Assassin’s Creed Chronicles: India (PC) im Test
Assassin’s Creed Chronicles: India ist der zweite Titel, der 2,5D Assassin’s Creed Chronicles Trilogie (den Test zum ersten Teil findet ihr hier). Wie das so ist, hat man es als zweiter Teil einer Trilogie aber nicht ganz leicht, denn das Finale muss sorgfältig vorbereitet werden, ohne dabei zu viel Pulver zu verschießen und trotzdem muss die Spannung hochgehalten werden. Ob Assassin’s Creed Chronicles: India dieses Kunststück gelingt, erfahrt ihr in meinem Test.
Von China nach Indien
Assassin’s Creed Chronicles: India versetzt uns in die Zeit der Spannungen zwischen dem Reich der Sikh und der East India Company im Jahr 1841. Das Setting ist, wie im Vorgänger sehr interessant, da es für Videospielverhältnisse relativ unverbraucht und unbekannt ist. Bereits im Tutorial macht man sich mit dem Protagonisten Arbaaz Mir – etwas klischeehaft – auf, Prinzessin Pyara, in ihrem Sommerpalast zu besuchen, um mit ihr prompt eine schöne Nacht zu verbringen. Das scheint zumindest unter Assassinen so üblich – Ezio Auditore lässt grüßen. Dann aber nimmt die Geschichte fahrt auf, denn als ein Meistertempler mit einem geheimnisvollen Gegenstand eintrifft, der eigentlich dem Assassinen-Orden gehört, muss Arbaaz herausfinden, warum dieser nach Indien gekommen ist, den Gegenstand stehlen und seine Freunde und Geliebte schützen.
Storyhäppchen
Die Geschichte von Assassin’s Creed Chronicles: India wird in stilvoll, gezeichneten Zwischensequenzen dargestellt, ist aber weitest gehend simpel. Wo es in den Hauptspielen von Assassin’s Creed meist Intrigen gibt und gute, wie böse Mächte oftmals nicht voneinander zu unterscheiden sind, verzichtet Assassin’s Creed Chronicles: India auf diese politischen Mätzchen. Hier gibt es nur den Kampf Gut gegen Böse, Assassinen gegen Templer. Zugegeben, die kurzen Zwischensequenzen lassen eine komplexe Handlung ohnehin nicht zu. Die versteckten Dokumente und die Animus-Datenbank, die im Laufe des Spiels immer größer wird, enthalten aber interessante und nett zu lesende Hintergrundinformationen.
Schleichen lohnt sich
Der Schwerpunkt von Assassin’s Creed Chronicles: India liegt aber sowieso nicht auf der Story, denn seriengetreu, steht vor allem das Schleichen und das unentdeckte Abmurksen von Wachen im Vordergrund. Das Stealth-Gameplay wird sogar weit mehr fokussiert, als dies in den Hauptspielen von Assassin’s Creed der Fall ist und das ist auch gut so! Jeder der East India Company Soldaten hat einen eigenen Sichtkegel. Gerät Arbaaz in diesen, ist es meistens schon zu spät, denn gerade am Anfang segnet man nach nur zwei Treffern bereits das Zeitliche. Assassin’s Creed Chronicles: India gibt einem aber die Chance auch in stark bewachten Gebieten mehrere Lösungsansätze auszuprobieren. Durch die Spielmechanik und ein angenehm, vielseitiges Arsenal an Waffen und Gadgets entstehen dadurch Puzzles, die es mit Timing und Köpfchen zu lösen gilt. Schafft man dann einen besonders schwierigen Teil komplett ungesehen, wie z.B. der (nicht tödliche) Knockout eines Hauptmannes, der durch zig Wachen schlendert, dann ist das äußerst befriedigend. Passenderweise belohnt das Spiel das lautlose Vorgehen mit mehr Erfahrungspunkten, wodurch Arbaaz schneller zu neuen Fähigkeiten kommt.
Noch viel zu Lernen, du hast!
Um die feindlich gesinnten Templer zu umgehen und auszutricksen kann Arbaaz pfeifen, Lärmbomben werfen, Chakras verschießen, die von Wänden praktischerweise abprallen und damit unerreichbar scheinende Seile durchtrennen und Rauchbomben, um unentdeckt an Wachen vorbei zu spazieren. Im Laufe des Spiels lernt man außerdem noch Fähigkeiten, wie einen Kampf-Sprint, einen Sprung- und Rutsch-Kill und viele andere nützliche Movements, die das Überleben von Arbaaz gewährleisten können. Das allgemeine Kampfsystem ist wie schon in Assassin’s Creed Chronicles: China auf Konter und Ausweichmanöver ausgelegt. Mit dem freizuschaltendem „Helix Glitch“, kann man später sogar in eine Art Instant-Kill Modus wechseln, aber auch der macht die Kämpfe nicht wesentlich interessanter. Schafft man es tatsächlich sich durch die Gegner durchzuschnetzeln, dann hat man bei Weitem kein so gutes Gefühl, wie wenn man sich erfolgreich und mit Grips zum Ende des Levels geschlichen hat.
Stilecht
Das Leveldesign in Assassin’s Creed Chronicles: India ist definitiv gut gelungen, da man gelegentlich auch in hintere oder vordere Ebenen gelangt. Über die Schauplätze kann man auch nicht meckern, da es dabei viel Abwechslung gibt und der Grafikstil mit den atmosphärischen Tuscheelementen gefällt mir sehr gut. Assassin’s Creed Chronicles: India funktioniert zudem auf einer sehr mechanischen, regelbasierten Ebene, weshalb es keine bombastische Grafik benötigt. Da kann man auch mal darüber hinwegsehen, dass Wachen mich nicht sehen, auch wenn ich wortwörtlich zu ihren Füßen liege, aber mich eben nicht im Sichtkegel befinde. Schade hingen finde ich es, dass das Spiel manchmal seine eigens, aufgestellten Regeln über Board wirft, nur um eine Spielsituation zu erzwingen. So darf Arbaaz in gewissen Situationen z.B. keine Rauchbomben mehr werfen. Mit diesen oder ähnlichen unnötigen Limitation, die ab und an vorkommen, tut sich das Spiel keinen Gefallen, denn dann nimmt es mir als Spieler meinen Werkzeugkasten mit den optionalen Herangehensweisen.
Fazit
Trotz der Kritikpunkte hat mir Assassin’s Creed Chronicles: India gut gefallen, denn das stärkste Element des Spiels, das Stealth-Gameplay, funktioniert besser als in so manchem Hauptspiel des Franchises. Die gut versteckten Lösungswege sind angenehm knifflig und durch das New Game Plus, erhöht sich der Wiederspielwert. An das großartige Mark of the Ninja von Klei Entertainment kommt es zwar nicht ran, trotzdem macht Assassin’s Creed Chronicles: India Spaß. Das Assassinen-Setting wurde auf die wichtigsten, grundlegendsten Funktionen heruntergebrochen, wodurch sich der Titel tatsächlich wie ein Assassin’s Creed in 2,5D anfühlt. Inszenatorisch und von der Story her, kann Assassin’s Creed Chronicles: India mit den „richtigen“ Assassin’s Creed-Teilen aber nicht mithalten. Wer allerdings zwischendurch mal ein paar ausgefuchste und knifflige Meuchelmorde durchführen möchte, der kann viel Spaß mit Assassin’s Creed Chronicles: India haben.
Wertung: 7.7 Pixel
Hinweis:
Meiner Meinung nach hat sich Assassin’s Creed Chronicles: India, im Vergleich zum Vorgänger (Wertung 8,0 Pixel), leicht verbessert, denn die Gadgets sind unterschiedlicher und nützlicher und das erweiterte Moveset, bringt noch ein wenig mehr Spieltiefe mit sich. Die Wertung ist aber niedriger, da wir bei BeyondPixels (und dazu stehen wir auch) eine subjektive Spielspaßwertung vergeben, die vom Autor abhängig ist (Assassin’s Creed Chronicles: China wurde von Max getestet). Dadurch ergibt sich, der auf den ersten Blick ein wenig paradoxe Zustand, dass Assassin’s Creed Chronicles: India die etwas niedrigere Wertung erhält, aber für mich, im Vergleich zum Vorgänger, das bessere Spiel ist. Auf den zweiten Blick merkt man aber schnell, dass Max und meine Meinung, in diesem Fall ein klein wenig auseinandergehen, weshalb ich prinzipiell eine niedrigere Wertung vergebe.