Alien: Isolation (PS4) im Test!

von David Kolb-Zgaga 13.10.2014

Auf Alien: Isolation warten viele geplagte Alien-Fans, die mit Colonial Marines einen lieblosen Action-Shooter bekamen, der die geliebte Vorlage um Lichtjahre verfehlte. Nun soll Alien: Isolation alles besser machen und endlich die Qualitäten und die Atmosphäre der Filme einfangen. Ob Alien: Isolation dieses hochgesteckte Ziel wirklich erreichen kann, erfahrt ihr in meinem Test.

Familie Ripley vom Pech verfolgt

Im ersten Alien-Film wurde das Frachtschiff, die Nostromo, von einem Xenomorph angegriffen, wodurch beinahe die gesamte Besatzung brutal getötet wurde. Allerdings nur beinahe, denn Ellen Ripley überlebte und beförderte bekanntlich das Xenomorph durch eine Luftschleuse in die Weiten des Alls. Danach hörte das Drama aber nicht auf, denn Ellen verschwand nach den Ereignissen ohne jede Spur. In Alien: Isolation spielt man deshalb Ellens Tochter Amanda Ripley, die 15 Jahre später den Flugschreiber der Nostromo ausfindig machen kann und mit dessen Hilfe das Verschwinden ihrer Mutter aufklären will. Dazu muss Amanda aber auf die Raumstation Sevastopol – als sie dort ankommt, hat abermals ein „unbekanntes“ Monster die Besatzung deutlich dezimiert.

Verstecken statt ballern

Wieder eine Ripley und wieder ein Alien! Um möglichst nahe am Film zu sein, nimmt man nochmals dieselbe Ausgangssituation – und das klappt erstaunlich gut! Das Alien, das die arme Amanda ständig verfolgt, ist unbesiegbar, denn an Waffen kommt man nur sehr schwer heran. Den begehrten Flammenwerfer z. B. gibt es erst nach zehn von 18 Kapiteln. Anstatt also einfach draufloszuballern, muss man sich verstecken und fortlaufen, wobei Letzteres meist auch keine so gute Idee ist, da der Widersacher auf Geräusche reagiert und man so in kürzester Zeit stirbt. Überhaupt zeigt Alien: Isolation, wie tödlich der Xenomorph ist. Steht man dem Vieh Auge in Auge gegenüber, endet dies mit ziemlicher Sicherheit mit einem Game-over-Screen. Gerade deshalb sollte man den Bewegungsmelder nie zu lange aus den Augen lassen, denn so kann das Alien, wenn es sich gerade bewegt, geortet werden.

Das dadurch entstehende Katz-und-Maus-Spiel entfacht eine unglaublich beklemmende Atmosphäre, die man so nur selten in einem Videospiel erlebt. Am besten beweist dies das folgende Beispiel: Da man wie erwähnt besser nicht lauthals schreiend vor dem Alien weglaufen sollte, bleibt oft nur der Weg in ein Versteck. Der auf den ersten Blick perfekte Ort dafür ist natürlich ein Spind, wie man ihn aus jedem trashigen College-Teenie-Film kennt. Ist man einmal im vermeintlichen Lebensretter (machen wir uns nichts vor, schließlich ist es ja doch eine Todesfalle), kann man durch die Schlitze nach draußen spähen. Kommt der Verfolger näher, hält Amanda wortwörtlich die Luft an und kann sich nach hinten lehnen, um so möglichst wenig Geräusche zu machen. Bei solchen Szenen läuft mir der kalte Schweiß über den Rücken!

Im All hört mich niemand vor Wut weinen!

Selbstverständlich darf Amanda bei ihrem Versteckspiel nicht ertappt werden, sonst wird sie im Bruchteil einer Sekunde zerfleischt. Das ist das größte Problem von Alien: Isolation: Natürlich soll ein Survival-Horror-Spiel ständige Angst erzeugen. Durch den Xenomorph stirbt man aber so oft, dass man am liebsten das Gamepad frustriert in die Ecke werfen möchte. Alien: Isolation hat hier aber nicht den gleichen Ansatz wie z. B. Dark Souls oder Super Meat Boy. Bei diesen wahnsinnig schweren Spielen weiß ich selbst, warum ich gerade gestorben bin, und kann dadurch nachvollziehen, welchen Fehler ich gemacht habe. Das Alien hingegen verhält sich zufällig und für meinen Geschmack ein wenig zu allwissend, was meine Handlungen angeht. Dadurch kommt es sehr häufig vor, dass der Xenomorph aus z. B. einem Rohrschacht springt und Amanda ohne jegliche Chance tötet. Man kann die Levels auch nicht einmal auswendig lernen, da sich das Vieh immer anders verhält und man die Verhaltensmuster nicht nachvollziehen kann.

Zusätzlich gibt es auf der Raumstation noch ein paar feindlich gesinnte Passagiere. Das Alien ist aber ständig in meiner Nähe und damit fast die ganze Zeit nur hinter Amanda her. Außerdem kann es auch passieren, dass sich der Xenomorph für wenige Sekunden nicht bewegt, wodurch der Bewegungsmelder nicht anschlägt, ich mit Amanda um die nächste Ecke biege und dann selbst um die Ecke gebracht werde. Wenn ich in so einem Moment auch noch kurz vor einem der rar gesäten Speicherpunkte gestorben bin, schreie ich in meiner Wut den Bildschirm an und wünsche mir sehnlichst, dass alle sich auf dem Schiff befindlichen Lebewesen einen grauenhaften, langsamen Tod sterben.

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Ablenkung um jeden Preis

Es mag zwar realistisch sein, dass das Alien ein übermächtiger Feind ist und ich das Verhaltensmuster des Aliens nicht verstehen kann, das führt aber enorm oft zu spielerisch unfairen Situationen, in denen man ohne jeglichen Grund bestraft wird. Zudem ist für mich unverständlich, warum das übermächtige Monstrum nicht einmal auf Schüsse reagiert. Ich sehe ja ein, dass die Kugeln für den Xenomorph nicht tödlich sind, aber ich kann ihn damit nicht einmal ablenken, um mir ein wenig Zeit zu verschaffen. In den besten Szenen ist das Gameplay daher unglaublich atmosphärisch, in den schlechtesten hat man die Szene aber schon so oft gesehen, dass man wütend vor dem Bildschirm sitzt und jegliche düstere Atmosphäre verflogen ist. Schade, denn gerade der vermeintliche „Star“ des Spiels sorgt damit für enorme Frustration. Bei allem Realismus muss sich Alien: Isolation diesen Vorwurf gefallen lassen!

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Damit man überhaupt eine Chance gegen diese Monstrosität hat, kann Amanda mithilfe eines sehr rudimentären Crafting-Systems Waffen und Gegenstände in schönster MacGyver-Manier basteln, um das Alien, na ja, eben nicht wirklich bekämpfen, aber zumindest ablenken zu können. So findet man allerhand Schrottteile, mit denen man Minen oder auch Blendgranaten herstellen und sich damit zur Wehr setzen kann, um die nötige Zeit zu gewinnen. Das funktioniert die ersten paar Male auch noch ganz gut, danach merkt das Alien aber, dass wir mit unseren „Ablenkungswaffen“ keinen gefährlichen Schaden anrichten können, und kehrt umso schneller zurück.

Von wummernden Rohrschächten und hübschen Lichtspielen

Wenn man sich schon versteckt, dann ist man offensichtlich auf akustische Signale angewiesen, und diese sind fantastisch gelungen. Während man sich unter Tischen, in Spinden oder in irgendwelchen Lüftungsschächten versteckt, knarzt und poltert es in der alten Raumstation, sodass die Fantasie angeregt wird und man sich vorstellen kann, wie das Alien gerade in der Nähe herumstapft. Das Foreshadowing, das durch den grandiosen Soundtrack entsteht, ist für sich betrachtet fantastisch gelungen und löst bei mir immer wieder Gänsehaut aus.

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Aber nicht nur der Soundtrack, sondern auch der Look und die Grafik von Alien: Isolation sind den EntwicklerInnen gut gelungen, denn das Spiel sieht so aus, als wäre es aus dem ersten Alien-Film herausgeschnitten worden. Zudem gibt es beeindruckende Lichteffekte, die der Sevastopol einen schaurig-schönen Schein verleihen. Die Grafikpracht wird aber von den Charakteren der Spielwelt gedämpft, denn diese sind zwar angemessen detailliert, wirken aber leblos und glotzen mit starrem Blick ins Leere. Auch ziemlich unschön sind die Clipping-Fehler, durch die Amanda durch Gegenstände wie die Sprossen einer Leiter hindurchgreift. Diese Fehler trüben die sonst so schön inszenierte Spielwelt.

Fazit

Alien: Isolation ist an einigen Stellen mehr ein Alien-Simulator als ein gewöhnliches Spiel. Man trifft mit Amanda Ripley, die weder Supersoldatin ist, noch sonstige militärische Ausbildung hat, auf einen Feind, ja, einen Killer, der in allen Belangen übermächtig ist. Die Konsequenzen dieser Ausgangssituation werden von Alien: Isolation knallhart durchgezogen. Würde ich in Amanda stecken, würde ich mich auch ständig nur verstecken und verzweifelt versuchen, zumindest die nächsten paar Minuten zu überleben. Diese Angst und der Horror werden sehr gut vom Spiel transportiert, man lernt das Alien zu fürchten und weiß um seine Tödlichkeit. Dadurch entsteht aber auch ein Kampf, der naturgemäß nicht sonderlich fair ist, und das zeigt der Titel mehr als ausreichend. Die Überlegenheit des Aliens ist so stark ausgeprägt, dass die Spielmechanik anstrengend wird und die Situation vor allem in den letzten Kapiteln ausweglos wirkt. Muss man dann noch das ganze Level neu machen und alle bis dahin schon erfolgreich absolvierten Taten wiederholen, dann ist das für viele SpielerInnen – wie für mich auch – wohl sehr frustrierend.

Das Spiel muss sich diesen Vorwurf gefallen lassen, da dadurch – vor allem durch die Inszenierung und das Verhalten des Aliens – der Spielspaß sinkt. Dafür bekommen gerade Fans des ersten Alien eine unheimlich großartige Atmosphäre geboten, die die Filmvorlage in vielen Szenen perfekt einfängt. Als SpielerIn muss man sich daher entscheiden, ob man sich der ungleichen, teilweise unfairen Herausforderung stellen und das Gameplay in dieser Art akzeptieren oder sich den Ärger ersparen möchte. Für mich hat es sich trotz einiger Quälereien und Wutanfälle gelohnt. Alien: Isolation ist dennoch bei Weitem kein perfektes Spiel, und so müssen alle SpielerInnen für sich selbst entscheiden, ob sie mit den vielen Ecken und Kanten, die der Titel hat, klarkommen.

Wertung: 8 Pixel

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