Two Point Hospital Test (PC): Theme Hospital 2.0
Two Point Hospital macht genau da weiter, wo Bullfrog mit Theme Hospital aufgehört hat: Eine Krankenhaus-Simulation, die sich selbst nicht ganz ernst nimmt. Lest das Review, um zu erfahren, ob euch Two Point Hospital verschrieben werden kann! Hier geht’s zur offiziellen Website des Spiels.
Big Pharma lässt grüßen
Der geistige Vorgänger Theme Hospital hat die Macher von Two Point Hospital schwer inspiriert. Schon im ersten Level gibt es heftige Flashbacks an das Kult-Game, und dieses Gefühl zieht sich durch das gesamte Spiel. Das ist für Fans des Alt-Titels gut, allerdings bringt Two Point Hospital auch eigene Ideen auf den Tisch.
Ihr leitet nämlich nicht nur ein Krankenhaus, sondern gleich mehrere. Auf der Level-Übersicht könnt ihr euch dann jederzeit andere Spitäler ansehen, und die erforschten Fortschritte eines Hauses gelten für alle eure Krankenhäuser. Das macht Sinn und Spaß, doch das ist nicht das Ende der Fahnenstange.
In Two Point Hospital dürft ihr nämlich bei jedem einzelnen Standort bis zu drei Sterne verdienen. Diese Auszeichnungs-Sterne bekommt ihr, wenn ihr bestimmte Ziele erfüllt, wie etwa eine gewisse Anzahl von Patienten heilen, einen bestimmten Krankenhauswert erreichen oder eine Heilrate von über 65 % halten. So sieht das Ganze aus:
Das Spielprinzip von Two Point Hospital
Dabei geht es in jedem Level um das selbe Ziel. Ihr sollt ein sich selbst tragendes Krankenhaus aufbauen, in dem PatientInnen geheilt werden und möglichst wenige Menschen das Zeitliche segnen. Dabei müsst ihr alles Mögliche bedenken, und das Management-Game beginnt ab der ersten Minute.
Die Rezeption muss beim Eingang stehen, und sie sollte natürlich zu jeder Zeit besetzt sein. Ein Allgemeinmediziner nimmt die Erstdiagnose vor und begleitet PatientInnen bei jedem Schritt – hier empfiehlt es sich, früh ein zweites Zimmer zu bauen. Die Allgemeine Diagnose, Beleuchtungsabteilungen und Apotheken gehören zur Grundausstattung.
Genauso müsst ihr Sitzgelegenheiten, Getränkespender, Pflanzen und Zeitungsständer verteilen, damit den Wartenden nicht langweilig wird. Auch ein Personalraum gehört zum guten Ton, damit sich müde ÄrztInnen ausruhen können. Später im Spiel schaltet ihr weitere Spezialräume frei, die euch bei eurem Erfolg helfen.
Immer wieder ein Curveball
Damit es nicht langweilig wird, gibt es bei jeder Stage eigene Herausforderungen. Mal müsst ihr eine gewisse Rentabilität erreichen, mal müsst ihr für Zufriedenheit sorgen. Auch eure eigenen Angestellten fordern manchmal gewisse Ziele ein, diese optionalen Quests erhöhen dann beispielsweise die Gesamtzufriedenheit des Krankenhauses.
Sogar die Notfälle sind in Two Point Hospital mit von der Partie. Ihr bekommt eine Nachricht, die euch beispielsweise 10 PatientInnen für die Station auf einmal schickt. Habt ihr dann nur ein Bett frei, wird das zeitlich limitierte Event nicht zu schaffen sein. Packt ihr den Notfall allerdings, erwarten euch massive Boni.
Je mehr optionale Quests ihr erledigt, umso mehr Kudosh (eine Art Premium-Währung in Two Point Hospital) bekommt ihr. Damit dürft ihr dann Artikel wie einen Springbrunnen oder einen Kiosk freischalten, die für Prestige und Unterhaltung sorgen.
So detailliert, wie ihr wollt
Mikro-ManagerInnen können sich in Two Point Hospital austoben. Da sind Laufwege zu bedenken, es muss genügend Personal vorhanden sein, und Geld soll auch noch reinkommen. Kauft ihr euch ein angrenzendes Grundstück, müsst ihr das genauso planen: Welche Zimmer lagert ihr aus, und was baut ihr in die Wartebereiche?
VIP-Personen kündigen ihre Besuche genauso wie in Theme Hospital an. Sie lassen sich dann richtig viel Zeit und sehen überall ganz genau hin. Neutrale Bewertungen hinterlassen keine Spuren, während positive Bewertungen sich in eurem Ruf niederschlagen. Je höher dieser ist, umso mehr PatientInnen dürft ihr erwarten.
Beim Einstellen des Personals müsst ihr bedenken, dass bessere Kräfte zumeist teurer sind. Spezialausbildungen wie Psychiatrie legen dann noch etwas auf den Preis drauf – nicht immer empfiehlt es sich, zum günstigsten Personal zu greifen. Neben ÄrztInnen dürft ihr auch PflegerInnen, AssistentInnen und HandlangerInnen einstellen.
Jedes Rädchen greift ineinander
Dabei gilt es, ein sensibles Gleichgewicht zu wahren. Haltet ihr die Personaldecke besonders dünn, kann es sein, dass Ärzte zugleich auf Pause gehen und einzelne Räume unbesetzt bleiben. Stellt ihr zu viel Personal an, werft ihr Geld beim Fenster raus. Darauf weist euch euer Assistent aber hin.
Ihr müsst bei eurem Krankenhaus immer den Überblick bewahren, wo die langen Wartezeiten auftreten. In Two Point Hospital sollte eine Warteschlange nie höher als vier Leute sein – in späteren Levels jongliert ihr teils mit zig PatientInnen. Da hilft es, mehr Rezeptionen und Allgemeinmedizin-Räume gebaut zu haben!
Auch die liebe Forschung spielt später eine gewichtige Rolle. Sei es Verbaler Durchfall oder Rock‘n‘Rollitis, sehr exotische Krankheiten finden ihren Weg in euer Two Point Hospital. Manchmal wartet das eine oder andere Dilemma auf euch, wo ihr entscheiden müsst, was mit einer speziellen Person geschehen soll.
Technisch klinisch sauber gelöst
Euch ist in Two Point Hospital überlassen, wie ihr das Game spielt. Klassisch aus der isometrischen Perspektive mit viel Übersicht, oder doch lieber nahe am Geschehen? Egal, wie ihr das Spiel zockt, der Titel läuft flüssig und mit viel Liebe zum Detail ab. Die einzelnen Figuren sind toll animiert, und die Behandlungen sowieso.
Die Optik ist hier klar im Vordergrund, denn die Sounds fallen hier ein Stück weit zurück. Auch in Two Point Hospital gibt es scharfzüngige Bemerkungen des Empfangspersonals, wenn sie wieder jemanden ausrufen müssen. Doch wegen der musikalischen Untermalung spielt ihr diesen Ableger bestimmt nicht.
Das bringt uns zur Steuerung des Spiels. Während sich die Kamera erst nach Feinjustierungen wirklich angenehm steuert, ist das Bau-Konzept in Two Point Hospital toll gelungen. Mit der Maus klickt und zieht ihr Räume, die dann in Sekundenschnelle erbaut sind. Da gibt es wahrlich nichts zu meckern!
Kleine Anmerkungen eines Theme Hospital-Fans
Dafür, dass die Macher von Two Point Hospital sich immer damit brüsteten, kein Theme Hospital kreieren zu wollen, sind viele Dinge unübersehbar. Die Apparaturen sehen teils 1:1 so aus wie im Vorbild, auch das Baumenü ähnelt frappierend dem Bullfrog-Game. Das ist keine Kritik, allerdings fällt es einem Fan sofort ins Auge.
Dass Apparaturen durch eure HandlangerInnen repariert werden müssen, ist auch nicht neu. Pflanzen wollen regelmäßig gegossen werden, und wenn jemand in eurem Spital stirbt, müssen teilweise die Ektoplasma-Überreste aufgewischt werden. Der Humor ist in Two Point Hospital vorhanden, er wirkt nicht mehr ganz so wie vor 20 Jahren.
Das generelle Spiel-Feeling wirkt in Two Point Hospital ein wenig weiter weg als in Theme Hospital. Während ihr euch damals Krankenhaus für Krankenhaus vorgearbeitet habt, seid ihr hier viel schneller in einem Level „fertig“ und könnt sofort weiter. Das vermag neuen SpielerInnen zu gefallen, ihr solltet euch halt nicht zu sehr mit euren Kreationen anfreunden.
Fazit zu Two Point Hospital: Gelungenes Rezept für EinsteigerInnen
Erst später im Spiel wird Two Point Hospital so richtig fordernd, die Lernkurve stimmt also. Durch die vielen verschiedenen Ziele seid ihr immer motiviert, etwas zu machen. Einzig und allein das Erhöhen des Prestiges und des Krankenhaus-Levels kommt immer wieder vor, und das ist dann auch das Langwierigste in Two Point Hospital.
Ihr müsst oft Dinge einfach ausbauen und verschönern, damit ihr den nächsten Stern erhaltet, und das fühlt sich nur erzwungen an. Abgesehen davon seid ihr nicht wirklich gefordert – Strategie-Fans finden die erste Hälfte des Spiels fast schon zu einfach. Alles in allem ist das Game ein guter Ableger geworden, den ich mit Freude spiele.
Darüber hinaus ist Two Point Hospital nicht mal ein Vollpreistitel, und das halte ich dem Team zugute. Ohne schlechtes Gewissen verschreibe ich euch hiermit Two Point Hospital – einzulösen auf Steam. Risiken und Nebenwirkungen sind mehr gespielte als gefühlte Stunden!