Die Sims 4 (PC) im Test
Die berühmteste Lebenssimulation geht mit Die Sims 4 in die nächste Runde. Es hat seither viele gescheiterte Beziehungen und viele Familiengründungen gegeben – und hin und wieder ist manch ungeliebtes Familienmitglied im Pool ersoffen. Der feuchte Tod funktioniert zwar nicht mehr, dafür aber vieles andere. Was genau und noch vieles mehr erfahrt ihr in meinem Test!
Stimmungsschwankungen sind super!
Bisher führten Interaktionsketten mit anderen Sims nur zu Verbesserungen oder Verschlechterungen von Beziehungen – für den Alltag änderte sich nichts. Die Sims 4 legt nun viel Wert darauf, die Interaktionen mit anderen noch stärker spürbar zu machen. Wenn man beispielsweise gerade einen Korb bekommen hat, sinken nicht nur Werte, sondern es entstehen auch neue Aktionsmöglichkeiten. Wer die angestaute Wut sinnvoll ausleben möchte, kann ins Fitnessstudio gehen und sich dort ordentlich verausgaben. Man kann mit dem Sim aber auch Leute anschreien und Gegenstände kaputtmachen. Zudem kann ein Sim gelegentlich launisch sein und Stimmungsschwankungen haben – dadurch werden die spielbaren Sims lebendiger. Ich bin großer Fan der überarbeiteten Gefühle, denn so werden die Sims noch greifbarer und menschlicher.
Die inneren Werte zählen …
Darüber hinaus verleiht man den Sims nun einen ganz eigenen Charakter und bestimmt mit vorgefertigten charakterlichen Merkmalen deren emotionale Haltung. Je nachdem, ob man z. B. Freigeist, Schnösel, Diva, Ordnungsfanatiker oder Partylöwe auswählt, unterscheiden sich die Vorlieben und Reaktionen des Sims gewaltig. Durch die verschiedenen Kombinationen der Merkmale entstehen einzigartige Persönlichkeiten, die sich spielerisch deutlich bemerkbar machen. So habe ich bei meinem ersten Sim – naiv, wie ich bin – die Eigenschaft „tollpatschig“ ausgewählt. Dadurch ärgert sich der Sim über die eigenen Fehler zwar weniger, er hat aber auch bei der erstbesten Gelegenheit (beim unschuldigen Pizzabacken) die ganze Küche abgefackelt.
Neben total skurrilen Merkmaloptionen, wie „Spinner“ oder „sprunghaft“ (nur emotional gesehen, nicht physisch!) kommt aber noch einer der wichtigsten Werte, das Bestreben, hinzu. Dabei steht eine große Bandbreite von Lebenszielen zur Auswahl, die von standardmäßig bis zu Staatsfeind Nummer eins reicht. Besonders schön zu sehen ist, dass dadurch wirklich absurde, aber trotzdem liebenswerte Charaktere entstehen können, die mit ihren Macken und Eigenheiten hervorstechen. Es ist sowohl möglich, seinen eigenen Charakter in den Grundzügen nachzubauen, als auch einen komplett abgedrehten Sim zu erstellen, der die Weltherrschaft an sich reißen möchte, gleichzeitig ein kumpelhafter Bro ist und in seiner Freizeit gern mit Kinderspielzeug spielt.
Was die Charakterstellung bzw. -entwicklung angeht, hat sich Die Sims 4 sehr stark weiterentwickelt. So muss man als SpielerIn die Herausforderung meistern, den Sims einen emotional geregelten Tagesablauf zu bieten und mit ihren Vorlieben so umzugehen, dass etwaige Verstimmungen verschwinden oder gar nicht erst auftreten.
… die äußeren aber auch!
Die Sims 4 verwendet ein enorm detailliertes Erstellungstool, das sich CAS (Create a Sim) nennt. Damit lässt sich innerhalb weniger Minuten sehr unkompliziert ein neuer Sim erschaffen. Dabei gibt es nicht nur unglaublich viele verschiedene Gesichter und Frisuren, sondern alles lässt sich auch mit einem Mausklick vergrößern, verkleinern oder verschieben. Die Sims 4 profitiert dabei stark vom nun weniger realistischen, aber trotzdem schicken Comiclook. Dieser lässt auch ungewöhnliche Körpermerkmale, wie z. B. mangahafte Riesenaugen, weniger deplatziert erscheinen. Im Gegensatz zu Die Sims 3 wirken solche Figuren nicht mehr hässlich oder gar entstellt, sondern sind durch den stilisierten Look immer noch hübsch anzusehen.
http://youtu.be/EePZ3qiomrI
Trautes Heim
Man kennt das ja, grundsätzlich gibt es zwei Arten von Die Sims-SpielerInnen. Die einen wollen ihre eigenen, perfekten Generationen an Sims-Familien heranzüchten, die anderen verbringen etliche Stunden mit dem Erstellen des eigenen Heims. Wer lieber Letzteres macht, darf sich auf Die Sims 4 besonders freuen: Mit dem raumbasierten Bauen und einer Unzahl an Möbelstücken sowie sonstigen Accessoires sind fähigen HobbyarchitektInnen kaum noch Grenzen gesetzt. Denn der Hausbau fällt nun um einiges leichter. Ihr könnt dabei selbst wählen, ob ihr ein vorgegebenes Haus umbauen oder mit einem komplett leeren Grundstück bei null beginnen wollt.
Alles wurde sehr einfach gehalten, ohne die Gestaltungsmöglichkeiten einzuschränken: Wände lassen sich in verschiedenen Höhen hochziehen, und mit einem Mausklick werden Fenster oder Dächer angebracht. Zudem können sehr viele Gegenstände vergrößert und verkleinert werden, was schon mal zu hochhaushohen Tischen führen kann. Das zieht sich übrigens durch das gesamte Spiel: Die Werkzeuge und das Spielprinzip von Die Sims 4 geben den SpielerInnen sehr viele Möglichkeiten und lassen sowohl professionelle als auch chaotische, absurde Lösungen zu. Dabei bleibt die Steuerung zumeist sehr intuitiv, nur ganz selten ist ein Menü etwas zu verschachtelt. Gerade bei der Möbelauswahl hätte ich mir trotzdem ein wenig mehr Übersicht gewünscht, da es sehr viele Stücke zu kaufen gibt, aber nur wenig Platz angeboten wird, all jene am Bildschirm anzuzeigen.
Eine große Familie
Für die weniger kreativen SpielerInnen gibt es eine Galerie, in der man sich alle von der Community erstellten Sims und Gebäude anschauen und herunterladen kann. Das funktioniert einfach großartig, denn mit einem Klick hat man seine Lieblingsvilla oder den coolen Sim von nebenan im eigenen Spiel. Gerade für Leute, die sich mit einem Hausbau oder einer Charaktererstellung nicht herumschlagen wollen, ist die Galerie eine große Hilfestellung. Außerdem kann man sich durch die Werke der anderen SpielerInnen inspirieren lassen und so neue Schöpfungen für sich entdecken und weiter ausbauen.
Fördern und Fordern
Wie schon von der Serie gewohnt, kann man zu Beginn aber nicht auf alle Gegenstände zugreifen. Es liegt oft nicht am Geldmangel, dass man gewisse Güter nicht kaufen kann (im Fall meines Sims u. a. das lang ersehnte Prinzessin-Cordelia-Galeonen-Bett), sondern daran, dass vorerst gewisse Fähigkeiten erlangt werden müssen. Zum Beispiel steigt jedes Mal, wenn ein Sim sich etwas zu essen macht, dessen Level im Kochen (ja, auch wenn man dabei die halbe Bude abfackelt – aus Fehlern lernt man eben!). Dann bekommt man neue Rezepte – und der neue Premium-Ultra-Grill wird endlich freigeschaltet. Je nachdem, welche Fähigkeiten man weiterentwickelt, können dann auch verschiedene Jobs ausgewählt und gefunden werden. Während die freischaltbaren, meist lustigen oder coolen Gegenstände ein großer Ansporn sind, fällt das Jobsystem in Die Sims 4 eher rudimentär aus. Die Sims sind während der Arbeitszeit ganz einfach nicht zu Hause, und die Aufstiegschancen sind auch ein wenig begrenzt. Hier werden uns leider wohl noch ein paar Add-ons erwarten …
Auch ohne Spülmaschinen spielbar
Wo wir gerade bei Add-ons sind: Leider macht Die Sims 4 auch gewisse Rückschritte. Die Stadt bzw. die Nachbarschaft ist bei Weitem keine Open World. Man kann nur von Haus zu Haus reisen, was jeweils einen relativ langen Ladebildschirm zur Folge hat. Das nervt teilweise sehr und hemmt die Ausflüge in der Nachbarschaft. Durch die neuen Features, die Die Sims 4 ohne Zweifel hat, wurden an anderer Stelle Mechaniken oder Gegenstände eingespart. So gibt es z. B. nur eine etwas dürftige Jobauswahl, keine Geister, keine Pools und keine Spülmaschinen mehr. Klar, das Spiel funktioniert auch ohne, und es gibt immer etwas zu tun. Die Add-on-Politik, für die die Serie bekannt ist, lässt dabei aber schon jetzt wieder eine Wagenladung an Erweiterungspaketen erahnen.
Fazit
Manchmal habe ich das Gefühl, ich weiß gar nicht, was ich zuerst mit meinen Sim anstellen soll: Jetzt muss der Typ schon wieder aufs Klo, gegessen hat er auch noch nichts, und die Hygienewerte meines Charakters sind ebenso nicht optimal. Dabei wollte ich ihn doch noch ein Gemälde malen, ein Videospiel spielen, die hübsche Nachbarin besuchen und das Buch „Der Herr der Schaukeln“ lesen lassen! Die Sims 4 abstrahiert das reale Leben so geschickt, dass sich das virtuelle Leben der Sims nachvollziehbar und real anfühlt. Während man Die Sims 4 spielt, erlebt man ständig kleine und große Geschichten und weiß nie genau, was auf einen zu kommt. Zwar treffen die Spielmechanik und die Thematik sicherlich nicht jeden Geschmack, das Spiel schafft es aber trotzdem, auf seine ganz eigene Art zu begeistern. Trotzdem stören mich die fehlenden Features, denn man fragt sich immer wieder: Wieso geht das nicht (mehr)? Auch die langen Ladezeiten zwischen den besuchten Häusern reißen mich gelegentlich aus dem Spiel.
Die Sims 4 hat kleinere Schwächen und spart leider auch viel ein, ist aber trotzdem ein sehr gelungenes Spiel geworden. Die Befürchtungen, der Titel könnte ein ähnliches Desaster wie Sim City werden, treffen keineswegs zu. Während meiner Testzeit ist Die Sims 4 kein einziges Mal abgestürzt, zudem lässt sich das Spiel – einmal bei Origin aktiviert – auch ohne dauerhafte Internetanbindung spielen. Fans der Serie erhalten mit Die Sims 4 also einen würdigen Nachfolger.
[…] Die Sims ist eine der meistverkauften und beliebtesten Reihen der Spielegeschichte, die seit der Veröffentlichung des ersten Teils im Februar 2000 Millionen Menschen weltweit begeistert. 2004 und 2009 folgten mit Die Sims 2 und Die Sims 3 zwei weitere Basisspiele der Lebenssimulation. Dazu kamen jeweils zahlreiche Erweiterungen für PC und Mac und auch Versionen für verschiedene Konsolen bzw. mobile Endgeräte. Im September 2014 wurde mit der Veröffentlichung von Die Sims 4 das nächste Kapitel der Erfolgsgeschichte aufgeschlagen (Hier geht’s zu unserem Test!). […]
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