Apple Watch-Tagebuch, Teil 3

von Mandi 26.07.2015

Nach meinen ersten Eindrücken und zweiten Impressionen geht es nun in die dritte Runde des Apple Watch-Reviews. Um das Ganze etwas runder zu gestalten, beziehe ich mich nun auf die in den anderen Artikeln erwähnten Punkte, damit der praxisnahe Testbericht keine Lücken aufweist.

Die vielgelobte Verpackung tat das ihrige und fristet fortan ihr Dasein im Nimmerland, das traurige Schicksal von Verpackungen. Natürlich würde so eine Originalverpackung den Wiederverkaufswert heben, da ich dies aber nicht plane, war mir dieser Umstand relativ egal.

Die beiden angesprochenen Technologien Force Touch und Taptic Engine sind nach wie vor perfekt für die Apple Watch, noch immer ist aber nicht ersichtlich, wann Force Touch in den Apps verfüg- und anwendbar ist. Es gibt mittlerweile über 7.500 Apps, die eine Watch-Erweiterung besitzen (mal mehr, mal weniger sinnvoll).

Die Digitale Krone der Apple Watch ist nunmehr voll bei mir angekommen, nur noch äußerst selten wische ich über das Display beim Scrollen. Der Pulsmesser ist nach wie vor exakt, die Workout-App ist nach wie vor nur unzureichend ausgestattet und mein Zifferblatt sieht nach wie vor gleich aus: Anscheinend habe ich mit meiner dritten Kreation genau meinen Geschmack getroffen.

Im Abschluss des ersten Tagebuchs vermutete ich, dass sich das Herumspielen mit der Apple Watch bald einstellen wird, und ich lag richtig. Mittlerweile wird die Watch „nur“ noch verwendet, wie es vorgesehen ist, und es gibt kaum einen Tag, den ich mit weniger als 30 % Akku beende.

two apple watch

Das Sportband ist auch an heißen Tagen richtig angenehm zu tragen, und das Anlegen der Apple Watch läuft schon viel runder. Es hat zwar dank des Verschlusses zwei bis drei Tage gedauert, bis ich es raus hatte (witzigerweise ging es anderen Testern genauso), aber jetzt ist es nur noch eine Sache von Sekunden, genau so, wie es sein sollte.

Die Aktivitäts-App tut ihre Dienste nach wie vor hervorragend, allerdings muss ich zugeben, dass ich den zweiten Ring für 30 Minuten Training pro Tag kaum fülle. Das sollte sich in den nächsten Wochen noch ändern, und gerade die grafische Darstellung motiviert zur Besserung.

Ebenfalls unverändert ist die Zugkraft, die so eine Apple Watch besitzt. Egal, mit wem ich spreche, die ersten Themen nach dem „Wie geht’s?“ drehen sich unweigerlich um mein Handgelenk. Das Navigieren ausschließlich via Apple Watch-Vibrationen war am Anfang sehr ungewohnt, und im Stadtverkehr ist es mir noch immer nicht in Fleisch und Blut übergegangen.

Allerdings macht es gerade vor anderen Leuten richtig Spaß, wie von Geisterhand geleitet auf den richtigen Pfaden zu fahren oder zu gehen. In weitläufigen beziehungsweise ländlichen Gebieten, wo euch die Apple Watch nicht um eine Abbiegung zu früh schicken kann, gefällt mir die Navigation auch sehr, sehr gut. Natürlich könnt und werdet ihr anfangs bei so gut wie jeder Vibration auf euer Handgelenk blicken – Macht der Gewohnheit -, doch nach wenigen Fahrten fällt dies auch fast vollständig weg.

Ihr habt bei der Apple Watch die Möglichkeit, euer Band auszutauschen. Bei der Variante mit 42 mm ist standardmäßig ein längeres Band an der Watch und ein kürzeres in der Verpackung, bei der 38 mm-Apple Watch ist es genau andersrum. Der Tausch selber ist denkbar einfach: An der Rückseite der Apple Watch sind zwei schmale Knöpfe angebracht, die ihr mit dem Fingernagel betätigen könnt.

Habt ihr diesen etwas in die Tiefe gepresst, könnt ihr das entsprechende Band seitlich aus dem Gerät schieben. Das neue Band wird ebenfalls von der Seite her eingefügt, bis es einrastet. Das ist eine Sache von Sekunden, und anders als der normale Verschluss benötigt das Bandwechseln überhaupt keine Vorlaufzeit, das heißt, ihr bekommt dies schon beim ersten Mal perfekt hin.

Sowohl beim Zifferblatt als auch bei den Checks (die Schnellzugriffe, wenn ihr von unten nach oben wischt) habe ich nach ein paar Tagen genau meinen Geschmack getroffen. Meine Schnellzugriffe sind die Einstellungen – Pulsmesser – Shazam – Musik. Viel mehr benötige ich nicht regelmäßig, und um ehrlich zu sein, haben noch nicht viele EntwicklerInnen eine gute Idee gehabt, was man alles in diese Checks packen sollte.

Während die Apple-eigene Musik-Checkansicht zum Steuern der Musik sowie der Lautstärke gut ist, ist der Shazam-Check einfach nur eine Verknüpfung zur echten Watch-App und eine Anzeige eures zuletzt getaggten Liedes. Dennoch komme ich so schneller ins Programm, wenn es rasch gehen sollte, und daher hat Shazam seinen Platz in den Checks verdient.

Apropos Apps: In meiner Testphase kamen mir unter anderem Bring!, Runeblade und Lifeline unter. Bring! ist eine App, die im Prinzip nichts anderes als eine interaktive Einkaufsliste für verschiedene Bereiche (Zuhause, Party, Büro, was euch so einfällt) darstellt. Der Clou an der Sache ist, dass ihr andere Leute hinzufügen könnt und diese Liste sich in Echtzeit aktualisiert.

Darüber hinaus könnt ihr sämtliche Leute benachrichtigen, dass ihr nun einkaufen geht, als quasi „Letzte Chance für Wünsche“. Hat jemand anderes schon etwas aus der Liste besorgt, muss er oder sie nur den Gegenstand antippen, und dieser erscheint für alle anderen fortan als erledigt. Bring! ist super. Der nächste Kandidat war Runeblade, das ich leider so gar nicht empfehlen kann. Es verkauft sich selbst als „das erste Adventure für die Apple Watch“, aber in Wahrheit ist es weitaus weniger als das.

In Runeblade spielt ihr einen Helden oder eine Heldin, die den lieben langen Tag nichts anderes auf eurer Apple Watch tut, als Monster in Dauerschleife anzugreifen. Wenn ihr die App auf der Watch startet, seht ihr eine Monstergrafik und einen Schwertstreich, der immer wieder über den Bildschirm flitzt.

Selbst, wenn ihr nichts tut, die Feinde werden weiter angegriffen. Mit jedem erlegten Fiesling bleibt ein wenig Gold auf dem Bildschirm liegen, das geduldig auf euch wartet (auch tagelang, wenn’s sein muss), bis ihr es aufsammelt. Mit diesem Gold könnt ihr euch dann Runen zulegen, was entweder den Schaden steigert, die Angriffsgeschwindigkeit erhöht oder eure Spezialattacke aufwertet.

Das war’s dann auch schon, denn Story oder andere Mechaniken gibt es in Runeblade nicht. Bezeichnend ist ja, dass kein Feind (auch die Bosse) euch niemals angreifen, Runeblade ist wahrlich ein Dauerangriffs-Simulator.

watch

Dafür hat Lifeline es geschafft, sich auf der Apple Watch hervorragend zu präsentieren. In Lifeline – einem textbasierten Adventure – steht ihr in regelmäßigem Funkkontakt mit Taylor, einem Astronauten, der irgendwo im Weltall gestrandet ist. Während ihr die Geschichte häppchenweise mitbekommt, könnt ihr dem Astronauten bei Entscheidungen helfen.

Soll das Nachtlager lieber neben einem Reaktor oder im Schiff aufgeschlagen werden? Soll Taylor vor dem grünen Leuchten eher flüchten oder es genauer untersuchen? Geht Taylor um den Krater oder durch ihn hindurch? Jede Aktion, sei es Türen aufbrechen oder das kurze Schläfchen zwischendurch, benötigt naturgemäß Zeit. Dieses Spiel kontaktiert euch dann je nachdem entweder alle paar Minuten oder lässt euch mal für Stunden in Ruhe – und auf der Apple Watch macht so ein Spielprinzip extrem viel Sinn. Lifeline kann ich nur empfehlen!

Das war’s erst mal mit dem gesamten Eindruck der Apple Watch. Fest steht, dass die Apple Watch bereits jetzt, wo sie noch nicht mal flächendeckend verfügbar ist, mit über einer Milliarde Dollar Umsatz das meistverkaufte Wearable-Produkt aller Zeiten ist. Sie ist bestimmt nicht für jeden gemacht, so viel ist sicher, doch die Anwendungsgebiete sind interessant und werden in naher Zukunft sicher besser genutzt.

Im Herbst 2015 kommt das Betriebssystem watchOS 2 für die Apple Watch, dank dem die Abhängigkeit vom iPhone sinken wird, da Apps auch rein auf der Watch laufen können (bislang laufen die Apps am iPhone und nur die Ansicht wird auf die Watch gespiegelt). Die Unkenrufe, dass noch zu wenige Apps existieren, gelten für mich persönlich überhaupt nicht.

Mit jetzigem Stand sind etwa 7.500 Apps auf der Watch zu finden, und auch, wenn man sich über die Sinnhaftigkeit mancher Watch-Apps unterhalten muss, die Anzahl kann kein Kriterium sein. Dass große Namen wie etwa Facebook noch nichts für die Watch entwickelt haben, sehe ich ebenfalls nicht so eng, denn fürs iPad hat Facebook knapp 18 Monate benötigt, bis eine App veröffentlicht wurde.

Es bleibt also spannend, ob die Wearables (egal in welcher Form) die nächste große Tech-Goldgrube werden. Das soll aber uns nicht stören, wir als EndanwenderInnen sollen immerhin mit dem Produkt zufrieden sein. Analysen besagen, dass 97 Prozent aller Apple Watch-Käuferinnen damit zufrieden sind, darauf kann man bestimmt aufbauen. Genug davon: Habt ihr Fragen, oder habt ihr gar etwa Anregungen, dass ich etwas ausprobieren soll? Sagt es mir in den Kommentaren!