Mario Kart 8 Deluxe: Der Booster-Streckenpass im Test
Mit dem Booster-Streckenpass verdoppelt ihr einfach mal die Anzahl eurer Strecken in Mario Kart 8 Deluxe. Was kann die erste Welle mit acht Strecken?
Niemand ist wirklich begeistert von DLC, stellen wir das gleich einmal klar. Vielen ist das immer noch ein unangenehmer Beigeschmack, man hat ja schon einen Preis für das Spiel bezahlt – warum dann noch einmal in die Brieftasche greifen? Während die allermeisten DLCs an Abzocke grenzen und allernorts Mikrotransaktionen anpreisen, wo sie eigentlich nicht nötig wären (gell, Gran Turismo 7?), gibt es glücklicherweise auch anständige Zusatzinhalte. Als allerbeste Beispiele hierfür sind etwa beide DLCs von The Witcher 3 anzuführen, aber auch das immer noch mit regelmäßigen Updates versorgte No Man’s Sky. Da zeigen DLC sich von ihrer besten Seite, und so sollte es auch für immer sein!
Über Preis und Leistung
Nun hat Nintendo für Aufsehen gesorgt: Mit dem Booster-Streckenpass zahlt ihr einmalig 25 Euro im eShop. Dieser Pass ist aber auch in der mächtigen Nintendo Online-Mitgliedschaft mit Erweiterungspaket enthalten – dieser kostet für Familien 69,99 Euro im Jahr beziehungsweise 39,99 Euro im Jahr als Einzelmitgliedschaft. Damit bekommt ihr unter anderem (neben zusätzlichen N64-Inhalten, Happy Home Paradise und noch mehr) auch Zugriff auf den Mario Kart 8 Deluxe-Pass. Ist dieser DLC nun lobenswert, oder ein weiteres Beispiel dafür, wie man unschuldigen Spieler:innen das Geld aus der Tasche zieht? Seit kurzem ist die erste Welle an Strecken veröffentlicht worden, und wir haben uns das natürlich genau angesehen.
Ganz ehrlich: Zum Preis von 25 Euro (nicht mal ein halber Vollpreistitel) verdoppelt ihr das Strecken-Angebot in eurem Mario Kart 8 Deluxe-Erlebnis (zu unserem Original-Test). Nintendo hätte auch jede der sechs Wellen um fünf, acht oder gar 9,99 Euro anbieten können, aber der Konzern hat das nicht getan. Stattdessen ist das, so finde ich, ein fairer Preis für jede Menge Content! Vor allem, da sich das Spiel nach wie vor hervorragend verkauft und nach wie vor richtig Spaß macht, ist das ein sehr sinnvoller Schritt. Gleichzeitig hat Nintendo sich so mehr Zeit für die Entwicklung eines Nachfolgers (wäre laut Gerüchten 2022 vorgestellt worden) verschafft, da die Wellen bis Ende 2023 veröffentlicht werden. Bleibt nur noch die Frage zu klären: Wie sieht es mit der Qualität der ersten Welle aus, zahlt sich das aus?
Welle eins des Booster-Streckenpass
Zwei Cups (Goldener Turbo-Cup und Glückskatzen-Cup) sind im Spiel nun erhältlich. Die Strecken, die darin enthalten sind, heißen wie folgt: Paris-Parcours (Mario Kart Tour), Toads Piste (Mario Kart 7), Schoko-Sumpf (Mario Kart 64) und Kokos-Promenade (Mario Kart Wii) für den ersten Cup. Unter dem Motto der Glückskatze fahrt ihr dann in der Tokio-Tempotour (Mario Kart Tour), im Pilz-Pass (Mario Kart DS), auf der Wolkenpiste (Mario Kart: Super Circuit) und im Ninja-Dojo (Mario Kart Tour). Man merkt also schon, dass Nintendo sich wie angekündigt bei all den anderen Kart-Titeln bedient, allen voran der mobile Ableger Mario Kart Tour. Das ist für Nostalgiker:innen der früheren Spiele klasse, und selbst, wenn man das mobile Spiel kennt, sind die überarbeiteten Strecken eine gute Sache.
Wer also brandneue Strecken erwartet, wird hier enttäuscht werden – aber Nintendo hat das von Anfang an so kommuniziert. Doch seien wir mal ehrlich: Wer von uns hat jeden Mario Kart-Titel so lang gespielt, dass wir jetzt noch jede Strecke auswendig kennen würden? Das trifft wohl nur auf eine Handvoll Leute zu, und daher macht der Booster-Streckenpass durchaus Sinn. Für mich persönlich macht das auch ein eventuelles Mario Kart Ultimate im Stile von Super Smash Bros. Ultimate nur noch wahrscheinlicher, denn wenn man Ende 2023 insgesamt 96 Strecken in Mario Kart 8 Deluxe zur Verfügung hat, wäre jedes neue Game danach vom Umfang her enttäuschend, käme es mit „nur“ 30 oder 40 Strecken. Vermutlich ist dieses Remastering der alten Strecken ein Vorbote der Dinge, die noch kommen…
Jetzt aber: Der Test der Welle eins
Sowohl im Goldener Turbo-Cup wie auch im Glückskatzen-Cup befinden sich Strecken für alle. Denn die Parcours sprechen nicht nur Profis an, auch Neueinsteiger:innen finden sich auf Klassikern wie Toads Piste prima zurecht. Wer sich mit einer Strecke so richtig auseinandersetzen möchte, könnte mit dem Ninja-Dojo glücklich werden. Denn es gibt eine Vielzahl an Abkürzungen und alternativen Pfaden, von denen ihr erst nach und nach ausprobieren müsst, was euch am meisten Zeit bringt. Es gibt auch genügend Möglichkeiten, heiße Drifts auf den Asphalt zu legen, und öfters mal könnt ihr die Gleitfunktion in Mario Kart 8 Deluxe nutzen. Seid ihr erkundungsfreudig, gibt diese Strecke einiges her!
Die Kokos-Promenade ist wieder angenehm für Einsteiger:innen gestaltet, wohingegen der Paris-Parcours und auch die Tokio-Tempotour etwas Spannendes ins Spiel bringen. So öffnen und schließen sich nach jeder Runde verschiedene Tore, und das Streckenlayout wird so geändert. Dann passiert noch etwas Cooles: In der letzten Runde dreht sich das Layout im Paris-Parcours komplett um. So fahrt ihr dann – wenn ihr weit genug vorne seid – plötzlich als Geisterfahrer:in und müsst an eurer Konkurrenz frontal vorbei! Aber keine Sorge, es geht auch dem Rest des Felds genau gleich, das sorgt schnell mal für Adrenalin. Insgesamt wird hier ein guter Spagat zwischen Zugänglichkeit und interessanten Features für Profis geschlagen, und mehr kann man sich nicht wünschen.
Was auffällt
Strecken, die aus dem mobilen Ableger Mario Kart Tour (zum Test) stammen, wurden zwar grundlegend generalüberholt, können aber den nativen Parcours aus dem Hauptspiel grafisch nicht ganz das Wasser reichen. Ja, natürlich sind die Texturen schärfer und alles passt, aber ab und an sind die Farben nicht ganz stimmig beziehungsweise tut sich auf den Tracks nicht so viel. Das bemerkt man aber auch nur, wenn man tatsächlich hinschaut – wer die Strecken über 150 ccm entlangbrettert, wird wohl nur wenig Zeit haben, sich umzusehen, was sich abseits der Renn-Action so tut. Es scheint auch, als möchte man genauso Neulinge wie auch Profis ansprechen, denn die teils breiten Strecken sind auf 50 oder 100 ccm keine Herausforderung. Da Mario Kart aber schon immer für die ganze Familie attraktiv war, passt das in der Mixtur perfekt.
Genauso muss man sagen, dass das Vorzeige-Feature von Mario Kart 8 Deluxe bei diesen neuen Strecken keinen Platz gefunden haben. Ich rede vom Schweben mit den blau leuchtenden Reifen, wo man dann durch Kollisionen mit der Konkurrenz und blauen Hindernissen Boosts abstauben könnt. Natürlich, die alten Strecken haben ihren ganz eigenen Nostalgie-Faktor, und da passt dann diese neue Mechanik nicht wirklich dazu. Wenn euch das aber nicht negativ auffällt – ich selber habe es auch erst nach der x-ten Runde realisiert -, ist das nicht weiter erwähnenswert. Das ganz große Thema bei diesem Booster-Streckenpass ist zweifelsohne das großartige Preis/Leistungs-Verhältnis, denn 52 Cent pro Rennstrecke ist mehr als nur fair. Wie eingangs erwähnt: Nintendo hätte hier bestimmt weitaus mehr verlangen können, und das bringt mich zum Fazit und meiner Empfehlung:
Ein erstes Fazit zum Booster-Streckenpass
Die erste Welle lässt schon mal erahnen, wo die Reise mit Mario Kart 8 Deluxe hingeht. Natürlich schwingt für absolute Fans der Serie mehr Nostalgie als sonst etwas mit – die überarbeiteten Tracks aus den anderen Titeln tun da ihr Bestes. Natürlich kann man Nintendo da eine billige Recycling-Absicht vorwerfen, aber man darf da ein paar Dinge nicht vergessen: Erstens gibt es nur ganz wenige Fans, die alle Strecken im jeweiligen Originalspiel erlebt haben. Zweitens ist der Preis von 25 Euro für 48 Strecken extrem fair, vor allem, da es auch neue Twists wie etwa die Layout-Änderungen pro Runde in zwei Strecken gibt. Und drittens muss es ja nicht immer ganz turbulent zugehen: Mario Kart 8 Deluxe ist für Neulinge hervorragend, da ist es klasse, dass es auch einfachere neue Strecken gibt.
Denn egal, aus welchem Titel die einzelnen Strecken stammen, das Team von Nintendo hat sie alle grundlegend überarbeitet. Details wie reflektierende Fenster, schöne Texturen und die festen 60 Bilder pro Sekunde schaffen es, dass sich jede Strecke wie neu anfühlt. Das ist die Magie von Mario Kart 8 Deluxe, und das Tolle dran ist: Selbst, wenn ihr den Booster-Streckenpass noch nicht erworben habt, gibt es die Chance, dass ihr online dennoch auf den Strecken spielen dürft. Nintendo macht hier meiner Meinung nach einiges richtig und bevorzugt kein Klientel – sowohl Neulinge als auch Profis bekommen kleine Happen, die Lust auf mehr machen. Ich empfinde den DLC als sehr gut und kann die Verdoppelung der Rennstrecken bis Ende 2023 nur empfehlen – Mario Kart 8 Deluxe wird so noch besser!