Tropico Test (iOS): Taktik am Tablet
Die Wirtschaftssimulation Tropico hat es auch auf iOS geschafft. Sowohl auf iPhone als auch iPad könnt ihr das Spiel nun genießen – ob sich der Preis lohnt? Lest hier das Review!
Worum es in Tropico geht
Von der offiziellen Website des Spiels: Seien Sie gegrüßt, El Presidente! Die stolze Nation Tropico ist nun in Ihren Händen – und sie muss dringend modernisiert werden! Als frisch gewählter Anführer einer unterentwickelten karibischen Insel mit nicht angezapften Ressourcen und enormem Potential ruhen große Hoffnungen auf Ihnen – Hoffnungen, dass Sie Tropico die glorreiche Zukunft bringen, die Tropicos Bürger verdienen. Die Möglichkeiten sind in diesem humoristischen Städtebauer mit politischem Flair schier endlos.
Ihr seid El Presidente, und ihr habt die Macht über ein aufsteigendes Land. Tropico ist die Geschichte von eurem Aufstieg, der wohl unvermeidlich ist – als AnführerIn könnt ihr schalten und walten, wie ihr möchtet. Natürlich gibt es auch andere Kandidaten auf euren Thron, doch solange ihr das Sagen habt, kann euch nichts passieren. Zunächst wird einmal euer Präsidenten-Avatar erstellt. Ihr gebt einen Hintergrund ein, ein paar Eigenschaften, und all dies hat schon einen Einfluss darauf, was euch später in Tropico erwarten wird. Seid ihr demokratisch, seid ihr brutal, gibt es ein Alkoholproblem oder die Spielsucht? Alle Entscheidungen verfolgen euch in Tropico.
Eure Machenschaften, eure Wahl
Dabei stehen euch von Anfang an so viele Türen offen, dass es für EinsteigerInnen etwas unübersichtlich werden kann. Ihr dürft in Tropico bauen, aber auch entscheiden, was welche Berufsgruppe verdient oder welche Spezialität bei euren Bauten herrscht. Auch die Miete obliegt eurer Entscheidung, genauso wie der Straßenverlauf eurer Nation. Nervt euch der Radiomoderator? Mit einem Erlass werdet ihr ihn genauso schnell los, wie ihr durch das Geldschein-Drucken aus den Miesen kommen könnt. Viele Dinge in Tropico ermöglichen es euch, entweder kurzfristig zu denken oder langfristig zu planen.
Eure Helferinnen und Helfer stehen euch dabei tatkräftig zur Verfügung. Sie empfehlen euch, was als nächstes gebaut werden muss oder welche Notlagen gelöst werden müssen. So schweben ständig Ticker-Nachrichten am oberen Bildschirmrand vorbei, und ihr könnt wie in Die Sims die Zeit entweder schneller laufen lassen oder komplett anhalten. Ab und zu könnt ihr auch Reden abhalten, die gerade vor Wahlen bei der Wählerschaft gut oder weniger gut ankommen. Ihr bestimmt die Themen, und eure Entscheidungen wirken sich darauf aus, ob eure Konkurrenz Stimmen bekommt oder nicht.
Nicht für alle gedacht
Tropico ist sehr umfangreich und daher auch eher langatmig. Schnelle Spiele für zwischendurch könnt ihr hier nicht erwarten. Bis eine Farm etwa ihren Ertrag liefert, dauert es schon ein paar Minuten, und wenn ihr zu viel auf einmal baut, steckt ihr in der Schuldenfalle. Dazu kommt noch die sehr politlastige Komponente – wenn euch Politik nicht die Bohne interessiert, ist viel Witz in Tropico verloren. Nicht nur das, der Humor ist nun mal von der harten Sorte. Wenn euch etwa angeboten wird, einen Aufstand eventuell mit Militärgewalt niederzuschlagen, ist das nichts für zarte Gemüter.
Das Spiel ist nicht ganz leicht, ihr müsst Schritt für Schritt aufbauen und versuchen, stets schwarze Zahlen zu schreiben. Steckt ihr mal in den Miesen, könnt ihr euch dank USA und UdSSR manchmal retten. Auch die Vielzahl an Schrauben, an denen ihr drehen könnt, ergibt erst nach einigen Versuchen wirklich Sinn. Anfangs vergesst ihr oft, die Mieten zu erhöhen oder die Steuern zu setzen – Tropico verlangt einiges an Geduld von euch. Aber wenn ihr diese aufbringen könnt und darüber hinaus Spaß am Aufbau eines eigenen Reiches habt, dann dürft ihr hier ohne weiteres Nachdenken zugreifen!
Technisch in Ordnung
Natürlich ist der Port von Tropico mit technischen Abstrichen verbunden. Ob diese in dieser Höhe tatsächlich nötig gewesen sind, sei dahingestellt, immerhin kann man Tropico auf einem iPhone SE spielen. Am großen iPad Pro mit 12,9 Zoll Bildschirmdiagonale fallen die schwachen Schatten und matschigen Texturen doch auf, dafür passt der Sound sehr gut. Wer die karibische Untermalung mag, wird sie laufen lassen, alle anderen bemühen den Stummschalter für das Spielen von Tropico. Das Spiel ruckelt an sich nicht und läuft flüssig auf dem iPad Pro – den Großteil der Zeit werdet ihr allerdings in Menüs verbringen.
Das Menümonster schlägt natürlich bei der Bewertung der Steuerung zu Buche. Es ist natürlich klasse, mit dem Finger auf große Texte tippen zu können, aber hier fehlt mir ein wenig die direkte Interaktion mit den BewohnerInnen eurer Nation. Ihr dürft zwar einzelne Personen antippen, um ihre Bedürfnisse zu überprüfen, dank eurer BeraterInnen ist dies aber nicht zwingend notwendig. Dafür heißt es oft lesen, lesen, lesen in Tropico, damit ihr immer auf dem neuesten Stand seid, was euer kleines Reich anbelangt.
Fazit zu Tropico: Langatmig, detailreich, gut
Ja, dieses Tropico ist kein mobiler Ableger mit In-App-Käufen oder sonstigen Gedöns geworden. Hier erwartet euch ein ganz normaler Ableger der Serie, den man so auch auf PC spielen kann. Für zwischendurch ist der Titel bestimmt nicht geeignet, hier braucht ihr ein paar Stunden, um so richtig in Fahrt zu kommen. Wenn das euer Metier ist, dürft ihr euch glücklich schätzen, doch wenn ihr Kurzweil sucht, die in wenigen Minuten abgehandelt ist, müsst ihr einen Bogen um Tropico machen. Der Humor ist an allen Ecken und Enden zu finden, wenn ihr politisch ein wenig Interesse mitbringt und auch schwarzer Satire nicht abgeneigt seid.
Die etwas matschige Optik fällt zwar bei genauerem Hinsehen auf, ist aber in Wahrheit nicht dramatisch. Tropico ist reich an Menüs und Optionen, das überfordert EinsteigerInnen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit. Die Steuerung und der Sound passen sehr gut auf iOS-Geräte – hier tut sich zu jeder Zeit etwas! Der Schwierigkeitsgrad ist hoch und kann Neulinge ebenso ein wenig vor den Kopf stoßen. Dennoch können Fans der Serie hier beruhigt zugreifen, denn das ist einfach jenes Tropico, das sie kennen und lieben.