Moons of Madness im Test: Rätselspaß statt Cosmic-Horror
Moons of Madness ist ab sofort für die Playstation 4 und die Xbox One erhältlich. Für den PC ist das, an Grusel-Großmeister H.P. Lovecraft angelehnte Mars-Abenteuer, ja bereits erhältlich (mehr Infos zum Release gibts übrigens auf der offiziellen Homepage des Spiels). Da ich bei Cosmic-Horror-Games generell hellhörig werde und ich mich auch vor Story getriebenen Spielen nicht erwehren kann, habe ich das Game für euch angezockt. Meine Meinung dazu, und warum bei mir zwar kein Schaudern aufkam, ich aber dennoch eine gute Zeit mit Moons of Madness hatte, erfahrt ihr im folgenden Review.
Echter Horror ist schwer zu erschaffen
Moons of Madness will ein packendes Horror-Game sein, getrieben von einer spannenden Story, garniert mit einer Prise Lovecraft. Wer jetzt aber ein Action-Adventure á la Bloodborne erwartet, wird enttäuscht werden. Auch von einem Hack and Slay ist Moons of Madness so weit entfernt wie die Erde vom Mars. Kampf- oder Schusspassagen gibt es nämlich keine. Wer aber gerne mal das Rätsel in der Tageszeitung löst, einem Sudoku nicht abgeneigt ist, oder einfach nur gerne ein gutes Buch liest, wird eher auf seine Kosten kommen.
Der klassische Walkingsimulator kann zwar in einigen Aspekten gut Punkten – die Grafik sieht toll aus, die Vertonung ist spitze, die Steuerung smooth – der Horror-Aspekt bleibt aber leider weitestgehend auf der Strecke. Wo mich andere Spiele, wie eben Bloodborne oder auch das erste Bioshock, durch ihre dichte Atmosphäre in ihre Welt eingesogen haben, mich jedes Geräusch hat erschaudern lassen, lässt mich Moons of Madness die meiste Zeit über kalt. Das Spiel startet etwa mit einigen Jump-Scares. Zwar erschreckt man sich naturgemäß an jeder dieser Stellen, gut gemachter Horror sieht allerdings anders aus.
Auch im weiteren Verlauf des Spiels wird einem immer wieder Grusel-Stangenware präsentiert. Egal ob Tentakeln aus dem Mund meines ehemaligen Kollegen herausragen oder einem das entartete Pflanzen-Alien von der Decke entgegenspringt. Ich habe immer das Gefühl, alles schon einmal gesehen zu haben. Und obwohl dieser nicht ungewichtige Aspekt des Spiels – zumindest bei mir – überhaupt nicht gewirkt hat, muss ich doch sagen, dass ich am Ende doch ein klein wenig begeistert bin. Die Entwickler schaffen es nämlich mit Fortdauer der Handlung eine interessante Geschichte zu erzählen. Ich muss praktisch weiterspielen. Ich muss erfahren, was als nächstes passiert.
Lasagne schmeckt auch aufgewärmt gut
Die Story ist zwar auch nicht gerade die originellste, die ich je gesehen habe, allerdings ist dieser Mix aus Alien-Franchise, Bioshock Infinite ähnlichen Sequenzen und Cosmic-Horror-Elementen eine interessante Mischung. Ich für meinen Teil, habe zumindest noch kein an Lovecraft angelehntes Spiel gezockt, das auch wirklich im Weltraum – in diesem Fall auf dem Mars – spielt. Lasagne schmeckt halt auch aufgewärmt noch fantastisch.
Das Spiel lädt einen zudem ein, sich für jeden Abschnitt reichlich Zeit zu lassen. Aus der First-Person-Perspektive bekommt man etwa die Gelegenheit, sich Mail-Verläufe seiner Kollegen durchzulesen. Diese sind für die Story zumeist interessant, häufig aber auch verstörend. Sie lassen noch am ehesten einen Anflug von Horror entstehen. Sich vorzustellen, wie die wahnsinnig gewordene Volkova die Alien-Pflanze an ihrer Brust stillt… aber lassen wir das … ähm. Das Interieur der Mars-Station ist liebevoll und detailliert eingerichtet. Kein Detail wurde willkürlich platziert. Man kann auf Bildern Hintergrund-Infos über die Charaktere erlangen und Klemmbretter enthalten oft nützliche Hinweise zum Lösen des nächsten Rätsels.
Apropos Rätsel. Diese sind für mich so etwas wie der heimliche Star des Spiels. Egal ob es gilt den Wasserrohrbruch zu beseitigen, bevor die Bosse vom Schlamassel Wind bekommen oder ob man sich mit Hilfe mystischer Kräfte einen Weg durch das Labyrinth seiner eigenen Träume bahnen muss. Sie sind nie zu lang oder zu kompliziert, sodass man zu lange an der selben Stelle festhängt. Außerdem werden diese immer zur rechten Zeit eingestreut. Dadurch entsteht ein guter Flow.
Lovecraft-Fans greifen zu, der Rest spielt Probe
Ihr kennt das sicher. Irgendwann beim Lösen des täglichen Sudokus habt ihr den kritischen Punkt überschritten. Den Punkt, ab dem sich der Knoten löst und damit auch das Rätsel fast von selbst. Genau so verhält es sich mit Moons of Madness. Nach dahintümpelnden Anfangsstunden nimmt das Spiel plötzlich an Fahrt auf. Während ich mich gerade zu Beginn zusammenreißen musste, alle Infos aus Mails und sonstigen Notizen durchzulesen, geschah das im weiteren Verlauf fast wie von selbst. Eben wie bei einem Buch, das mit jedem weiteren Kapitel an Spannung hinzugewinnt.
Wer also auch mit analoger Unterhaltung in Papierform etwas anzufangen weiß, greift zu Moons of Madness. Wer immer schon ein riesiger Fan von Bloodborne, Alien und anderen Cosmic-Horror-Geschichten war und tiefer in diese Thematik eintauchen will, findet in Moons of Madness zumindest eine schöne Ergänzung. Für diejenigen, für die viele Texte, verschwurbelte Aussagen und kaum Actionsequenzen kein Problem darstellen, bietet Moons of Madness ein paar nette Stunden der Unterhaltung.