Constructor (PS4) im Test: Schwere Kindheit
Schon seit 2015 warteten wir auf das Remake des Aufbauspiels Constructor. Das Game macht euch zum skrupellosen Immobilienmogul, und es gilt, zur mächtigsten Person des Landes zu werden! Unlautere Mittel dürfen ebenfalls verwendet werden. Ist Constructor nun eine Hommage an damals, oder fiel es der Bau-Mafia anheim? Lest das Review!
Das Spielprinzip von Constructor
In Constructor schlüpft ihr in die Rolle eines aufsteigenden Grundstücksmoguls. Ihr müsst es mit der Konkurrenz aufnehmen, um eine florierende Stadt zu erschaffen. Das beinhaltet nicht nur die zügige Fertigstellung von Wohnungen und Geschäftsgebäuden. Vielmehr müsst ihr auch mit einem ganzen Haufen unerwünschter Personen fertig werden. Diese bunte Truppe an verkommenen Typen kann aber auch für eigene Zwecke gegen andere Bauunternehmer eingesetzt werden.
Der Einsatz von miesen Tricks ist tatsächlich neben dem Bauen eine der Kernspielmechaniken. Egal, ob ihr Schläger die Nachbarschaft terrorisieren lasst oder eine Truppe Hippies zum Sit-in auf gegnerische Grundstücke schickt, jede Aktion bringt euch näher zum Ziel. Ihr könnt auch Handwerker die Gasleitung „reparieren“ lassen oder die kriminelle Unterwelt in das Geschäft einbeziehen. Alles, was ihr euren MitspielerInnen antun könnt, kann euch ebenso passieren. Vorsicht ist angebracht!
Die andere Hälfte des Kulttitels besteht darin, Fabriken wie Holz- und Zementwerke zu bauen. Damit schaltet ihr bessere Häuser frei, mit denen ihr wiederum bessere Mieter anlocken könnt. Mieter werden übrigens von euch auserwählt, um entweder viel Miete zu zahlen, mehr Kinder (und somit Arbeiter) zu zeugen oder ein besseres Klientel hervorzubringen. Constructor punktet daher mit Slapstick-Humor und längst nicht mehr zeitgemäßen Verallgemeinerungen.
Spielspaß hält sich in Grenzen
Als Aufbauspiel kämpft Constructor schon mal mit der Steuerung. Ähnlich wie in Die Siedler oder Age of Empires gilt es auch hier, einzelne Figuren zu schnappen und Befehle zu erteilen. Da es sehr viele Mechaniken in Constructor gibt, ist auch dementsprechend jeder Knopf mit anderen Funktionen beladen. Damit nicht genug, je nach Maske, die ihr gerade seht, müsst ihr auch teilweise Kombinationen drücken. Die Alternative ist, mittels Richtungstasten oder Analogstick Auswahlen zu treffen.
Fans des Originals schwelgen noch eine Weile im Nostalgie-Himmel. Doch wenn ihr das Tutorial startet, macht sich schnell Unbehagen breit: Der Humor, den Constructor verwendet, ist heutzutage wahrlich nicht mehr angebracht. Dem zugute halten kann man, dass die Background-Musiken, die Sprecher und Effekte genau die selben wie damals sind. Wenn ihr beispielsweise das Schlafzimmer einer Mietwohnung aufwertet oder sich Mieter beschweren, klingt es heute so wie zu PSone-Zeiten.
Wenn ihr euch dann mit der KI anlegt, wird das Spiel zu einer Pein. Während ihr die ersten zwei Levels noch hinbiegen könnt, dreht die Konsole den Schwierigkeitsgrad langsam, aber sicher nach oben. Dann kommen noch kleine Ungereimtheiten hinzu, und plötzlich wird aus der guten Lust der pure Frust. Irgendwie hatte ich das Game besser in Erinnerung, auf der anderen Seite war meine Geduld für Aufbauspiele damals ausgeprägter. Unangenehm, wenn ihr euch zum x-ten Male mit feindlichen Leuten auf eurer Baustelle herumplagen müsst.
Technisch schon sauber, aber…
Von der Grafik her kann man Constructor absolut nichts vorwerfen. Das Game hat sich streng an den Ursprungstitel gehalten, allerdings sind alle Texturen und Figuren rundum erneuert worden. System 3 hat hier ganze Arbeit geleistet, auch, wenn die ersten Release-Termine nicht eingehalten wurden. Auch die Sounds können sich Jahre später noch hören lassen, allzu viel Abwechslung dürft ihr euch aber nicht erwarten. Schließlich handelt es sich beim Ursprungs-Game um einen PC/PSone-Titel aus dem Jahre 1997.
Die Anlagen für ein gutes Strategiespiel sind zweifelsohne vorhanden. Mieter beschweren sich etwa, wenn eine aktive Fabrik direkt an ihr Grundstück angrenzt. Verschiedene Mieter bringen euch verschiedene Boni, so vermehren sich die Assi-Mieter beispielsweise wie die Karnickel. Andere Schichten haben mehr Geld oder gar eine höhere Lebenserwartung, was euch unter dem Strich mehr Arbeiter beziehungsweise mehr Miete bringt. Die Übersicht leidet dann aber mit zwei oder mehr Gegnern beträchtlich.
Wirklich zu empfehlen ist Constructor nur dann, wenn ihr entweder den Freies Bauen-Modus wählt, oder gemütlich ohne Gegner spielt. Hier ist allerdings der Reiz so gut wie futsch, denn als reines Solitär-Aufbauspiel macht der Titel kaum Spaß. Was bringen euch Diebe oder Mafiosi in euren Diensten, wenn ihr niemanden als Ziel habt? Eben. Hier habt ihr die Wahl eurer Qual, ob ihr entweder mit zu starken Gegnern kämpfen wollt oder lieber mit der aufkommenden Langeweile. Schade.
Fazit zu Constructor: Nicht gut gealtert
Schon beim Tutorial dachte ich mir nur: Oh, oh. Es dauert gefühlt ewig, bis ihr erste tatsächliche Erfolgserlebnisse in Constructor feiert. Doch nicht nur das, auch der deplatziert wirkende Humor tut das Seine, um euch immer wieder den Kopf schütteln zu lassen. Der Schwierigkeitsgrad ist merklich auf der hohen Ebene angesiedelt, was GelegenheitsspielerInnen sofort das Interesse verlieren lässt. Hier hätte man sich wirklich Gedanken machen können, um eine breitere Spielerschaft anzusprechen.
Der Freie Bauen-Modus ist der einzige Modus, der wirklich Spaß machen kann. Denn schon ab „Normal“ setzen euch die Feinde ganz schön zu. Eigentlich ist Constructor auf Maus und Tastatur getrimmt, und das fordert auf der PS4 ihren Tribut. Eure Eingaben sollten fix erfolgen, da Reaktionszeit so gut wie alles ist, doch wenn dann ein Kampf ausbricht, bleibt dieser gnadenlos unspektakulär. Dabei gäbe es ja verschiedene Siegbedingungen – der Grundstock wäre ja da. Leider macht Constructor nichts daraus.
Das Fundament des Spiels ist gut, das sei abschließend nochmals erwähnt. Die Mischung aus Wohnungsmanagement, Ressourcenstrategie und Mieter-Auswahl klingt fordernd und macht auch Laune. Allerdings gibt es immer wieder kleine Punkte, die den Spaß am Spiel rauben. Vielleicht könnte dieser Titel auf dem PC mehr Spaß machen, ich bezweifle dies aber. Somit verbanne ich Constructor zurück in die Nostalgie-Schublade und rate vom Kauf dieses Titels ab.