Fe Test: Der schwedische Indie-Titel am Prüfstand
“Fe” – ein Wort, nein, ein Laut, dessen tiefere Bedeutung nur zu Erahnen ist – ist der Protagonist bzw. der Name von EAs zweiten Originals-Titel. Und gerade deswegen war für mich klar, dass ich den Fe Test bei uns machen werde, denn der Debüttitel Unravel zählt bis heute zu einem meiner emotionalsten Erlebnisse in meiner Videospielredakteurslaufbahn.
Bevor wir loslegen, der Launch-Trailer
Erneut eine emotionale Reise durch die Natur
Fe entführt uns, wie auch damals Unravel, in eine Naturlandschaft. Genauer gesagt in einen nordischen Wald, voller unterschiedlichster Pflanzen und Wesen. Ein Ökosystem, das einer Bedrohung ausgesetzt ist: den Geräuschlosen. Sobald sie euch oder ein anderes Tier im Wald erblicken, nehmen sie euch unter Beschuss, oder die niedlichen Wesen gefangen. Warum? Das findet ihr am Besten selbst heraus.
Um das Gleichgewicht zu wahren, liegt es an euch, den bedrohlichen Maschinen Einhalt zu gebieten und das Geheimnis um Fes Herkunft zu lüften.
Ein Fabelwesen zum Verlieben
Fe ist nicht nur der Name des Spiels, sondern auch des Protagonisten. Es ist eine überaus niedliche Kreatur, die mit spitzen Öhrchen, einem stacheligen Schwanz, vier Pfoten und einer kleinen Schnauze ein wenig die Züge eines Fuchs hat.
Aller Anfang ist schwer
Zu Beginn könnt ihr nur springen, greifen und laufen, doch schon nach wenigen Minuten lernt ihr euren ersten Freund im Wald kennen: einen Hirsch. Damit ihr mit ihm kommunizieren könnt, müsst ihr mittels der richtigen Druckintensität auf die Schultertaste zuvor seine Sprache lernen. Danach hilft euch der Geweihträger mit seinen Fähigkeiten, ohne die ihr nicht vorankommen würdet. Und genau dieses Muster wiederholt sich mehrmals im Spiel: Mit der Hilfe der Bewohner des Waldes, von denen ihr immer mehr im Spielverlauf kennen lernt, erschließen sich neue Gebiete, um so nach und nach neue Fähigkeiten für Fe freizuschalten. Während das Lernen der Sprache des Hirsches noch relativ einfach ist, müsst ihr später Nebenquests erfüllen, oder Rätsel lösen, um euch mit neuen Wesen anzufreunden. Apropos Rätsel: Diese sind fordernd, aber nicht unfair. Seid euch nur bewusst, dass ihr nicht von Anfang an, alle Knobeleien in Angriff nehmen könnt, da ihr oft noch nicht über die notwendigen Fähigkeiten verfügt.
Die Geräuschkulisse
Wir kennen es von Journey, Limbo oder anderen Spielen dieser Art – wenn ein Spiel ohne Dialoge, Tutorials oder großen Erklärungen auskommen will, muss das Gamedesign mittels Bild und Ton einfach stimmig sein. Und so sorgte Joel Bille bei Fe mit an die Situation angepassten Tönen für eine tolle Atmosphäre. Hier ein paar Ton-Samples, die euch im Spiel erwarten:
Wie diese und weitere Sounds im Spiel entstanden sind, könnt ihr in einem umfangreichen Behind-the-Scenes-Beitrag hier nachlesen.
Farbenspiel & Design
Mindestens genau so wichtig wie die musikalische Untermalung ist das Design, dass den SpielerInnen hilft, stets den Weg zum Ziel zu finden. Journey hat beispielsweise in perfekter Art und Weise gezeigt, wie man auch ohne Zielpunkte auf einer Mini-Map die SpielerInnen mittels optischen Akzenten durchs Spiel führen kann. Das versucht Fe ebenfalls, nur gelingt das für mich nicht so gut. Oft muss ich die Mini-Map, die nur im Ansatz zeigt, was als nächstes zu tun ist, zu Hilfe nehmen. Schade, das hätte man meiner Meinung nach besser lösen können.
Schön finde ich hingegen das Farbenspiel des Waldes. Während normalerweise alles in Violett-Tönen gehalten ist, wandelt sich das Farbspektrum bei Gefahr – beispielsweise wenn die Geräuschlosen in der Nähe sind – in intensive feurige Farben.
Sehr gut gefällt mir auch der stark stilisierte und kantige 3D-Look, der zudem von alten expressionistischen Gemälden und ihren Pinselstrichen inspiriert wurde, war von den DesignerInnen von Anfang an für das Spiel vorgesehen.
Nach dem Ausflug in die Welt des Fabelwesens Fe komme ich nun zum Fazit und der Wertung.
Fe Test-Fazit
Der EA-Originals-Debüttitel Unravel hat wichtigen Platz in meinem Herzen – es hat einfach alles zusammengepasst. Aufgrund des starken Debüts habe ich mir auch vom zweiten Originals-Titel namens Fe einiges erwartet, doch leider kommt das stilisierte Indie-Spiel des schwedischen Entwicklers Zoink Games nicht an das Erstlingswerk von Coldwood heran. Fe beschert uns zwar auch eine emotionale Bindung zum Protagonisten sowie den Tieren des Waldes, doch irgendwie fehlt es mir an Intensität. Ich freue mich, die Freundschaft eines neuen Waldbewohners gewonnen zu haben, aber mir fehlt trotzdem der Antrieb, den nächsten Abschnitt in Angriff zu nehmen oder noch mehr Tiere “kennen zu lernen”. Ein Umstand, den ich bei Unravel zu keinem Moment hatte. Aber mein Fe Test soll nicht ein einziger Vergleich zu Unravel sein – es ist ein eigenständiges Werk, das von mir Vorschusslorbeeren hatte, aber meine Erwartungen auch im Hinblick auf Spiele dieser Art nicht erfüllen konnte. Es ist definitiv kein schlechtes oder langweiliges Spiel, nur mich persönlich hat es einfach nicht ganz in den Bann gezogen.