Battlefield 2042 – Ein Review mit Hindernissen
Battlefield 2042 hat dank einer guten Marketing-Kampagne die Latte vor seinem Release sehr hoch gelegt. Solchen Ansprüchen gerecht zu werden, ist nie ein leichtes Unterfangen. Dennoch waren die Videos sehr vielversprechend und ich habe mich auf den neuen Shooter aus dem Hause Dice gefreut. Nach ausgiebigen Stunden auf den riesigen digitalen Schlachtfeldern ist diese Freude aber getrübt.
Wer hat schnelle Beine?
Inzwischen haben einige Patches das Spielgeschehen merklich verbessert. Vor allem Battlefield Portal erfreut sich dank nostalgischer Gefühle großer Beliebtheit. Auch der leider zeitliche begrenzte Rush-Modus mit der reduzierten Spieler:innen-Zahl (32) liegt bei der Community hoch im Kurs. Die Entwickler:innen sollten sich überlegen, solche Modi zu verlängern oder bei Bedarf ins Spiel zu nehmen. Das erhöht den Zuspruch der Fans und verlängert die Zeit, die sie im Spiel bleiben. Battlefield 2042 macht aber auch vieles richtig. Dank der verschiedenen Fahrzeuge und dem Team-Effekt der Squads sind die Schlachten immer noch taktisch anspruchsvoll und erlauben ein intensives Erlebnis. Bereits im Vorgänger war es ein tolles Gefühl, die Kamerad:innen nach deren Ableben zu reanimieren und dadurch den Kampf Aufrecht zu erhalten.
Auf den zum Teil sehr großen Karten passiert es aber leider immer wieder, dass ich viel laufen muss. Das trifft vor allem Einzelkämpfer:innen. Wer nicht vom Squad-Spam profitiert und an ungünstiger Position das Zeitliche segnet, kann die Beine in die Hand nehmen und laufen. In All-Out-Warfare, einem der drei Modi von Battlefield 2042, warten diese sieben riesigen Karten. Bis zu 128 (64 auf PS4 und Xbox One) Spieler:innen bietet dieser klassische Battlefield-Modus Platz zum Kampf. Altbekannt auch die beiden Varianten Eroberung und Durchbruch. In Eroberung geht es darum, Kontrollpunkte einzunehmen und zu halten. In Durchbruch gilt es die Frontline zu halten bzw. zu durchbrechen. Die Größe der Karten und die vielen begehbaren Gebäude machen es manchmal schwer, schnell wieder ins Geschehen einzugreifen.
Keine schöne neue Welt
Auch wenn Explosionen, Fahrzeuge und Animationen sehr hübsch sind, fällt der Gesamteindruck der Schauplätze durchwachsen aus. Trotz des hübschen Äußeren erzeugt die Spielwelt den Eindruck, als würde man durch eine unbelebte Welt laufen. Ich hatte an manchen Stellen das Gefühl, durch so ein Dummy-Dorf zu wandern, wie wir sie aus den Nukleartest-Wüsten diverser Filmklassiker kennen. Nur den Kühlschrank, in dem ich mich verstecken könnte, gab es nicht. Vorbei auch der Spaß, Häuser mit gezielten Panzerschüssen in Einzelteile zu zerlegen, wenn gerade kein Feind zu sehen ist oder jemand meint, sich hinter dicken Mauern verstecken zu müssen.
Mit dem Modus Portal wird die Welt von Battlefield 2042 dann doch ein bisschen schöner und das Spiel sammelt viele Pluspunkte. Der webbasierte Builder lässt nämlich nicht nur auf die Karten und Waffen des aktuellen Titels zugreifen, sondern auch auf Battlefield-Klassiker. Eigene Erlebnisse zu bauen und sie mit Inhalten aus Battlefield 1942, Bad Company 2 oder dergleichen zu füllen, fühlt sich gut an. Das hat sehr viel Charme und funktioniert auch mit privaten Servern. Der besondere Reiz ist auch, dass Funktionen und Mechaniken der älteren Titel eingebaut wurden. Gebäude krachen dann wieder schön in sich zusammen und die Atmosphäre kommt nah an die der Klassiker heran.
Eine Frage des Geldes
Im dritten Modi, Hazard Zone, kommt eine Sache zur Geltung, die unschön auf das Spielgeschehen einwirkt. Gute und erfolgreiche Spieler:innen verfügen recht schnell über gutes Equipment. Während langsamere lange Zeit mit Standard-Waffen ihr auskommen finden müssen, ballern die oberen Zehntausend also mit Top-Ausrüstung. Diese missliche Kombination erzeugt eine Spirale, die nur schwer zu durchbrechen ist. Dennoch macht auch Hazard Zone in vielen Momenten Spaß. Der squadbasierte Modus erzeugt, wenn acht Teams aus je vier Specialists auf die Jagd nach Datenlaufwerken gehen, eine hohe Dynamik. Auf den kleineren Karten laufen zudem nicht nur die Squads herum, sondern auch KI-Gegner. Credits belohnen für die Mühen im Kampf, mit denen dann oben erwähntes Equipment erworben wird.
Battlefield 2042 – Klassensystem?
Statt Klassen nun Specialists. Ob dieser Kniff wirklich gelungen ist, bleibt zumindest fragwürdig. Spieler:innen einer Reihe wie Battlefield neigen dazu, bei aller Lust auf Innovation, laufende Systeme zu bevorzugen. Trotz vieler freischaltbarer Skins unterscheiden sich die Kämpfer:innen im neuesten Teil der Reihe nicht wirklich voneinander. Beim Durchblättern entsteht dadurch das Gefühl, in einen doppelten Spiegel zu blicken. Zumindest das Equipment wiederholt sich nicht. Jeder Specialist besitzt mehrer Gadgets und Eigenschaften und darf mit verschiedenen Waffen bestückt werden. Da ich zuletzt in Battlefield V gerne mit der Sanitäter-Klasse gespielt habe, stand fest, dass für mich am Anfang nur die deutsche Maria Falck in Frage kommt. Sie hat eine Art Heilpistole, mit der sie die volle Gesundheit der Teammitglieder wieder herstellt. Was diese Veränderung in Battlefield 2042 am Ende dann doch gelungen macht ist die große Wandelbarkeit der Specialists. Mit Ausnahme des Gadgets bleibt die restliche Ausstattung ziemlich frei wählbar. Genügend Erfahrungspunkte vorausgesetzt, wählt ihr nach Belieben.
Um eine Erfahrung reicher - das Fazit
Keine Kampagne? Das war die erste Frage, die ich mir zu Battlefield 2042 gestellt habe. Zugegeben, die Kampagnen waren nie tiefgehend und umfangreich. Dennoch, als Einstieg in die neue Spielwelt und doch gut erzählt, sorgten sie für einige Stunden Spielspaß. Darüber kann auch das wahnsinnig gut inszenierte Intro des aktuellen Teils der Serie nicht hinwegtäuschen. Gerade weil dieses Intro eine spannende Geschichte erzählt, hätte eine rund sechsstündige Kampagne dem Spiel sicher gut getan.
Die Entwickler:innen versuchten anscheinend, um die großen Tugenden der Serie herum neue Attraktionen aufzustellen. Zurück in der Zukunft können Waffen und Equipment das Spielgeschehen schneller und aufregender machen. Auch der Wechsel vom Klassensystem zu einer leicht modifizierten Variante mit dem schönen Namen Specialists bringt frischen Schwung und ist tatsächlich gelungen. Am Ende trüben die vielen Mängel aber doch den Gesamteindruck. Ich fühle mich auf den Schlachtfeldern teils verloren und obwohl die vielen Videos eine andere Botschaft vermitteln, ist Battlefield, vor allem auf den großen Karten, alles andere als temporeich. Im Vergleich zu CoD Vanguard ein bisschen langsamer und taktischer zu sein ist zwar gut, zu viel auf die Bremse gedrückt gibt es aber auch keinen Spaß.