Black Mirror Test (PC): Stimmungsvoll, aber dennoch lau
Wer sich im Dunklen fürchtet, sollte besser die Finger von diesem Game lassen. Doch für wen ist Black Mirror gedacht? Lest hier mehr…
So fängt alles an
Der Einstieg in Black Mirror bedarf nicht vieler Worte. Ohne jede Hintergrundinformation werdet ihr gleich in eine Zwischensequenz geworfen, die einen Mann auf der Flucht zeigt. Wenig später übernehmt ihr die Kontrolle über den Herrn, was in gewisser Weise als Tutorial dient. Er scheint verfolgt zu werden, und ihr geht den Weg weiter – das Spiel lässt euch hier auch nicht wirklich eine Wahl. So beendet ihr die Sequenz, und eine etwas überraschende Wendung später spielt ihr einen anderen Charakter. Ein Mann wird von Indien nach Schottland geholt, und da steigt ihr mit ein.
Im Lauf der ersten Spielstunde kommt ihr in das sogenannte Black Mirror-Haus in Schottland. Dieses gehört schon seit Generationen der Familie Gordon, und euer Protagonist David Gordon ist der Sohn von John Gordon – jenem Mann, den ihr im Tutorial gespielt habt! So ist die Aufgabe klar: Das Haus soll euch vererbt werden, deswegen musste David auch nach Schottland reisen, doch wie so oft ist nicht alles so, wie es anfangs scheint. Sogar der Rechtsbeistand der Familie hat sich über die Generationen hinweg nicht geändert – was steckt hinter all dieser Tradition?
Die ersten Schritte
Nachdem ihr zu später Stunde Großmutter Margaret, den Butler Angus und den Rechtsanwalt Andrew kennengelernt habt, werdet ihr auf euer Zimmer geleitet. Hier habt ihr dann auch die erste Möglichkeit, in Black Mirror selbständig auf Entdeckungsreise zu gehen. Da fallen euch schon ein paar Dinge auf: Es ist einerseits wirklich verdammt schummrig bis düster in diesem Anwesen, und andererseits ist es unglaublich verwinkelt und groß. So, wie man sich ein Schloss vorstellt, das einen oder mehrere Geister beinhaltet, ist auch diese Festungsanlage aufgebaut.
Der erste Schritt ist also klar: Anstatt euch einfach schlafen zu legen, weil es eh mitten in der Nacht ist, wollt ihr noch mitten in der Nacht das Anwesen kennenlernen. Mit einer Kerze bewaffnet läuft ihr also durch die einzelnen Räume, von denen manche beengend klein und andere ausladend riesig sind. Dabei spielt sich Black Mirror so wie ein modernes Alone in the Dark, inklusive der Vielzahl an Kamera-Einstellungen. Man muss dazu sagen, dass die Kamera nicht rotiert, sondern nur schwenkt. Ideal ist das zum Erforschen wirklich nicht, ist aber wie gemacht für Suspense und Jumpscares.
Rätsel über Rätsel
So, wie sich Black Mirror in seinen Anfängen präsentiert, bleibt es auch im Verlauf der insgesamt fünf Kapitel. Licht ist stets Mangelware, genauso wie euer Verständnis davon, was ihr gerade zu welchem Zweck macht. Dabei muss man dem Titel zugute halten, dass die Idee eine grundsätzlich gute ist: Wer sich an frühere Games erinnern kann, bei denen ein Notizblock und ein Stift zum Knobeln Pflicht waren, wird sich hier heimisch fühlen. Allerdings ist die Umsetzung fragwürdig, denn schon in der ersten Spielstunde widersprechen sich die Zwischensequenzen mit eurem Questbuch.
Ein Beispiel gefällig? Ihr sollt in der ersten Nacht das Haus erforschen, und das macht ihr dann auch. Ohne jede Einblendung ändert sich aber euer Questziel, und es geht dann darum, einen Schreibtisch zu öffnen. Ein Gleichungsrätsel und ein Klickrätsel später seht ihr einen kleinen Jungen, der nicht viel zu sagen hat, aber die Flucht ergreift. Dem sollte man folgen, richtig? Nein, denn ein Blick ins Questlog verrät, dass wir eigentlich nun anscheinend die Informationen beisammen haben und ganz woanders hinmüssen. So verkommt Black Mirror zu einem Game, in dem ihr zwischen Hinweisen, Spielsequenzen und Questbuch stets hin und her springt. Das ist schade.
Die Präsentation von Black Mirror
Eigentlich ist es sogar mehr als nur schade, denn die Stimmung, die dieses Game erzeugt, ist vom ersten Augenblick an grandios. Sowohl Grafik als auch die Lichtkulisse lassen das Anwesen so richtig bedrohlich wirken, und die guten SprecherInnen erwecken die Charaktere zum Leben. Natürlich dürfen in diesem Titel Rätsel nicht fehlen, aber hier scheint es, als hätte man einfach nur Rätseldesign betrieben und ein Spiel rundum gepackt. Es macht teils erschreckend wenig Sinn, wie ihr von A nach B kommt und warum ihr das eigentlich macht.
Dazu kommt, dass die Kamera gerne mal zwischen festgelegten Ansichten wechselt und euch dann die exklusive Möglichkeit des Schwenkens gibt. Da ihr dann oft einen Raum aus verschiedenen Perspektiven betrachtet, obliegt es dann euch, im Kopf zu haben, wo ihr schon nachgesehen habt und was ihr noch erforschen müsst. Die Steuerung – egal ob mit Tastatur und Maus oder Gamepad – funktioniert dabei recht gut, doch das hilft Black Mirror beileibe nicht weiter. Rätselfüchse mit viel Geduld könnten hier glücklich werden, aber auch sie müssen gewarnt werden: Das Spiel ist als Gesamtwerk sehr langatmig und macht einfach kaum Spaß.
Fazit zum Spiel: Viele gute Ideen, aber...
Die Nische, die Black Mirror wirklich ansprechen kann, ist ziemlich schlank geartet. Äußerst geduldige GamerInnen, die harte Kopfnüsse lieben und nichts gegen stete Suche und Herumprobiererei haben, könnten hier einen Titel für sich gefunden haben. Alle anderen SpielerInnen, die vielleicht einmal in ein Rätsel-Adventure hineinschnuppern möchten, sollten sich eventuell an King Art Games‘ andere Werke wie etwa The Book of Unwritten Tales halten. Sicher, das Setting und die Spielart könnten unterschiedlicher nicht sein, aber ihr habt damit immer noch mehr Spaß als mit diesem Titel.
Es ist so schade, denn die Grafik, die Akustik und die Gesamtpräsentation des Spiels sind allesamt ziemlich gut gelungen. Hauptprotagonist David ist leider nicht wirklich liebenswert, und wenn das Questbuch zumindest Hinweise darauf gäbe, wenn es sich aktualisiert oder ihr in eine falsche Richtung unterwegs seid, wäre das schon besser. So verkommt jede Kleinigkeit im Titel zu einem Rätsel, das es zu lösen gilt. Wenn ihr das so wollt und es auch liebt, zwischen Hinweisen herumzuspringen und selbst Notizen zu machen, könnt ihr Black Mirror (hier geht’s zur Steam-Seite) etwas abgewinnen. Alle anderen lassen dieses Spiel stehen und versäumen dabei eigentlich kaum etwas.