Kingdom: New Lands Test (PC): Zen trifft Strategie-Aufbau
In Kingdom: New Lands lenkt ihr die Geschicke eures Reichs, aber doch anders, als man denkt. Lest hier das Review! Hier geht’s zur offiziellen Website des Spiels.
Worum es geht und wie ihr spielt
Das Spielprinzip von Kingdom: New Lands ist wie bei jedem anderen Aufbauspiel auch. Es geht zuvorderst darum, dass ihr euer eigenes Reich größer macht. Nebenbei müsst ihr dafür sorgen, dass eure BewohnerInnen sicher sind. Während ihr eure Grenzen immer weiter steckt, werden auch die Gefahren stets größer. Der Titel hat einen wichtigen Tag/Nacht-Zyklus, den ihr dringend einhalten müsst. Kingdom: New Lands erklärt euch kaum etwas und nimmt euch nicht an der Hand. Genau das macht aber den Reiz des Spieles aus, denn ihr müsst euch alles selbst erarbeiten.
Wenn ihr nun eine Art Aufbauspiel à la Age of Empires erwartet, dann liegt ihr falsch. Dieses Game erinnert optisch an A Ride Into The Mountains (iOS) – ihr könnt auf einer 2D-Ebene nach links und nach rechts laufen. Wenn ihr zwei Mal auf die jeweilige Taste tippt, dann spurtet euer Pferd in die gewünschte Richtung. Allerdings geht dies nicht unendlich lange: Wenn euer Reittier zu schnaufen beginnt, müsst ihr eine Pause einlegen. Besser noch, wenn ihr kurz in einem Grasfeld stehen bleibt und euer Begleiter einen Snack verspeisen kann. Doch wie steuert ihr nun die Geschicke eures Reichs?
Nur Bares ist Wahres
Die einzige Interaktion, die eure Spielfigur neben dem Laufen durchführen kann, ist Geld ausgeben. Wenn ihr nach unten drückt, lässt euer Avatar einfach Gold fallen. Steht ihr allerdings an einer auffälligen Position, dürft ihr hier etwas erschaffen. Dies kann vor einem Erdhaufen, einem Rinnsal oder einem Baum der Fall sein. Leute rekrutiert ihr, indem ihr herumwandernden NPCs eine Goldmünze vor die Füße werft. Sie nehmen das Gold und die Farbe eures Königreichs dankend an. In eurem Lager könnt ihr anfangs Bögen oder Hämmer herstellen, die von den NPCs verwendet werden.
Der Schlüssel zum Weiterkommen in Kingdom: New Lands ist und bleibt das Gold. Einerseits gilt es, euer Reich rasch zu vergrößern, andererseits müsst ihr genauso für Schutz und ausreichend Rekruten sorgen. Denn wenn es Nacht wird, fallen von links und rechts die Fieslinge ein. Solange es finster ist, prügeln sie erbarmungslos auf alles, was ihnen im Weg steht. Figuren werden geschlagen, Gold wird eingesammelt, und Palisadenzäune werden flugs eingerissen. Bogenschützen werden dieser Bedrohung aber recht schnell Herr, solange ihr nicht dramatisch in der Unterzahl seid.
Viele Möglichkeiten, ein Ziel
Das Ende einer Spielrunde ist dann erreicht, wenn euch so ein Angreifer die Krone vom Kopf stößt. Könnt ihr sie wieder aufsammeln, ist alles gut, doch wenn die Finsterlinge ihre Finger auf der Krone haben, ist es vorbei! Kingdom: New Lands ist ein Titel, der bei jedem Durchspielen anders aussieht. Ihr könnt also keinen Spieldurchgang mit dem nächsten vergleichen, sogar das Geschlecht und Aussehen eurer Spielfigur wechseln sich jedes Mal durch. Natürlich verhält sich das auch mit Anzahl der Rekruten und zufällig generierten Landschaften so.
Während ihr etwa in einem Spieldurchlauf mehr Schatztruhen mit relativ viel Gold vorfindet, kann es sein, dass euch im nächsten gleich an der Grenze ein Schiffswrack erwartet. Ihr könnt mit fast allem interagieren: Rinnsale lassen sich so zu Höfen aufrüsten, Bäume werden gefällt, Steinhaufen zu Bogenschützentürmen und Erdhaufen zu Zäunen. Wie ihr was in welcher Reihenfolge angeht, ist völlig euch überlassen. Kingdom: New Lands nimmt euch nicht bei der Hand, ihr müsst also selbst draufkommen, welche Vorgehensweise am effektivsten ist.
Die Technik von Kingdom: New Lands
Die Pixel-Optik ist etwas, was SpielerInnen gleichermaßen anziehen oder stören kann. Mir persönlich gefällt der Look – es ist genug Information, ohne störend oder ablenkend zu wirken. Der Spiegelungseffekt im See ist genauso gut gelungen, und die Animationen des Games sind perfekt umgesetzt. Über die Steuerung gibt es nicht viele Worte zu verlieren: Ihr braucht drei Tasten, und jede Eingabe wird ohne Verzögerung sofort umgesetzt. Viel besser geht es nicht!
Der Sound des Titels ist etwas, worüber ich nach wie vor staune. Die Ambient-Musikuntermalung passt so gut zu Kingdom: New Lands, dass es fast schon meditativ wirkt. Wenn ihr aufpasst, bleibt ihr lange am Leben, und dann bemerkt ihr, wie geringfügig sich die Melodie verändert. Die Soundeffekte fügen sich genauso passend in die Soundstage ein, dass es eine Freude ist! Schon alleine deshalb ist es nur wenig frustrierend, wenn ihr ein Leben in Kingdom: New Lands verliert. Schnell die nächste Runde gestartet, und gleich wird weiter erforscht und entspannt…
Fazit zum Spiel: Fordernd und gemütlich zugleich
Am Papier könnte man meinen, dass Kingdom: New Lands gar nicht funktionieren kann. Wie soll bitte eine 2D-Pixel-Art-Reiterin ein ganzes Königreich aufbauen? Das Spiel lehrt euch aber relativ schnell, dass dies sehr wohl möglich ist. Zwar nimmt euch der Titel nur sehr wenig an der Hand, das macht aber gleichzeitig den Reiz am Game aus. Obwohl das Spiel an sich fordernd ist und nicht wirklich leicht ist, entfaltet sich rasch eine meditative Wirkung, fast wie bei Alto‘s Odyssey. Das ist eine Kunst, die nur wenige Studios in der Videospielbranche beherrschen. Gut gemacht!
Die größten Kritikpunkte sind eigentlich Designentscheidungen in Kingdom: New Lands. Sowohl das Erarbeiten eures Wissens als auch das stetige Beginnen von Null weg nach einer Runde machen es etwas schwierig, dieses Game uneingeschränkt zu empfehlen. Dabei ist es kein gewöhnliches Roguelike, denn ihr nehmt nichts von der vorigen Runde mit. Abgesehen davon habe ich die Zeit, die ich mit Kingdom: New Lands verbracht habe, genossen. Nicht nur das, auch jetzt nach dem Test spiele ich immer wieder gerne eine Runde – das ist ein großes Kompliment!