Age of Empires III: Definitive Edition im Test
Aller guten Dinge sind drei. Nachdem die ersten beiden Definitive Editions der Ago of Empires-Reihe durchaus positive Reaktionen bei Fans und Fachpresse ausgelöst haben, hat Microsoft nun auch dem dritten und bislang letzten Teil der Hauptreihe eine Frischzellenkur verpasst. Ob es gelungen ist den hohen qualitativen Ansprüchen an sich selbst und das Erbe der Reihe gerecht zu werden, lest ihr in meinem Review.
- Entwickler: Tantalus Media, Forgotten Empires
- Publisher: Microsoft, Xbox Game Studios
- Plattform: PC
- Genre: Echtzeit-Strategie
Was ist Age of Empires?
Bei Age of Empires handelt es sich um eine Echtzeitstrategie-Reihe aus dem Hause Microsoft mit starkem Wirtschafts- und Aufbau-Fokus. Bei Fans ist sie vor allem als gekonnter Brückenschlag zwischen dem gemächlichen Anno und dem hektischen Command & Conquer beliebt. Alle drei Age of Empires-Titel behandeln verschiedene historische Völker, die durch mehrere Zeitepochen geführt werden wollen. Die drei Grundsäulen des Gameplays setzen sich aus Gebäudebau, Ressourcen-Sammeln und Kriegsführung zusammen.
Von 2D zu 3D
Einleitend sei erwähnt, dass Age of Empires III wohl der unbeliebteste Teil der Reihe ist, und vermutlich keine so große Fanbasis um sich schart, wie die anderen beiden Teile. Das mag auch daran liegen, dass Ensemble Studios 2005 der geliebten 2D-Pixelgrafik den Rücken kehrte, und stattdessen auf die damals noch recht grobkantige 3D-Optik setzte. AoE III war für damalige Verhältnisse beileibe kein hässliches Spiel, und konnte sich durchaus mit Genregrößen wie Command & Conquer: Generals messen. Gebäude- und Einheitendetails sieht man jedoch deutlich an, wie schlecht sie in 15 Jahren gealtert sind. Genau hier setzt die Definitive Edition an. Allen geometrischen Objekten im Spiel wurden nicht bloß neue Texturen und Effekte, sondern auch hochauflösende 3D-Modelle spendiert. Das macht sich bei Backsteinbauten und Ziegeldächern genauso bemerkbar wie bei den Uniformen und Waffen der Spielfiguren. Auch Flora und Fauna der Spielwelt sehen deutlich moderner aus, und der Look&Feel des Originalspiels ist dadurch weitestgehend erhalten geblieben.
Nicht alles neu was glänzt
Bei all dem visuellen Aufputsch sind die Animationen der Spielfiguren beinahe unverändert geblieben. Diese Design-Entscheidung ist wohl dem Umstand geschuldet, dass Forgotten Empires das Gameplay und die Steuerung möglichst nah am Original belassen wollten. Es sieht aber schon etwas komisch aus, wenn Schiffe im Wasser Drehungen hinlegen, als wären sie an einem Gelenk befestigt, und Kavallerie-Einheiten sich beim Wenden starr um die eigene Achse drehen, wie in einem Kinder-Karussell. In der Kampagne sind die Gesichter der Protagonisten zwar sehr detailliert, aber nicht animiert, was dem Gezeigten eine Puppentheater-hafte Anmutung verpasst. Hier wäre deutlich mehr drin gewesen, wenngleich ich nachvollziehen kann, dass der Aufwand in keinem Verhältnis zum Nutzen steht.
Was ist Neu in der Definitive Edition?
Inhaltlich hat sich dafür einiges getan. Die beiden neuen Modi „Kriegskunst“ und „Historische Schlachten“ werten das Spiel deutlich auf. Ersterer dient als Tutorial für Einsteiger, während Letzterer die doch recht „abgefahrene“ Handlung des Hauptspiel auf sinn- und stilvolle Weise erdet. Wie in früheren Serienteilen können darin historische Szenarien rund um die Eroberung Amerikas nachempfunden werden. Auch bei den Indigenen Völkern gibt es nennenswerte Neuzugänge. So wurde bei einigen, aus heutiger Sicht ethisch fragwürdigen, Designentscheidungen wie Sprachen nachgebessert. Der Soundtrack und alle Sprachsamples wurden komplett neu aufgenommen. Und das Interface, welches nicht gerade gut auf 16×9 Bildschirme optimiert war, kommt gleich in 3 verschiedenen Geschmacksrichtungen, die man in den Settings des Spiels frei wählen kann.
Fazit zu Age of Empires III Definitive Edition
Natürlich können all diese Beigaben nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch ziemlich viele schlechte Designentscheidungen von damals den Weg in die Definitive Edition gefunden haben. Die Hauptstädte als Ressourcen-Hubs sind nach wie vor unpersönlich und unmotivierend. Das System der konfigurierbaren Perks und Tech-Trees ist unübersichtlich und schwer erlernbar. Die Handlung der Kampagne ist oberflächlich und wirkt wie eine schlechter Indiana Jones-Verschnitt. Wie gesagt – der dritte Teil ist das kontroverseste Age of Empires. Für mich war Age of Empires III der erste Serienteil, mit dem ich in Berührung kam. Dementsprechend verbinde ich damit auch viele schöne Stunden und Abende. Die Definitive Edition konnte mich trotzdem nicht mehr so sehr in ihren Bann ziehen, da die Konzepte der „alten“ Echtzeitstrategie schon zu ausgelutscht für mich sind. Ich bin gespannt, wie das kommende Age of Empires 4 diesen Spagat aus Nostalgie und Moderne versuchen wird.