Doom Eternal Test – Brutal, Hart, Genial
Doom Eternal setzt auf dem Vorgänger von 2016 auf und verfeinert dessen Stärken. Das führt zu einem der besten und intensivsten Shootern dieses und des letzten Jahres.
Bringt Abwechslung ins Leben
Damit ist eigentlich alles gesagt, aber Doom Eternal ist eben ein richtiges Doom und da kommen vor lauter Hölle, Blut und Klischees bestimmte Leute gar nicht mehr aus dem Gähnen raus. Das ist nachvollziehbar, aber die richtige Mischung macht das Leben aus. Um quasi Half Life zu zitieren: „Das rechte Spiel am falschen Ort kann in der Welt viel bewegen.“.
Mein letztes Spiel war Kentucky Route Zero, ein wirklich großartiges, intellektuelles Werk mit David-Lynch-Vibe und vielen, vielen interessanten Dialogen und Textpassagen. Ein Spiel das man gerne herzeigt und auch Nicht-Gamern stolz präsentieren kann. Für so viel geballte Schöngeistigkeit, kann man sich auch selbst auf die Schulter klopfen. Schön und gut, aber es muss dazu eben auch Kontraste geben, weshalb mir das brachiale Doom Eternal gerade recht gekommen ist. Besonders in Zeiten wie diesen, kann man dabei richtig die Sau rauslassen und perfekt abschalten. Zu harten Metal-Sounds werden so Gliedmaßen abgetrennt, Dämonen per Kettensäge zerstückelt und per Glory Kills Schädel eingeschlagen. Wer eine spielgewordene Achterbahnfahrt voller Action, Adrenalin und Katharsis nicht scheut, bekommt hier das beinahe perfekte Paket nach Hause geliefert.
Shooterdreifaltigkeit
Ja das mag sich geschmacklos und trashig anhören, das ganze Gliedmaßen abtrennen und Dämonenverstümmeln hat aber auch System und Einfluss auf die Spielmechanik. Im Gegensatz zum x-beliebigen Michael Bay Film funktioniert Hirn aus, Action an nicht. Die Action ist zwar aufgebohrt wie noch nie, aber wer nicht mitdenkt der wird ohne Chance von den Monsterhorden abgeschlachtet. Das liegt daran, dass in Doom Eternal die Dreifaltigkeit aus Lebensenergie, Rüstung und Munition eisern herrscht und zelebriert wird. Alle drei Ressourcen sind ständig knapp und nur mit taktischem Vorgehen können diese im hektischen Kampfgetümmel ausbalanciert werden.
Jeder Kill will überlegt sein
Wenn ihr Feinde stark schwächt, dann könnt ihr im Nahkampf einen brutalen Glory Kill ausführen. Nie wurde das Wort „Kill“ positiver und frenetischer gefeiert, als in diesem Spiel. Dann nämlich setzt ihr dem jeweiligen Höllendiener nicht nur auf brutale Art und Weise ein Ende, nach seinem Ableben lässt er auch Lebenspunkte fallen, die euch regenerieren lassen. Dasselbe gilt für die Kettensäge, die viel Benzin benötigt, praktischerweise aber auch große Monster per Knopfdruck wegmetzelt und euch viel Munition beschert. Gab es in Doom noch eine Pistole mit unlimitierter Munition, existiert diese Waffe im Arsenal von Doom Eternal gar nicht und damit nimmt Bethesda bewusst auch das letzte Sicherheitsnetz raus, was die Kämpfe noch intensiver macht. Per neuem Flammenwerfer bzw. Eisgranaten lassen Gegner neuerdings Rüstung fallen, die den Doom Slayer noch resistenter machen.
Schwächen ausnutzen
Um das Actionlevel auf eines ganz neues Maß zu heben, haben einige Gegner besondere Schwachstellen. Da gibt es z.B. die Arachnotrons, die mit ihrem Geschütz zielgenau aus weiter Entfernung Laserkugeln auf mich feuern. Die Spinnenmonster sind zwar tödlich, aber man kann ihnen das Geschütz für kurze Zeit vom Rücken pusten. Dann gehen sie in den Nahkampf über und sind zwar immer noch tödlich, aber viel besser handlebar. Die 25 verschiedenen Gegner werden euch ordentlich fordern, denn ab dem Midgame habt ihr davon mindestens sechs verschiedene Arten vor der Flinte und müsst ständig abwägen, auf wen ihr euch konzentriert. Den Whiplash, der mit Peitschen nach euch drischt, kann man gut einfrieren, beim Pinky kann man per neuem Doppelsprung in seinen verwundbaren Rücken spring und dort losfeuern. Diese und ähnliche Manöver lassen sich dank der knackigen Steuerung und dem butterweichen Gameplay hervorragend durchführen. Durch die Kombinationen aus unterschiedlichen Gegnern lässt euch das Spiel in den Kämpfen aber kaum durchatmen und ihr befindet euch im Sekundentakt neuen Problemen gegenübergestellt. Erst wenn der letzte Feind beseitigt ist, dann ebbt die Action ab und die nächste Hürde ist gemeistert.
Angst und Schrecken in der Hölle
Die ständige Herausforderung und das bewältigen kniffliger Situationen machen auch wegen dem neuen Trefferfeedback besonders viel Spaß. Alle Waffen fühlen sich gewohnt wuchtig an und lassen Gegner auch zurückschrecken. Neu hinzu kommt, dass ihr den Dämonen sichtbar Schaden zufügt. Schießt ihr mit der Shotgun auf einen Hell Knight zerfetzt es dessen Muskeln, was zu noch größerem Impact führt. Wenn ihr dann Adrenalin geladen eine Arena gemeistert habt und hinter euch ein riesiger Leichenhaufen aus Höllenviechern liegt, fühlt sich das verdammt gut an. Als Doom Slayer fühlt man sich bald so mächtig, dass man das Gefühl bekommt nicht die Dämonen sind eine Gefahr für die Menschheit, sondern umgekehrt man selbst bringt Angst, Tod und Verderben über die Höllenbrut. Doom Eternal setzt ganz ohne Zweifel auf eine Powerfantasy – das aber mit so viel Nachdruck, dass es eine wahre Freude ist.
Qual der Wahl
Das liegt mitunter am coolen Waffenarsenal und deren Modifikationen. Wie im Vorgänger sind Shotgun, Sturmgewehr, Minigun und BFG mit an Board, aber auch ganz neue Kanrren dabei, bei denen ihr aus zwei Waffenaufsätzen wählen könnt und da gibt es einige neue Features. Die doppelläufige Super-Shotgun bietet euch einen Greifhaken, mit dem ihr Gegner an euch heranzieht oder aus gefährlichen Situationen raushanteln könnt. Diese Aufsätze verleihen dem Spiel noch mehr Dynamik und taktische Überlegungen. Abseits des Weges findet man per verbesserter Karte auch Geheimnisse, Cheatcodes, Sammelfiguren, versteckte Levels, Herausforderungen, Upgrades für mehr Leben oder Munition und Logbücher.
Durch die Story hüpfen
Die Story, wo bereits 60% der Menschheit ausgerottet wurde, kann zwar auf einer Briefmarke zusammengefasst werden, ist aber besser inszeniert als im Vorgänger. Liest man sich dann noch die Logeinträge durch, kann man erstaunter Weise feststellen, dass die Lore gar nicht mal schlecht ist und sogar Referenzen zu früheren Teile entdecken. Wenn man sich das nicht antun möchte, dann funktioniert Doom Eternal als Spiel aber trotzdem noch hervorragend.
Durch die neuen Doppelsprünge und den Dashmove gibt es sogar einige Jump and Run Passagen, denen ich mit gemischten Gefühlen gegenüber stehe. Zum Teil macht es richtig viel Spaß im Flow, mit rasantem Tempo von einer Plattform auf die nächste zu hüpfen und im letzten Moment auf einen vorbeifliegenden Schalter zu schießen. Gerade wenn man Upgrades, wie verbessertes Flugverhalten aber nicht ausrüstet, können die Sprungabschnitte schnell frustrierend werden. Spätestens beim zehnten Versuch hat man verstanden was das Spiel von einem möchte, kann das vertikale Gameplay aber nicht perfekt umsetzen. Das allgemeine Leveldesign der Arenen beschränkt sich trotz Doppelsprung wegen der besseren Übersicht meist auf zwei bis drei Höhenlevels.
Es kracht
Das Design an sich ist in Doom Eternal deutlich abwechslungsreicher. Aus Spoilergründen verzichte ich darauf zu erwähnen, was es alles gibt. Es weicht aber vom typischen Höllentor und der Forschungsstation nun mehr ab. Vom eigentlichen Feeling entfernt sich das Spiel im Gegensatz zum Vorgänger ein wenig vom knallharten, düsteren Höllendesign. Es ist nun um eine Spur comichafter und durch die verschiedenen Geschosse und Umgebungen ein grandioses Actionfeuerwerk. Der rockige Soundtrack von Komponist Mick Gordon passt zudem wie die Faust auf das Dämonenauge. In den Kämpfen wird man dadurch sogar noch mehr angetrieben und gepusht.
Doom Eternal Fazit
Lasst euch nicht vom konventionellen Anfang abschrecken. Ab Level vier habt ihr genügend Waffen frei gespielt, die Gegner werden dann vielfältiger und sogar die Levels abwechslungsreicher. Ab dann entfaltet das Game seine ganze Shooterklasse. Den Multiplayer konnte ich in meiner Testphase noch nicht ausprobieren. Das gilt auch für die erste Season, die ähnlich wie bei einem Apex Legends oder Fortnite abläuft und euch Skins und Goodies freischalten lässt. Viel wichtiger ist aber ohnehin die fantastische Kernshootermechanik, die euch in rasante Kämpfe wirft und im Sekundentakt mit neuen Problemen herausfordert. Dann setzt der Flow ein, der mich bis zum Ende der Kampagne gefesselt und nicht mehr losgelassen hat.