Black Panther Kinokritik – Voll ins Schwarze
Seine Majestät T’Challa, König von Wakanda, macht seit gestern heimische Kinos unsicher. Dabei sucht der Black Panther nicht bloß nach seiner Bestimmung, sondern wirft auch zentrale politische Fragen nach Gleichheit, Gerechtigkeit und Hilfsbereitschaft auf. Ich habe mir Black Panther, Marvels ersten afrikanischen Superhelden, im Kino angesehen. Wie mir der eigenwillige, und doch durch und durch typische Superheldenfilm (läuft seit 15.2.2018 im Kino) gefallen hat, lest ihr in meinem Review.
Voll ins Schwarze
Zwar bekamen MCU-VeteranInnen bereits zuvor dunkelhäutige HeldInnen zu sehen, einen komplett auf dem schwarzen Kontinent beheimateten Marvel-Film gab es jedoch noch nicht. Waren der Falcon Sam Wilson oder Starks schwer bewaffneter Kumpel Warmachine bisher bloß für die Rolle des Sidekicks vorgesehen, darf Chadwick Boseman alias T’Challa in Black Panther als Hauptfigur glänzen. Selbstredend besteht auch die komplette Gefolgschaft T’Challas aus waschechten Wakandern. Der aus Age of Ultron bekannte Schurke Ulysses Klaue und SHIELD-Agent Everett Ross wirken schon fast wie Fremdkörper in einer durch und durch schwarzen Besetzung. Regisseur Ryan Coogler ist es gelungen einen stimmigen und äußerst charismatischen Cast zusammen zu trommeln. Vor allem T’Challas kleine Schwester Suri, gespielt von Letitia Wright, sowie die gestrenge Stammeskriegerin Okoie (Danai Jekesai Gurira) füllen ihre Rollen mit viel Witz, Persönlichkeit und Selbstbewusstsein.
Gleichheit und Gerechtigkeit
Coogler ordnet dem Film die Problematik der Herkunft und Hautfarbe so sehr über, dass es diesmal kein genretypisches Avengers-Kameo gibt, das dem Ensemble seine gebührende Aufmerksamkeit streitig machen könnte. Lediglich in der Post-Credit-Scene findet sich dann noch Platz für zumindest ein Wiedersehen mit einer geliebten Figur früherer Teile. Das führt aber im Vergleich zu anderen MCU-Filmen auch dazu, dass man in rascher Folge mit neuen, und für mich bisweilen schwer zu differenzierenden Gesichtern konfrontiert wird.
Was bisher geschah
Black Panther knüpft an die Ereignisse von Captain America: Civil War an, in dem wir T’Challa zum ersten Mal begegnet sind. Nach dem Rachefeldzug gegen den Mörder seines Vaters kehrt der frisch gebackene Monarch in sein Königreich Wakanda zurück, um die Zeremonie der Krönung zum Staatsoberhaupt über sich ergehen zu lassen. Der technologisch hoch entwickelte Staat im Herzen Afrikas wurde seit Generationen von Königen in der Rüstung des Schwarzen Panthers beschützt, und vor dem Rest der Welt geheim gehalten.
Nicht zu viel drüber nachdenken
Es mag schon reichlich unrealistisch erscheinen, dass in Zeiten von Google Earth und Spionagesatelliten eine technologische Großmacht wie Wakanda stets im Verborgenen bleiben konnte. Auch wenn sich die afrikanischen Stämme dort geschickt unter einem nicht näher spezifizierten Tarnsystem verbargen, so muss es doch zumindest vereinzelt Kontakt mit der Außenwelt gegeben haben. Diesem Pferdefuß trotzend zeichnet der Film ein prächtiges Bild von der Flora und Architektur dieser Hochkultur, und entführt ZuseherInnen tief in ihre Mysterien und Wunder. Die Ursache für den Wohlstand und Fortschritt der wakandischen Zivilisation ist das seltene außerirdische Metall Vibranium.
Ja, genau jenes Vibranium, aus dem Caps patriotischer Schild gefertigt wurde, und das Vibrationen und Schallwellen kompensieren kann. Doch dieses exotische Material weist noch weitere erstaunliche Eigenschaften auf: Es heilt Schusswunden binnen weniger Stunden, absorbiert nicht bloß Schall, sondern auch kinetische Energie, und verleiht als oral eingenommener pflanzlicher Rückstand übermenschliche Kräfte. Wenn das Thanos wüsste, würde er das Wundermaterial doch glatt den Infinity Steinen vorziehen.
Solche Reichtümer wecken natürlich Begehrlichkeiten. Der Bösewicht des Filmes, Eric Killmonger droht Wakanda der Welt auszuliefern, und den technologischen Vorsprung mit seinen schwarzen Brüdern und Schwestern in Amerika zu teilen, die in Elend und Unterdrückung leben müssen. Ich muss sagen, selten war die Motivation eines Marvel-Bösewichts so nachvollziehbar und greifbar, wie in diesem Film. Michael B. Jordan liefert eine grandiose Performance in der Rolle des Schurken, und spielt dabei locker und lässig den Rest der Besetzung gegen die Wand.
Fazit zu Black Panther
Black Panther ist ein mutiger Film, der mit forscher Bestimmtheit Dinge wie Rassenungleichheit, Überlegenheit aber auch Güte, Familie und Hilfsbereitschaft thematisiert. Zugleich ist Black Panther freilich auch ein Marvel-Film mit jeder Menge Action, Kampfszenen und übertriebenem CGI. Letzteres ist so übertrieben, dass stellenweise sogar Sam Raimis Spider-Man Trilogie vor Neid erblassen könnte. Der Cast von Black Panther ist sympathisch und schauspielerisch überzeugend. Abgesehen von einigen Längen und manchen 2000er-Jahre CGI-Effekten ist Black Panther ein gelungener MCU-Film, der sich gefällig ins Gesamtbild des MCU einzufügen vermag.
Wenn ihr noch eine weitere Black Panther-Kritik lesen wollt, werft doch einen Blick bei unseren Kollegen von Helden der Freizeit vorbei. Ihre Kritik findet ihr hier.