Call of Duty Black Ops Cold War im Test – Geballte Action
Mit Call of Duty Black Ops Cold War entführt eine der beliebtesten Shooter-Reihen in den Kalten Krieg der 1980er Jahre. Activision steigt also in den 80ies Hype-Train ein. Als Kind dieser Zeit bleibt mir nur eines zu tun: ich applaudiere lautstark. So sehr ich mich über den Kleidungsstil dieser wilden Jahre wundere, übt die kulturelle Ästhetik doch eine große Faszination auf mich aus. COD Cold War drückt seinen Finger mit aller Kraft auf diesen Punkt. Männer mit Narben im Gesicht und Fliegerbrille, die im Geheimen operieren und die ständige Gefahr der Bombe machen vor allem die Kampagne von Call of Duty Black Ops Cold War zu einer kurzweiligen tour de force.
Am Anfang Nixon
Der ehemalige Präsident Richard Nixon scheint Auftritte in audio-visuellen Medien gebucht zu haben. Ich weiß gar nicht, wie oft ich sein Gesicht schon in Filmen, Spielen und Serien gesehen habe. Allen voran natürlich sein körperloser Auftritt in Futurama ist in bester Erinnerung. So beginnt auch Cold War mit einer seiner Ansprachen. Bevor es mit der Kampagne so richtig losgeht, treffen wir ihn in einem dieser typischen Pentagon-Büros mit großem Holztisch in der Mitte, an denen die heiklen Einsätze der kleinen Special Ops Teams besprochen werden.
Im Grunde bekommt das Team rund um Adler, Woods, Mason und Hudson grünes Licht für alles. Egal welche Maßnahme wir für wichtig und richtig erachten, alles ist erlaubt. Nichts soll dem Ziel im Weg stehen. Nichts soll daran hindern, den Schurken mit dem Decknamen Perseus zur Strecke zu bringen. Die Suche beginnt in Ost-Berlin. Elegant gestaltete Video-Sequenzen fassen jeweils den Beginn und das Ende einer Mission zusammen. Dabei wird die Klaviatur der 80er Ästhetik hervorragend bespielt. Alte Wählscheibentelefone, Röhrenfernseher und überall der obligatorische Aschenbecher mit rauchender Zigarette. Dokumente mit Fahndungsfotos geben das Ziel vor.
Die Missionen selbst sind sehr abwechslungsreich gestaltet und bieten meist mehrere Varianten, die zum Erfolg führen. Besonders gelungen finde ich die Infiltration des KGB Hauptquartiers. Hier begegnet euch Imran Zhakeav, der Veteranen der Reihe bekannt sein wird. Seine Rolle als Soviet Offizier nimmt zwar nur einen kleinen Teil der story ein, dient aber als guter Hook zu den anderen Spielen. In der Mission selbst gibt es mehrere Varianten, die durch das KGB-Gebäude führen: einen Soldaten bestechen, einen General anschwärzen und mehr. Das erhöht den Wiederspielwert und sorgt für ein Gefühl der Freiheit.
Im Sog der Story
Ein Element zeichnet die COD-Spiele seit Anbeginn der Reihe aus. Die Missionen entwickeln einen gewissen Sog, der durch die Schlauchlevel zieht. Auch wenn es meist mehrere Wege gibt, die durch eine Mission führen, handelt es sich bei den einzelnen Levels um sehr gut gestaltete Schläuche, die vor allem gegen Ende hin immer intensiver werden. Sowohl auf der akustischen als auch der optischen Ebene erhöht sich die Frequenz zunehmend. Das macht die Kampagne sehr kurzweilig und nach ungefähr sechs Stunden ist das Ganze auch schon wieder vorbei. Ein großes Board für Beweise dient als Missions-Hub im geheimen Einsatzquartier in Ost-Berlin. Ähnlich einer Beweistafel, wie sie aus Krimi-Serien bekannt sind, gibt es Auskunft zu und über die Missionen.
In jeder können Beweise gesammelt werden, die den Ausgang beeinflussen oder erleichtern können. Vor allem die beiden optionalen Aufträge werden dadurch erleichtert. Diese können nur vor Beginn der letzten Mission in Angriff genommen werden und führen noch einmal an andere Schauplätze. Ihr schlüpft dabei in die Rolle anderer Team-Mitglieder. Dem Hauptcharakter Bell dürft ihr am Beginn eine Hintergrundgeschichte geben, die kleine Boni eröffnet. Schnelleres Nachladen oder Resistenz gegen Attacken zum Beispiel. Wer möchte, kann allen Informationen den Status Geheim geben und so ganz ohne Boni starten. Alles hat rudimentären Einfluss auf den Ausgang der Geschichte.
Ihr könnt zudem entscheiden, ob ihr optionale Ziele wie Informanten befreit, am Leben lasst oder zur Sicherheit der Mission eliminiert. Manches davon wird später aufgegriffen und verändert den Ausgang einer Mission. Dadurch entsteht wieder ein Gefühl der Freiheit, dass aber nicht mehr als ein Gefühl bleibt. Call of Duty Black Ops Cold War ist und bleibt ein geradliniger Shooter und hat nichts mit einem Rollenspiel gemeinsam. Wie aus anderen COD-Titeln bekannt, gibt es zwischendurch auch technisches Gerät und Fahrzeuge, die selbst gesteuert werden. Besonders angetan hat es mir ein Helikopter-Flug während des Vietnam-Krieges. Diesen manövriert man elegant durch Schluchten und Canyons, um am Ende die Bombe zu finden.
Kalter Krieg imposant inszeniert
Cold War ist genauso imposant inszeniert wie alle Vorgänger. Grafisch und akustisch opulent, fängt das Spiel die verschiedenen Schauplätze ein und bietet damit eine intensive Erfahrung. Die Explosionen schütteln einen durch und erhöhen den Adrenalin-Pegel markant. Zusätzlich sorgt Zeitdruck in manchen Missionen für Nervenkitzel und das Gefühl, der Ausgang sei ungewiss. Zusammen mit den bereits erwähnten und sehr gut gestalteten Intros erinnert Cold War an die vielen Actionfilme aus den 1980er und beginnenden 90er Jahren. Wer diesem Genre etwas abgewinnen kann, fühlt sich sofort zuhause und erlebt eine spannende Story.
Auch die deutsche Synchronisation ist zur Abwechslung einmal richtig gut geworden. Die Stimmen passen zu den Charakteren und es gibt nur wenig Platitüden. Die Schauplätze selbst und das Verhalten der Protagonisten sind genretypsich natürlich voller Stereotype, das wirkt hier aber nicht fehl am Platz. Oft kämpft sich das Team durch scheinbar ausweglose Situationen, um am Ende dann doch noch, im letzten Moment, den Exit zu schaffen. Am spannendsten gelingt das in einer Mission, aus der ihr per Skyhook gerettet werdet. Einer Übermacht an Feinden gegenüberstehend muss ein Teammitglied leider zurückgelassen werden. Wer, das entscheidet ihr.
Multiplayer-Gefechte
Nach der Kampagne ist vor dem Multiplayer. Ein großes Argument der Call of Duty Spiele war und ist der Multiplayer. Dem Primus der Reihe, Modern Warfare kann Cold War nicht ganz das Wasser reichen, deutlich knapp geht dieses Rennen aber aus. Never change a running system ist auch hier das Motto. Es gibt mehrere Slots, die ihr ab Level 4 mit Ausrüstung belegen dürft, um das Loadout mit eurem Stil abzustimmen. Primärwaffe, Granaten, Boni, all das kennen Fans des Genres auch aus anderen Shootern. Zudem gibt es wieder die Abschussserien-Belohnungen wie Aufklärungsflüge, bemannte Hubschrauber und dergleichen.
Richtig spannend wird es im Multiplayer ab 10. Dezember, wenn die erste Season startet. Bis es soweit ist, gilt es auf den verschiedenen Karten und in den verschiedenen Modi zu üben. Auch hier gibt es wenig Überraschungen. An den Karten, welche zu Release spielbar sind, gibt es aktuell durchaus Kritik. Manchen bieten sie zu wenig Abwechslung. Ich kann mich dieser Kritik nicht anschließen. Ich finde das Design durchaus gelungen. Mit den Jahren und zahlreichen Multiplayer-Shootern ist die Bandbreite aber natürlich schon ein wenig ausgereizt. Vielleicht wäre der Fokus auf neue, alternative Spielmodi gewinnbringender als das Gestalten immer ausgefallener Karten.
Fazit zu Call of Duty Cold War
Die Pluspunkte zusammengefasst: eine spannende Kampagne mit 80er Jahre Ästhetik und toller Inszenierung. Call of Duty Black Ops Cold War macht eigentlich alles richtig und präsentiert sich als Shooter am Puls der Zeit. Was Serien und Kino bereits vorgemacht haben und von manchen Entwickler*innen auch für Spiele adaptiert wurde, hat also seinen Weg in ein großes Franchise gefunden.
Alle Fans von Actionfilmen aus ebendieser Zeit, die dem Genre zugetan sind, finden mit Cold War ein hervorragendes Spiel für diesen komischen Herbst. Ich bin gespannt, was die erste Season für den Multiplayer bringen wird und ob diese es dann schaffen wird, auch die Online-Spieler*innen lange bei der Stange zu halten. Ich finde es gut, dass auch die Solo-Kampagnen der Shooter wieder mehr Substanz haben und zu fesseln wissen.