Der Planer: Industrie-Imperium (PC) im Test

von David Kolb-Zgaga 05.08.2014

der planer industrie imperium teaser

Der Planer: Industrie-Imperium wurde vom Entwicklerstudio Arctalogic entwickelt, um SpielerInnen in eine komplexe Wirtschaftssimulation eintauchen zu lassen. Die Optimierung von Transportwegen, die effiziente wirtschaftliche Arbeit und das Aufbauen eines großen Industrie-Imperiums können sowohl motivierend als auch frustrierend sein. Welchen Weg Der Planer: Industrie-Imperium eingeschlagen hat, erfahrt ihr im Test.

Mein Ziel: Weltherrschaft

Große Industriekonzerne haben es nicht leicht, ein gutes Image aufzubauen. Lobbyismus, Preisabsprachen, zu wenig Transparenz und das übertriebene Ausnutzen von Monopolstellungen haben seither dazu geführt, dass riesige Industriekonzerne bei den Menschen nicht sonderlich gut ankommen. Das macht aber zumindest in Der Planer: Industrie-Imperium überhaupt nichts, denn Moral kennt man dort nicht, hier regiert Geld die Welt. Deshalb habe ich es mir auch gleich zum Ziel gesetzt, ein riesiges, bösartiges und geldgieriges Imperium zu errichten, das auf drei große Ressourcen unserer Zivilisation aufbaut: Öl, Uran und Bier!

Mit diesem Plan im Hinterkopf erarbeite ich mir die Grundlagen im sehr trocken präsentierten Tutorial. Nachdem ich vorerst auf Einschränkungen verzichten möchte, lasse ich die sechs vorgegebenen Szenarien (dazu später noch mehr) links liegen und starte das freie Spiel. Während des Ladebildschirms denke ich mir schon mit großer Vorfreude: Wo bleibt mein Uranherstellungsabbau-Dingens? Während ich noch überlege, ob man Uran abbaut, anbaut oder anreichert, bremst das Spiel meine Fantasie und gibt mir zu Beginn nur eine Handvoll Gebäudearten, worunter mein Uranherstellungsabbau-Dingens leider nicht zu finden ist. Weitere Gebäude schaltet man erst frei, wenn man eine Stufe steigt, aber beginnen wir einmal mit den Grundmechaniken von Der Planer: Industrie-Imperium.

Schere, Stein, Papier

Beinahe alle Gebäude verbrauchen Strom und Wasser, die durch verschiedene Einrichtungen wie z. B. Solaranlagen (oder Atomkraftwerke, verdammt wo bekomme ich Uran her?) oder Wasserpumpen bereitgestellt werden können. Zusätzlich braucht man ArbeiterInnen, um die Gebäude zu betreiben. Diese bekommt man durch den Bau von Wohnungsanlagen und durch die Auszahlung eines kleinen Gehalts. Apropos Gehalt, natürlich kostet das alles Geld, und das verdient man nur mit Lieferaufträgen, weshalb die Angebote auf dem Markt sehr wichtig sind. Zu Beginn des freien Spiels kann man als Rohstoffquellen nur Hühnerställe und Farmen bauen – noch ziemlich weit entfernt von Bier, Öl oder Uran. Durch den Ausbau des Imperiums und erfolgreich abgeschlossene Lieferungen schaltet man neue Rohstoffe frei und kann zusätzliche Gebäude wie ein Kohlebergwerk bauen. Dafür muss aber natürlich auch Kohle vorhanden sein – ob dieser Bodenschatz vorhanden ist, kann von meinem Geo-Institut untersucht werden. Allgemein schaltet man so immer mehr Gebäude und Technologien frei, wodurch die Mechaniken komplexer und die Möglichkeiten immer größer werden. Leider ist es nicht möglich, gezielt spezielle Technologien oder Gebäude freizuschalten: Die fix vorgegebene Reihenfolge stört immens die Planungen meines Industrie Imperiums!

der planer industrie imperium

Klickorgie

Zusätzlich muss man die erstellten Produkte und Waren mit Lkws zu den KundInnen transportieren. Dabei gibt es eine Vielzahl von Lastwägen, die alle auf gewisse Ressourcen spezialisiert sind und nur diese liefern können. Dabei gibt es aber ein großes Problem: Ich nehme einen Auftrag an und soll bis zu einem gewissen Zeitpunkt z. B. 100 Hühner abliefern. Grundsätzlich kein Problem, denn in meinen drei gebauten Hühnerställen befinden sich 42, 33 und 52 Hühner. Nun kann mein Lkw nicht zu Stall A, B und C fahren und alle einsammeln bis 100 eingeladen sind – nein, man muss von A direkt zum/zur KundIn fahren, danach von B und nochmals von C. Das dauert nicht nur um einiges länger und ist nebenbei auch noch absolut ineffizient, sondern jede einzelne Fahrt muss auch noch manuell vorgegeben werden, weshalb man im späteren Spiel in sinnlosem Micromanagement versinkt. Schade, denn Der Planer: Industrie-Imperium bietet viele Optionen. Nachdem dies aber eine grundlegende Mechanik ist, die man ständig braucht, verliert das Spiel sehr stark an Reiz, da man größtenteils mit belanglosen Transporten beschäftigt ist.

der planer industrie imperium 02

Das bleibt in der Familie

Wer vom Spiel ein vorgegebenes Ziel braucht, sollte eine der sechs Szenarien spielen, die zwar ein wenig an den Haaren herbeigezogen wurden, aber dennoch für ein wenig Abwechslung sorgen. So muss man z. B. schauen, dass man nur ökologischen Strom verwendet und trotzdem keine Stromausfälle produziert, oder ein Familiengeschäft übernehmen, in dem nur Familienmitglieder arbeiten dürfen (zum Glück gibt es dabei sehr viele Enkelkinder!). Die grundlegenden Mechaniken verändern sich dadurch aber nur wenig, und so vermisst man auch weiterhin unter anderem Konkurrenzunternehmen, wodurch man quasi keinen zeitlichen Druck hat. So wird Der Planer: Industrie-Imperium zum wortwörtlichen Wartespielchen, denn die Lieferungen zu Beginn werfen nicht viel Geld ab, und die Gebäude sind sehr teuer.

Gewinn- und Verlustrechnung

Der Planer: Industrie-Imperium ist mehr eine Wirtschaftssimulation für zwischendurch und bietet zwar viele Optionen, allerdings auch grundlegende Mechaniken wie die Transporte, die frustrierend und belanglos sind. Zudem ist die Grafik gerade einmal zweckmäßig, die Gebäude sind erkennbar, wenn auch wenig detailreich. Was hier wirklich irritiert, sind die Wälder: Durch die Kantenglättung hat man ein ständiges Flimmern auf dem Bildschirm, das sehr störend ist. Weiters gibt es zu viele Dinge, wie etwa den umständlichen Straßenbau, die Lieferungen oder den fehlenden Technologiebaum, die sehr schnell sehr anstrengend werden. Zudem hat man oft das Gefühl, sich logistisch nicht weiter verbessern zu können, da man auf das nächste Level warten muss, um endlich neue Gebäude freischalten zu können. All diese kleinen Probleme summieren sich und lassen Der Planer: Industrie-Imperium nicht an ältere Klassiker wie Der Industriegigant oder Transport Tycoon herankommen. Schade, denn grundsätzlich hat die Wirtschaftssimulation Potenzial, scheitert aber durch schwache Grundmechaniken.

Wertung: 5.5 Pixel

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