Bacterium Test (PC): Viren killen leicht gemacht
Bacterium spielt im Jahre 2037. Ihr steuert kleinste Nanobots, die Nano Core Robots, und schießt damit auf unterschiedlichste Erreger. Ob Bacterium Spaß macht oder es sich in eurem Humor-Immunsystem verfängt, lest ihr hier in diesem Review!
Die Story von Bacterium
Eure Hauptfigur wird aus der Egoperspektive gesteuert. An jedem Tag steht ihr auf und könnt euch in eurer Wohnung herumbewegen. Die Figur hatte Krebs, wurde aber dank der medizinischen Fortschritte der letzten 20 Jahre wieder auf Vordermann gebracht. Damit nicht genug, nun arbeitet der Protagonist in einem Unternehmen, das sich die Bekämpfung von Krankheiten auf die Fahnen schreibt. Ihr müsst zunächst in die Sache reinwachsen, daher kommt das Tutorial in Bacterium.
Schon die Introsequenz des Spiels ist etwas eigen, doch man bewertet das Buch nicht nach dem Cover. Früh fällt auf, dass die Dialoge nicht weiterklickbar sind, nur komplett überspringbar. Dank der fehlenden Sprachausgabe müsst ihr also Dialog für Dialog lesen und abwarten, bis die großzügig eingestellte Zeit pro Dialogfenster abgelaufen ist. Ähnlich wie in PC Building Simulator bekommt ihr in Bacterium eure Aufgaben per E-Mail zugestellt. Nebenbei spricht auch noch Jane mit euch.
Die ersten Spielrunden
Jane dürfte eine Künstliche Intelligenz sein, wird aber als Anime-Frau porträtiert. Sehr militärisch und teilweise recht schroff geht sie mit euch als Neuling um – ein wenig Tsundere passt wohl zu dem Portrait. Der ganz erste Level in Bacterium ist ein Traum des Protagonisten, deswegen gibt es keine Anleitung oder sonst etwas. Das kann zunächst verwirrend wirken, aber mit den nächsten Leveln kommt langsam Klarheit in die Sache. Leider sind manche Menüpunkte und Beschreibungen mit asiatischen Schriftzeichen versehen, was es schwer macht, sie zu entziffern.
Bacterium ist übrigens nur in Englisch oder mit Schriftzeichen spielbar. Das mühselige Tutorial, das euch in den Operator Training Courses untergejubelt wird, sind wieder Dialogsequenzen, die nicht von euch beschleunigt werden können. Allerdings befinden sich hier Animationen, da hat euer Hirn zumindest ein bisschen Ablenkung vom Warten. Das Spiel selbst steuert sich ein wenig wie der PS3-Titel flow, ihr müsst in den Mikro-Umgebungen Erreger bekämpfen und schlussendlich verzehren.
Menümonster, aber hallo
Die vorhin angesprochene Wohnung der Hauptfigur ist eine vom medizinischen Konzern zur Verfügung gestellte Unterkunft. Hier könnt ihr eine Vielzahl von Dingen tun, wie etwa einen Barhocker untersuchen, euch eine Pizza besorgen, Kaffee herunterlassen und vieles mehr. Einen tatsächlichen Unterschied macht das nicht, und eine Notwendigkeit dafür scheint auch nie zu bestehen. Nur beim Arbeitsplatz, der von den großen Monitoren beherrscht wird, gibt es Wichtiges zu tun.
Aber auch hier wird euch kleinteiligst das Leben schwer gemacht. Nicht genug, dass ihr zwischen zwei Monitoren hin und her schalten könnt, auch ein Extra-Tablet hat seinen Weg in das Menü von Bacterium gefunden. Die zig Menüpunkte wollen dann von euch regelmäßig geprüft werden, denn wenn ihr eine neue Kraft freischaltet, muss diese auch ausgerüstet und mit den anderen Kräften verglichen werden. So stärkt ihr euren Nano Core Robot, mit dem ihr dann anspruchsvollere Missionen schafft.
Der Spielfluss stockt
Das Hauptproblem von Bacterium ist, dass eigentlich nie ein tatsächlicher Spielfluss entsteht. Ständig werdet ihr von Dialogen, Tutorials und anderen störenden Dingen unterbrochen. Damit nicht genug, ihr habt früh im Spiel sogar die Entscheidung, Janes Palaver abzukürzen (Battle-Modus) oder ihr noch intensiver zuzuhören (Entdecker-Modus). Doch selbst, wenn ihr euch gegen das Blabla entscheidet, wird Bacterium davon nicht besser. Speicherpunkte, der Operator Training Course, sogar gewisse Kämpfe scheinen euch stets zu bremsen.
So richtig Spaß macht das Ganze dann nicht, und zu dem kommt noch dazu, dass es immer wieder Ruckler im Spiel gibt. Die langatmigen Dialoge lassen sich nur mit viel Geduld ertragen, Tips während der Ladezeit hingegen verschwinden viel zu schnell. Es scheint, als hätte Bacterium niemals einen internen Tester gesehen, der hier aus der Perspektive von SpielerInnen getestet hat. Ich kann mich nur schwer vorstellen, wer hier sein OK dazu gegeben hat und meinte, dies sei ein fertiges Produkt.
Die Technik hinter Bacterium
Grafisch ist das Spiel in Ordnung, sogar ein bisschen überwältigend. Eine Vielzahl an Dingen geht auf dem Bildschirm vor sich, so ist es teils schwierig, zu erkennen, was gerade wichtig ist und was nur im Hintergrund passiert. Die einzelnen Erreger-Mikroben sind gut gestaltet, doch ein Effektfeuerwerk oder Ähnliches dürft ihr euch nicht erwarten. Die Wohnung als Menü-Hub wirkt hier wie nachträglich eingebaut, sie macht weder richtig Sinn noch ist sie hübsch oder funktionell.
Die Sounds erinnern entfernt an medizinische Geräte und Vorgänge, so weit kann Bacterium Punkte sammeln. Doch spätestens bei der Steuerung, die bei langwierigen Kämpfen gegen Super-Erreger nicht gerade zur Freundin wird, ist schon wieder Schluss mit lustig. Wenngleich die Idee hinter dem Game wirklich gut ist (wer möchte denn nicht Menschen heilen und ihnen helfen?), so ist die technische Umsetzung in mehr als nur einer Hinsicht etwas fragwürdig. Schade, denn hier wäre einiges drin gewesen!
Fazit zu Bacterium: Akuter Virenbefall
Auf Steam heißt dieser Titel auch Circle of Life – und der Kreislauf der Lebens ist unerbittlich. Dieses Spiel hat erst am 12. Dezember 2018 das Licht der Welt erblickt, aber große Wellen wird dieses Game nicht wirklich schlagen. Nicht nur, dass das Game mit asiatischen Schriftzeichen beginnt (viel Spaß dabei, die Sprache umzustellen), hier fehlt es an allen Ecken und Enden an Feinschliff. Seien es die furchtbar aufgebauten Menüs, die Schriftarten, oder auch der Vier-Spieler-Modus: Hier wäre Fokus angebracht gewesen.
Es kommt einfach kein Spielfluss in Bacterium zustande, und somit kann der Titel auch niemals richtig Spaß machen. Gemeinsam mit der lauwarmen Präsentation habt ihr niemals das Gefühl, wirklich im Spiel voranzukommen – alles, was ihr tut, läuft darauf hinaus, dass ihr eure Mails abarbeitet. Während ich die Idee dahinter mit den Nanobots grandios finde, ist die Umsetzung eher nicht gelungen. Für kurze Spiel-Sessions kann man Bacterium um 10 Euro schon kaufen, ansonsten lasst die Finger davon.