Predator: Hunting Grounds im Test – Baustelle statt Jagdgründe
Mit Predator: Hunting Grounds erschien kürzlich ein asymmetrischer Multiplayer Shooter für die PS4 und den Epic Game Store. Warum Baumeister Bob scheinbar eine Gastrolle spielt, klärt mein Test.
Predator: Hunting Gounds – Das Spielprinzip:
Wie erwähnt handelt es sich bei Predator: Hunting Grounds um einen asymmetrischen Multiplayershooter. Das bedeutet ein Feuerteam aus vier ElitesoldatInnen tritt gegen den/die geborene/n JägerIn aus einer anderen Galaxie an.
„Get tu se Tschoppa!“
Der Menschentrupp spielt aus der Egoperspektive und geht, wie in Modern Military-Shootern á la Call of Duty und Konsorten üblich, mit Sturm- und Snipergewehren, über Shotguns und SMGs und ab Freispielung sogar der ikonischen M134 Minigun gegen den Predator und KI – Soldaten vor. Letztere gibt es im Spiel, da das Feuerteam sich nicht nur gegen den Predator zur Wehr setzen, sondern zusätzlich noch diverse Missionsziele in den 15-minütigen Matches abschließen muss, bevor es per Heli aus dem Dschungel extrahiert wird. Diese Ziele bestehen in Predator: Hunting Grounds meistens aus „Zerstöre-dies-und/oder-stelle-jenes-Item-sicher“, ändern sich aber mit jeder Partie, was eine gewisse Abwechslung in die Runden bringt.
Der/Die Yautja-JägerIn – so heißt die Alienrasse, der der Predator eigentlich angehört nämlich wirklich – hingegen ist da in Sachen Missions-Design mit weniger Multi-Tasking konfrontiert. Der Third-Person-Perspektive gesteuerte Predator muss lediglich alle vier Mitglieder des Fireteams ausradieren und sich deren Schädel mitsamt Wirbelsäule an die Wand nageln. Gut: das mit dem Nageln könnt ihr euch denken, aber die Trophäen zu besorgen, gehört tatsächlich noch zum Predator-Alltag. Werden die Squad-Member nämlich nicht auf diese kernige Art entkernt, können sie von ihren KollegInnen wiederbelebt werden und erhalten so eine weitere Chance dem Dschungel doch noch zu entkommen.
Behandle sie von oben herab!
Der Predator verfügt über ein futuristisches Arsenal an Wummen und Jagd-Gadgets. Angefangen beim auf der Schulter montierten Plasma-Caster, über die Wristblades, die zum Ausweiden der Beute im Nahkampf perfekt geeignet sind, einem Smart-Disk genannten Klingen-Diskus bis hin zum Yautja-Bogen und noch einigen anderen Gerätschaften reicht das Inventar. Diese Jagdwerkzeuge schaltet ihr nach und nach mit Levelaufstiegen frei. Auch eine futuristische Bärenfalle und ein, die ikonischen Predator-Schnattergeräusche absonderndes Wurfgeschoss stehen euch später zur Verfügung um eure Beute zu verwirren.
Dem Yautja-Waidmann schaut ihr in Predator: Hunting Grounds aber nicht nur über die Schulter; Er/Sie unterscheidet sich auch aufgrund seiner Agilität von den SoldatInnen. Ähnlich wie in Assassin’s Creed kann sich der Predator per einfachem Tastendruck ins Geäst schwingen und dort wie auf Schienen sehr flink durch die Baumkronen gleiten und springen. Außerdem kann der/die JägerIn so einen besseren Überblick bekommen, indem er mit seiner Bio-Helmet-Wärmebildkamera und geschützt durch seine Tarnung seiner/ihrer Beute auflauert.
„If it bleeds, we can kill it (too easily)!“
Nun klingt die grundsätzliche Prämisse von Predator: Hunting Grounds, auf Basis der kultigen Film-Lizenz einen asymmetrischen Multiplayer-Shooter, frei nach dem Vorbild eines Evolve zu erschaffen, eigentlich ziemlich vielversprechend. Aber weil ‘eigentlich’ nunmal das Wort ist, das es ist, gelingt es dem Studio Illfonic leider nur eher holprig dieses Potential auch zu nützen. Leider versagen die EntwicklerInnen vor allem beim Balancing.
Beginnen wir einmal beim namensgebenden Predator: Der/Die spielt sich zwar erfrischend anders, allerdings schafft es diese extraterrestrische Killermaschine aufgrund diverser Balancingprobleme nicht, gegen ein einigermaßen eingespieltes Team zu bestehen und das trotz ausgefallener Gadgets und Bewaffnung. Das liegt daran, dass er/sie – egal in welcher der drei verschiedenen Klassen – weder genügend aushält, noch tatsächlich unsichtbar ist. Viel zu leicht ist er/sie im Geäst ausfindig zu machen, erst recht, wenn er/sie einmal angeschossen ist.
Das neongrüne Alien-Blut, das der Predator verliert, wird nämlich zu einer Leuchtspur, mit der man Notausgänge kennzeichnen könnte. Zudem sorgt der grüne Körpersaft dafür, dass die Tarnung komplett für die Fische ist, weil die Schusswunden nicht getarnt werden, solange der/die Yautja-Kriegerin keinen Rückzugsort zur Heilung findet.
Zudem fragt man sich zurecht, wie sich diese/r angeblich legendäre JägerIn überhaupt auch nur an eine taube Nuss anpirschen können soll, wenn er/sie dahinstampft, dass man ihn/sie antrampeln hört als sei er/sie ein tollwütiges Rhinozeros. Dass man den Ziellaser des Plasmacasters dann auch noch super einfach erspähen kann ist da nur die Kirsche auf der Sahnehaube.
Suizidale Ablenkungsmanöver
Damit der Predator eine realistische Chance hätte, müssten wenigstens die zusätzlichen Missionsziele für die SoldatInnen so gestaltet sein, dass sich das Team während deren Erledigung ein bisschen aufsplitten muss – ist aber nicht so. Gegen ein Viererteam, das zusammenhält und -steht sieht der/die außerirdische JägerIn in Predator: Hunting Grounds kaum Land.
Wenigstens wird das Feuerteam durch die anderen KI-Soldaten auf Trab gehalten. Allerdings ist es für eine moderne KI fast schon eine Beleidigung, den Schießbuden-Figuren in Predator: Hunting Grounds etwas annäherndes wie eine künstliche Intelligenz zu attestieren. Suizid hingegen, das können sie. Anstatt in Deckung zu gehen sehnen sich die ComputergegnerInnen tatsächlich nach eurem Lauf. Eine tatsächliche Gefahr geht von diesen Adds nicht aus, maximal sind sie für Predator SpielerInnen eine willkommene Ablenkung.
Predator: Hunting Grounds – Grafik, Sound und Umfang:
Predator: Hunting Grounds benutzt zwar die potente Unreal Engine 4, allerdings ist das Game für meinen Geschmack viel zu farbenfroh und bunt. Außerdem ist es grafisch meiner Meinung nach eher auf dem Niveau eines Late Last-Gen/Early Current-Gen Titels. Außerdem hatte ich während meines Tests durchaus gelegentliche Framerateeinbrüche, die in einem schnellen Shooter wie Predator: Hunting Grounds sehr frustrierend enden können!
„You’re one ugly motherfucker!“ Das sind die Worte, die Arnie dem Predator im ’87er Film nach dem finalen Showdown an den Tentakel-Kopf wirft. So harsch möchte ich es freilich nicht ausdrücken, aber angesichts der Tatsache, dass wir uns am Ende des PS4-Zyklus befinden, hätte ich mir etwas mehr erwartet. Auch, dass es keine Maps gibt, in denen die Hatz nachts abläuft, enttäuscht mich. Generell hätten Predator: Hunting Grounds eine größere Anzahl an Maps und Spielmodi echt nicht geschadet. Dass ihr mittels Level-Ups neue Waffen, Klassen und Fieldcaches, die neue Cosmetics beinhalten, erhaltet ist zwar ganz nett, aber ich glaube nicht, dass dies eine größere Fanbase lange bei Laune halten wird.
Was mich hingegen absolut begeistert hat, ist das Sounddesign. Die ikonischen Schnattergeräusche des Predators, der nervenzerfetzende Schrei, sobald er/sie sich geheilt hat, der Woosh beim Wechseln in die Thermovision. Das sind alles wundervolle Momente für Fans des Franchises und zaubern einem durchaus ein befriedigtes Lächeln ins Gesicht. Auch die Waffensounds haben einen ordentlichen Wumms. Selbiges kann man über das generelle Gunplay leider nicht sagen, das solche essentiellen Dinge wie simulierten Rückstoß vermissen lässt und kein gutes Trefferfeedback liefert.
Predator: Hunting Grounds - das Fazit
Illfonic hatte mit der Predator Lizenz viel Potential und eigentlich auch die Erfahrung, diese zu nutzen. Immerhin haben die EntwicklerInnen doch schon an Evolve mitgearbeitet und auch das durchaus beliebte Friday the 13th – The Game entwickelt. Was lief da schief? Das Balancing ist meiner Meinung nach nämlich wirklich schlecht.
Auch die Grafik ist eher mittelmäßig. In Sachen Content ist Illfonic zwar so transparent zu sagen, dass sie bereits an weiteren Inhalten arbeiten, was diese sein werden oder wann sie kommen, ist aber nicht bekannt. Ein weiteres Problem, an dem auch gearbeitet wird, ist das derzeit unausgegorene Matchmaking. Im Durchschnitt musste ich fünf Minuten warten, bis eine Runde zustande kam und einmal sogar fast zehn. Auch hier haben die EntwicklerInnen schon verlautbart , dass an diesem Problem gearbeitet wird.
Ich habe Predator: Hunting Grounds erstmals auf der letztjährigen Game City angespielt und war von diesem kurzen Match unter Freunden auch sehr angetan. Das kann ich durchaus auch jetzt noch über die Release Version sagen. Kurzweil bietet es und vor allem hinsichtlich Sound-Design sehr viel Fanservice, aber im Großen und Ganzen überwiegen die negativen Eindrücke vom Balancing, der mittelmäßigen Grafik, den Lags und dem lahmen Matchmaking zu sehr. Ich hätte gerne Predator: Hunting Grounds und nicht Predator: Building Site gespielt und getestet.
Zum jetzigen Zeitpunkt bleibt mir also nichts anderes übrig als euch zu empfehlen, mit dem Kauf noch zu warten und zu sehen ob Illfonic seine Versprechen, daran zu arbeiten auch wahr macht.
Guter Test,das sehe ich alles genauso.Doch mich Ärgert das da soviel Potenzial brach liegt in dem Spiel.Und das man es nicht Nutzt.