BattleBlock Theater (PC) im Test
Ihr mögt Katzen, schrägen Humor, Koop- und Multiplayer-Gameplay? Dann solltet ihr euch The Behemoths PC-Portierung von BattleBlock Theater genauer anschauen. Das vor Kurzem noch nur für XBLA erhältliche Spiel bietet eine Menge an charmanten und lustigen Zwischensequenzen gepaart mit flüssigem Jump-and-Run-Gameplay. Mehr zu BattleBlock Theater erfahrt ihr in unserem Test.
Katzen an die Macht!
BattleBlock Theater verfügt über eine richtig abgedrehte und genauso lustige Geschichte. Um einen Einblick in diese zu bekommen, solltet ihr euch unbedingt das in meinen Augen grandiose Intro des Spiels ansehen.
Anmerkung: In der deutschen Fassung sind die Zwischensequenzen in englischer Sprache, aber mit deutschen Untertiteln.
Nach dem Intro betritt man das mysteriöse Theater, das von fiesen, aber dennoch niedlichen Katzen beherrscht wird. Um Hatty zu retten, müsst ihr als Gefangener die einzelnen Level überstehen und damit den Katzen ausreichend Entertainment bieten – sie wollen auch bespaßt werden, sind ja schließlich Katzen! Wenn man ein Kapitel durchgespielt hat, wird eine Zwischensequenz abgespielt, wodurch die Story vorangetrieben wird. Wie auch im Intro erzählt der charmante und wortgewandte Erzähler, was mit euch und Hatty passiert. Dabei ist jedes einzelne Videosegment dermaßen lustig und gut gemacht, dass ich kaum aus dem Lachen herausgekommen bin. Die Gagdichte ist enorm hoch und der Humor extrem schwarz. Dabei schafft es BattleBlock Theater, das Niveau des Intros zu halten. Dem Ende von BattleBlock Theater gelingtes sogar, noch einmal eins draufzusetzen, und lässt das Spiel in einem höchst abgedrehten Finale enden, das seinesgleichen sucht. Ich gebe es zu, BattleBlock Theater trifft genau meinen Humor, weshalb ich die Geschichte und auch die Aufmachung des Spiels großartig finde. An dieser Stelle sei aber gesagt: Natürlich gibt es auch Menschen, die mit dieser Art von Humor nichts anfangen können. Wem das Intro schon nicht gefallen hat, der sollte von BattleBlock Theater lieber die Finger lassen.
We love to entertain you
Um die Katzen zufriedenzustellen, müsst ihr in jedem Kapitel neun Level plus ein Bosslevel und optional drei Zugabelevel meistern. Jedes Level besteht dabei aus vielen Blöcken, die über verschiedene Eigenschaften verfügen. Vom Eisblock, der euch Super Mario-mäßig über die Blöcke schlittern lässt, bis hin zum Gummiblock, der euch durch die Luft katapultiert, ist alles vorhanden. In jedem Level müssen mindestens drei grüne Edelsteine gefunden werden, erst dann öffnet sich der Ausgang. In den Boss- und Zugabevel besteht durch einen herunterzählenden Timer zusätzlicher Zeitrduck. Meist sind aber nicht nur drei, sondern bis zu sieben dieser Edelsteine plus einem Wollknäuel in einem Level versteckt. Damit kann man neue Charaktere und Waffen freischalten, doch dazu später mehr.
Die Level haben einen sehr guten Flow, d. h., man kann jeden Abschnitt mit dem richtigen Timing sehr schnell schaffen. Zudem hat man beim Jump-and-Run eine angenehme Lernkurve. Während man bei den Levels im ersten Kapitel mit allem vertraut gemacht wird, werden euch spätere Abschnitte gehörig fordern. Hier sind schnelle Reaktion, gutes Timing und ein ruhiger Daumen gefragt. Dabei gibt es nicht nur knifflige Sprungpassagen, sondern auch fiese Gegner. Standardgegner sind Katzen, die sich an euch kuscheln oder mit ihren rauen, kratzigen Zungen abschlecken wollen – wie überaus abscheulich und bösartig! Die Gegnertypenanzahl ist nicht besonders hoch, das macht aber nichts, denn die vorhandenen sind von ihren Eigenschaften bzw. ihren Attacken her sehr abwechslungsreich und meist lustig oder liebenswert gestaltet. Eine besondere Hassliebe verbinde ich mit den immer wieder spawnenden Toasts, die einfach nur nervig, aber auch sehr lustig sind und sich toll in das verrückte Setting einfügen.
Neben den gerade genannten Spielelementen gibt es noch kleine Rätseleinlagen, die meist mit einem Edelstein oder einem Wollknäuel belohnt werden. Diese Rätsel lockern das Spielerlebnis angenehm auf. So gibt es z. B. Schalterrätsel, Wände, durch die man durchgehen kann, und vieles mehr. Das hört sich zwar ein wenig standardmäßig und langweilig an, ist es aber nicht, da die Rätselaufgaben äußerst gut in die Hüpfpassagen integriert wurden. Diese sind nie zu komplex, wodurch kein Frust aufkommt, zudem sind sie meist mit weiteren Sprung- und Geschicklichkeitseinlagen gepaart, wodurch eine gute Balance zwischen diesen beiden Elementen geschaffen wird.
Tipp: The Behemoth und auch ich empfehlen zum Spielen von BattleBlock Theater ganz klar ein Gamepad. Damit steuert sich das Spiel einwandfrei, mit Maus und Tastatur müht man sich vergebens ab!
Menschliche Abgründe tun sich auf – gut so!
Nun kann man diese Level allein, aber auch im Koop-Modus zu zweit spielen. Dann erst entfaltet sich der ganze Charme von BattleBlock Theater! Sobald ihr zu zweit vor dem Bildschirm sitzt, werden die Level automatisch so verändert, dass man bei gewissen Abschnitten nur mit der Hilfe des/der PartnerIn weiterkommt. Nicht nur, dass die Schalterrätsel etc. dadurch erweitert werden, auch gewisse Sprungdistanzen werden verlängert. Da hilft dann nur mehr eines: Anlauf nehmen und mit viel Schmackes den/die Koop-GenossIn in den Abgrund werfen. Hier macht einerseits die Zusammenarbeit Spaß, andererseits sorgt das Sterben von MitspielerInnen für enorme Schadenfreude.
Sobald man im Singleplayer stirbt (und das kommt sehr häufig vor), wird man beim letzten Checkpoint wiederbelebt. Wer im Schwierigkeitsgrad Hardcore spielt, muss das Level sogar ganz von vorn anfangen – richtig, richtig schwer! Solange im Koop-Modus noch einer von beiden lebt, wird der andere bei der/beim jeweiligen PartnerIn wiederbelebt. Da kann es schon einmal vorkommen, dass man sich „zufällig“ von der Klippe schupft oder dem/der PartnerIn „unabsichtlich“ eine explodierende Frisbeescheibe ins Gesicht wirft. Außerdem gibt es einen Selbstzerstörungsknopf, der in den meisten Fällen zwar unnötig ist, aber wiedrrum die/den MitspielerIn zur Weißglut bringen kann. Bei meinen Koop-Sessions haben sich menschliche Abgründe aufgetan, und gerade das macht das Spiel noch lustiger. BattleBlock Theater hat uns dazu gebracht, uns ständig gegenseitig umzubringen, trotzdem noch irgendwie die Level zu meistern und noch mehr Spaß daran zu haben.
Alle haben ihren Preis
Es ist hinlänglich bekannt, dass Katzen zwei große Schwächen haben: Edelsteine und Wollknäuel. Mit erstgenannten kann man die Katzenwärter bestechen und neue Gefangene freispielen. Dabei gibt es mehrere Kopfformen, die von quadratisch über kreis- bis hin zu sternförmig reichen. Die Charaktere sind im typischen The-Behemoth-Art-Stil gehalten und sehen den Figuren von Castle Crahsers sehr ähnlich. Die Vielfalt an freischaltbaren Charakteren ist enorm und geht mit Sicherheit in den dreistelligen Zahlenbereich. Vom wahnwitzigen Eichhörnchen bis hin zum bärtigen Holzfäller dürfte für alle etwas dabei sein. Genauso abgedreht, wie das gesamte Spiel ist, sind auch dementsprechend seine Figuren. Auch hier treffen wohl die Worte charmant, lustig und verrückt am besten zu.
Mit den verlockenden Wollknäuel kann man sich neue Waffen besorgen, und auch diese sind schon fast mit einer gewissen Selbstverständlichkeit jenseits von Gut und Böse. Erneut ist die Auswahl sehr groß: Unter anderem gibt es explodierende Frisbees, explodierende herumlaufende Frösche, Papierfliegergranaten, Feuerbälle, Säureblasen, Staubsauger, mit denen man die Gegner ansaugen kann, sodass sie irgendwo herunterfallen, und vieles mehr. Durch die enorme Anzahl an freischaltbaren Gegenständen und Figuren ist die Motivation sehr groß, auch den letzten Winkel jedes einzelnen Levels abzugrasen. Zusätzlich kann man alle Gegenstände über Steam mit FreundInnen tauschen bzw. kaufen und verkaufen. Dies funktioniert genau gleich wie z. B. bei Team Fortress 2.
Noch mehr Inhalte?
Als würde das für ein Spiel, das gerade mal 15 Euro kostet, nicht schon ausreichen, setzt Battleblock Theater noch eins drauf. Solltet ihr das Spiel dann tatsächlich nach mehreren Stunden durchhaben, bietet euch The Behemoth noch einen abwechslungsreichen Multiplayer und einen gut gemachten Leveleditor an. Während der Koop-Modus schon ein wenig chaotisch ist, brechen im Multiplayer alle Dämme. In neun verschiedenen Modi wie Capture the Horse, King of the Hill, Ballspiel oder Seelengreifer prügelt oder puzzelt ihr euch durch die verschiedensten Level. Sehr nettes Detail am Rande: Auch der Multiplayer lässt sich zu zweit vor einem Bildschirm spielen. Die verschiedenen Modi bringen viel Abwechslung und damit auch viel Spaß mit sich.
Noch mehr Inhalte!
Wer dann noch immer nicht genug von BattleBlock Theater hat, kann sich noch eine ganze Weile mit dem Leveleditor und den Community-Levels beschäftigen. Der Leveleditor ist nach einer kurzen Eingewöhnungsphase sehr zugänglich und durch das Blocksystem sehr leicht zu handhaben. So erstellt man z. B. ein Level mit der Größe 20 x 30 und kann durch ein vorgegebenes Raster jeden beliebigen Block in die 600 möglichen Felder einfügen. Zusätzlich kann man auch dekorative Gegenstände wie Bäume oder Sträucher platzieren oder sogar den Hintergrund des Levels ändern. Wer die eigene Welt speichert, kann diese mit einem Klick hochladen und anderen SpielerInnen zur Verfügung stellen. Dann können diese die Welt herunterladen und bewerten. Battleblock Theater bietet sogar einen eigenen Menüpunkt, genannt Furbottoms Features, bei dem nach einem gewissen Zeitabschnitt die beliebtesten oder interessantesten Community-Maps zu einem Kapitel zusammengefügt werden und so von den SpielerInnen gespielt werden können. Doch Vorsicht: Diese Level haben es meist wirklich in sich und sind bockschwer. Da helfen nur viel Geduld und ein sehr gutes Reaktionsvermögen. Dafür ist die Befriedigung nach erfolgreichem Abschluss umso größer. Hiermit möchte ich der tollen und kreativen Community meinen Respekt aussprechen!
Fazit
All diese abwechslungsreichen Spielelemente, die grandiose Story bzw. der schwarze Humor des Spiels, der stimmungsvolle Soundtrack und auch das einfache, aber wirkungsvolle Art-Design machen BattleBlock Theater zu einem großartigen Gesamtpaket. Außerdem ist das Spiel stilsicher, und die verschiedenen Gameplay-Features funktionieren und greifen gut ineinander. Zugegeben, Battleblock Theater trifft ganz genau meine spielerischen Vorlieben und zusätzlich meinen Humor (das Ende des Story-Modus war für mich persönlich so lustig, dass ich es mir dreimal hintereinander ansah). Das Spiel zeigt zwar minimale Ermüdungserscheinungen im „normalen“ Singleplayermodus, durch die vielen anderen Spielmöglichkeiten bleibt die Abwechslung aber zu jedem Zeitpunkt groß. Wenn es irgendwie möglich ist, sollte man Battleblock Theater aber sowieso zu zweit spielen, da es erst dann sein ganzes Potenzial entfalten kann. Wer einmal etwas anderes ausprobieren und nicht immer nur AAA-Titel spielen möchte, dem kann ich Battleblock Theater, das für den geringen Preis von gerade einmal 15 Euro zu haben ist, wirklich sehr empfehlen.