Risen 3: Titan Lords (PS3) im Test

von Werbung 25.10.2014

Piranha Bytes neuestes Rollenspiel Risen 3: Titan Lords versetzt SerienkennerInnen auf Konsolen zurück in die Vergangenheit – und das in mehrerlei Hinsicht. Ob ihr euch das Game für die PS3 und Xbox 360 besorgen solltet, lest ihr in meinem Test.

Geistlose Geschichte

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Ein geisterhafter Kapitän namens Crow, der bereits aus Risen 2: Dark Waters bekannt ist, überfällt unser Schiff mit seinen Schergen. Nur ein Traum, wie sich herausstellt, allerdings einer, der uns in Risen 3: Titan Lords jede Nacht aufs Neue plagt.

Zum Glück reißt uns unsere Schwester Patty – eine alte Bekannte aus Risen – aus diesem Albtraum, denn wir sollen mit ihr die Krabbenküste erforschen. Wie unser berühmter Vater Kapitän Stahlbart vor uns sind wir nämlich PiratInnen und daher immer auf der Suche nach neuen Klunkern. Beim heutigen Beutezug gieren wir nach dem großen Schatz der Krabbenküste. Wir kämpfen uns durch den feindseligen Dschungel, überwinden PiratInnen, schnetzeln die örtliche Fauna zu Gulasch und durchstöbern Tempelruinen. Auf unserem Weg haben wir immer öfter das Gefühl, den Geisterpiraten aus dem Traum zu sehen. Ist er vielleicht doch mehr als nur eine böse Traumerscheinung? Oder haben wir vielleicht auch nur zu tief in den Grogbecher geguckt und fantasieren? Irgendwas ist auf dieser Insel auf jeden Fall faul.

Wir erkunden eine verfallene Tempelanlage, und nachdem wir weit genug vorgedrungen sind, greifen uns plötzlich Höllenwesen an. Hier stinkt zwar etwas ganz gewaltig, aber dennoch stoßen wir in die Untiefen der Totenkopfhöhle vor. Wir finden ein Portal, aus dem ein seltsamer und mächtiger Zauberer – allem Anschein nach ein Nekromant – tritt. Dem sind wir nicht gewachsen, und so muss unsere liebe Schwester Patty hilflos mitansehen, wie wir das Zeitliche segnen. Trauernd vergräbt sie unsere sterblichen Überreste. Drei Wochen später macht sich ein seltsamer Typ an unserem Grab zu schaffen. Er flüstert ein paar magische Beschwörungen und schwups: Wir spielen den Jesus und kehren von den Toten zurück. Der Typ, der sich Bones nennt, erzählt uns, dass wir im Schattenreich gefangen gewesen seien und er uns daraus befreit habe, wir aber nun kämpfen müssen, um unseren Geist nicht dauerhaft zu verlieren und zu einem dämonischen Schergen der Hölle zu werden.

So viel zu tun

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In Risen 3: Titan Lords werdet ihr mit Haupt- und Nebenquests förmlich überschüttet. An jeder Ecke wartet der/die eine oder andere NPC, den/die irgendwo der Schuh drückt – und dabei helft ihr natürlich liebend gern. Oder auch nicht. Allerdings müsst ihr im Fall einer nicht pflichtbewussten oder zu eurem Vorteil erledigten Quest damit rechnen, dass eure Seele darunter leidet. Entwickler Piranha Bytes hat nämlich in sein neuestes Rollenspiel ein nettes Moralsystem eingebaut, das direkten Einfluss darauf hat, wie die zahlreichen QuestgeberInnen auf euch reagieren.

Garniert wird diese Aufgabenfülle mit einer Riesenportion Erkundungsdrang, denn wenn in Risen 3: Titan Lords eines verdammt schön ist, dann ist es die komplexe Levelarchitektur mit ihren mannigfaltigen Umgebungen, die von Dschungeln über Karstlande bis hin zu tropischen Sandstränden alles bietet, was man sich wünschen kann.

Die Freiheit, dorthin zu gehen, wo euch eure Lust hinträgt, ist durchaus gegeben. Eingeschränkt werdet ihr höchstens durch den einen oder anderen schweren Fiesling, der eurem Entdeckerdrang im wahrsten Sinne des Wortes im Weg steht.

Klassenlose Gesellschaft

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Ein klassisches Levelingsystem oder gar Klassen gibt es in Risen 3: Titan Lords nicht, weswegen ihr in der Entwicklung des Namenlosen nicht eingeschränkt seid. Die Charakterentwicklung findet in den Werten Nahkampf, Fernkampf, Härte, Magie, Jagd und Diebeskunst statt, in die ihr in Kämpfen gewonnene Ruhmespunkte investieren könnt. Habt ihr dann ein gewisses Level in einem der Attribute erlangt, könnt ihr euch von Lehrern Kampftechniken, wie beispielsweise den Klingentanz, oder eine höhere kritische Trefferchance beibringen lassen. Im Falle von Alchemie- und Magietalenten erfahrt ihr neue und stärkere Rezepte und Zauber. Gothic– und Risen-VeteranInnen kennen das Spiel. Das Pacing ist allerdings etwas langsam, denn die Verbesserung eurer Kampfkünste ist ein zähes Unterfangen. Bis ihr euch tatsächlich mit den größeren und schwereren Gegnern anlegen könnt, dauert es sogar auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad etwas lang.

Das Kampfsystem von Risen 3: Titan Lords ist etwas hakelig, noch dazu funkt gelegentlich die Kamera dazwischen. Manchmal dreht sie sich in einen blöden Winkel, sodass die Übersicht komplett flöten geht. Habt ihr den Kniff aber erst einmal heraus und sitzt das Timing, habt ihr in den fordernden Kämpfen gute Chancen.

Gewohnt ist für SerienkennerInnen auch die früher oder später greifende Spielmechanik, sich einer Gruppierung anzuschließen. Zwischen den Dämonenjägern, den Eingeborenen und den Wächtern habt ihr die Qual der Wahl. Allerdings ist aufgrund der freien Charakterentwicklung bis auf die unterschiedlichen Rüstungen, fraktionsgebundenen Quests und Magiearten, auf die sich die einzelnen Gruppierungen spezialisiert haben, kaum ein Unterschied festzustellen. Der Wiederspielwert hält sich somit in Grenzen.

Die Grenze des guten Geschmacks

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Dass Piranha Bytes ein gutes Händchen für raubeinige Rollenspiele hat, wissen wir seit dem überragenden ersten Gothic. Dass technische Weiterentwicklung und opulente optische Präsentation spätestens seit dem ersten Risen nicht mehr in das Repertoire der EntwicklerInnen fallen, ist uns auch nur zu gut bekannt. Wie sieht es also bei der Konsolenversion von Risen 3: Titan Lords aus? Nun, ich zitiere mal den namenlosen Protagonisten: „Aber das, was mir da mit seiner hässlichen Fratze entgegenblickte, überstieg meine kühnsten Vorstellungen.“

Risen 3: Titan Lords ist selbst auf dem PC in grafischer Hinsicht veraltet, aber definitiv noch tolerierbar. Was die Konsolenversionen angeht, haben die ProgrammiererInnen ihre Hausaufgaben nicht gemacht, sondern maximal wie ein raunzendes Kind, dem man mit Hausarrest droht, einfach nur lieblos hingerotzt. Es hakt schlichtweg an allen Ecken und Enden: matschiger Texturenbrei, der oftmals nachladen muss, extremes Kantenflimmern, Clippingfehler und Ladezeiten zwischen den Levelabschnitten, abgehackte Animationen und Mimiken, die auf misslungene Botoxbehandlungen schließen lassen. Wenn nur ein bisschen etwas auf dem Bildschirm los ist, gibt es schlimmste Framerateeinbrüche und eine Ruckelorgie allerschlimmster Güteklasse. Grafisch und performancetechnisch ist Risen 3: Titan Lords auf Konsolen ein absolutes Desaster.

Fazit

Gern denke ich beim Spielen des aktuellen Teils an die unzähligen Stunden, die ich seinerzeit in Gothic durch die schön gestaltete Welt lief, mit wortkargen Wachen diskutierte, ihnen danach volles Pfund aufs Maul gab sowie Minecrawlern und Snappern den Garaus machte. Auch denke ich daran, dass mein PC damals das Spiel nur in minimalen Grafikdetails packte und trotzdem noch ruckelte wie Sau – das brachte mich damals zur Weißglut.

Risen 3: Titan Lords versetzt mich in eben diese Vergangenheit zurück, im Guten wie im Schlechten. Das Spielgefühl ist im neuesten Serienspross genauso oldschoolig. Die Grafik und die Performance sind angesichts der schlimmen Konsolenportierung ähnlich mies wie auf meinem ersten Computer. Dabei könnte sie doch – einen mittelmäßigen Gaming-PC vorausgesetzt – altbacken, aber immerhin noch ordentlich aussehen.

Eine Nostalgiebrille, hinter deren dicken Linsen ich noch drei Augen zukneife, und eine ordentliche Portion Herzblut für die Gothic– und Risen-Spiele, die ich seit jeher heiß und innig liebe, vorausgesetzt, kann ich das Spiel in Sachen Gameplay und Level-Design frustresistenten Fans auch auf der Konsole empfehlen, da es unleugbar spielerische Qualitäten hat und doch jede/r GamerIn meiner Altersklasse gern 13 Jahre jünger wäre. Wer allerdings einen Windows-PC besitzt, sollte Risen 3: Titan Lords auf diesem spielen, da so die Gefahr des Sich-übergeben-Wollens, das die PS3- und Xbox-360-Version hervorruft, umgangen werden kann.

Rollenspielinteressierte Konsoleros sollten, Gesetz dem Fall, dass sie auch weiterhin Liebe für das Genre entwickeln wollen, einen Bogen um Risen 3: Titan Lords machen, da die Auswahl an zugänglicheren und moderneren Vertretern dieser Gattung echt riesig ist.

Wertung: 5.5 Pixel

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