandert ihr durch eine ausgetrocknete Wüste, und an jeder Stelle kann es zu einem Kampf kommen. Dabei nimmt euch LISA alles andere als an der Hand. Biegt ihr beispielsweise an einer gewissen Stelle einmal falsch ab oder geht ein Stück zu weit, heißt es Game Over. Das passiert, wenn ihr von einer hohen Klippe stürzt (auch das geht rasch) oder plötzlich übermächtigen Gegnern gegenübersteht.

Überlebenskampf der unlustigen Sorte

Ressourcen in LISA sind äußerst rar gesät. Darüber hinaus ist der Plot sehr deprimierend geschrieben, ihr habt also stets harte Entscheidungen zu treffen. Ob ihr nun all eure Sachen aufgebt oder lieber das Leben eures nervigen Begleiters opfern würdet, ist euch überlassen! Es wirkt teils so, als müsstet ihr an einer Spieleshow teilnehmen, die der Joker aus The Dark Knight moderiert.

Eine Währung in der Hinsicht gibt es in LISA nicht. Ihr sammelt anstatt Gold oder Gil lieber schmutzige Magazine, die den Männern in der Welt ein wenig Spaß bereiten. Ihr müht euch ab, Suppen aus Töpfen zu stehlen oder Wasserpumpen zu leeren, nur, damit ihr über die Runden kommt. Sogar das Schlafen ist nicht sicher – in zufälligen Events kann es vorkommen, dass ihr bestohlen werdet oder gar einer eurer Mitstreiter umgebracht wird.

Um möglichst gute Chancen zu haben, gilt es, Mitstreiter für eure Gruppe zu rekrutieren. Das heißt, ihr grindet an manchen Stellen, um möglichst viele Magazine zu erhalten und auch den einen oder anderen Level aufzusteigen. Da helfen auch der durchschnittliche Soundtrack oder die Pixel-Sprites nicht viel weiter: Letzten Endes versprüht LISA eine Stimmung, die nicht viel Spaß macht. Das ist zwar Sinn der postapokalyptischen Welt, aber für eine Freizeitbeschäftigung ist das fragwürdig.

LISA ist grotesk und doch interessant

Für alle, die schon immer einmal ein Was-wäre-wenn-Game spielen wollen, kann LISA interessant sein. Das Setting, dass sich die gesamte Welt um eine einzige Frau dreht, ist so noch nicht dagewesen und hat seinen eigenen Reiz. LISA ist allerdings ein schweres Spiel: Wenn ihr also zur unvorsichtigeren Sorte gehört oder generell nicht viel mit Survival-Games anfangen könnt, wird LISA nicht viel bieten, was euch gefällt.

Es gibt gute Ansätze im Game, wie beispielsweise das rundenbasierte Kampfsystem. Da gibt es verschiedene Mitstreiter, Spezialattacken, eine Vielzahl an Gegenständen und jede Menge Statusveränderungen. Doch teils wirkt LISA unfertig, und viele Entscheidungen scheinen einfach nur im Game zu sein, damit sie drin sind. Einen roten Faden oder gar eine erklärte, durchleuchtete Story dürft ihr hier nicht erwarten.

Alles in allem ist LISA grotesk und teils sehr unangenehm. Der hohe Schwierigkeitsgrad schreckt zusätzlich GelegenheitsspielerInnen ab. Auch, wenn die Pixel-Sprites das Ganze doch noch verniedlichen, so ist die Grundstimmung sehr düster. Wenn ihr euch davon angesprochen fühlt, ist LISA (10 Euro auf Steam) wie für euch gemacht. Versprecht ihr euch allerdings Spaß von einem Spiel und wollt einen Indie-Titel zocken, greift lieber zu Undertale.

Wertung: 6.0 Pixel

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